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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Görlach Alarmstufe Rot

Wie Chinas aggressive Außenpolitik im Pazifik in einen globalen Krieg führt (Das aktuelle Buch zu Taiwan, China und der Krise)
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-455-01387-0
Verlag: Hoffmann und Campe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie Chinas aggressive Außenpolitik im Pazifik in einen globalen Krieg führt (Das aktuelle Buch zu Taiwan, China und der Krise)

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-455-01387-0
Verlag: Hoffmann und Campe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach dem Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan steht die Furcht vor einem chinesischen Angriff im Raum. Stürzt die Welt nach dem Ukrainekrieg binnen kurzer Zeit in einen zweiten Aggressionskrieg einer Großmacht? Alexander Görlach bringt verständlich und knapp die Hintergründe des Konfliktes auf den Punkt und erklärt, was auf uns zukommen kann.  Kampfjets über Taiwan, Kriegsschiffe in japanischen Gewässern, Militärbasen auf den Spratly-Inseln. China will sein Territorium im Ost- und Südchinesischen Meer ausweiten. Dabei ist besonders der Anspruch auf Taiwan explosiv, das China nicht als souveränen Staat anerkennt. Doch hinter Taiwan stehen die USA. Der aktuelle Konflikt um Inseln und Riffe vor Chinas Küste wird im Westen oft vernachlässigt. Doch dahinter stehen handfeste Territorialkonflikte mit einer Reihe von Staaten wie Japan, Südkorea oder Vietnam. Die Region ist ein Pulverfass, bei dem eine einzelne Provokation schnell in einen internationalen Konflikt führen kann. Besonders Taiwan ist China ein Dorn im Auge: Unabhängig, demokratisch und westlich, historisch aber Teil von China. Taiwan führt der Welt vor Augen, dass es zu der Diktatur in China eine demokratische Alternative gibt. Buch des Monats der Süddeutschen Zeitung

Alexander Görlach ist Senior Fellow am Carnegie Council for Ethics in International Affairs in New York. Sein Themenfeld ist die Zukunft der Demokratie. Zuvor war er als Fellow an den Universitäten Harvard und Cambridge. 2017/18 war er zudem Gastwissenschaftler an der City University Hongkong und der National Taiwan University in Taipeh. 2019 kehrte er mehrfach in die Region zurück, um die aktuellen Entwicklungen aus nächster Nähe einordnen zu können. Er ist ein gefragter Experte zu dem Themenfeld China, Hongkong und Taiwan. Gastbeiträge und Interviews erschienen u.a. bei Zeit Online, Wirtschaftswoche, Stern Online und der Deutschen Welle.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Cover
Verlagslogo
Titelseite
Abb. 1: Der Westpazifik
Wie dieses Buch entstand
Einleitung Taiwan auf den ersten Blick
1 Der Konflikt zwischen Taiwan und der Volksrepublik China
2 Der chinesische Traum von der aggressiven Weltmacht
3 Der erste Schritt: Die Annexion Taiwans
4 Pulverfass Westpazifik: Was Japan, Südkorea und die Philippinen nach dem Fall Taiwans erwartet
5 Ein Kriegseintritt der USA?
6 Schutzverantwortung als Kosmopolitenpflicht
7 Der Wettstreit der Systeme: Wie China den Globus dominieren will
Warum China nicht gewinnen darf: Ein Plädoyer
Literatur- und Quellenverzeichnis
Biograpie
Impressum


Wie dieses Buch entstand


Von August 2017 bis Juni 2018 folgte ich meinem Partner nach Taiwan. Er hatte dort ein Fulbright Fellowship erhalten, vergeben im Rahmen eines Programms des US-Außenministeriums, das der Völkerverständigung und dem Austausch zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und ihren Verbündeten dient. Er selbst ist Amerikaner mit Wurzeln in China, die Familie landete in den USA an, als er noch ein Kind war. Als Fulbright Fellow würde er ein Jahr lang in Taiwan Englisch unterrichten. Für ihn war das eine Möglichkeit, als Erwachsener wieder mit der chinesischen Kultur und Sprache in Berührung zu kommen, die ihn als Kind geprägt haben. Da es dieses Unterrichtsprogramm mit dem Ziel, das Verständnis zwischen Menschen verschiedener Kulturen zu fördern, in der Volksrepublik China nicht gibt, fiel seine Wahl auf das benachbarte Taiwan, das auf den ersten Blick viele kulturelle Gemeinsamkeiten mit dem Riesenland auf der anderen Seite der Taiwanstraße aufweist.

Ich entschied mich, ihn für dieses Jahr zu begleiten. Meine Arbeit hatte in den drei vergangenen akademischen Jahren zuvor, von 2014 bis 2017, in denen ich als Fellow und Gastwissenschaftler an der Universität Harvard war (und wo Andrew und ich uns kennengelernt haben), einen neuen Fokus erhalten. Meine Promotionen in Theologie und Linguistik beschäftigten sich, im weitesten Sinne, mit dem Verständnis zwischen Christentum und Islam, mit der Integration muslimischer Minderheiten in Europa. Diese Arbeiten führten mich zu der Frage von Identität, Zugehörigkeit und wie sie ins Politische übersetzt werden: Wie werden religiöse Identitäten genutzt, um Geschichten zu erzählen, die am Ende über Akzeptanz des Gemeinwesens oder den Ausschluss aus ihm entscheiden? In dieser Zeit las ich, wie viele andere auch, das Buch des israelischen Historikers Yuval Harari. Darin deckt er, sprachlich gewandt wie keiner vor ihm zuvor, den elementaren Zusammenhang von Narrativen, Identität und politischer Herrschaft auf. Menschen, so Harari, die zusammenarbeiten wollen, brauchen, sofern sie nicht miteinander verwandt sind, eine Erzählung, ein Narrativ, das sie zusammenhält und ihrer Zusammenarbeit Sinn und Würde verleiht. Familien ziehen diese Identität aus der gemeinsamen Geschichte. In Verbünden, die größer sind, kennen die Menschen einander aber nicht. Narrative, so Harari, sorgen dafür, dass diese Wissenslücke überbrückt wird.

Zwei Narrativ-Gruppen treten dabei in allen Kulturen in Erscheinung: Die erste ist die der Mythologie und der Religion. Sie stecken den großen Rahmen ab, stiften den Horizont, unter dem die Arbeit des Verbundes, der sich zusammenfindet, Sinn erhält. Die Fragen des Woher und des Wohin geben dem Menschen eine Heimat, die über den jetzigen Moment hinausweist, dieser Jetztzeit aber immer eine Bestimmung abtrotzen kann. So kennen alle menschlichen Zivilisationen Geschichten vom Ursprung der Welt und der Menschheit und von ihrer Vollendung. Stammen diese Geschichten aus der Zeit mittlerweile untergegangener Religionen, sprechen wir von Mythologie. Religionen entfalten, damals wie heute, eine umfassende Bindekraft, mit der sie sowohl das Leben der Einzelnen in einem spirituellen Sinne als auch den Zusammenhalt der ganzen Gruppe, ihr Bildinventar und ihre Sprache, prägen. Zugehörigkeit bedeutet hier verstehen können, nicht glauben müssen. In diesem Sinne ist die europäische Hemisphäre nach wie vor eine vom Christentum geprägte. Immer noch kennen sehr viele Menschen in der Alten Welt die biblischen Erzählungen von Adam und Eva, der Arche Noah, dem Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi und dem Ende der Welt, das in der Offenbarung des Johannes grausam und hoffnungsfroh erzählt wird und dem Michelangelo in seinem Gemälde vom Jüngsten Gericht in der Sixtinischen Kapelle eine immerwährende Manifestation gestiftet hat, die in der Ikonographie, die die ganze Welt kennt, ihren festen Platz hat. Es ist eine Frage der Anschauung, ob in Europa die jüdisch-christliche Erzählung der Bibel mittlerweile nicht denselben Status hat wie die Mythologie des Alten Griechenlands. Aber gerade darin bestätigt sich Hararis These: Es geht nicht um eine glaubende Zustimmung zu der Erzählung, sondern ihr Verstehen. Diejenigen, die das Narrativ kennen, gehören, laut Harari, zu der Gruppe, die anderen nicht.

Die zweite Narrativ-Gruppe, die uns in dem Buch vorgestellt wird, ist die des Klatsches. Menschen, die nicht miteinander verwandt sind, möchten etwas über die Menschen erfahren, mit denen sie zusammenleben und denen sie täglich begegnen. Die Welt des Klatsches hat sich in den vergangenen Jahrzehnten beständig ausgeweitet. Vom Leben der Hollywood-Stars, wen sie lieben, wen sie heiraten und von wem sie sich scheiden lassen, beispielsweise, wird heute in Klatschpostillen rund um den Globus berichtet. Fehltritte werden ausgeleuchtet, Nachrufe geschrieben. Der Klatsch ist das Fluidum, das die menschliche Kooperation auf einer täglichen Basis am Leben erhält.

Mich hat in meiner Arbeit ausschließlich die erste Narrativ-Gruppe interessiert. Die religiöse Zugehörigkeit wurde und wird wiederbelebt als das entscheidende Kriterium der Einteilung in »die« und »wir«. Zu dieser Entwicklung, die unter dem Stichwort Populismus in der jüngeren Vergangenheit in allen Erdteilen um sich gegriffen hat, habe ich begonnen in Harvard zu arbeiten. Dabei wurde ein Grundkonflikt deutlich, der geradezu modellhaft im Verhältnis von Taiwan und der Volksrepublik zum Tragen kam – mit potenziellen Auswirkungen für die Weltregion, in der die beiden liegen, wie für die ganze Weltgemeinschaft: Es ist der Konflikt zwischen freiheitlicher Demokratie und autoritärer Diktatur.

Ein demokratischer Staat ist ein säkularer Staat, das heißt, dass in ihm kein religiöses Narrativ über die Zugehörigkeit bestimmt. Das bedeutet nicht, dass Religion keine Bedeutung in einem solchen säkularen Staat haben dürfe oder diese Bedeutung über die Zeit verlieren werde. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind in diesem Sinne das beste und auch das erste Beispiel eines säkularen Staates. Man könnte sogar sagen, sie sind bislang das einzige Experiment dieser Art, das geglückt ist. Ob in Frankreich, Mexiko, der Türkei oder Russland – überall dort, wo im Zuge einer Revolution die Religion gewaltsam aus dem Leben der Menschen verbannt werden sollte, kam sie machtvoll zurück. Nicht nur (aber auch), weil die Menschen an die Lehre ihrer Religion glaubten, sondern, und das ist für unseren Zusammenhang entscheidend, weil sie diese Religion und die Kultur, die aus ihr erwachsen ist, als Teil ihrer Identität betrachteten, die sie nicht aufzugeben bereit waren.

In den Vereinigten Staaten dürfen alle Menschen ihre Religion haben, ausleben und kultivieren. Dies wird besonders deutlich in der Rede- und Meinungsfreiheit, die ihren Ursprung in dem Kampf um die Gewissens- und Glaubensfreiheit hat, die Europa in Chaos und Blutvergießen stürzte, als das neue Land, die Vereinigten Staaten, aus der Taufe gehoben wurde. Das umfassende Narrativ der USA fußt nicht auf einer alten Mythologie oder einer praktizierten Religion, sondern auf der Verfassung, die jeder und jedem unveräußerliche Rechte zuspricht und das Streben nach Glück (was durch und durch ein säkulares, innenweltliches Unterfangen ist, im Gegensatz zum unverlierbaren Heil, das die christliche Religion verkündet und an einen Ort außerhalb unserer Welt und Zeit knüpft). Die USA sind in diesem Sinne der erste moderne Verfassungsstaat (in dem das Erbe Englands, die , nachwirkt). Noch heute ist in den USA entscheidend, dass man ein , eine Bürgerin oder ein Bürger, ist. Diese Bestimmung kommt zuerst, alle anderen, Geschlecht, Ethnie, Religion, spielen keine Rolle. Dass es seit der Gründung des Landes Gruppen gab und gibt, die gegen diese verfassungsmäßige Grundlage der Vereinigten Staaten arbeiten und sie aushebeln wollen, hebt den außergewöhnlichen Anspruch, den die USA sich bei ihrer Gründung gegeben haben, nur noch weiter heraus. Um die Staatsbürgerinnen und Staatsbürger gegen den Anspruch politischer Macht, die in der Alten Welt häufig im religiösen Gewand daherkam, zu schützen, wurde die Idee der Gewaltenteilung, die Trennung von Gesetzgebung, Regierung und Rechtsprechung, in den USA praktische Realität.

Verfassungsstaat, Staatsbürgerschaft und Gewaltenteilung sind die großen Geschenke Amerikas an die Welt. Sie sind heute in den Teilen des Globus, der, unpräzise, der »Westen« genannt wird, zum Träger des vorherrschenden politischen Systems geworden, das wir freiheitlich und infolgedessen demokratisch nennen. Länder, die die Grundbestimmung des Menschen als eines freien Individuums mit unveräußerlichen Rechten (wie dem Streben nach Glück) nicht teilen, sind heute allesamt keine Demokratien.

Diese Staaten sind es, die die Gegenspieler der freiheitlichen Welt sind, die sich heute von Neuseeland, Australien, Südkorea und Taiwan über Europa bis nach Amerika erstreckt. Mögen die Menschen, die in ihren Ländern leben, verschiedene Sprachen sprechen, an verschiedene Götter glauben oder nicht glauben – die politische und rechtliche Realität stellt keinen Unterschied zwischen ihnen dar. Das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit garantiert darüber hinaus international, dass Spanier in Neuseeland, Südkoreaner in Kanada oder Deutsche in Taiwan mit dem gleichen Respekt und unter dem gleichen rechtlichen Horizont behandelt werden wie in ihrem...


Görlach, Alexander
Alexander Görlach ist Senior Fellow am Carnegie Council for Ethics in International Affairs in New York. Sein Themenfeld ist die Zukunft der Demokratie. Zuvor war er als Fellow an den Universitäten Harvard und Cambridge. 2017/18 war er zudem Gastwissenschaftler an der City University Hongkong und der National Taiwan University in Taipeh. 2019 kehrte er mehrfach in die Region zurück, um die aktuellen Entwicklungen aus nächster Nähe einordnen zu können. Er ist ein gefragter Experte zu dem Themenfeld China, Hongkong und Taiwan. Gastbeiträge und Interviews erschienen u.a. bei Zeit Online, Wirtschaftswoche, Stern Online und der Deutschen Welle.

Alexander Görlach ist Senior Fellow am Carnegie Council for Ethics in International Affairs in New York. Sein Themenfeld ist die Zukunft der Demokratie. Zuvor war er als Fellow an den Universitäten Harvard und Cambridge. 2017/18 war er zudem Gastwissenschaftler an der City University Hongkong und der National Taiwan University in Taipeh. 2019 kehrte er mehrfach in die Region zurück, um die aktuellen Entwicklungen aus nächster Nähe einordnen zu können. Er ist ein gefragter Experte zu dem Themenfeld China, Hongkong und Taiwan. Gastbeiträge und Interviews erschienen u.a. bei Zeit Online, Wirtschaftswoche, Stern Online und der Deutschen Welle.



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