E-Book, Deutsch, 391 Seiten, eBook
Gebhardt Telekommunikatives Handeln im Alltag
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-531-91050-5
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Eine sozialphänomenologische Analyse interpersonaler Medienkommunikation
E-Book, Deutsch, 391 Seiten, eBook
Reihe: Medien • Kultur • Kommunikation
ISBN: 978-3-531-91050-5
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ziel der Arbeit ist es, die kommunikationswissenschaftliche Analyse der alltäglichen Aneignung und Nutzung von Medien der interpersonalen Telekommunikation auf eine neue grundlagentheoretische Basis zu stellen. Gegen die dominante Sicht technikdeterministischer Ansätze wird die zwischenmenschliche Genese und Einbettung medialer kommunikativer Handlungspraktiken auf die fundamentalen Ausgangsprobleme ihrer sozialen und damit intersubjektiven Verfasstheit rückbezogen. Aufbauend auf der Sozialphänomenologie von Alfred Schütz (und Thomas Luckmann) werden die basalen intersubjektiven Konstitutionsbedingungen interpersonaler Medienkommunikation herausgearbeitet und so ein besseres Verständnis der Sozialitätsbedingungen von Medien und medialer Kommunikationspraktiken ermöglicht. Die Arbeit konstituiert eine handlungstheoretisch begründete und alltagsweltlich fundierte Analyseperspektive, vor deren Hintergrund sich die auf diesem Feld vorliegenden Forschungsansätze einordnen, präzisieren und weiter entwickeln lassen.
Dr. Julian Gebhardt ist Sprecher der Fachgruppe Soziologie der Medienkommunikation der Deutschen Gesellschaft für Publizistik (DGPuK).
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;8
2;Abbildungsverzeichnis;9
3;1 Einleitung: Die Telematisierung kommunikativen Handelns;10
3.1;1.1 Entwicklungstendenzen der Medienkommunikation und der Wandel kommunikativen Handelns;16
3.2;1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit;26
4;2 Interpersonale Telekommunikation als Gegenstand der Kommunikations- und Medienwissenschaft;32
4.1;2.1 Medien- und technikzentrierte Forschungsansätze;37
4.2;2.2 Individuums- und nutzerbezogene Forschungsansätze;49
4.3;2.3 Kultur- und kontextorientierte Forschungsansätze;57
4.4;2.4 Resümee;66
5;3 Telekommunikatives Handeln im Alltag. Eine kommunikationswissenschaftliche Lesart der Schütz’schen Sozial- Phänomenologie;70
5.1;3.1 Grundlagen der sozial-phänomenologisch;70
5.2;3.2 Die Lebenswelt des Alltags als eine räumlich, zeitlich und sozial gegliederte Kulturwelt;101
5.3;3.3 Kommunikation und telekommunikatives Handeln in der alltäglichen Lebenswirklichkeit;134
5.4;3.4 Medien der interpersonalen Telekommunikation und die raumzeitliche Vermittlung kommunikativen Handelns;161
5.5;3.5 Zum alltäglichen Umgang mit Medien als vergesellschafteten Kommunikationswerkzeugen;183
6;4 Wege zu einer integrativen Theorie telekommunikativen Handelns in der alltäglichen Lebenswirklichkeit;216
7;Literatur;253
Einleitung: Die Telematisierung Kommunikativen Handelns.- Interpersonale Telekommunikation als Gegenstand der Kommunikations- und Medienwissenschaft.- Telekommunikatives Handeln im Alltag. Eine kommunikationswissenschaftliche Lesart der Schütz’schen Sozial-Phänomenologie.- Wege zu einer integrativen Theorie telekommunikativen Handelns in der alltäglichen Lebenswirklichkeit.
3 Telekommunikatives Handeln im Alltag. Eine kommunikationswissenschaftliche Lesart der Schütz’schen Sozial-Phänomenologie (S. 69-70)
Ziel dieses Kapitels ist es, das von Alfred Schütz bzw. das von Schütz und Luckmann herausgearbeitete sozial-phänomenologische Lebensweltkonzept sowie die darauf gründenden Überlegungen zur intersubjektiven Konstitution des (zwischen-)menschlichen Handelns und Erlebens in der Lebenswelt des Alltags zu erschließen und als theoretisches Fundament für eine Analyse der hier verfolgten kommunikationswissenschaftlichen Fragestellungen nutzbar zu machen.
Im Vordergrund steht dabei die Entwicklung einer handlungstheoretisch fundierten Analyseperspektive, mit deren Hilfe es möglich werden soll, die sich im Alltag der Menschen vollziehenden Prozesse der raum-zeitlichen Vermittlung kommunikativen Handelns sowie die darauf bezogenen Vorgänge der alltäglichen Aneignung und Nutzung von Medien der interpersonalen Telekommunikation aus einer akteursbezogenen und alltagsweltlich verankerten Handlungsperspektive zu betrachten und in ihrer sozialen und damit intersubjektiven Verfasstheit verständlich zu machen. Auf diese Weise soll ein grundlagentheoretischer Beitrag hin zu einem besseren Verständnis der Bedingungen, Strukturen und Verläufe unterschiedlicher Teilprozesse der Telematisierung kommunikativen Handelns geleistet werden.
3.1 Grundlagen der sozial-phänomenologisch orientierten Handlungstheorie von Alfred Schütz
Das Hauptanliegen der von Alfred Schütz begründeten sozial-phänomenologisch orientierten Handlungstheorie kann darin gesehen werden, den „sinnhaften Aufbau der sozialen Welt" in seinen formalen Strukturen, d. h. unabhängig von einem bestimmten Handlungsfeld, bestimmten Handlungs kontexten oder den partikularen Erfahrungen spezifischer Akteure (vgl. Knoblauch 1995: 11), so zu rekonstruieren, wie er durch das wechselseitige Handeln der Akteure hervorgebracht wird und sich in deren Bewusstsein konstituiert (Schütz 1974). Unmittelbar schließt Schütz damit an das von Max Weber (1984: 19f.) formulierte Programm der „verstehenden" Soziologie als eine Wissenschaft an, die das sinnhaft aufeinander bezogene Handeln der Menschen „deutend verstehen" und „ursächlich erklären" möchte.
In seiner Problemstellung und Analyse folgt Schütz aber nicht nur der von Weber vertretenen Vorstellung von der Sinnhaftigkeit des menschlichen Handelns, sondern teilt mit ihm auch dessen Standpunkt, dass sich alle Phänomene der sozialen Wirklichkeit – diese im Sinne einer von Menschen erschaffenen und mit spezifischen handlungsleitenden Bedeutungen versehenen Kulturwelt (soziale Beziehungen gehören hier ebenso dazu wie soziale Institutionen, kulturelle Gegenstände und Sprachsysteme usw.) – letztlich immer nur unter Rückbezug auf die sinnhaften Tätigkeiten einzelner Individuen verstehen und erklären lassen (Schütz 1971: 12):
„Alle kulturellen Gegenstände – Werkzeuge, Symbole, Sprachsysteme, Kunstwerke, soziale Institutionen etc. – weisen in Ursprung und Bedeutung auf die Tätigkeiten menschlicher Individuen zurück. Aus diesem Grund sind wir uns immer der uns in Traditionen und Bräuchen begegnenden Geschichtlichkeit der Kultur bewußt. Diese Geschichtlichkeit ist die Sedimentation menschlicher Tätigkeiten und erschließt sich einer Untersuchung erst in Bezug auf diese Tätigkeiten. Aus demselben Grund kann ich einen kulturellen Gegenstand nicht verstehen, ohne ihn auf die ihn hervorbringende menschliche Tätigkeit zu beziehen. Zum Beispiel verstehe ich ein Werkzeug nicht, ohne den Zweck seines Entwurfs zu kennen, ein Zeichen oder ein Symbol bleiben unverständlich, falls ich nicht weiß, was die es zu benutzende Person damit meint, eine Institution bleibt mir unverständlich, solange ich nicht weiß, was sie für die Individuen bedeutet, die in ihr und auf sie hin ihr Verhalten orientieren. Das so genannte Postulat der subjektiven Interpretation in den Sozialwissenschaften hat hier seinen Ursprung."