Glass | Krieg der Frauen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 720 Seiten

Reihe: Seven Wells

Glass Krieg der Frauen


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96509-009-5
Verlag: Golkonda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1, 720 Seiten

Reihe: Seven Wells

ISBN: 978-3-96509-009-5
Verlag: Golkonda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Magie, Macht und Widerstand: »Krieg der Frauen« ist epische High Fantasy und Auftakt der großen Seven-Wells-Trilogie

In der magischen Welt von Seven Wells ist es die höchste Aufgabe des adeligen Mannes, einen männlichen Erben zu zeugen, während Frauen als Vorzeigepüppchen und Zahlungsmittel herhalten müssen, wenn ihre Väter und Gatten einmal mehr ihre Machtverhältnisse verbessern wollen.
Doch Widerstand keimt auf. Auch Alys, verwitwete Mutter zweier pubertierender Kinder, spürt eine Veränderung: Plötzlich beherrschen Frauen Elemente, die es zuvor nicht gab, solche, die ihnen Macht verleihen, wie die Macht über ihre eigene Fruchtbarkeit…

Eine fesselnde Geschichte, die in einer phantastischen Welt Themen widerspiegelt, die uns jeden Tag bewegen: Frauenrechte, Gleichberechtigung und Systemkritik.

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KAPITEL ZWEI
Nadeen Rai-Brynna fuhr aus dem Schlaf hoch, erschrocken, dass sie, wenn auch nur für wenige Minuten, überhaupt eingenickt war. Ein Blick aus dem schmalen Fenster ihres Zimmers verriet, dass der Mond hoch am Himmel stand. Mit einer überwältigenden Mischung aus Aufregung und Angst, Hoffnung und Furcht erkannte Nadeen, dass die Zeit gekommen war. Das Bett knarrte, als sich Kamlee im Schlaf neben ihr bewegte, ihm fehlte ihre Wärme. Sie hielt den Atem an und hoffte, keinen folgenschweren Fehler begangen zu haben, indem sie ihn über Nacht hatte bleiben lassen. Für gewöhnlich schlief er wie ein Stein, und sie war sich sicher gewesen, ohne ihn zu wecken aus dem Zimmer schleichen zu können – wobei sie ganz genau gewusst hatte, dass sie ein unverantwortliches Risiko einging, wenn sie diese Nacht mit ihrem heimlichen Liebhaber verbrachte. Wenn er nun erwachte und versuchte, sie zurückzuhalten … Doch sie konnte dem, was sie heute Nacht tun musste, nicht entgegensehen, ohne ihm noch einmal zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte. Nur mit Mühe hielt sie sich davor zurück, wieder unter die Decke zu kriechen und sich an den Mann zu schmiegen, der die letzten Jahre zu den glücklichsten ihres Lebens gemacht hatte. Ihre Mutter, die Äbtissin, wäre erzürnt, wenn sie davon wüsste, und würde ihr erdrückende Scham- und Schuldgefühle bereiten. Als sie sich aus dem Bett stahl, wagte sie es kaum zu atmen. Das Mondlicht bot gerade genug Helligkeit, dass sie ihre Kleider finden und anziehen konnte. Wie gern sie eine Kerze entzündet hätte, um Kamlees Gesicht ein letztes Mal zu sehen, aber das würde alles womöglich noch schwerer machen. Auf der Schwelle zögerte sie, ungläubig und benommen, und wiederholte im Geiste immer wieder den Satz Die Zeit ist gekommen. Ein Teil von ihr hatte nie wirklich geglaubt, dass es geschehen würde, war sich sicher gewesen, dass irgendetwas sie und die anderen aufhalten würde. Gewiss würde der Urquell sich erheben, um ihren Angriff auf sein Prinzip zu verhindern. Vielleicht würde sich jemand über den Zufall wundern, dass sowohl die Äbtissin als auch ihre Tochter in der Abtei Kinder empfangen und geboren hatten, trotz des einfachen Zugangs zu empfängnisverhütenden Elixieren, die fast immer wirksam waren. Oder vielleicht würde Vondeen, Nadeens Tochter, ihre Jungfräulichkeit verlieren, bevor sie die Gelegenheit hatten, das Ritual zu vollziehen. Das war nicht ungewöhnlich in der Abtei, wo von einem hübschen Mädchen erwartet wurde, dass sie ab dem Tag, an dem sie zur Frau wurde, im Pavillon arbeitete. Aber natürlich hatte die Äbtissin dies berücksichtigt und erklärt, dass sie das Ritual in jener Nacht durchführen würden, in der sie Vondeens ersten Blutfluss prophezeit hatten. Heute Nacht. Tränen traten in Nadeens Augen, als sie sich durch die dunklen, stillen Flure auf den Weg ins Schreibzimmer der Äbtissin machte. Ihre Tochter war erst vierzehn Jahre alt, und Nadeen kannte keine freundlichere, reinere Seele. Es war ihre heilige Pflicht als Mutter, sie zu beschützen, und in dieser wichtigsten Pflicht aller Frauen würde sie bald versagen. Sowohl die Äbtissin als auch Vondeen waren bereits vor Ort, als Nadeen das Schreibzimmer betrat. Es war durch die Luminanten hell erleuchtet. Sie hatte die Tränen weggeblinzelt, doch sobald sie ihre Tochter erblickte, mit der blassen Haut und den grüngrauen Augen, die sie von ihrem in Nandel geborenen Vater geerbt hatte, stiegen sie wieder hoch. Das Mädchen hatte heute zum ersten Mal ihr rotes Dienerinnengewand angelegt, aber für Nadeen wirkte sie wie ein Kind, das sich verkleidet hatte. Gewiss zu jung, um ihr Leben zu geben, selbst für ein großes Ziel. Nadeen konnte nur mit Mühe ein Schluchzen unterdrücken. Vondeen sprang von ihrem Stuhl auf und lief ihr entgegen, um sie zu umarmen. »Alles ist gut, Mutter«, sagte das Mädchen und drückte sie fest. »Ich bin bereit und habe keine Angst.« Nadeen umarmte ihre Tochter, und der Gedanke, sie wieder loslassen zu müssen, war unerträglich. Der Zauber, den sie heute Nacht wirken würden, war über Generationen hinweg vorbereitet worden, aufgebaut durch eine Folge von begabten Äbtissinnen, die gesehen hatten, was sonst niemand sah – und den Mut gehabt hatten, entsprechend zu handeln. Es war allgemein bekannt, dass magische Fähigkeiten in manchen Familien gehäuft auftraten. In den Abteien war es ebenso bekannt, dass auch die seltenere weibliche Begabung der Prophetie in der Familie weitergegeben wurde, wenngleich nur Frauen, die diese Gabe von beiden Elternteilen geerbt hatten, sie auch anwenden konnten. Und daher hatten die Äbtissinnen von Aahltah begonnen, die Blutlinien auf der Grundlage ihrer Beobachtungen zu manipulieren und so die nötigen Fähigkeiten zu stärken und zu verdichten. Ein Liebeselixier wurde ins Getränk eines Kunden gegossen. Ein empfängnisverhütender Trank zurückgehalten. Einer Ehe wurden fälschlicherweise keine Nachkommen vorausgesagt, wenn die Blutlinien geprüft wurden … Das Schicksal der Welt hing von diesen kleinen Handlungen weiblichen Widerstands ab. Brynna Rah-Malrye hatte diesen Prozess vollendet, indem sie Nadeen geboren und dafür gesorgt hatte, dass diese wiederum mit dem widerwärtigen nandelianischen Fürsten Vondeen zeugte. Generationen hatten sich abgemüht, um diese drei Frauen hervorzubringen – die Jungfrau, die Mutter und das alte Weib –, die einzigen, die diesen mächtigen Zauber vollenden konnten. Es gab kein Zurück, egal, wie hoch der Einsatz war oder wie sehr es schmerzte. Die Äbtissin trat zu ihnen und drückte ihre Tochter und ihre Enkelin, die sich noch immer eng umschlungen hielten, an sich. »Ich hoffe, ihr wisst, dass ich euch beide liebe«, flüsterte sie. »Ich liebe euch auch«, sagte Vondeen, ohne zu zögern. Nadeens Kehle war wie zugeschnürt, sodass sie kein Wort herausbrachte und kaum Luft bekam. Sie respektierte ihre Mutter sehr, doch Respekt war nicht dasselbe wie Liebe. Wie konnte sie eine Frau lieben, die sie in die Welt gesetzt hatte, nur weil sie für diesen Zauber benötigt wurde? Wie konnte sie eine Frau lieben, die von ihr verlangt hatte, mit einem als Vergewaltiger bekannten Mann zu schlafen und sogar von ihm zu empfangen? Sie hatte Nadeen Schuldgefühle eingeredet und sie dazu gebracht, auf das empfängnisverhütende Elixier zu verzichten, das alle Frauen in der Abtei tranken, wenn sie im Pavillon arbeiteten. Nein, Nadeen konnte nicht aufrichtig behaupten, dass sie ihre Mutter liebte, und es fiel ihr schwer zu glauben, dass ihre Mutter überhaupt irgendjemanden liebte. Selbst ihre erste Tochter, Alysoon, die sie aus Liebe empfangen und geboren hatte, war für die Äbtissin inzwischen nur noch ein Werkzeug. Nadeen hatte ihre Halbschwester nie kennengelernt – und vermutete, dass Alysoon nicht einmal von ihrer Existenz wusste –, und sie fragte sich, ob ihre Halbschwester auch nur eine Ahnung hatte, wie sehr ihr Leben sich bald ändern würde und was ihre Mutter ihr mit ihrem Vorhaben zumutete. Die Äbtissin strich Nadeen über den Rücken, als würde sie ein kleines Kind trösten. »Ich erwarte nicht, dass du es ebenfalls sagst, Tochter.« »Mutter liebt dich, Großmutter«, sagte Vondeen. »Auch wenn sie es nicht weiß.« Nadeen hätte beinahe laut aufgelacht. Vondeen sah immer das Beste in den Menschen, trotz aller Bemühungen, ihr klarzumachen, wie gefährlich – und enttäuschend – das sein konnte. Obwohl sie wusste, dass sie nur gezeugt worden war, um einem bestimmten Zweck zu dienen, wie ein Pferd. Nein, Nadeen konnte unmöglich zulassen, dass ihre geliebte Tochter geopfert wurde. »Ich kann es nicht!«, sagte sie und wand sich aus der Umarmung der Frauen. Die Tränen, gegen die sie so sehr angekämpft hatte, waren stärker. Sie bebte am ganzen Körper, als sie zurückwich. Sie erwartete von ihrer Mutter eine Rüge und eine Vorhaltung über ihre Pflichten, doch stattdessen trat Vondeen vor und nahm ihre Mutter mit festem Griff bei den Schultern. »Du musst, Mutter«, sagte das Mädchen. Ihre Stimme war ruhig und sicher, in ihren Augen zeigte sich keine Spur von Angst oder Zweifel. »Wir wurden geboren, um die Welt zu verändern. Es ist unsere Bestimmung, und sie ist edel und jedes Opfer wert.« Wie konnte ein vierzehnjähriges Mädchen derart bereit sein, sein Leben für ein übergeordnetes Ziel zu geben? Nadeen war wie ihre Tochter im Wissen um ihr Schicksal aufgewachsen. Aber im Alter von vierzehn Jahren hatte sie sich mit jeder Faser ihres Körpers gegen dieses Schicksal gewehrt. Damals hatte sie noch mehr als die Hälfte ihres Lebens vor sich gehabt und herausgeschrien, dass ihr das nicht reiche. Sie hatte sogar versucht, aus der Abtei zu fliehen, um ihrer Bestimmung zu entkommen. Man hatte sie festgenommen, bevor sie einen Fuß vor das Tor gesetzt hatte, und...


Jenna Glass ist eines der offenen Pseudonyme von Jennifer Barlow, die bisher vor allem Urban Fantasy wie die Reihe "Die Exorzistin" (Knaur, 2010) veröffentlichte. Mit "Krieg der Frauen" wechselt sie nun erstmals in das Genre der High Fantasy. Sie studierte Anthropologie und Französisch an der Duke University in North Carolina, wo sie auch heute noch lebt.



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