E-Book, Deutsch, 188 Seiten
Gilmore Der Clown in uns
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-5515-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Humor und die Kraft des Lachens
E-Book, Deutsch, 188 Seiten
ISBN: 978-3-7597-5515-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In uns allen schlummert ein Clown. Doch wie können wir die Fähigkeit entwickeln, das Leben in ein Spiel zu verwandeln und es als Spiel begreifen? David Gilmore lädt uns ein, den Clown in uns zu entdecken. Dann spüren wir nicht nur Lebendigkeit und Freude, sondern können auch mit konkreten Lebenssituationen gelassener umgehen.
DAVID GILMORE Geboren 1949, ist Theaterpädagoge, Clowntherapeut und Seminarleiter in Freudenstadt, wo er eine Humor- und Lebensschule leitet. Er bietet Seminare und Weiterbildungen im sozialen, pädagogischen und Gesundheitsbereich an und gründete unter anderem das Humor- und Theaterprojekt - Moving Stages.
Autoren/Hrsg.
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Lebensfreude und Lebenslust üben
Lachen als natürlicher Ausdruck Lachen ist ein natürlicher Ausdruck von Lebensfreude und Wohlsein, bei dem wir uns spüren, uns ausdrücken und uns frei fühlen. Jeder Mensch kommt mit Energie, Begeisterung und Neugierde auf die Welt. Niemand lacht, weil es gesund ist. Wir lachen, weil wir leben. Wenn ich das Lachen oder das Lächeln »übe«, erinnere ich mich an die Null, manchmal wie an eine Quelle, die zugeschüttet ist und erst wieder freigelegt werden muss. Es ist mir klar, dass viele das Üben von einem spontanen Ausdruck wie das Lachen wohl merkwürdig bis überflüssig finden. Ich empfinde solche Übungen manchmal auch als sehr künstlich. Wenn ich darüber lache, dass die Übung »blöd« und »künstlich« ist, kommt oft ein echtes Lachen. Ich benutze eine einzige Lachübung. Ich lache einfach. Je mehr ich mich wirklich freue, umso mehr entspanne ich mich. Von daher kommen ein Schütteln und ein Strecken von ganz allein, und nach und nach lasse ich vielleicht sogar zu, dass der ganze Körper lacht. Wenn die Übung alltäglich wird, nimmt die Null mehr Raum in meinem Leben ein. Das Lachen kann durch Witze noch verstärkt oder angeregt werden, aber die Null braucht eigentlich keinen Anlass, weil alles ein Einlassen sein kann. Die Null ist die Energie, die sie selbst spendet. Gefühle, Sinne und Stimmung wahrnehmen und erleben Die gerade beschriebene Übung kann auch zeigen, wie sehr ich meine Gefühle kontrolliere und wo die Grenzen meiner Ausdrucksfähigkeit liegen. Die Kontrolle meiner Gefühle heißt auch, den Atem zu kontrollieren. Atem ist Ausdruck meiner Lebendigkeit. Wenn ich meine Gefühle kontrolliere, reduziere ich mein Lebensgefühl, meine Lebensenergie. Das könnte mich traurig stimmen oder auch wütend machen. Der Umgang mit unseren Gefühlen ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Stimmung. Es ist in Ordnung und ganz natürlich, zu fühlen, auch wenn der Verstand meint, es sei nicht gut, sich von Gefühlen leiten zu lassen. Bei Kindern – also auch früher bei uns – sind Gefühle »im Fluss«. Und das hieß damals für uns: Wir drückten sofort aus, was uns freute und was uns ärgerte. Die Fähigkeit zu fühlen, ohne die Gefühle zu zensieren, ist eine »Null-Fähigkeit«. Als Null stehen uns alle Gefühle zur Verfügung. Wir wählen sie nicht aus, sondern lassen zu, dass wir sie fühlen. Denn sie zeigen uns, was wir wirklich brauchen und was nicht. Sie sind unmittelbar. Unser erwachsener Verstand sagt uns, dass wir nicht die ganze Zeit wie ein Baby herumschreien, kichern und glucksen sollten. Als Erwachsene können wir auch anders mit dem Ausdruck unserer Gefühle umgehen. Wir können durchaus wählen, welche Gefühle wir in der Öffentlichkeit zulassen. Manchmal ist es wichtig, dass andere unsere Gefühle mitbekommen, wenn sie uns sagen: »Jetzt reicht‘s mir! Schluss jetzt!« Unsere wahren Gefühle mitzubekommen, sehe ich aber als eine Grundvoraussetzung dafür, authentisch zu sein. Authentisch sein heißt, eine Null zu sein. Gefühle vergehen auch wieder, wenn wir sie zulassen und vollständig ausdrücken. Wenn sie eine Not oder ein Bedürfnis ausdrücken, hören sie auf, wenn die Not behoben wird. Manchmal fühle ich mich ängstlich, weil ich mir vorstelle, ich werde mich bei einer Präsentation blamieren, und durch irgendeine Ablenkung – ich rieche etwas oder bemerke etwas anderes – entsteht ein anderes Gefühl. Oft sind Gefühle das Ergebnis unseres Denkens. Zum Beispiel, wenn ich den Blick von jemand bemerke und ich denke, er mag mich nicht oder mag mich doch oder er sieht mich überhaupt nicht. Gefühle entstehen auch durch die Art, wie ich eine Situation für mich einschätze. Dann ist es gut, das Gefühl zu überprüfen und zu sehen, ob es wirklich so ist oder – wie ein Narr – darauf zu reagieren: »Na und?« Schwierig wird es für die eigene Stimmung, wenn wir unsere Gefühle nicht mehr wahrnehmen oder sie gering schätzen, wenn wir nicht auf sie hören, weil wir zum Beispiel meinen, dass sie weder zu uns noch zur Situation passen, oder weil wir Angst haben vor dem, was passieren könnte, wenn wir dieses Gefühl zulassen. Dann können sich Stimmungen »verewigen«: Es können sich Grundstimmungen entwickeln, die sich nicht mehr erklären lassen. Wenn wir nicht wütend sein dürfen, können wir auch nicht richtig lachen oder uns freuen. Wenn wir nicht weinen dürften und nur lachen müssten, würden wir uns auch nicht freuen. Was wäre das für ein Lachen? Machen Sie die Tür auf und gehen Sie in einen Raum: Die Stimmung der Menschen wird eine Reaktion in Ihnen auslösen, je nachdem, welche Vorlieben und Abneigungen Sie haben. Menschen reagieren nun einmal auf Stimmungen. Stimmungen setzen sich aus vielen Elementen zusammen: aus der Anzahl der Menschen, der Art der Bewegung (zum Beispiel, ob geschäftig oder bedacht), der Art der Gedanken und Gefühle im Raum (zum Beispiel, ob kritisch oder wohlwollend), den Beziehungen der Menschen zueinander (wie nah, wie fern und ob sie sich berühren), der Art, wie sehr sich die Menschen wertschätzen, dem Umstand, was gerade geschieht oder ob etwas (Angenehmes oder Unangenehmes) gerade geschehen ist. Das Arbeitsklima wie das Klima in einer Familie ist entscheidend für die Art und Weise, wie wir uns fühlen, wie wir darin leben und arbeiten. Wir brauchen einen Raum, in dem wir uns wohlfühlen, sonst vergeht uns das Lachen. Unsere Umgebung mit Pflanzen, Farben, Gerüchen und Tönen zu gestalten, die uns ansprechen, kann unsere Stimmung und Lust heben. Und genauso kann sowohl das Arbeits- als auch Familienklima sowie die Beschaffenheit unserer Umgebung unsere Stimmung drücken. Die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen: Immer wieder und überall haben wir dazu Zeit und Platz. Schmecken anstatt herunterschlingen ist nicht allein eine Frage der Etikette, sondern eine Frage der Beziehung zu sich und zur Welt. Wenn sich der Geschmack durch Üben verfeinert, merken wir, was und wie wir essen. Auf die Geräusche in der Natur oder auch einer Stadt beim Aufwachen zu hören, übt diese Beziehung genauso ein. Plötzlich fällt uns auf, wie viel Rhythmen es überall gibt. Wir werden empfindsamer für das Gehör und merken auch, was schädlich ist. Dasselbe gilt für das Riechen und die Tastsinne. Wir können üben, die Welt zu sehen, ohne gleich das Gesehene zu kategorisieren. Das kann zu einem ganz anderen Empfinden führen, in der Welt zu sein. Besonders das Sehen ist mit unserem kognitiven Denken, mit dem Verstand verbunden und bestimmt im großen Maße, wie wir die Welt sehen und was wir sehen. Wenn wir nur mit dem Verstand sehen, leben wir in einer Welt, die wir nicht anfassen, schmecken, riechen, hören und wahrnehmen. Wir halten uns dann abseits, tauchen nicht ins Leben ein. Für viele Menschen ist es daher zunächst eine große Hilfe, die Augen zu schließen, um sich zu spüren. Erst dann können sie anfangen, sich wahrzunehmen. Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich merke, wie wenig das Körpergefühl, der Gleichgewichtsund Orientierungssinn bei vielen Menschen ausgeprägt ist: zum Teil, weil man nicht aufeinander achtet, zum Teil, weil wir es nicht mehr gewohnt sind, auf unseren Körper zu hören, und daher die Signale des Körpers nicht mehr bemerken. Ich meine, eine generelle Unachtsamkeit zu spüren, die sich immer mehr ausbreitet, je weniger wir aufeinander achten. Mir hilft es, in die Natur zu gehen, die Luft und die Landschaft in mich aufzunehmen, barfuß die Erde und meinen Körper wahrzunehmen, allerlei Gerüche auszumachen, im ruhigen, klaren Wasser eines Sees zu schwimmen oder im Meer die auf mich zurollenden Wellen über mir zusammenbrechen zu lassen oder in sie hineinzutauchen und mich umherwirbeln zu lassen. Ich sitze gerne am Feuer und genieße die Farben, die Hitze und die besondere Stimmung. Solche Erfahrungen sind ein ganz natürlicher Weg, den Körper und die Sinne zu beleben und anzuregen. Musik und Geräusche, Malen und Farben, Handwerk und Materialien, Tonen und Formen, Klettern, Gehen, Tanzen, Wandern, Kochen, Essen, Trinken ... was gibt es nicht alles? Je aufmerksamer wir mit allen Sinnen werden, umso mehr Genuss laden wir in unser eigenes Leben ein. Die Natur bietet uns auch einen Gegenpol zu der Welt, in der viele von uns sonst arbeiten und unseren Lebensraum haben. Die Tiere in der Natur, der Flug der Vögel, unsere Haustiere und auch die Tiere, die wir in Zoos besuchen können, regen unsere Sinne und unsere Herzen auf besondere Weise an und erinnern uns an uns selbst. Aber auch das, was »Menschenhand« geschaffen hat, kann begeistern und die Sinne anregen: Bahnhöfe, Stadien, Theater, Konzertsäle, Cafés, Straßen, Autos, Gleise, Technik – und nicht zuletzt die Massen von Menschen,...