George / Becker / Pohl | Studieren in Ruinen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 418 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm

Reihe: Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte.

George / Becker / Pohl Studieren in Ruinen

Die Studenten der Universität Bonn in der Nachkriegszeit (1945–1955)

E-Book, Deutsch, 418 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm

Reihe: Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte.

ISBN: 978-3-86234-111-5
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Nur ein Jahr nach ihrer Zerstörung im Bombenkrieg öffnet die Universität Bonn im Herbst 1945 wieder ihre Tore. Doch die Gebäude sind nur notdürftig hergerichtet, weite Teile der Dozentenschaft aus politischen Gründen untragbar, die Studenten hungern und leiden unter Wohnungsnot und Kohlenmangel. Und doch sind sie von Idealismus beseelt und bereit, den Neuanfang zu wagen. Sie kommen erstmals in den Genuss einer freien, unzensierten Wissenschaft, die schnell auch internationale Bindungen knüpft. Sie verfügen über lange ungekannte Möglichkeiten zur Selbstorganisation und zur freien Formulierung ihrer Wünsche und Ziele.
Die Studenten der Universität Bonn stehen repräsentativ für eine ganze Studentengeneration, die in den 60er Jahren zur politischen und gesellschaftlichen Führungsschicht der Bundesrepublik heranwächst.
Anfang der 50er Jahre beginnt sich der universitäre Alltag zu normalisieren. Gleichzeitig vollzieht sich ein Generationswechsel in der Studentenschaft, der sich in einer geänderten Haltung zu politischen und gesellschaftlichen Fragen widerspiegelt.
 
Ausgezeichnet mit dem Albert-Steeger-Preis des Landschaftsverbands Rheinland 2012.
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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;6
2;Danksagung;10
3;Einleitung;12
4;1. Die Grundlagen;26
4.1;1.1. Die Bonner Studentenschaft im ›Dritten Reich‹;26
4.2;1.2. Die britische Militärregierung und die Universitäten der britischen Zone;41
4.3;1.3. Universitärer Neubeginn in Bonn;47
4.4;1.4. Die University Education Control Officers (UECOs);56
4.5;1.5. Die Universität Bonn und ihre übergeordneten Behörden;63
5;2. Der lange Weg zum Studium;68
5.1;2.1. Der Numerus clausus;69
5.2;2.2. Die fachliche Auswahl der Studenten;81
5.3;2.3. Die politische Überprüfung der Studenten;91
5.3.1;2.3.1. Aktive Offiziere;97
5.3.2;2.3.2. Politisch Verfolgte;100
5.4;2.4. Die studentischen Bau- und Einsatztrupps;101
5.5;2.5. Zusammenfassung und Ergebnisse;107
6;3. Die Struktur der Studentenschaft;110
6.1;3.1. Die Zahl der Studenten;116
6.2;3.2. Das Frauenstudium;121
6.3;3.3. Das Alter der Studenten;131
6.4;3.4. Studienfächer und Studienverhalten;137
6.5;3.5. Die geographische Herkunft der Studenten;144
6.6;3.6. Die gesellschaftliche Herkunft der Studenten;152
6.7;3.7. Die Qualifikation der Studenten;155
6.8;3.8. Die Konfession der Studenten ;6
6.9;3.9. Die politische Vergangenheit der Studenten;162
6.10;3.10. Die militärische Vergangenheit der Studenten;166
6.11;3.11. Displaced Persons;171
6.12;3.12. Ausländische Studenten;186
6.13;3.13. Zusammenfassung und Ergebnisse;194
7;4. Die Studiensituation in der Nachkriegszeit;198
7.1;4.1. Die Lebensverhältnisse der Studenten;199
7.1.1;4.1.1. Die Wohnsituation;199
7.1.2;4.1.2. Die Lebensmittelversorgung;209
7.1.3;4.1.3. Der Gesundheitszustand der Studenten;219
7.1.4;4.1.4. Materielle Not und Studienfinanzierung;223
7.2;4.2. Hilfe für Studenten;229
7.2.1;4.2.1. Der Verein Studentenwohl;229
7.2.2;4.2.2. Studentische Selbsthilfe;235
7.2.3;4.2.3. Die GEFFRUB;239
7.2.4;4.2.4. Studienförderung;241
7.3;4.3. Universitäres Leben in der Nachkriegszeit;245
7.3.1;4.3.1. Die Situation der Lehre;245
7.3.2;4.3.2. Die Bemühungen um eine Studienreform;250
7.3.3;4.3.3. Studium Generale;254
7.4;4.4. Kontakte zum Ausland;256
7.4.1;4.4.1. Die Akademische Auslandsstelle und das AStA-Auslandsreferat;256
7.4.2;4.4.2. Ferienkurse;260
7.4.3;4.4.3. Studentenaustausch;264
7.5;4.5. Zusammenfassung: Die allmähliche Normalisierung;269
8;5. Organisation und Einstellung der Studentenschaft;274
8.1;5.1. Die studentische Selbstverwaltung;275
8.2;5.2. Die studentischen Vereinigungen;287
8.2.1;5.2.1. Die Studentengemeinden;289
8.2.2;5.2.1.1. Die katholische Studentengemeinde;290
8.2.3;5.2.1.2. Die evangelische Studentengemeinde;296
8.2.4;5.2.2. Politische Vereinigungen;305
8.2.5;5.2.3. Korporationen;312
8.2.6;5.2.4. Sonstige Vereinigungen;325
8.3;5.3. Studentische Zeitungen;330
8.4;5.4. Die politische Haltung der Studentenschaft;334
8.4.1;5.4.1. Das Fortleben nationalsozialistischen Gedankengutes . . ;337
8.4.2;5.4.2. Das Verhältnis zur britischen Besatzungsmacht;343
8.4.3;5.4.3. Die Haltung zu politischen Fragen;346
8.4.3.1;5.4.3.1. Die Frage nach der deutschen Einheit;346
8.4.3.2;5.4.3.2. Die Frage der Wiederbewaffnung;353
8.5;5.5. Studenten und Professoren;356
8.6;5.6. Zusammenfassung: Der Umbruch zu Beginn der 50er Jahre;359
9;Fazit;362
10;Anhang;368
10.1;1. Tabellen;368
10.2;2. Abbildungen;370
10.3;3. Abkürzungsverzeichnis;379
10.4;4. Verzeichnis der Diagramme;381
11;Quellen- und Literaturverzeichnis;382
11.1;1. Archivalien;382
11.1.1;1.1. Archive in Bonn;382
11.1.2;1.1.1. Archive innerhalb der Universität Bonn;382
11.1.3;1.1.2. Weitere Archive in Bonn;387
11.1.4;1.2. Archive außerhalb Bonns;388
11.1.5;1.2.1. Archive in Köln;388
11.1.6;1.2.2. Archive in Düsseldorf;388
11.1.7;1.2.3. Weitere Archive außerhalb Bonns;390
11.2;2. Periodika;391
11.3;3. Selbstzeugnisse;392
11.4;4. Veröffentlichte Quellen und Forschungsliteratur ;395


4. Die Studiensituation in der Nachkriegszeit (S. 197-198)


Die Notsituation der Nachkriegszeit traf Studenten besonders hart. Nur notdürftig untergebracht, mit nur einer Garnitur Kleidung und leerem Magen begannen sie ihr Studium an einer Universität, die selbst gezeichnet war von den Folgen des Krieges. »Wahrscheinlich war niemals eine Studentengeneration so sehr von Nahrungsmangel, Kleidermangel und Wohnraumnot betroffen wie diese.« Die vom Mangel bestimmten Studienbedingungen prägten die Studenten, forderten und förderten bestimmte Verhaltensweisen und ließen ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. Die Zeit des Mangels bildete den Erfahrungshorizont, der die erste Nachkriegsstudentengeneration deutlich von den nachfolgenden Studenten unterschied. Daher ist neben der Zusammensetzung der Studentenschaft die Studiensituation der Nachkriegszeit ein wichtiger Faktor für die Ausbildung eines Generationsbewusstseins der Nachkriegsstudenten. Wurden im vorangegangenen Kapitel die generationskonstituierenden Elemente der studentischen Biographien vor 1945 und die sich daraus ergebende Zusammensetzung der Studentenschaft analysiert, so wird der Blick nun auf die äußeren Einflüsse gelenkt, denen die Studenten nach Beginn bzw. Wiederaufnahme ihres Studiums in der Nachkriegszeit ausgesetzt waren.

Im Mittelpunkt stehen vor allem die von Not und Mangel geprägten Studienbedingungen der ersten Nachkriegssemester. Wohnungsnot, Hunger, Krankheit und Mangel an allen Gütern des täglichen Bedarfs charakterisierten die Studiensituation in unterschiedlicher Intensität und Rangfolge bis zum Beginn der 50er Jahre. Unabhängig voneinander und doch zeitlich parallel vollzogen sich in den Jahren um 1950 der Wandel der Lebensverhältnisse und der Generationswechsel in der Studentenschaft.

Im Folgenden wird zunächst die Studiensituation der ersten Nachkriegsjahre untersucht. Anschließend werden in einem weiteren Schritt die Maßnahmen beleuchtet, welche Studenten oder Universitätseinrichtungen ergriffen, um der Not zu begegnen. Die Nachkriegszeit ist oft als »Blütezeit der Improvisation« gekennzeichnet worden. Dies lässt sich auch im Hinblick auf die Studiensituation an den Universitäten der Nachkriegszeit bestätigen. Die akute Notlage in Fragen der Wohnung, Ernährung und des akademischen Alltags erforderte oft unorthodoxe Lösungen. In diesem Abschnitt stehen vor allem die verschiedenen universitären Hilfsinstitutionen, angeführt vom Verein Studentenwohl, im Vordergrund. Neben der sozialen Notlage der Studenten ist der akademische Alltag Thema dieses Kapitels.

In einem letzten Abschnitt wird der Frage nach der Situation der Lehre und der Diskussion um die Reform der Universität, die in den ersten Nachkriegsjahren intensiv geführt wurde, nachgegangen. Als besonderer Indikator des Wandels können die sich allmählichwieder ausbildenden Kontakte zumAusland gewertet werden, auf die der Blick abschließend gelenkt wird. Die Verbindung mit ausländischen Universitäten und Kommilitonen eröffnete den deutschen Studenten die Möglichkeit, ihren eigenen Horizont zu erweiten, eine fremde Sichtweise gerade im Hinblick auf den Nationalsozialismus kennen zu lernen und einen Beitrag zum Anschluss der deutschen Universitäten an die internationale akademische Welt zu leisten. Gerade die Beziehungen zum Ausland sind ein Gradmesser für die Normalisierung des Studienalltags an den Universitäten der Nachkriegszeit.


Schott, Heinz
Professor Dr. Heinz Schott ist Direktor des Medizinhistorischen Instituts an der Universität Bonn.

Scholtyseck, Joachim
Prof. Dr. Joachim Scholtyseck lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bonn.

George, Christian
Dr. Christian George, Jahrgang 1975, hat Rheinische Landeskunde in Bonn studiert und ist 2009 promoviert worden. Seit 2009 ist er Archivar am Landeshauptarchiv Koblenz.

Becker, Thomas
Dr. Thomas Becker ist Leiter des Archivs der Universität Bonn und Lehrbeauftragter am Institut für Geschichtswissenschaft, Abteilung für rheinische Landesgeschichte.

Schmoeckel, Mathias
Prof. Dr. Mathias Schmoeckel lehrt seit 1999 Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte an der Universität Bonn.

Dr. Christian George, Jahrgang 1975, hat Rheinische Landeskunde in Bonn studiert und ist 2009 promoviert worden. Seit 2009 ist er Archivar am Landeshauptarchiv Koblenz.


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