Goldwasser | Das Haar in der Sippe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

Reihe: Piper Humorvoll

Goldwasser Das Haar in der Sippe

Ein turbulenter Familienroman
18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-492-98464-5
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein turbulenter Familienroman

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

Reihe: Piper Humorvoll

ISBN: 978-3-492-98464-5
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein urkomischer Roman, der garantiert jedes Familienmitglied zum Lachen bringt!Philip ist gut aussehend, erfolgreich und weiß genau was er will. Sein Leben in Deutschland, inklusive Ex-Freundin Merle, hat er längst hinter sich gelassen und feilt an seiner Karriere als Investmentbanker in New York. Blöd nur, dass er, als ein Milliardendeal vor der Tür steht, von seiner Mutter Esther in die Heimat zitiert wird. Notgedrungen fliegt Philip zurück und erfährt, dass seine Mutter das ehemalige Wohnhaus in eine Mehrgenerationen-WG umfunktioniert hat. Hübsch der Reihe nach lernt Philip die schrägen Mitbewohner kennen: vom 20 Jahre jüngeren Liebhaber der Mutter, bis zur durchgeknallten Oma - und auch Merle, seine ehemalige Freundin, ist mit von der Partie. Sie hat einen Sohn und sieht immer noch verdammt gut aus. Familien- und Liebeswahnsinn ist vorprogrammiert.
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Kapitel 1
Heute steht mein Aszendent besonders günstig, nämlich auf Glücksschwein. Schon seit zwei Stunden trage ich dieses Honigkuchenpferdgrinsen durch New York, sodass man fast denken könnte, ich käme vom Facelifting. Der Pförtner zu meinem Apartmentblock öffnet mir die Tür und ist offenkundig überrascht, mich an diesem Augustabend ausnahmsweise vor Mitternacht zu begrüßen. »Was? So früh, Mr Heitmann? Hat man Sie etwa gefeuert?« Er schleppt seine Pfunde zum Fahrstuhl, um die Anforderung für den 34. Stock zu drücken. »Nein, Sir«, grinse ich aus hochgetackerten Mundwinkeln. »Ganz im Gegenteil.« Die Fahrstuhltüren öffnen sich, ich steige ein und schon rauscht die Kabine aufwärts, synchron zu meiner Laune. Heute lief alles wie am Schnürchen: Den ärgsten Kollegen ausgestochen – Check. Den Milliarden-Deal eingefädelt – Doppelcheck. Die Beförderung klargemacht – Megacheck. So etwas muss gefeiert werden, nur leider ist mein bester Kumpel ausgerechnet diese Woche auf Dienstreise. Und mit den anderen Kollegen anzustoßen kommt nicht infrage, denn keiner der raffgierigen Mischpoke gönnt mir meinen Erfolg. Diese Erfahrung habe ich in den letzten fünf Jahren etliche Male gemacht, seitdem ich für die Firma arbeite. Es ist nämlich piepegal, wie nett du bist oder ob du montags einen Kuchen ins Büro mitbringst, das Einzige, was hier zählt, sind Abschlüsse und dafür musst du mit Stahlkappen an den Ellenbogen durch die Sitzungen pflügen. Fusionen und feindliche Übernahmen, das ist mein Spezialgebiet. Ich kaufe marode Unternehmen auf, baue sie um und werfe das Ganze anschließend den Spekulanten zum Fraß vor. Klingt nicht gerade sympathisch, ich weiß. Selbst Zuhälter oder Leichenbestatter haben einen besseren Ruf als unsere Zunft. Aber es gibt einfach keinen besseren Job, um schnell aufzusteigen und großes Geld zu verdienen. Und genau das will ich, bis in zwei Jahren das 35. Lebensjahr an die Tür klopft. Dann, so habe ich mir vorgenommen, werde ich diesen Mörder-Job kündigen und mich mit Frau und Kindern ins Eigenheim zurückziehen. Alles, was mir zur Erfüllung dieses Traumes noch fehlt, sind Frau, Kind und Eigenheim. Alternativ geht es mit einer handfesten Midlife-Crisis einfach auf eine beliebige Karibik-Insel. Ich stecke den Schlüssel ins Schloss, öffne die Wohnungstür und rieche sogleich den leicht zitronigen Putzmittel-Geruch, ein untrügliches Zeichen, dass meine Haushälterin heute hier war. Sie kommt jetzt dreimal die Woche, denn für mich gibt es nichts Schöneres, als eine blitzblanke, ach, was sag ich: aseptische Wohnung. Noch im Hausflur streife ich die handgefertigten Lederschuhe von den Füßen und krame im Flurschrank nach meinen Kermit-der-Frosch-Kuschelpantoffeln, die ich immer vor der Haushälterin verstecke. Es wäre mir zu peinlich, wenn sie diese monströsen Treter sehen würde, mein Standing als mondäner Geschäftsmann wäre sofort dahin. Doch erst wenn meine Füße in den kuscheligen Kermit-Köpfen stecken, fühle ich mich wirklich zu Hause. Ich kann mich im Übrigen nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so entspannt auf meiner Couch saß wie jetzt. Ohne Arbeitsdruck, ohne Terminhetze, einfach nur so. Ich beobachte, wie die feuerrote Abendsonne ihre Strahlen über die Skyline in mein Apartment wirft und die ganze Einrichtung in warmes Licht taucht. Das ändert natürlich nichts daran, dass meine Wohnung immer noch den Charme einer Zahnarztpraxis versprüht, es fehlen nur noch die Wimmelbilder unter der Decke. Aber genau diese Sterilität, diese unaufgeregte Kühle hilft mir, in meinen eigenen vier Wänden vollkommen abzuschalten. Kein Nippes, keine Pflanzen, keine Fotos, keine vollgestopften Bücherwände, sondern nur ein paar gut platzierte Designermöbel, etwas Kunst an den Wänden, das war’s. Dieses Loft ist eben etwas Besonderes, und zumindest heute fühle ich mich auch besonders: Besonders erfolgreich, besonders glücklich – aber auch besonders Single. Meine letzte Beziehung, die diesen Namen überhaupt verdient, liegt nämlich schon fünf Jahre zurück. Das war noch zu Studienzeiten in Deutschland, wo ich mich am Ende zwischen Geld und Liebe entscheiden musste und schließlich der Karriere in New York den Vorzug gab. Tja, man kann im Leben eben nicht alles haben und schon gar nicht gleichzeitig. Dafür stelle ich heute mit großer Genugtuung fest, dass meine Endorphine wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht sind; die standen bei mir nämlich lange Zeit auf der Liste der ausgestorbenen Hormonarten. Und dieses warme Rundum-glücklich-Gefühl im Körper, das kann meinetwegen für immer bleiben. Endlich zufrieden. So, wie ein Baby, dem man den Po föhnt.   Plötzlich klingelt das Telefon. Mit einem Ruck schrecke ich hoch und spüre, dass meine Entspannung zerplatzt wie eine Immobilienblase. Denn das, was da klingelt, ist nicht mein Handy, auf dem ich rund um die Uhr für meinen Chef erreichbar bin, sondern das Festnetztelefon, dessen Nummer nur eine Person besitzt: meine Mutter. Aber normalerweise ruft Esther nicht um diese Uhrzeit an, denn in Deutschland ist es gerade mitten in der Nacht. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass ich eine aberwitzige Esoterik-Liebhaberin zur Mutter habe, die mit allerlei Shanti Shanti und Kristallpendeln ihre Alltagsneurosen repariert, ist ein nächtlicher Anruf nun auch nicht völlig ungewöhnlich. Jedes Mal, wenn ich den Hörer abnehme, schwappen mir die hanebüchensten Geschichten entgegen. Zum Beispiel, als sie in unserem Garten beim Verbrennen von Heilkräutern auch gleich den kompletten Geräteschuppen mit abgefackelt hat. Oder als ein Wunderheiler ihr mit Glöckchen und Bimmeln das Darmchakra – was immer das auch ist – sanierte, und sie danach tagelang unter Verstopfung litt. Das Telefon klingelt noch immer. Soll ich wirklich rangehen oder einfach so tun, als sei ich nicht da? Meinem Zögern kommt der Anrufbeantworter zuvor und lässt meine nüchterne Ansage ertönen. Nichts ist mir verhasster als witzige Mailbox-Sprüche oder Familienansagen à la »Hallo, hier ist der Anschluss von (Männerstimme) Holger … (Frauenstimme) Sabine und (kicher kicher, Kinderstimme:) Annn-tooooon.« Nach dem Piep des Anrufbeantworters höre ich ein Räuspern am anderen Ende der Leitung. »Philip, geh mal ran. Ich muss mit dir sprechen. Hier ist Esther.« Ich frage mich ernsthaft, woher meine Mutter das Talent hat, immer in genau den Momenten anzurufen, in denen ich definitiv nicht mit ihr sprechen will. »Philiiiiiiiiiiip, hier ist deine Mutter. Geh bitte sofort ans Telefon, es geht um Leben und Tod.« Ja, ja, die Masche kenne ich schon. Bei meiner Mutter geht es immer um Leben und Tod oder um noch viel ernstere Sachen. »Ich habe schlechte Nachrichten. Ganz schlechte …« Hm, ist ihr wöchentlicher Termin beim Heilpraktiker ausgefallen? »Vielleicht muss ich bald sterben, Philip. Ja, du hast richtig gehört. Sterben.« Tja, das müssen wir alle, denn das Leben ist leider mit Verfallsdatum geliefert worden. Ich bin gespannt, woran sie diesmal wieder stirbt. »Keiner weiß, wie viel Zeit ich noch habe und du lässt mich hier auf deinem verdammten Anrufbeantworter versauern. Philip? Philiiiiiiiiiiip!« Es hilft alles nichts. Wenn ich jetzt nicht mit ihr spreche, wird sie im Fünfzehn-Minuten-Takt durchklingeln und jedes Mal nervtötende Nachrichten hinterlassen, bis entweder der Anrufbeantworter durchdreht oder ich. So trabe ich zum Telefon und nehme den Hörer ab. »Hi Mama.« »Du bist ja doch da! Wieso dauert das denn bei dir immer so lange? Musstest du dir erst Mut antrinken, um mit deiner kranken Mutter zu sprechen oder was?« Für das nächste Mal wäre das in der Tat ein bedenkenswerter Vorschlag. »Entschuldige, ich habe mir gerade noch einen Tee geholt«, lüge ich. »Einen Tee geholt … aha! Wo denn, in Sri Lanka?« »Ach, Mama, komm. Gibt’s was Wichtiges?« »Ja, es gibt etwas Wichtiges. Ich bin schlimm krank.« »Interessant. Sonst noch was Neues? Du hast dich ja ewig nicht mehr gemeldet.« »Hörst du mir überhaupt zu? Ich bin gerade dem Tod von der Schippe gesprungen und du fragst, ob es was Neues gibt? Außerdem, warum soll ich mich auch melden, wenn du sowieso nie ans Telefon gehst, geschweige denn mal zurückrufst. Meinen Geburtstag hast du übrigens auch wieder vergessen, wie jedes Jahr.« »Tut mir leid, Mama. Happy Birthday nachträglich.« »Wie liebevoll. Aber mein Geburtstag war vor fünf Monaten!« Mein wohliges Körpergefühl von soeben ist mittlerweile komplett futsch, stattdessen testet mein Bauch erste originelle Krampfformationen. Ich klemme das Telefon zwischen Schulter und Ohr und durchforste auf der Suche nach Magentabletten einige Schubladen im Wohnzimmerschrank. »Philip, hör mir zu, es ist wirklich etwas Schreckliches passiert …« Ich krame ungerührt weiter. »Bist du aus deiner Hippie-Tanzgruppe geflogen?« »Nein, natürlich nicht.« »Hm, dann hast du wieder irgendwelche Energie-Staus oder interstellare Druckbeschwerden?« »Vorsicht, mein Lieber, ganz dünnes Eis. Redet man so mit seiner todkranken Mutter?« »Todkrank? Mama, übertreib mal nicht.« »Aber ich habe was Ernstes! So richtig mit Schulmedizin.« »Schnupfen?« »Philip, ich liege im Krankenhaus.« Jeder Eins-a-Sohn würde jetzt schwer besorgt nachfragen, was denn vorgefallen sei, aber ich kann die Geschichten von verklebten Faszien oder verrutschten Meridianen einfach nicht mehr hören. Zum Glück habe ich die Packung mit den Magentabletten gefunden und versuche eine davon lässig in den Mund zu werfen. Sie landet neben mir auf dem Boden. »Du bist im Krankenhaus? Ach,...


Goldwasser, Luka
Luka Goldwasser (1979) wurde in einem kleinen Städtchen bei Hannover geboren. Seine Familie wohnt noch immer dort und zwar mit vier Generationen unter einem Dach. Für ihn gibt es nichts Schöneres, als diese Chaostruppe in seiner Heimat zu besuchen – obwohl, doch: abreisen, um das ramponierte Nervenkostüm wieder auf Vordermann zu bringen. Nach seinem Studium in New York, Paris und Hildesheim lebt und arbeitet Luka Goldwasser in Frankfurt am Main. Er ist leidenschaftlicher Improtheater-Spieler, hasst Andrew Lloyd Webber, liebt Fischbrötchen und seine ganz persönliche Familienbande, mit Hund.



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