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Gerrold Inmitten der Unendlichkeit

Ein Starwolf-Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-21356-5
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Starwolf-Roman

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ISBN: 978-3-641-21356-5
Verlag: Heyne
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Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die letzte Reise der Jona
Sie hätten als Helden von ihrer Mission zurückkommen müssen, doch der hart errungene Sieg gegen die Morthans wird der Mannschaft der 'Jona' aberkannt. Sie müssen ihr Schiff aufgeben, und selbst ihre Namen werden aus den Akten gestrichen - aus politischen Gründen. Doch Captain Jon Korie gibt nicht auf. Zusammen mit seiner Mannschaft kapert er die 'Jona' und bricht zu einer letzten Reise auf, die endgültig beweisen soll, dass seine Vorgesetzten im Unrecht sind - oder die ihnen allen den Tod bringt. Korie weiß, dass sein Schiff von einem Morthan sabotiert wurde. An Bord der 'Jona' ist eine Bombe. Auf einem Kurs, der ihn direkt in feindliches Gebiet führt, muss Korie den Wettlauf mit der Zeit unbedingt gewinnen, wenn er sich, sein Schiff und die Besatzung retten will ...

David Gerrold wurde am 24. Januar 1944 als Jerrold David Friedmann in Chicago geboren. Er studierte Theaterwissenschaften in Los Angeles und schloss 1967 mit einem B.A. ab. Am 8. September 1966 sah er die erste Folge der TV-Serie Star Trek im Fernsehen und war so begeistert, dass er Produzent Gene L. Coon einen Entwurf für eine Doppelfolge schickte, die dieser allerdings ablehnte. Coon erkannte jedoch Gerrolds Talent und bat ihn um weitere Ideen. Eine davon war 'Kennen Sie Tribbles?', die für den Hugo Award nominiert wurde und heute eine der beliebtesten Star-Trek-Episoden ist. Nachdem er einige Kurzgeschichten in Magazinen veröffentlicht hatte, schrieb Gerrold zusammen mit Larry Niven seinen ersten Roman, die SF-Humoreske 'Die fliegenden Zauberer'. Anfang der Siebzigerjahre folgten die hochgelobten Romane 'Ich bin Harlie' und 'Zeitmaschinen gehen anders', die heute zu den Klassikern des Genres gehören. In den Achtzigern begann Gerrold mit seinem Chtorr-Zyklus, an dem er bis heute arbeitet. Daneben schreibt er weiter Drehbücher, unter anderem zu der für den Nebula-Award nominierten Star-Trek-Fan-Serie 'New Voyages'.
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Gatineau


Der Grünschnabel war gerade eben erst auf Stardock angekommen, so dass sein Mund noch immer vor Staunen offenstand.

Er marschierte zaghaften Schrittes durch die endlosen Korridore der Station, einen Ausdruck permanenter Verwunderung im Gesicht. Über den Rücken hatte er einen schlaffen schwarzen Seesack geschlungen, in dem er seine wenigen persönlichen Habseligkeiten aufbewahrte. In der einen Hand hielt er eine gelbe Transferkarte und einen himmelblauen Sicherheitsausweis, in der anderen eine halb entfaltete Karte der Station.

Er hatte sich ganz offensichtlich verirrt. An jeder Wand überprüfte er jede einzelne Nummer anhand seiner Karte, die ein übriges tat, den Prozess des Auseinanderfaltens zu beschleunigen: In unregelmäßigen Abständen machten sich große Teile von ihr selbstständig. Schließlich blieb der Grünschnabel frustriert stehen und kniete sich nieder, um die Karte auf dem Fußboden wieder zusammenzufalten.

»Das ist aber nicht gerade ein geeigneter Ort, mein Junge …«

»Ich weiß, aber das verdammte Mistding will partout nicht …« Er blickte auf, erkannte, wen er vor sich hatte, und verstummte sofort. Er rappelte sich auf die Füße, während er automatisch Habachtstellung einnahm, und beinahe hätte er sich beim Versuch zu salutieren mit seiner Transferkarte das Auge ausgeschlagen.

Der Seesack schaukelte wild auf seiner Schulter und knallte unangenehm gegen seinen Hintern.

Der Offizier war ein streng aussehender Mann, mager, mit grauen Augen und sandfarbenem Haar. In seinem Gesichtsausdruck stand eine Härte, die dem Grünschnabel Angst einflößte. Aber die Härte in den grauen Augen war in eine unbestimmte Ferne gerichtet, nicht auf den Grünschnabel. Beinahe, als existierte der viel jüngere Mann gar nicht für den Offizier, oder wenn, dann höchstens wie ein Werkzeug, das man benutzte … wenn es gut genug war. Das Namensschild des Offiziers wies ihn als Korie aus. Die diamantförmigen Abzeichen an seinem Kragen verrieten dem Grünschnabel – er runzelte angestrengt die Stirn, während er überlegte –, dass der andere Fregattenkapitän war.

»Wie Sie meinen«, sagte der Offizier und erwiderte den militärischen Gruß mit oberflächlichem Nicken. Er streckte die Hand aus und nahm dem Grünschnabel die Transferkarte und den Sicherheitsausweis aus den Händen. »Decksmann Dritter Klasse Robert Gatineau, Ingenieursanwärter«, las er und reagierte mit einem leise gackernden Geräusch. »Regel Nummer eins«, sagte er, während er dem Grünschnabel die Papiere zurückgab, »Tragen Sie immer Ihr Namensschild.«

»Jawohl, Sir.« Gatineau kramte in seinen Taschen nach dem Namensschild, das man ihm erst wenige Augenblicke zuvor ausgehändigt hatte. Während er sich abmühte, es anzuheften, fragte er: »Noch etwas, Sir?«

»Stehen Sie nicht im Weg rum. Ziehen Sie keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich.« Und wie als nachträglichen Einfall fügte er hinzu: »Und erledigen Sie Ihre Arbeit immer so, als hinge Ihr Leben davon ab. Das tut es nämlich.«

»Ja, Sir. Danke, Sir.«

Der große Mann nickte und wollte weitergehen.

»Äh, Sir …?«

»Ja?«

»Könnten Sie mir sagen, wie ich zur Wartungsbucht Nummer T-119 komme? Zur Sternenwolf?«, stammelte Gatineau.

»Das Schiff kenne ich«, sagte der große Mann unverbindlich.

»Ist es ein gutes Schiff? Ich habe solche Geschichten gehört …«

»Das Schiff hat sich seinen Namen redlich verdient.« Korie drehte sich um und zeigte den Korridor entlang. »Da lang bis zum Ende, dann links, die Treppen hinauf, über den Rollsteig um das gesamte T-Modul. Von dort zählen Sie einfach die Nummern entlang des Korridors, es ist die neunzehnte Bucht. Aber die Sternenwolf werden Sie dort nicht finden, sondern nur ihre Beiboote. Das Schiff wartet draußen am Dekontaminationspunkt Eins.« Der Offizier warf einen raschen Blick auf seine Uhr. »Wenn Sie sich beeilen, dann kriegen Sie noch den nächsten Transfer. Wenn Sie die Fähre verpassen, dann geht in neunzig Minuten eine andere. Pinkeln Sie, bevor Sie an Bord gehen. Es ist eine lange Tour.

Wenn Sie angekommen sind, melden Sie sich bei Oberleutnant Tor. Sie hat zur Zeit das Kommando. Anschließend verstauen Sie Ihren Krempel und melden sich zur Arbeit. Sie gehören zur Mannschaft des Leitenden Ingenieurs Leen. Ich bin sicher, er kann Ihre Hilfe gut gebrauchen. Es gibt eine Menge zu tun.«

»Jawohl, Sir. Danke, Sir!« Gatineau salutierte erneut enthusiastisch.

Der Offizier erwiderte den Gruß mit kaum verborgenem Ärger. »Oh, und noch etwas. Übertreiben Sie es nicht mit Ihrer Salutiererei. Das ist nur etwas für Grundratten. Im Raum brauchen Sie eine Hand am Geländer.«

»Jawohl, Sir. Danke, Sir!«

Der große Mann nickte und stapfte durch die Passage davon. Gatineau starrte ihm mit einem Ausdruck ungetrübter Freude hinterher. Die Diamanten auf der Uniform des Offiziers blitzten in Silber, dazwischen Bänder aus leuchtenden Farben – das bedeutete, dass er die Zulassung für den interstellaren Raumflug besaß. Überlichtgeschwindigkeit! Er wäre ihm am liebsten hinterhergelaufen … Unvermittelt erinnerte sich der Decksmann Dritter Klasse Robert Gatineau, ohne Spezialgebiet, an die Worte, die der Offizier über die Fähre gesagt hatte, und er beeilte sich, seine Siebensachen aufzusammeln. Er schulterte seinen Seesack, stopfte die aufsässige Karte in seine Hemdentasche und eilte schnell den Gang hinunter.

»Bis zum Ende …«, wiederholte er die Worte, während er rannte. »Dann gehen Sie nach links, die Treppen hoch, nehmen den Rollsteig …«

Der Rollsteig umkreiste Stardock vollständig. Gatineau rannte den ganzen Weg über das Band. An der Verwaltung vorbei, durch die Versorgungsbereiche, bis er schließlich bei den Docks angekommen war. Sorgfältig studierte er jedes auftauchende Hinweisschild, als hielte es eine geheime Nachricht nur für ihn bereit, und hakte jedes Dock ab, an dem das Band ihn vorbeiführte. Schließlich erblickte er das Schild, nach dem er Ausschau gehalten hatte; ungeduldig sprang er am Eingang zum T-Modul vom Band und wäre bei der Landung beinahe hingefallen. Er fluchte wütend und ärgerlich vor sich hin, während er die breite Passage halb hinunter ging, halb rannte. Unter seinen Füßen wich der Teppich industriellen Bodenblechen, und seine Schritte begannen, hallende Echos zu werfen. Die Passage wurde durch luftdichte Türen unterbrochen. Jede einzelne Sektion war durch dreifache Schleusen gesichert, die bei seiner Ankunft automatisch zur Seite glitten und sich hinter ihm mit sanftem Zischen sofort wieder schlossen. Als Gatineau endlich den neunzehnten Liegeplatz erreicht hatte, war er bereits durch zweiundsiebzig verschiedene Schleusen gekommen. Er war beinahe den ganzen Weg gerannt und hatte sämtliche Nummern bis zum vorletzten Liegeplatz mitgezählt. T-119.

Der Liegeplatz selbst war nicht mehr als eine leere Wartungsbucht. Eine ausgedehnte, kalte Grotte, der selbst die allergeringsten Annehmlichkeiten fehlten. Sie besaß keinerlei Ähnlichkeit mit den Liegeplätzen von Handelsschiffen, wie Gatineau es erwartet hatte, mit ihren zahlreichen Bildschirm-Displays und Sesseln, den unterschiedlichsten Serviceständen und dem üblichen Komfort. Der Unterschied schockierte Gatineau auf der einen Seite, auf der anderen war er angenehm überrascht. Es war ein Beweis für ihn, dass er endlich angekommen war, endlich auf einem echten Sternendock Dienst leistete.

Das vordere Ende des Liegeplatzes wurde von einer weiten, elliptischen Schleuse eingenommen. Sie stand offen. Zögernd trat Gatineau näher.

»Hallo?«, rief er in den Verbindungsschlauch zur Fähre. »Ahoi? Ist da jemand?« Keine Antwort.

»Ist das die Fähre von der Sternenwolf?« Gatineau machte ein paar zögernde Schritte in den Schlauch hinein. »Ist jemand an Bord?«

Am anderen Ende des Schlauchs gab es eine weitere Schleuse, die allerdings geschlossen war. Das Kontrollpaneel zeigte grünes Licht, also war die Atmosphäre auf der anderen Seite zum Atmen geeignet, und der Luftdruck stimmte. Gatineau atmete tief durch und legte seine Hand auf die dafür vorgesehene Fläche des Paneels. Zu seiner Verwirrung fuhren mehrere Schleusentore gleichzeitig zurück. Er machte einen Schritt in eine winzige Luftschleuse, und die Luken fuhren hinter ihm wieder zu und verwandelten die Kammer in ein klaustrophobisches Abteil. Er war nervöser als je zuvor, aber seine Nerven waren zu angespannt, als dass er einfach hätte verharren können. Also öffnete Gatineau die nächste Schleusenluke – und starrte verblüfft in die Heckkabine des Tenders Nummer drei der Sternenwolf.

Der Tender war zur Hälfte mit Versorgungsmodulen aller Größen und Formen vollgepfropft. Gatineau schob sich seitwärts in die Kabine, und die Luke knallte hinter ihm zu. »Ahoi?«, rief er leise. »Decksmann Dritter Klasse Robert Gatineau, Ingenieursanwärter ohne Spezialgebiet, meldet sich zum Dienst!«

Noch immer keine Antwort. Gatineau machte ein paar Schritte zur nächsten Schleuse und betrat die Hauptkabine der Fähre. »Hallo? Ist da jemand?«

Niemand. Die hintere Hälfte dieser Kabine war mit verschiedenen Lebenserhaltungs- und Versorgungsmodulen gefüllt. Alle waren etikettiert. Er erkannte die Kodes für Raumanzüge und EVA-Ausrüstung sowie medizinische Notfallausrüstung.

Die vordere Hälfte bestand aus grauen, unpersönlichen Sitzreihen. Industriestandard eben. Gatineau hatte schon Busse mit mehr Atmosphäre gesehen.

Schulterzuckend hing er seinen Seesack an einen Haken in der Wand über einem der Sitze und kletterte weiter nach vorn. Dann klopfte er...


Gerrold, David
David Gerrold wurde am 24. Januar 1944 als Jerrold David Friedmann in Chicago geboren. Er studierte Theaterwissenschaften in Los Angeles und schloss 1967 mit einem B.A. ab. Am 8. September 1966 sah er die erste Folge der TV-Serie Star Trek im Fernsehen und war so begeistert, dass er Produzent Gene L. Coon einen Entwurf für eine Doppelfolge schickte, die dieser allerdings ablehnte. Coon erkannte jedoch Gerrolds Talent und bat ihn um weitere Ideen. Eine davon war „Kennen Sie Tribbles?“, die für den Hugo Award nominiert wurde und heute eine der beliebtesten Star-Trek-Episoden ist. Nachdem er einige Kurzgeschichten in Magazinen veröffentlicht hatte, schrieb Gerrold zusammen mit Larry Niven seinen ersten Roman, die SF-Humoreske „Die fliegenden Zauberer“. Anfang der Siebzigerjahre folgten die hochgelobten Romane „Ich bin Harlie“ und „Zeitmaschinen gehen anders“, die heute zu den Klassikern des Genres gehören. In den Achtzigern begann Gerrold mit seinem Chtorr-Zyklus, an dem er bis heute arbeitet. Daneben schreibt er weiter Drehbücher, unter anderem zu der für den Nebula-Award nominierten Star-Trek-Fan-Serie „New Voyages“.



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