Ghisla / Boldrini / Gremion | Didaktik und Situationen (E-Book) | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

Ghisla / Boldrini / Gremion Didaktik und Situationen (E-Book)

Ansätze und Erfahrungen für die Berufsbildung

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

ISBN: 978-3-0355-2018-7
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen.

50 Jahre Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung EHB:

Eine lange Zeit, in der die Didaktik der Berufsbildung in der Schweiz gereift ist – und Anlass für einen Jubiläumsband. Erstmals werden die aus den Erfahrungen hervorgegangenen Ansätze und Modelle versammelt, in theoretischer Hinsicht begründet und aus der Perspektive verschiedener Lernkontexte
diskutiert. Dabei werden die pädagogisch-didaktischen Traditionen aller Landesteile und Sprachregionen der Schweiz gewürdigt.
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Einführung
Gianni Ghisla, Elena Boldrini, Christophe Gremion, Fabio Merlini & Emanuel Wüthrich Zum Selbstverständnis der Berufsbildungsdidaktik
1 Grundgedanken
Die Didaktik der Berufsbildung – in der Schweiz wie auf internationaler Ebene – zeichnet sich durch eine besondere Mannigfaltigkeit aus, ob man sie aus der Perspektive der Unterrichtspraxis oder der wissenschaftlichen Auseinandersetzung betrachtet. Die Gründe dafür sind vielfältig und haben mit strukturell-systemischen Faktoren genauso zu tun, wie mit den sich schnell verändernden Anforderungen der Gesellschaft, mit den innovativen Bestrebungen der berufspädagogischen Diskussion der letzten Jahre und, spezifisch für die Schweiz, mit der Diversität der regionalen und institutionellen Bedingungen. Die moderne Berufsbildung in Europa entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert in zwei Hauptrichtungen: Im deutschsprachigen Raum und teilweise in den nördlichen Ländern vertraute man auf die Aufgabenteilung zwischen schulischer und betrieblicher Ausbildung, während sich in Ländern wie Frankreich oder Italien, die das Zunftwesen radikaler abgeschafft haben, institutionalisierte Ausbildungsformen etablierten, insbesondere an Technikschulen. Innerhalb dieser zwei Hauptsysteme entfalteten sich jedoch verschiedene, landesspezifische Traditionen, so auch in der Schweiz, wo man noch in den 1970er-Jahren mit der Einführung der sogenannten «überbetrieblichen Kurse» das duale zu einem trialen System erweiterte. Mit der Gründung der Europäischen Union wurden jedoch dem freien Lauf beruflicher Bildungsvielfalt zunehmend Grenzen gesetzt. So versuchte man in den letzten Jahrzehnten z.B. mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR), zumindest gemeinsame Rahmenbedingungen zu schaffen, um damit die Mobilität und Durchlässigkeit auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu verbessern. Die Heterogenität der Systeme geht einher mit der zunehmenden Varietät beruflicher Tätigkeiten und ihrer spezifischen Anforderungen. Parallel dazu, aber auch als unmittelbarer Ausdruck davon, haben sich die gesellschaftlichen Ansprüche rasant ausgeweitet: Die abnehmende Halbwertszeit des tradierten Wissens stellt auch die Berufsbildung vor grosse Herausforderungen, ebenso die zunehmende Mobilität und das damit verbundene Bedürfnis nach lebenslangem Lernen. Darüber hinaus haben die alles erfassende Digitalisierung und der dringende Ruf nach ökologisch verantwortungsvollen Lebensformen zusätzliche Spannungen erzeugt, was, neben der Bewältigung der vielen sozialen Probleme, die Vorbereitung der jungen Generationen auf eine Zukunft anmahnt, die neue Horizonte eröffnet und sozusagen neu zu erfinden ist. Zur Vielfalt der schweizerischen Berufsbildungslandschaft tragen, wie angedeutet, die föderalistische Struktur der Institutionen und der Verwaltung sowie die Multikulturalität bei. Im Gegensatz zu allen anderen Bildungsbereichen wird die Berufsbildung unter der Federführung des Staatssekretariats für Bildung Forschung und Innovation (SBFI) vom Bund gesteuert. Da dies im Rahmen einer Partnerschaft mit den Kantonen und der Arbeitswelt erfolgt, verfügen die wichtigsten Player über bedeutsame Freiräume in der konkreten Umsetzung der normativen Vorgaben. Auch die Impulse zur Forschung und Entwicklung gehen hauptsächlich vom SBFI aus, doch beanspruchen Universitäten, pädagogische Hochschulen und Kantone aufgrund einer langen Tradition einen Teil der Initiative und der Entscheidungshoheit, u.a. hinsichtlich der didaktischen Ausbildung der Berufsbildungsverantwortlichen. Nicht zu unterschätzen ist schliesslich der Einfluss der jeweiligen Bezugskulturen der drei sprachlichen Hauptregionen. So konkurrenziert in der italienischen und französischen Schweiz die vollschulische Berufsbildung seit je das duale Modell, und in allen drei Regionen hinterlassen das spezifische kulturelle und pädagogische Erbe sowie die Schultradition in der beruflichen Bildung deutliche Spuren. Diese national wie international von den objektiven Systembedingungen abhängige Wirklichkeitsvielfalt mit ihren neuen Anforderungen hat die Pädagogik und Didaktik beruflicher Bildung in den letzten Jahrzehnten nicht untätig gelassen. Der breitgefächerte Gegenstandsbereich und die sich ausdifferenzierenden Wirkungsfelder wurden mit neuen Ideen und einem neuen Begriffsinstrumentarium angegangen. Solche Erneuerungen hängen auch mit dem wachsenden Interesse für die Berufsbildung zusammen, das sich, im Vergleich zu den Reformbestrebungen der Volks- und allgemeinbildenden Schule, erst ab den 1980er-Jahren zeigte.   Wie Ghisla in seinem Beitrag in diesem Band kontextualisierend darstellt, führte diese Entwicklung zu einer Art Revival der Pädagogik und Didaktik der beruflichen Bildung, besonders auffallend im deutschsprachigen Raum und in Frankreich – weniger in Italien. Kaum zu unterschätzen ist aber auch das im angelsächsischen Raum aufkeimende Interesse, das von Leumann und Scharnhorst mit Bezug auf die deutschsprachige Diskussion dokumentiert wird. Vor diesem Hintergrund hat sich die pädagogisch-didaktische Diskussion anfangs der 1990er-Jahre in der Schweiz stärker zurückgemeldet. Dazu beigetragen hat auch der Umstand, dass die Option einer Kantonalisierung der Berufsbildung auf dem politischen Parkett abgewendet wurde und der Bund seine Initiative u.a. auf der Basis des neuen Berufsbildungsgesetzes stark intensivierte. Frühere, die Pragmatik des Unterrichts privilegierende Ansätze wurden zwar fortgeführt, aber man hat sich nachdrücklich in die Erneuerung des berufspädagogischen und -didaktischen Gedankenguts eingebracht und Ideen und Tendenzen aus der internationalen Diskussion aufgenommen (vgl. Ghisla sowie Maubant & Gremion). So wurden auch hierzulande Antworten auf die aktuellen Anforderungen gesucht, was sich relativ rasch auf der curricularen Makrobene der Steuerungsinstrumente zeigte, vorab der Berufsbildungsverordnungen und der Bildungspläne. Im Anschluss daran wurde aber auch die Mikroebene der didaktischen Gestaltung der Unterrichtsaktivitäten tangiert. Die Rolle der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung (EHB) in diesem Prozess war, neben anderen Playern, massgebend. Einerseits haben dabei die Denk- und Handlungsmuster der deutschsprachigen Tradition das Wirken der EHB (und des SBFI) entscheidend geprägt. Andererseits wurde die Suche nach einem neuen Selbstverständnis der Berufsbildungsdidaktik auch durch die Identität der EHB als nationale Institution von den italienischen und französischen Kulturkomponenten beeinflusst. Zum Selbstverständnis der Didaktik der Berufsbildung Die Vielfalt der Berufsbildungswelt führt zur berechtigten Frage, «ob sich überhaupt eine Didaktik beruflicher Bildung bestimmen lässt oder ob dies nur noch aus dem Kontext der Berufsbildungstheorie vertretbar wäre» (Tramm et al. 2018, 5). Offensichtlich strebt die Berufsbildungsdidaktik aber nach einem neuen Selbstverständnis, sowohl in Bezug auf ihre disparaten Wirkungsfelder als auch auf ihre Positionierung im wissenschaftlich-akademischen Kontext. Die verschiedenen Orientierungen und Ansätze, die in den letzten Jahrzehnten die Auseinandersetzung belebten, zeugen von einer kreativen Dynamik, machen aber die Suche nach einem gemeinsamen Kern des didaktischen Denkens und Handelns weder leichter noch zielstrebiger. Auf jeden Fall muss das erneuerte Selbstverständnis der Berufsbildungsdidaktik an den «Perspektiven und Grundpositionen einer zukunftsfähigen berufsdidaktischen Forschung und Praxis» (ibid.) gemessen werden. Die Texte in diesem Band verstehen sich auch als Beitrag in diese Richtung, obwohl sie eher spontan aus einem doppelten Erfahrungshintergrund hervorgegangen sind: Zum einen die intensive Arbeit, die sowohl konzeptionell als auch operativ in der Begleitung von zahlreichen Projekten zur Revision der Bildungspläne und der Bildungsverordnungen geleistet wurde; zum anderen die Neugestaltung der Ausbildung von Lehrkräften und Berufsbildner/innen, wofür die EHB schweizweit die Hauptverantwortung trägt.[1] Dank – oder vielleicht auch trotz – diesen Bedingungen gehen die Texte des Sammelbandes auf die Vielfalt der didaktischen Kontexte in der Berufsbildung ein und profilieren sich zugleich durch kohärente Grundmuster und Zielsetzungen des berufsbildnerischen Denkens und Handelns. Um ihre Einordnung zu ermöglichen, ist es sinnvoll, vorerst die grundlegende Unterscheidung zwischen der pädagogischen, der curricularen und der didaktischen Ebene in Erinnerung zu rufen, wobei letztere auch als Makro- und Mikrodidaktik bezeichnet werden. Auf den pädagogischen Diskurs sei hier nur deshalb hingewiesen, weil er im deutschsprachigen Raum den eigentlichen Hintergrund mit den Prinzipien, Werten und Orientierungen bildet, worauf sich Curricula und Didaktik beziehen (vgl. Ghisla), während er in der französischsprachigen Tradition direkt in die didaktische Ebene hineinreicht. Die Hauptfunktion der curricularen Ebene ist die Steuerung des Systems. Somit gehört sie zum Zuständigkeitsbereich politisch-institutioneller und administrativer Entscheidungen. Auch dank den Impulsen aus diesem Bereich waren Berufsbildungscurricula ab den 1990er-Jahren einem eindrücklichen Paradigmenwechsel unterworfen: Die tradierten fachorientierten Lehrpläne, die in Europa einen Teil der typischen Input-Steuerung der Schule ausmachten, wurden zugunsten von kompetenz- und...


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