E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Gerlach Kanufahren
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-667-11530-0
Verlag: Delius Klasing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Perfekt paddeln mit Kajak und Kanadier
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
ISBN: 978-3-667-11530-0
Verlag: Delius Klasing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ab ins Kanu, rauf aufs Wasser Als Freizeitsport ist Kanufahren leicht zu erlernen und so vielfältig, dass jeder die für ihn passende Art zu paddeln findet: alleine, zu zweit oder in der Gruppe, als sportlicher Ausgleich zum Job oder als entspannter Wochenendausflug. Ist die Begeisterung für den Sport erst einmal geweckt, bekommen Kanuten schnell Lust auf mehr: Kanuwandern, Abenteuer-Urlaub oder Expeditionsreise und Wettkämpfe locken dann aufs Wasser. Langweilig wird es dabei nicht. Mit Kajak oder Kanadier können Sie ruhige Binnengewässer, idyllische Flusslandschaften, rauschende Wildbäche und Meeresküsten entdecken und dabei die Natur genießen. Kanufahren für Einsteiger und Fortgeschrittene Der ehemalige Olympiateilnehmer Jürgen Gerlach sorgt mit seinem Buch Kanufahren. Perfekt paddeln mit Kajak und Kanadier für Orientierung und vermittelt das nötige Wissen: • Fahrtechnik und Einsteigerinfos zu Kanu, Kajak und Kanadier • Bootstypen und Bootstransport, Doppel- und Stechpaddel • Ausrüstung, Zubehör, Bekleidung • Knoten und Reparaturen • Kanuwandern und Wettkampf Dieses Lehrbuch richtet sich in erster Linie an Anfänger. Sie erhalten alle wichtigen Informationen, damit Ihnen der Einstieg in den Kanusport problemlos gelingt. Fortgeschrittene bekommen wichtige Anregungen und Tipps, um noch tiefer in die Materie einsteigen zu können. Mit Fotos werden Fahrtechniken und Manöver Schritt für Schritt erklärt. Wo ein Foto nicht ausreicht, helfen einfache, aber aussagekräftige Illustrationen weiter. Damit wissen Sie alles, was Sie brauchen, um loszupaddeln. Kanufahren ist der ideale Freizeitsport: Rauf aufs Wasser, das Paddel fest in der Hand – aktive Erholung pur!
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GRUNDLAGEN FÜR EINSTEIGER
Bevor es jetzt an die fahrtechnischen Grundlagen für Wanderer im Kanu geht, möchte ich schnell noch ein paar Bemerkungen loswerden, die mir unter den Nägeln brennen. Lehrbücher, also auch dieses Buch, können letztlich nur eine bescheidene Hilfe, ein wenig Animation und fachliche Unterstützung im Lernprozess sein. Das ist wenig und viel zugleich – je nachdem, aus welchem Blickwinkel Sie ein solches Werk betrachten. Viel wichtiger (ausgenommen Sie sind waschechter Autodidakt) sind jedoch die fachlich und menschlich kompetenten Übungsleiter, Trainer und Kanulehrer. Diese hauchen einem Buch mit ihrer Umsetzung auf dem Wasser und im Kanu erst das Leben ein. Selbstverständlich können Sie als Kanu-Einsteiger früher oder später durch Ausprobieren, Abgucken sowie Versuch und Irrtum dorthin gelangen, wo Sie hin möchten. Das gilt allerdings lediglich für den See oder ein ganz langsam fließendes Gewässer. Schon Gegen- oder Seitenwind kann manche Fahrtroute verblasen: »Vom Winde verweht …« Daher empfehle ich Ihnen: Auch wenn Sie weder extremes Wildwasser noch Marathonrennen fahren wollen, weder exotische Expeditionen noch intensiven Leistungssport betreiben wollen, versuchen Sie, die Grundlagen und darauf aufbauend die feinen Nuancen des Kanusports zu verstehen und zu erlernen. Nur so sind Sie später in der Lage, diesen wunderbaren Sport richtig auszuüben und letzten Endes auch zu genießen. Sie werden vielleicht entgegnen: »Ich will doch lediglich ein wenig Binsenbummeln, warum muss ich denn das alles lernen?« Dazu zwingen kann ich Sie natürlich nicht, will ich auch nicht. Aber etwas gut zu können macht Spaß. Und Sie wollen doch an diesem Sport, in den Sie schon jetzt viel Zeit und Geld investiert haben, reichlich Freude haben. Es muss ja nicht gleich alles so perfekt sein, dass es lehrbuchmäßig aussieht. Nach dem Motto »Der (Lern-) Weg ist das Ziel« werden Sie sich vielleicht sogar mit wachsendem Vergnügen die verschiedenen Paddelschlagtechniken und die damit verbundene Bootsbeherrschung aneignen. Irgendwann wird dann wie von selbst der Funke der Kanu-Faszination überspringen. Gekonntes Kanufahren ist außerdem sicherer und auch naturverträglicher. Sie werden künstlichen und natürlichen Hindernissen wie Motorschiffen und querliegenden Bäumen gezielter ausweichen, leichte Wildwasser kontrollierter befahren und Gekenterten besser helfen können. Sie werden nicht mehr hilflos irgendwohin treiben und stattdessen genau dort ausbooten, wo es der Ufervegetation nicht schadet. Fazit: Sie erfahren sich gekonnt neue Ufer und neue Welten. Und dies mit Sicherheit und Vergnügen. TECHNIK DES KANUFAHRENS
Bevor es an die Paddelschlagtechniken in Kajak und Kanadier geht, möchte ich Ihnen einige grundsätzliche Einsichten in elementare Funktionen und Verhaltensweisen im Kanu mit auf den (Wasser-)Weg geben. Damit meine ich beispielsweise die Körperspannung im Boot, die Art und Weise, wie Sie die äußeren Kräfte, die auf Ihr Kanu einwirken, ausgleichen, wie Sie Ihre Kraft über das Paddel im Wasser umsetzen und so das Boot antreiben und steuern. Aus meinen gesammelten Erfahrungen als Kanuwanderer, Leistungssportler und Trainer heraus kann ich Ihnen versichern, dass es oft genug an sehr grundsätzlichen Fehlern liegt, wenn Sie relativ schnell an Ihre technischen Grenzen stoßen. Wer Bohnen sät, wird keine Rosen pflücken. ZENTRIEREN Oberkörper gerade und aufrecht, leicht nach vorne gebeugt Falls Sie einmal bei leistungssportlichen Wettbewerben im Kanu-Rennsport zugeschaut haben, wird Ihnen aufgefallen sein, wie gerade die Sportler in ihren Booten sitzen, bemüht um eine zentrierte und somit optimale Ausgangsposition. Sie fahren kraftvoll und trotzdem entspannt. Die aufrechte Haltung, verbunden mit leichter Vorbeuge, ist die Grundlage für effektives und ermüdungsfreies Paddeln. Sie ist wirbelsäulenfreundlich und vermeidet unphysiologische Belastungen im Bewegungsablauf. Selbst im Stehen kann die Bootslage aus der Hüfte kontrolliert werden. STABILISIEREN Lage aus der Hüfte kontrollieren Wegen der Konstruktionsmerkmale eines Kanus und der einwirkenden Kräfte (Wind, Wellen, Kehrwasser) ist die Lage eines Bootes meist bewegt bis kippelig. Sie werden daher stets darauf achten, die Lagestabilität zu erhalten. Dabei werden Sie sich »locker aus der Hüfte« bewegen, ein ganz wesentliches Merkmal guter Bewegungsqualität im Kanu. Sie können sofort ausprobieren, wie das gemeint ist. Setzen Sie sich auf den Boden, Arme rechtwinklig zur Seite in die Luft, Knie angewinkelt. Wenn Sie sich jetzt steif machen und zur Seite lehnen, wird dies ab einem gewissen Zeitpunkt dazu führen, dass Sie umkippen. Anders ist es, wenn Sie die Beweglichkeit Ihrer Lendenwirbelsäule nutzen. In diesem Fall kippt zwar das Becken auf einer Seite nach oben, trotzdem bleibt aber Ihr Kopf über dem Körperschwerpunkt und Sie fallen nicht um. Dies ist im Kanu manchmal die einzige Möglichkeit, einem Vollbad aus dem Weg zu gehen. Das Geheimnis besteht darin, den Körperschwerpunkt innerhalb des Kanus zu halten, indem Sie in der Hüfte einknicken. Bei der Anwendung des »Hüftknicks« formt der Körper von vorne oder hinten gesehen ein J. Vorteil für Sie: Wenn Sie es richtig machen, benötigen Sie das Paddel kaum zum Steuern. Sie steuern aus der Hüfte. Sie können das Paddel weiter zum Vortrieb oder zum Drehen des Bootes einsetzen. ROTIEREN Rumpf folgt dem Paddel Armpaddeln ist suboptimal, Rumpfpaddeln ist super. Wie bitte? Die Muskulatur des Oberkörpers ist um ein Vielfaches kräftiger als die der Arme, und das sollten Sie zu Ihrem Vorteil ausnutzen. Sie folgen damit lediglich dem Beispiel von Weltmeistern und Olympiasiegern, befinden sich also in guter Gesellschaft. Rotieren: Der Rumpf folgt dem Paddel. Nutzen Sie die Arme zur Übertragung der Kraft, die aus dem Rumpf kommt. Sie verfügen dann nicht nur über mehr Kraft, sondern auch über eine verbesserte Ausdauer. Beim Beachten dieser Grundlage werden Sie die Arme beim Grundschlag vorwärts im Kajak und Kanadier weit nach vorne strecken und dann mit dem Rumpf aus der Hüfte heraus rotieren, nachdem Sie das Paddel eingesetzt haben. Am Anfang mag das etwas übertrieben und hölzern aussehen. Es funktioniert allerdings hervorragend, wenn Sie die Körperrotation aus einer »lockeren« Hüfte heraus einleiten. DIRIGIEREN Richtung steuern Als Kapitän sind Sie auch Dirigent Ihres Bootes: Sie bestimmen, wohin die Reise gehen soll. Sie geben die Richtung vor, werden aber bald feststellen, dass nicht immer alles so läuft wie gedacht. Und es ist tatsächlich, um im Bild zu bleiben, wie mit einem großen Orchester. Es bleibt schwierig, alle Solisten mit ihren Instrumenten harmonisch aufeinander abzustimmen. Boote und Orchester entwickeln gerne ein gewisses Eigenleben. Wenn Sie auf dem Wasser unterwegs sind, spielen viele Solisten mit. Das Boot weist gegenüber dem Wasser eine relative Geschwindigkeit auf. Bei jedem Paddelschlag wird das Boot beschleunigt und/oder in eine neue Richtung bewegt. Auch Wind und Strömung beeinflussen die Fahrtrichtung. Bei allen Aktionen sind Einsteiger mehr oder weniger gezwungen, ständig kleinere oder größere Korrekturen an Ihrem Kurs vorzunehmen. Das wird ganz offensichtlich bei Novizen, die sich, erstmals im Boot, mit jedem Schlag verzweifelt um die eigene Achse drehen (es sei denn, sie besitzen ein Boot mit Steueranlage). Ich kann Sie beruhigen: Das ist völlig normal und ist mir ebenso passiert wie Ihnen und Tausenden von Einsteigern vor Ihnen. Es resultiert aus dem komplexen Zusammenspiel verschiedenster Faktoren. Der Abstand des Paddels zum Körper, die eingesetzte Kraft, die Lage des Bootes im Wasser, die Stellung des Paddels im Wasser, die relative Geschwindigkeit des Bootes und viele Faktoren mehr wirken auf die Fahrtrichtung ein. Als Kapitän sind Sie der Dirigent Ihres Kanus. Wollen Sie beispielsweise bei hoher Geschwindigkeit eine Richtungsänderung durch einen Bogenschlag vorwärts erreichen, dann ist zunächst der Wasserwiderstand so groß, dass nur eine geringe Richtungsänderung bewirkt wird. Das wird durch eine gewisse Systemträgheit unterstützt, die der neuen Richtung einen Widerstand entgegensetzt. Wenn aber das Boot dann erst einmal richtig dreht, ist es kaum noch zu bremsen, weil die Systemträgheit jetzt dazu führt, dass das Boot immer weiter dreht … Daraus können Sie ableiten, dass es sich anfangs nicht lohnt, schnell und mit viel Kraft zu paddeln. Fahren Sie gemächlich und seien Sie sensibel für das »Eigenleben« Ihres Kanus. Setzen Sie die Schläge ganz gemächlich. So werden Sie sich schnell an den neuen Partner gewöhnen und ihn verstehen. Die vielen Solisten werden sich dann bald gerne dem Dirigenten unterordnen. FIXIEREN Paddeln mit richtigem Krafteinsatz Zugegeben: Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Kanufahrer sein Paddel durch das Wasser ziehen. Erst beim näheren Hinsehen werden Sie feststellen, dass das Paddel im Wasser mehr oder...