E-Book, Deutsch
Givens Das Licht der Highlands (Historisch, Liebe)
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96087-650-2
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch
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Eine schicksalhafte Begegnung in den Highlands
Schottland, 1263: Der schönen Margaret MacDonald, der Tochter des Lairds von Somerstrath, wurde ein schweres Schicksal prophezeit, das sie mit dem richtigen Gefährten an ihrer Seite bezwingen kann. Kurz vor ihrer Hochzeit mit dem adeligen und gutaussehenden Lachlan Ross ist sie überzeugt, diesen Mann gefunden zu haben. Doch ihr Glück ist nicht von Dauer. Als sie von einer Reise zum Königshof nach Hause zurückkehrt, findet sie das Dorf verwüstet und geplündert vor. Ihr Bruder wurde entführt und der Rest ihrer Familie getötet. Nur einer kann ihr helfen, ihren Bruder zu finden - der Ire Gannon MacMagnus. Schafft sie es, mit der Hilfe dieses anziehenden Kriegers ihr Schicksal zu wenden?
Erste Leserstimmen
'unglaublich mitreißend'
'die Autorin weiß, wie man den Leser fesselt'
'Toller Schreibstil, super Geschichte: klare Empfehlung!'
'eindeutig mein Jahreshighlight'
'ich konnte den Roman nicht zu Seite legen, einfach klasse'
Kathleen Givens, 1950-2010, gab ihr Schreibdebüt mit den gefeierten schottischen Historienromanen Die Rose von Kilgannon und Die Wälder von Kilgannon. Sie lebte im südlichen Californien und liebte es zu reisen, zu lesen und etwas über Geschichte zu lernen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Prolog
Lammas-Nacht am Rande der Welt
August 1254
Der Himmel war an diesem Sommerabend noch blau, die grauen Flanken der hoch aufragenden Berge im Westen Schottlands noch von der Sonne beschienen, doch der lange Tag neigte sich nun dem Ende zu. Im Osten verblasste das Licht in den tiefen Tälern und Wäldern, der Wind seufzte in den Zweigen und trug Wassertröpfchen von den Wasserfällen der Bäche auf nahe Farne, wo sie die kurze Sommernacht über ruhen würden. Stetig sank die Sonne im Westen, das Meer schimmerte wie geschmolzenes Silber, und das leuchtende Kobaltblau der Inseln vor der Küste wurde zu stumpfem Grau. Wellen beeilten sich, den Kiesstrand einzunehmen, und sandten ihre zarten weißen Schaumkronen in den heraufziehenden Abend.
Das junge Mädchen, das die Landzunge entlangeilte, sah nichts von alledem; es sah nur die alte Frau, die sich immer weiter entfernte, und beeilte sich, um sie nicht zu verlieren. Robben hoben ihre Köpfe aus dem Wasser, und die Vögel der Küste stießen herab, um sich die beiden Gestalten dort unten näher anzusehen. Doch das junge Mädchen sah sie nicht.
Es wollte in die Zukunft schauen.
Das Mädchen war ein schönes Kind, groß gewachsen, mit glänzenden dunklen Locken, die um sein ovales Gesicht spielten und die blauen Augen und ebenmäßigen Züge einrahmten. Doch es war die Entschlossenheit, die jedem, der es gesehen hätte, als Erstes aufgefallen wäre, das stählerne Glitzern in diesen bezaubernden Augen, üblicherweise unter einer Schicht Höflichkeit und guter Erziehung verborgen; doch nun, da das Kind nur von den Bewohnern des Wassers und der Luft beobachtet wurde, war das Kinn entschlossen vorgereckt und der Blick unbeirrbar nach vorn gerichtet.
Das Mädchen betrachtete sich als Schottin, war jedoch in Wahrheit von gemischtem Blut. Es war geprägt von feurigen Pikten, alten Kaledoniern und wilden Wikingern auf der Vaterseite und von siegreichen Normannen und leidenschaftlichen Kelten auf der Mutterseite. Die Kleine wusste von der gemeinsamen Geschichte dieser Völker, hatte die Erzählungen von den alten Zeiten und den Kriegen um die Vorherrschaft gehört, von Feinden, die vom Süden und von der See gekommen waren, von mutigen Menschen, die die Römer in Schach gehalten und die Wikinger vertrieben hatten. Doch all das lag in der Vergangenheit, und sie verschwendete keinen Gedanken daran. Was jetzt kommen sollte, das fesselte ihre Aufmerksamkeit, und nur die alte Frau konnte ihr helfen, das zu erkennen.
Sie hatte an diesem Abend schon vieles gesehen. Sie hatte die Rituale der Lammas-Nacht beobachtet, des ersten der drei Erntefeste, und sie hatte zugesehen, wie das Korn eingelagert und das zeremonielle Feuer entzündet wurde, das den Himmel erleuchtete. Sie hatte den Clanmitgliedern zugeschaut, die sich, angeführt von ihrem Vater, zum Festmahl niedersetzten, und sie hatte von dem Laib Brot gekostet, der mit dem Mehl des ersten Korns gebacken wurde. Und nach dem Festmahl, als die meisten anderen schon recht betrunken waren oder sich in der wunderbaren Musik verloren, hatte sie zugesehen, wie ihr Vater seine jüngste Gespielin bei der Hand nahm und mit ihr aus der Halle schlüpfte. Ihr war auch nicht entgangen, wie sich der Blick ihrer Mutter verfinsterte, als sie die beiden gehen sah.
Sie hatte beobachtet, wie ihr jüngerer Bruder Rignor einen vollen Becher umwarf und einen unschuldigen Diener dafür verantwortlich machte – und niemand hatte Rignor dafür getadelt, obwohl ihre Eltern den Zwischenfall selbst mitangesehen hatten. Doch sie hätte nichts anderes erwartet, denn sie sah ja, dass sich das bei Rignor immer so abspielte. Sie hatte Dagmar gesehen, aus dem Nachbardorf und nur ein paar Jahre älter, aber viel reifer, was alles Fleischliche anging, wie sie ihr Kleid in Ordnung brachte und dem Mann, dem sie gerade im Garten zu Willen gewesen war, ein kurzes Lächeln schenkte.
Sie hatte zugesehen, wie der Priester die Ernte segnete und Gebete über dem neuen Saatgut sprach, das über den langen Winter aufbewahrt werden sollte. Sie hatte neben ihm gestanden und wie gebannt zugesehen, während die alte Frau, mit ernster Stimme und diesem fremdländischen Akzent, den Leuten aus der Hand las und die Zukunft vorhersagte. Der Priester hatte zwar die Stirn gerunzelt, aber ebenso aufmerksam zugehört wie die anderen. Die alte Frau hatte für dieses Jahr eine gute Ernte vorausgesagt, und ihren Eltern ein neues Kind – kaum überraschend, wenn man den geschwollenen Leib ihrer Mutter betrachtete. Doch der Kleinen hatte sie nichts gesagt.
Sie wusste schon viel darüber, was die Zukunft für sie bereithielt. Sie war das älteste Kind des Laird of Somerstrath, und sie kannte ihre Pflichten. Sie war als kleines Mädchen mit Lachlan Ross verlobt worden und wusste, dass sie Somerstrath irgendwann verlassen und als seine Frau bei ihm leben würde. Doch sie wollte mehr wissen, und deshalb folgte sie der alten Frau über die Landzunge, die sich nach Westen ins Meer erstreckte.
Am Rand der Welt blieb die Frau stehen, blickte über das Wasser hinaus und berührte mit ihren langen, knochigen Fingern den goldenen Stern, den sie um den Hals trug. Sie drehte sich um, als das Kind zu ihr trat. »Du willst, dass ich dir aus der Hand lese?«
Das Mädchen streckte die Hand aus. »Ja, bitte, wenn Ihr so freundlich wärt, Madam.«
Die Miene der Frau wurde weicher. Sie hatte gehofft, die Burg verlassen zu können, ohne von dem Kind gesehen zu werden, doch es überraschte sie nicht, dass es ihr gefolgt war. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als die Kleine zu warnen. Margaret MacDonalds Leben würde kein friedliches Leben sein. Wie ihr Land, so würde auch Margaret in den kommenden Jahren schwere Prüfungen überstehen müssen. Schottland, da war die alte Frau sicher, würde trotz der Mächte, die es bedrohen würden, trotz der Herausforderungen, denen sich der junge König Alexander III. würde stellen müssen, überleben. Margaret MacDonald würde in schweren Zeiten heranwachsen. Die alte Frau seufzte. Wie sollte sie dieser kleinen Unschuld sagen, was ihr bevorstand? Sie nahm die Hand des Mädchens und studierte die Handfläche so lange, dass das Kind ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat.
»Dein Name ist gut gewählt«, sagte die Alte, als sie schließlich aufblickte.
Margaret lächelte, unsicher, was das bedeuten sollte, und die Frau lachte leise.
»Sieh mal«, sagte sie und hielt Margarets Handfläche hoch. »Das hier ist deine Herzlinie, und dies ist die Lebenslinie.« Sie sah das Mädchen lange an. »Du wirst Drachen ins Auge sehen.«
Margaret lächelte höflich. Drachen, dachte sie. Ihr Vater hatte recht gehabt; hieran war nichts Magisches, nur eine alte Frau, angeheuert, um die Leute zu unterhalten.
»Du glaubst mir nicht«, sagte die Frau, richtete sich wieder auf und musterte das Mädchen nachdenklich. »Weißt du, wer die heilige Margareta war?«
»Oh ja«, sagte Margaret. »Sie war Königin von Schottland, die Gemahlin von König Malcolm. Ich bin nach ihr benannt worden, da war sie aber noch keine Heilige …« Sie verstummte, als die Frau den Kopf schüttelte.
»Ich meine nicht sie, Kind. Die erste heilige Margareta. Kennst du ihre Geschichte?«
»Nein.«
»Aha. Nun, das solltest du aber. Die heilige Margareta war ein wunderschönes junges Mädchen, ganz ähnlich wie du. Sie lebte in Antiochia, weit, weit fort von Schottland.«
»Kommst du von dort, aus Antiochia?«
Der Blick der Frau wirkte einen Augenblick lang entrückt.
»Nein, mein Kind, aber meine Heimat ist Antiochia näher als Schottland. Eines Tages wirst du vielleicht meine Geschichte hören, aber nicht heute. Ich werde dir von meinem Leben erzählen, wenn wir uns wiedersehen. Denn, Margaret, ich denke, wir werden uns wiedersehen.« Sie lächelte, ihr Blick wurde scharf und ihre Stimme forsch. »Hör zu. Als die heilige Margareta heranwuchs, bewunderte alle Welt ihre Schönheit, und sie erregte die Aufmerksamkeit eines römischen Präfekten, der sie heiraten wollte. Als sie ihn zurückwies, ließ er sie in einen Kerker werfen, wo sie verhungern sollte. Aber sie ist nicht gestorben.«
»Was ist geschehen?«
»Der Teufel kam zu ihr und bot ihr die Freiheit an, im Tausch für ihre Seele.«
»Aber sie hat sie ihm nicht gegeben«, sagte Margaret.
»Nein, natürlich nicht. Der Teufel war so erzürnt, dass er sich in einen Drachen verwandelte und sie bei lebendigem Leibe auffraß.«
»Warum ist sie dabei nicht gestorben?«
Das Lächeln der alten Frau wurde breiter. »Sie hat das getan, was jede anständige Heilige getan hätte, Margaret von Somerstrath. Sie hielt das Kreuz Jesu Christi in die Höhe, und der Drache spie sie aus und ging selbst zugrunde.«
Margaret ließ enttäuscht die Schultern sinken. Sie war ziemlich sicher, dass kein römischer Präfekt je um ihre Hand anhalten und kein Drache sie je bedrohen würde.
»Sieh her«, sagte die Frau und strich mit dem Zeigefinger die Lebenslinie des Mädchens nach. »Siehst du diese Unterbrechung hier? Du wirst aus deiner Heimat fortgerissen werden und Drachen ins Auge sehen. Wenn du den rechten Gefährten erwählst, werdet ihr die Drachen gemeinsam töten. Und die Liebe finden, die es sonst nur in Legenden gibt.«
»Und wenn ich nicht den richtigen erwähle? Was dann?«
»Dann wirst du untergehen.«
Margaret kämpfte gegen den plötzlichen Schauer, der sie erfasste, und zwang sich, der Frau in die Augen zu sehen.
»Das glaube ich alles nicht.«
Die Frau lachte, doch bei dem Laut lief es Margaret erst recht kalt über den Rücken.
»Wir suchen uns nicht aus, was Gott uns in diesem Leben schickt, mein Kind, ebenso wenig, wie wir uns unseren Namen selbst...




