E-Book, Deutsch, 358 Seiten
Reihe: Hellboy, Nr.2
Golden / Darabont / Crowther Hellboy 2: Eine offene Rechnung
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-944720-50-0
Verlag: Golkonda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 358 Seiten
Reihe: Hellboy, Nr.2
ISBN: 978-3-944720-50-0
Verlag: Golkonda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Christopher Golden, Jahrgang 1967, ist der Autor zahlreicher, vor allem phantastischer Romane. Er unternimmt immer wieder Ausflüge in die Welten anderer Schöpfer, und so hat er u. a. Bücher zu Buffy, Battlestar Galactica und den X-Men verfasst. Hellboy-Fans sei vor allem der wunderschön ausgestattete Band Baltimore ans Herz gelegt, den Mike Mignola illustriert hat. Mike Mignola, Jahrgang 1960, ist einer der ganz großen Stars der US-amerikanischen Comicszene. Neben seinem Welterfolg Hellboy arbeitete er auch an Filmen wie Bram Stoker's Dracula und Atlantis Das Geheimnis der verlorenen Stadt mit. Alan Moore hat Mignolas Stil als 'eine Mischung aus deutschem Expressionismus und Jack Kirby' bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum erscheint sein Comic-Werk bei Cross Cult.
Weitere Infos & Material
- Frank Darabont, "Vorwort"
- Frank Darabont, "Die Bruderschaft des Colts"
- Peter Crowther, "Der vor dem Zaub'rer flieht"
- Scott Allie, "Versunken in der Flut"
- Charles de Lindt, "Newford-Spuk-Schwadron"
- David J. Schow, "Wassermusik"
- James L. Cambias, "Das Vampir-Mandat"
- Ed Gorman & Richard Dean Starr, "Eine offene Rechnung"
- Tom Piccirilli, "Sankt Hellboy"
- Nancy Kilpatrick, "Schlaflos in Manhattan"
- Sharyn McCrumb, "Die Wunschhunde"
- Thomas E. Sniegoski, "Gnadenakt"
- Graham Joyce, "Der dreimal benannte Hügel"
- James A. Moore, "Aus Blut, aus Lehm"
- Ray Garton, "Ein reiches und erfülltes Leben"
- Tim Lebbon, "Die Glasstraße"
- Guillermo del Toro & Matthew Robbins, "Leckere Zähne"
EINFÜHRUNG
Frank Darabont
Jedes Ziel hat eine Reise, jede Endstation einen Ausgangspunkt. Eine offene Rechnung – von dem ich hoffe, dass es Ihnen Vergnügen bereitet, und an dem ich mit Begeisterung mitgearbeitet habe – ist das Ergebnis eines scheinbar harmlosen Gesprächs, das vor einigen Jahren in einem legendären Establishment in L. A. stattfand, welches leider nicht mehr unter uns weilt. Der Ort hieß Dave’s Laser Video im San Fernando Valley (ungefähr zehn Minuten hinter den Hollywood Hills gelegen), und dort wurde der Grundstein für diese Hellboy-Anthologie gelegt. Wenn Ihnen das Buch gefällt, behalten sie im Hinterkopf, dass Sie es einem Kerl namens Paul Prischman zu verdanken haben.
Paul wer, fragen Sie? Dazu komme ich gleich, aber erstmal:
Was kann man über Dave’s sagen? Das ist, als würde man einen geliebten Freund, der verstorben ist, lobpreisen und betrauern. Es war Dave’s, Brüder und Schwestern (sagt Amen!), das Mekka für Filmliebhaber im ganzen Tal rings um L. A. Damals, in den finsteren alten Tagen, als das VHS-Format die Welt beherrschte, war Dave’s einer der wenigen Orte in dieser Stadt, die sich auf Laserdiscs spezialisiert hatten – erinnern Sie sich an diese riesigen glänzenden schallplattengroßen Vorläufer der DVDs? Vielleicht nicht – die meisten Leute bekamen sie niemals zu Gesicht, wussten nicht mal, dass es sie gab, aber Filmverrückte wie ich lebten für sie. Die Ton- und Bildqualität konnte es fast mit heutigen DVDs aufnehmen, und obwohl die Laserdisc eigentlich nie bis zu den Mainstream-Kunden durchgesickert ist (dafür hätte Ihre Omi sie dutzendweise bei Walmart kaufen und unter den Weihnachtsbaum legen müssen), hatte sie genug hingebungsvolle Anhänger, dass sie ein Jahrzehnt oder länger als Nischenprodukt gedieh. Ironischerweise war es die Ankunft des neuen Laserformats, der DVD, die den Untergang von Dave’s Laser Video herbeiführte. Als die Welt den Wechsel vollzog, gerieten Laserdiscs von heute auf morgen in Vergessenheit. Dave’s machte diesen Wechsel ins DVD-Geschäft mutig mit und hielt noch ein paar Jahre durch, aber kleinere Gewinnspannen und eine immer allgemeinere Verfügbarkeit (verdammt, plötzlich konnte man DVDs im Supermarkt kaufen) machten ihm schließlich den Garaus.
Ich war einer der frühesten Fans von Laserdiscs und somit einer von Dave’s frühesten Kunden. Ich folgte ihnen über drei Standortwechsel und die Umstellung auf DVDs hinweg, und es verging keine Woche, in der ich nicht hinging (abgesehen von den seltenen Gelegenheiten, an denen ich verreiste, um bei einem Film Regie zu führen). Tatsächlich war ein Besuch bei Dave’s immer ein phantastischer Vorwand, um aus dem Haus zu kommen und weg von dem Abgabetermin für welches Drehbuch auch immer, das momentan an mir zehrte; eine Möglichkeit, etwas Tageslicht zu sehen und einen klaren Kopf zu bekommen. Und aufgepasst, denn jetzt folgt das, auf was es wirklich ankommt: Es ist nicht so sehr das Rausgehen und Filme kaufen, das ich vermisse (das kann ich überall tun); es ist der gesellschaftliche Aspekt davon. Dave’s war der perfekte Tante-Emma-Laden – nicht das anonyme, gigantische Megaketten-Ding wie Tower oder Virgin, sondern eher wie die Bar in Cheers. Du gingst rein, und alle kannten deinen Namen. Die Mitarbeiter waren nicht irgendwelche gepiercten und tätowierten Zombies, wie man sie in den großen Kaufhäusern trifft, sie waren wie Familie.
Einfach ausgedrückt, jeder Besuch bei Dave’s war ein Besuch bei Freunden – man plauderte, tauschte Geschichten aus, besprach Filme oder Bücher, lachte, hing rum. Die Leute, die an diesen Ladentischen arbeiteten, waren ein besonders belesener und gastfreundlicher Haufen, und ich freute mich immer, sie zu sehen. Und fast zwangsläufig kamen andere Stammkunden von Dave’s hereingeschlendert wie die schrulligen Nachbarn in irgendeiner Sitcom – angesichts unserer hektischen Terminkalender ist es ein lustiges Detail, dass ich meinen Filmemacher-Kumpel Mick Garris öfter bei Dave’s zu sehen bekam als im täglichen Leben (sein Haus befindet sich von dort, wo Dave’s früher war, gerade die Straße hinauf, und er schaute fast jeden Tag nach seiner Laufrunde vorbei). Es war dort, dass ich zum ersten Mal Guillermo del Toro traf, mit dem ich inzwischen gut befreundet bin (du kannst dich unmöglich nicht mit Guillermo anfreunden, so umgänglich und nett, wie er ist). Eine meiner schönsten Erinnerungen an Dave’s war der Abend, an dem ich dort eine Signierstunde anlässlich der DVD-Veröffentlichung von The Green Mile gab – was zwei Stunden dauern sollte, aber es tauchten so viele Leute auf, dass ich sieben Stunden da war, und der Laden schloss nicht vor ein Uhr nachts. (Fragen Sie sich, was irgendetwas davon mit Hellboy zu tun hat? Geduld – es ist eine Reise, schon vergessen?)
Ja, verdammt nochmal, ich vermisse Dave’s. Los Angeles ist auch so schon unpersönlich genug, und als Dave’s pleiteging, ist das noch viel schlimmer geworden. Ich vermisse die Leute, die dort arbeiteten – Keven, Hobe, Graham (ein sagenhaft attraktiver schwuler Mann, den wir an AIDS verloren haben), Jenni, Drew (alias Moriarty auf Ain’t it Cool News, der seitdem zu einer aufkeimenden Drehbuchautoren-Karriere übergegangen ist), Carl (der übercoole und lustige schwarze Kerl, der sich immer in eine Sechziger-Jahre-Lederjacke im Black-Panther-Stil kleidete und mich an Shaft erinnerte) … also, ich werde nicht alle nennen (Entschuldigung an jene, die ich ausgelassen habe), aber der letzte Name, den ich Ihnen entgegenschleudere, ist Paul Prischman, der Typ, den ich zu Beginn dieser Einführung als Verursacher dieses Buches erwähnt habe. (Ah, jetzt aber, sehen Sie? Die Reise ergibt allmählich einen Sinn.)
Paul ist ein Künstler, und ein verdammt guter. Eines Tages betrat ich Dave’s, nur um von Paul die aufregende Neuigkeit zu erfahren, dass er soeben das Engagement erhalten hatte, für Guillermo Storyboard-Skizzen für die Vorproduktion des ersten Hellboy-Films zu zeichnen. Da das war, bevor ich Guillermo überhaupt getroffen hatte, fragte mich Paul, ob ich je irgendeinen der Hellboy-Comics gelesen hätte. Die Unterhaltung ging etwa so:
ICH: Nein, hab ich nicht. Sind das die mit dem riesigen roten Kerl im Trenchcoat mit der Schutzbrille auf seiner Stirn?
PAUL (höflich): Ähm, eigentlich sind das abgesägte Hörner. Er stammt aus der Hölle.
ICH: Oh. Ich dachte, das wär eine Schutzbrille.
PAUL (schmerzhaft höflich): Nein. Hörner.
ICH: Aha. Ich verstehe.
PAUL: Du solltest sie wirklich lesen. Sie sind einfach spitze; besser erzählt heutzutage kein Comic-Künstler. Hey, ich bring einen meiner Sammelbände her – wenn du das nächste Mal da bist, kannst du ihn dir ausleihen.
Paul hielt sein Wort – bei meinem nächsten Besuch überreichte er mir sein Exemplar von Seed of Destruction. Ich nahm es mit nach Hause, las es in jener Nacht und verliebte mich prompt in alles, was es zu lieben gibt an Hellboy und seiner Welt. Ich meine, was gibt es denn nicht zu lieben? Übernatürliche Verschwörungen mit Nazis? Eine Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen? Ein roter Riesendämon mit einem trockenen Sinn für Humor, der so coole Sprüche klopft wie Philipp Marlowe? Also, das sind bloß die einzelnen Bestandteile, aber offensichtlich ist die Summe viel größer. Mike Mignola hat etwas Einzigartiges erschaffen, das nicht nur der Kunstform der Comics zur Ehre gereicht, sondern sie oft transzendiert. Und obwohl Mike selbst weiterhin behauptet, dass er »kein richtiger Schriftsteller« ist (und das sogar zu glauben scheint), sage ich ihm weiterhin, dass er einer ist – nicht einfach ein Schriftsteller, sondern ein hammermäßiger. Hammermäßig in dem Sinne, dass er ein großartiger Geschichtenerzähler ist. Hammermäßig in dem Sinne, dass er ein Kerl ist, der mich mit der simpelsten Zeile eines Dialogs zum Lachen bringen kann und mir anschließend ganz überraschend Angst macht oder mich höllisch rührt. Und er tut all das schlicht mit Feder und Tinte und der nicht ganz so schlichten Kraft seiner Worte und Ideen. Wenn es nach mir geht, ist jeder, der eine Geschichte mit dem Humor, dem Gefühl und der klassischen Stimmung von »The Corpse« (die mich an den frühen Ray Bradbury erinnert) zustande bringt, ein großartiger Schriftsteller. Jeder, der dich mit dem Charme und der Schrulligkeit von »Pancakes« verblüffen kann – und das auf läppischen zwei Seiten! –, ist ein Geschichtenerzähler von seltener Kraft.
Okay, eigentlich nehme ich an, dass ich Ihnen gar nicht erzählen muss, wie großartig Mignola ist – wenn Sie dieses Buch gekauft haben, renne ich offene Türen ein. Worauf es ankommt ist: Paul hat mich zu Hellboy gebracht, und ich wurde ein fanatischer Fan. Mein Büro, in dem ich schreibe, beheimatet nicht weniger als sechs Hellboy-Figuren, die mir Gesellschaft leisten, und zwar alles, von Randy Bowens großartigen Skulpturen bis zu diesem albernen Wackelkopf. Ich habe mehrere Originalseiten von Mignola erworben, die stolz bei mir zu Hause hängen. Ich habe jedes Hellboy-Buch gekauft, das es zu kaufen gab, jede Zeile gelesen, die es zu lesen gab (mehr als einmal). Und eine der wirklich erfreulichen Überraschungen auf...




