E-Book, Deutsch, Band 1
Reihe: Torridon-Reihe
Givens Das Lied der Highlands
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96817-946-9
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 1
Reihe: Torridon-Reihe
ISBN: 978-3-96817-946-9
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Zwei Brüdern wird ein Leben auf dem Kriegsfeld versprochen … und eine unsterbliche Liebe
Der packende Start der historischen Reihe von Erfolgsautorin Kathleen Givens
Bei ihrer Geburt wird den MacCurrie Zwillingen Neil und James prophezeit, dass sie ihren Clan in den Krieg führen werden, um ihm 50 Jahre Frieden zu bringen. Doch auch die Liebe zweier außergewöhnlicher Frauen wird ihnen vorhergesagt. Als das Schicksal James mit einem hochgeborenen Mädchen zusammenführt, ist er sicher, sie gefunden zu haben. Doch kann sie es wirklich sein, wenn die beiden genauso schnell wieder voneinander getrennt werden?
Ellen Graham hat sich geschworen nur aus wahrer Liebe zu heiraten. Als James MacCurrie, der geheimnisvolle Highlander mit den dunkelblauen Augen, sie vor einem Überfall rettet, ist es um sie geschehen. Aber kann sie wirklich einen Mann lieben, dessen Bestimmung auf dem Schlachtfeld liegt?
Erste Leser:innenstimmen
„Für Highland- und Schottland-Fans ist die Reihe ein Muss!“
„Leidenschaftliche Gefühle und fesselnde historische Geschichte, nur zu empfehlen.“
„Kathleen Givens hat wieder einen großartigen historischen Liebesroman geschrieben.“
„Unterhaltsam, fesselnd, romantisch – ich freue mich auf die Reihe!“
Über die Autorin
Kathleen Givens, 1950-2010, gab ihr Schreibdebüt mit den gefeierten schottischen Historienromanen Die Melodie der Highlands und Der Ruf der Highlands. Sie lebte im südlichen Californien und liebte es zu reisen, zu lesen und etwas über Geschichte zu lernen.
Kathleen Givens, 1950-2010, gab ihr Schreibdebüt mit den gefeierten schottischen Historienromanen Die Melodie der Highlands und Der Ruf der Highlands. Sie lebte im südlichen Californien und liebte es zu reisen, zu lesen und etwas über Geschichte zu lernen.
Weitere Infos & Material
1
März 1689, Torridon, Schottland
James MacCurrie sah seinem Bruder Neil über das Grab ihres Vaters hinweg in die Augen. Stahlblauer Blick verschmolz mit stahlblauem Blick, während die beiden Zwillingsbrüder – wie so oft – wortlos miteinander kommunizierten und ihren Schmerz und ihre Trauer zu gleichen Teilen teilten. Dies sollte das letzte Mal sein, dass die Zwillinge Gleichgestellte waren. Wenn sie von der Grabstätte ihres Vaters fortgingen, würde für beide von ihnen nichts jemals mehr so sein wie früher.
James atmete tief durch und wandte sich dann für einen Moment um, um zu der Burg hinüberzublicken, die sein Zuhause war. Mächtig und düster thronte Castle Currie ganz für sich allein auf seiner Landspitze an der Westküste Schottlands, ein massives Bauwerk hoch über den Wassern von Loch Torridon und Shieldaig, dessen steinerne Türme weit in den Himmel emporragten.
Über den Turmzinnen ballten sich dunkle Sturmwolken zusammen, und der Wind frischte auf, doch die Menschenmenge, die sich außerhalb der Festung versammelt hatte, nahm keine Notiz davon. Denn der MacCurrie-Clan bettete an diesem Tag sein Oberhaupt zur letzten Ruhe.
Neil gab den Dudelsackspielern, die in einer Reihe oben auf der Klippe standen, ein Zeichen; ihre Plaids bildeten einen farbenfrohen Kontrast zu dem Grau des Wassers unter ihnen, ihre Bewegungen waren langsam und bedächtig, als sie das Trauerlied anstimmten. Die wilden, ungezähmten Klänge stiegen empor, schwebten noch für einen Moment über der Trauergemeinde in der Luft, ehe sie sich schließlich wie zu einer allerletzten Umarmung um die Burg wanden und dann endgültig vom Wind davongetragen wurden – zur anderen Seite der Landspitze hinüber, über die Bucht hinweg und weiter zum offenen Meer jenseits davon.
James schloss die Augen, während er mühsam um Selbstbeherrschung rang, und ignorierte die starren Blicke der von Ehrfurcht ergriffenen Clanmitglieder, die ihn und seine Familie beobachteten. Die Legende, flüsterten die Klatschmäuler einander jetzt abermals zu, so wie sie es schon die letzten Monate hindurch unaufhörlich getan hatten. Und mit jedem weiteren Tag, der verging, war ihr Getuschel aufgeregter geworden. Sie waren erst an dem Tag verstummt, an dem Alistair nach wochenlangem Dahindämmern in einem an Bewusstlosigkeit grenzenden Zustand ganz plötzlich erwachte, mit seiner Familie sprach und die Hand seiner innig geliebten Anne ergriff. Und schließlich für immer die Augen schloss.
Er starb an seinem Geburtstag, genauso wie auch schon sein Vater und sein Großvater vor ihm, genauso, wie es der Seher von Brahan vorausgesagt hatte. Der gesamte Clan hatte sich eingefunden, um Alistair MacCurrie die letzte Ehre zu erweisen. Von überall her waren die Mitglieder zusammengekommen: von den Fischerdörfern, die an den Ufern der Meeresarme verstreut lagen, von den sich an den Fuß der Sandsteinberge schmiegenden kleinen Gehöften, vom Torridon-Tal im Osten und von den blauen Inseln, die sich bis weit ins Meer hinaus erstreckten.
James konnte die starren Blicke der Clanmitglieder fühlen, konnte ihre ungläubige Verwunderung spüren. Er selbst empfand ganz ähnlich. Er war zwar mit der Legende groß geworden, war tagtäglich an dem Baum vorbeigegangen, der die Nacht seiner Empfängnis markierte, hatte Jahr für Jahr die Geburtstagsfeiern seines Vaters mit einer Mischung aus freudiger Erregung und Furcht verfolgt. Aber er hatte nicht geglaubt, dass es wirklich passieren würde, dass sich auch dieser Teil der Legende tatsächlich bewahrheiten würde.
„Es wird einmal ein Tag kommen“, hatte der Seher zur Einleitung seiner Prophezeiung gesagt, so wie er es immer tat. Und seine Weissagung hatte eine Fülle von Einzelheiten enthalten. Jetzt fragte James sich beklommen, ob womöglich noch mehr davon eintreffen würde. Seit sein Vater gestorben war, hatte er einen stetigen Kampf mit sich selbst ausgefochten, denn ein Teil von ihm glaubte daran, während die andere Hälfte seines Ichs nur darüber spotten konnte. Wie es sich nun wirklich verhielt, das würde erst die Zukunft zeigen. James spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte, als der Priester eine Hand auf den Sarg legte und ein Gebet für Alistairs Seele sprach. Ihr Vater war ein außergewöhnlicher Mann gewesen. Warum war er so plötzlich von ihnen gegangen? Wie konnte es sein, dass er auf einmal nicht mehr bei ihnen war, dass sie nun nie mehr jenes schallende Lachen hören, niemals mehr den liebevollen Schlag auf die Schulter spüren würden, den er seinen Söhnen immer versetzt hatte, bevor er sie umarmte? Es war einfach unvorstellbar, nie mehr von ihm geneckt zu werden oder dazu ermutigt, eine schwierige Aufgabe in Angriff zu nehmen, und dann für seine Anstrengungen ein Lob von ihm zu bekommen. Nie mehr auf seinen Rat zu hören oder auf seine Warnungen, wem man trauen konnte und vor wem man sich besser in Acht nehmen sollte. James schüttelte den Kopf, noch immer nicht so recht im Stande, den Tod des Vaters zu fassen. Sein Cousin Duncan MacKenzie trat ein paar Schritte vor, um sich neben ihn zu stellen, und James warf ihm einen dankbaren Blick zu. Duncan nickte mit ernster Miene, dann beugte er den Kopf mit dem rotbraunen Haarschopf, während der Priester mit seiner Andacht fortfuhr. James jedoch hörte weder etwas von den Gebeten, die gesprochen wurden, noch nahm er die gemurmelte Antwort der Trauergemeinde wahr. Er starrte nur stumm auf seine gefalteten Hände und versuchte, die Wellen der Trauer und des Grams zu ignorieren, die zwischen ihm und Neil hin und her wogten. Beide Brüder fuhren jäh herum, als ihre Mutter plötzlich zusammenbrach und mit einem dumpfen Klagelaut zu Boden sank. Kraftlos lag Anne am Fuße des Grabes, und sie schluchzte so heftig, dass ihre schmalen Schultern bebten. Die Söhne beugten sich hinab, um ihr wieder auf die Füße zu helfen. Doch ihre Großmutter hinderte sie daran. Die Gebete erfuhren eine abrupte Unterbrechung, und Priester und Trauergemeinde beobachteten schweigend die Szene am Grab. „Lasst sie“, sagte Mairi bittend, von Neil zu James blickend. „Ihr könnt eure Mutter nicht trösten. Lasst sie weinen, Jungs. Sie trauert, wie es ihr gutes Recht ist.“
„Aber, Großmutter“, widersprach James, eine Hand auf dem Arm seiner Mutter.
Mit mahnendem Blick hielt Mairi ihn zurück. „Du wirst sie in Ruhe lassen, hast du gehört? Du kannst den Schmerz, den sie empfindet, doch gar nicht begreifen. Also lass sie gefälligst in Ruhe!“ Dann füllten sich ihre Augen mit Tränen, und ihr eben noch so strenger Ausdruck wurde wieder milder. „Bitte, Jungs, lasst uns so trauern, wie es unserem innersten Bedürfnis entspricht. Ich begrabe heute meinen Sohn und eure Mutter ihren Ehemann. Für uns beide gibt es keinen Trost.“ James und Neil tauschten einen Blick, dann traten sie wortlos von den Frauen zurück. Der Wind zerrte an James‘ Kleidern und riss sein langes Haar aus dem Band, das es zusammenhielt, doch James achtete nicht darauf, sondern versuchte angestrengt, seine Gefühle zu beherrschen. Wieder trafen sich seine und Neils Blicke, und James sah die von ihm selbst empfundene Fassungslosigkeit und tiefe Betrübnis dort in jenen Augen widergespiegelt, die von genau der gleichen Form und der gleichen Blauschattierung waren wie seine eigenen. Und er sah noch etwas anderes. Nämlich die Veränderung, die plötzlich mit Neil vorging. Stumm beobachtete James, wie sein Zwillingsbruder sich innerlich stählte und den Mantel der Verantwortung umlegte. Neil war nun das Oberhaupt des MacCurrie-Clans und Graf von Torridon. Und James war sein Untergebener. Neil war vier Minuten älter als er, James, und das machte den entscheidenden Unterschied zwischen ihnen aus. Jetzt würden die beiden Zwillingsbrüder zum allerersten Mal in ihrem Leben nicht mehr gleichgestellt sein. Sie waren zwar im Hinblick auf diesen Tag erzogen worden, hatten schon die ganzen langen Monate über, während derer ihr Vater krank gewesen war, gewusst, dass dieser bedeutsame Tag unaufhaltsam näher rückte, doch sie hatten nie darüber gesprochen. Was gab es auch schon groß dazu zu sagen? James wusste ganz einfach, dass Neil dem Clan ein guter Anführer sein würde, wusste, dass er und Duncan jederzeit da sein würden, um Neil zu unterstützen. Schließlich hellte sich Neils Miene wieder ein klein wenig auf, und James erkannte, dass seine stumme Botschaft brüderlichen Beistands empfangen und verstanden worden war. Sie hatten schon immer die Gabe gehabt, sich wortlos miteinander zu verständigen, selbst dann, wenn sie sich an verschiedenen Orten aufhielten. Wenn James auf Reisen war, wusste Neil stets genau, wann sein Zwillingsbruder wieder nach Hause zurückkehren würde. Als Neil sich draußen auf den Inseln einmal das Handgelenk gebrochen hatte, hatte James instinktiv gewusst, dass etwas geschehen war. Sie hatten diese spezielle Fähigkeit niemals in Zweifel gezogen. Andere fanden sie beunruhigend, aber die Zwillinge schätzten sie hoch und verließen sich darauf. Und jetzt würden sie sie noch dringender brauchen als je zuvor, denn Alistair war in stürmischen Zeiten gestorben. Es lag Krieg in der Luft. Die Zwillingsbrüder und Duncan warfen nun die erste Hand voll Erde in das offene Grab, dann traten sie zurück und überließen es den Clanmitgliedern, die traurige Aufgabe zu vollenden. Als die Grube schließlich gefüllt war, half Mairi Anne wieder auf die Beine und blickte dann, einen Arm um ihre Schwiegertochter gelegt, auf das Grab hinab.
„Er war mein Sohn“, sprach Mairi mit einer Stimme, die weit über die Köpfe der Trauergemeinde hinwegschallte. „Und ich war stolz auf ihn.“ Ihr Kinn begann zu beben, ihr Ton wurde leiser, gepresster. „Vor vierundfünfzig Jahren brachte ich ihn zur Welt. Eigentlich sollte es umgekehrt sein: Ich sollte schon lange unter der...