Gellert | Fabeln und Erzählungen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 270 Seiten

Gellert Fabeln und Erzählungen


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-1523-9
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 270 Seiten

ISBN: 978-3-8496-1523-9
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Christian Fürchtegott Gellert war ein deutscher Dichter und Moralphilosoph der Aufklärung und galt während seines Lebens neben Christian Felix Weiße als meistgelesener deutscher Schriftsteller. Dieser Band beinhaltet einen großen Querschnitt durch seine Fabeln und Novellen. Aus dem Inhalt: Die Nachtigall und die Lerche Der Zeisig Der Tanzbär Die Geschichte von dem Hute Der Greis Das Füllen Chloris Der Kranke Der Fuchs und die Elster Das Land der Hinkenden Inkle und Yariko Der Kuckuck Das Gespenst Der Selbstmord Die Betschwester Der Blinde und der Lahme Der Hund Der Prozeß Der Bettler Das Pferd und die Bremse Die Reise Das Testament Damötas und Phyllis Die Widersprecherin Das Heupferd, oder der Grashüpfer Semnon und das Orakel Das Kartenhaus Die zärtliche Frau Der zärtliche Mann ... u.v.m. ...

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Der glücklich gewordene Ehemann


Frontin liebt Hannchen bis zum Sterben;

Denn Hannchen war ein schönes Kind.

Allein je reizender die losen Mädchen sind,

Um desto weniger kann man ihr Herz erwerben.

Frontin erfuhr es wohl. Drei Jahre liebt' er sie;

Allein umsonst war alle Müh'.

Was that er endlich? Er verreiste

Und ging, (was kann wohl Ärgers sein?)

Ging, sag' ich, mit dem bösen Geiste

Ein Bündnis an dem Blocksberg ein;

Ein Bündnis, daß er ihm zwei Jahre dienen wollte,

Wofern er Hannchen noch zur Frau bekommen sollte.

Sie werden hurtig eins und schließen ihren Kauf;

Der böse Geist giebt ihm die Hand darauf.

Und ob er gleich die Welt sehr oft belogen

Und Doktor Fausten selbst betrogen:

So hielt er doch sein Wort genau.

Frontin ward Hannchens Mann, und sie ward seine Frau.

Doch eh' vier Wochen sich verlieren:

So fängt Frontin schon an, den Schwarzen zu zitieren.

»Ach!« spricht er, da der Geist erscheint,

»Ach! darf ich, lieber böse Feind,

Noch einer Bitte mich erkühnen?

Ich habe dir gelobt, für Hannchen, meine Frau,

Zwei Jahre, wie du weißt, zu dienen;

Und dies erfüll' ich auch genau.

Doch willst du mir mein Hannchen wieder nehmen:

So soll mein Dienst ein Jahr verlängert sein.«

Der Böse will sich nicht bequemen.

Drauf geht Frontin die Frist noch zweimal ein;

»Denn«, sprach er bei sich selbst, »so arg du immer bist:

So weiß ich doch, daß Hannchen ärger ist.«

Der gütige Besuch


Ein offner Kopf, ein muntrer Geist,

Kurz, einer von den feinen Leuten,

Die ihr Beruf zu Neuigkeiten

Nie denken, ewig reden heißt;

Die mit Gewalt es haben wollen,

Daß Kluge närrisch werden sollen;

Ein solcher Schwätzer trat herein,

Dem Dichter den Besuch zu geben.

»O!« rief er, »welch ein traurig Leben!

Wie? schlafen Sie denn nicht bei Ihren Büchern ein?

So sind Sie denn so ganz allein,

Und müssen gar vor Langerweile lesen?

Ich dacht' es wohl, drum kam ich so geschwind.«

»Ich bin«, sprach der Poet, »noch nie allein gewesen

Als seit der Zeit, da Sie zugegen sind.«

Der Arme und der Reiche


Aret, ein tugendhafter Mann,

Dem nichts als Geld und Güter fehlten,

Rief, als ihn einst die Schulden quälten,

Das Glück um seinen Beistand an.

Das Glück, das seine liebsten Gaben

Sonst immer für die Leute spart,

Die von den Gütern bessrer Art

Nicht gar zu viel bekommen haben,

Entschloß sich dennoch auf sein Flehn,

Dem wackern Manne beizustehn,

Und ließ ihn in verborgnen Gründen

Aus Geiz verscharrte Schätze finden.

Er sieht darauf in kurzer Zeit

Von seinen Schuldnern sich befreit.

Doch ist ihm wohl die Not benommen,

Da statt der Schuldner Schmeichler kommen?

So oft er trinkt, so oft er ißt,

Kömmt einer, der ihn durstig küßt,

Nach seinem Wohlsein ängstlich fraget

Und ihn mit Höflichkeit und List,

Mit Loben und Bewundern plaget

Und doch durch alles nichts, als daß ihn hungert, saget.

»O Glücke!« rief Aret, »soll eins von beiden sein,

Kann alle Klugheit nicht von Schmeichlern mich befrein:

So will ich mich von Schuldnern lieber hassen

Als mich von Schmeichlern lieben lassen.

Vor jenen kann man doch zuweilen sicher sein;

Doch diese Brut schleicht sich zu allen Zeiten ein.«

Damokles


Glaubt nicht, daß bei dem größten Glücke

Ein Wütrich jemals glücklich ist;

Er zittert in dem Augenblicke,

Da er der Hoheit Frucht genießt.

Bei aller Herrlichkeit stört ihn des Todes Schrecken

Und läßt ihn nichts als teures Elend schmecken.

Als den Tyrannen Dionys

Ein Schmeichler einstens glücklich pries

Und aus dem Glanz der äußerlichen Ehre,

Aus reichem Überfluß an Volk und Gold erwies,

Daß sein Tyrann unendlich glücklich wäre;

Als dies Damokles einst gethan,

Fing Dionys zu diesem Schmeichler an:

»So sehr mein Glück dich eingenommen,

So kennst du es doch unvollkommen;

Doch schmecktest du es selbst, wie würde dich's erfreun!

Willst du einmal an meiner Stelle sein?«

»Von Herzen gern!« fällt ihm Damokles ein.

Ein goldner Stuhl wird schnell für ihn herbeigebracht.

Er sitzt und sieht auf beiden Seiten

Der Hohen größte Herrlichkeiten,

Die Stolz und Wollust ausgedacht.

Von Purpur prangen alle Wände,

Gold schmückt die Tafel aus, im Golde perlt der Wein.

Ein Wink! so eilen zwanzig Hände,

Des hohen Winkes wert zu sein.

Ein Wort! so fliegt die Menge schöner Knaben

Und sucht den Ruhm, dies Wort vollstreckt zu haben.

Von Wollust süß berauscht, von Herrlichkeit entzückt,

Schätzt sich Damokles für beglückt.

»O Hoheit!« ruft er aus, »könnt' ich dich ewig schmecken!«

Doch ach! was nimmt er plötzlich wahr?

Ein scharfes Schwert an einem Pferdehaar,

Das an der Decke hängt, erfüllt sein Herz mit Schrecken;

Er sieht die drohende Gefahr

Nah' über seinem Haupte schweben.

Der Glückliche fängt an zu beben;

Er sieht nicht mehr auf seines Zimmers Pracht,

Nicht auf den Wein, der aus dem Golde lacht;

Er langt nicht mehr nach den schmackhaften Speisen,

Er hört nicht mehr der Sänger sanfte Weisen.

»Ach!« fängt er zitternd an zu schrein:

»Laß mich, o Dionys, nicht länger glücklich sein!«

Die beiden Hunde


Daß oft die allerbesten Gaben

Die wenigsten Bewundrer haben,

Und daß der größte Teil der Welt

Das Schlechte für das Gute hält:

Dies Übel sieht man alle Tage;

Allein wie wehrt man dieser Pest?

Ich zweifle, daß sich diese Plage

Aus unsrer Welt verdringen läßt.

Ein einzig Mittel ist auf Erden!

Allein es ist unendlich schwer:

Die Narren müßten weise werden,

Und seht! sie werden's nimmermehr.

Nie kennen sie den Wert der Dinge.

Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand;

Sie loben ewig das Geringe,

Weil sie das Gute nie gekannt.

Zween Hunde dienten einem Herrn;

Der eine von den beiden Tieren,

Joli, verstund die Kunst, sich lustig aufzuführen,

Und wer ihn sah, vertrug ihn gern.

Er holte die verlornen Dinge

Und spielte voller Ungestüm.

Man lobte seinen Scherz, belachte seine Sprünge:

Seht, hieß es, alles lebt an ihm!

Oft biß er mitten in dem Streicheln;

So falsch und boshaft war sein Herz!

Gleich fing er wieder an zu schmeicheln:

Dann hieß sein Biß ein feiner Scherz.

Er war verzagt und ungezogen;

Doch ob er...



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