E-Book, Deutsch, Band 0211, 448 Seiten
Reihe: Julia Extra
Grace / Bright / George Julia Extra Band 211
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95446-059-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0211, 448 Seiten
Reihe: Julia Extra
ISBN: 978-3-95446-059-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wieder liegt Leigh in Raouls Armen - wieder brennt ihre Leidenschaft wie am Anfang ihrer Beziehung. Vor fünf Jahren hatte sie sich von ihm getrennt, doch jetzt wollen sie versuchen, ihre Ehe zu retten. In Raouls Villa in Südfrankreich erleben sie zweite Flitterwochen, bis Leigh ihn - genau wie damals - mit seiner engen Vertrauten Marion überrascht...
Carol Grace wurde mit Fernweh im Blut geboren. Sie wuchs in Illinois auf, sehnte sich aber sehr bald danach, die weite Welt zu erkunden. Während des Studiums erfüllte sie sich diesen Traum erstmals mit einem Auslandssemester an der Sorbonne in Paris. Ihren Abschluss machte sie an der Universität von Los Angeles, bevor sie nach San Francisco ging, um beim öffentlichen Fernsehen zu arbeiten, wo sie auch ihren zukünftigen Ehemann kennen lernte. Sie verließ das Fernsehen, um an Bord des Krankenhausschiffes Hope Reisen nach Guinea, Nicaragua und Tunesien zu unternehmen. Dann endlich, nach ihrer Heirat, bereisten sie und ihr Ehemann Algerien und den Iran, um zu arbeiten. Sie liebten die Reize des exotischen Lebens im Ausland, aber kamen letztendlich zurück nach Kalifornien um ihre zwei Kinder in ihrem Haus auf den Berggipfeln mit Aussicht auf den Pazifik groß zu ziehen. Carol sagt heute, dass das Schreiben für sie ein alternativer Weg sei, das Leben aufregend zu gestalten.
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1. KAPITEL
“Es ist lange her, Leigh.”
Die tiefe samtweiche Stimme traf Leigh wie ein Schlag in den Magen. Dass dieser Tag einmal kommen würde, hatte sie immer gewusst, und sie hatte ihn gefürchtet. Und dennoch brachte dieser einschmeichelnde französische Akzent eine ganz bestimmte Saite in ihrem Inneren zum Schwingen.
“Hallo, Raoul.” Die Erinnerungen überschlugen sich hinter ihrer glatten Stirn. Langsam drehte sie sich um. Sie versuchte nicht einmal zu lächeln, während sie in die zwingenden blauen Augen starrte, die ihr einst so viel Glück und Schmerz beschert hatten. “Fünf Jahre, um genau zu sein.”
“Und zwei Monate.” Er sah immer noch überwältigend gut aus, doch etwas, das sie nicht in Worte fassen konnte, hatte sich an ihm verändert. Vielleicht waren es die feinen Linien um den sensiblen, großzügigen Mund und in den Augenwinkeln, die sein gebräuntes Gesicht noch maskuliner erscheinen ließen. Die aristokratische Nase, das feste vorspringende Kinn waren genau so, wie sie sie in Erinnerung hatte. “Wie du siehst, erinnere ich mich sehr genau daran.” Auch er versuchte nicht, die Situation durch ein Lächeln zu entspannen. Seine offen zur Schau getragene Selbstsicherheit und Gelassenheit begannen Leigh zu ärgern, und das brachte ihre sanften braunen Augen zum Funkeln. So sehr hatte er sich also doch nicht verändert!
“Geht es dir gut?” Als Reaktion auf ihr kurzes Nicken zeigte er seine blendend weißen Zähne. “Das freut mich.”
“Und du?” Das ist doch lächerlich, dachte sie hilflos. Da standen sie nun voreinander und tauschten höfliche Nichtigkeiten aus, als wären sie nichts weiter als flüchtige Bekannte, die sich nach langer Zeit zufällig wiedertrafen.
“Mir geht es auch gut.” Er betrachtete ihre glühenden Wangen, den bebenden weichen Mund, verharrte dann bei ihrer brünetten Lockenpracht, die ihr bis über die Schultern fiel. “Du hast deine Haare wachsen lassen. Gefällt mir.” Der gönnerhafte Ton in seiner Stimme brachte sie zum Schäumen.
“Besten Dank.” Gleich schreie ich, dachte Leigh verzweifelt und hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Seit Jahren hatte sie sich nicht mehr so unsicher und verletzlich gefühlt. Seit fünf Jahren, genauer gesagt. Sie schaute auf ihre verkrampften Hände herab, deren Knöchel bereits weiß hervortraten. Mit großer Anstrengung zwang sie sich, dem durchdringenden Blick der blauen Augen noch einmal zu begegnen. “Bist du aus geschäftlichen Gründen in England?”
“So könnte man es auch nennen”, entgegnete Raoul mit flüchtigem Lächeln, offenbar immer noch völlig unberührt von ihrer Gegenwart.
“Oh …”, stammelte sie verunsichert und hatte das Gefühl, ihr Kopf sei völlig hohl. “Nun …” Sie schaute hilflos um sich und trat dann einen Schritt zurück. “Ich glaube, ich sollte jetzt lieber …”
“Ich habe gehört, dass du inzwischen großen Erfolg mit deinen Bildern hast.”
Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu, konnte aber keinen Anflug von Ironie oder Spott in seinem dunklen Gesicht entdecken. Stattdessen echtes Interesse und noch etwas anderes – etwas, das ihr fast den Atem nahm und sie ganz schwindelig machte. Er hatte kein Recht, sie auf diese Art anzusehen! Nicht das geringste!
“Du bist noch genauso wunderschön wie damals.” Seine Stimme klang heiser, und Leighs Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Wie oft war sie nach einer Nacht in seinen Armen von diesen geflüsterten Worten aufgewacht. Dass sie schön sei, dass sie sein größtes Entzücken sei und dass er sie nie gehen lassen würde …
“Ich war nie wirklich schön”, entgegnete sie kühl und versuchte, den Schmerz aus ihrer Stimme zu tilgen.
“Doch, für mich warst du es – immer.” Ich ertrage es nicht mehr, dachte sie wild. Seit Wochen hatte sie sich auf den heutigen Tag gefreut, in der Erwartung, auf Nigel Blakes , wie er seine legendären Partys nannte, zwischen all den reichen Müßiggängern auch auf einige bedeutende Künstler zu stoßen. Nigel war immens stolz darauf, dass es ihm immer wieder gelang, eine ausgewogene Mischung aus jungen, aufstrebenden Künstlern, einigen und betuchten, einflussreichen Leuten zusammenzustellen, die seine Gesellschaften zum Highlight der gehobenen Londoner Partyszene machten. Und es gab weit mehr als nur einen unbekannten, aber talentierten Künstler, der durch dieses Beziehungskarussell inzwischen sein Glück und sein Vermögen gemacht hatte.
“Ich muss mit dir sprechen, Leigh.” Als Raoul vertraulich seine Hand auf ihren Arm legte, hatte sie das Gefühl, einen heftigen elektrischen Schlag zu bekommen. Abrupt trat sie einen Schritt zurück, während es in ihren Augen wetterleuchtete.
“Tut mir leid”, sagte sie schnell, erschüttert von der Wirkung, die seine Berührungen immer noch auf sie hatten. “Aber ich möchte nicht mit dir reden.”
“Das ist nicht gerade freundlich von dir.” Meinte er das zynisch, oder hatte sie ihn mit ihrer Zurückweisung tatsächlich getroffen? “Ich bin ein geduldiger Mann, Leigh, aber es gibt da noch ein paar offene Punkte zwischen uns, die wir klären müssen. Das verstehst du doch sicher, oder?”
“Nein, verstehe ich nicht. Was genau meinst du damit?”
“Ach, komm schon!” Sein Akzent hatte sich verschärft, und seine blitzenden Augen schienen sie förmlich zu durchbohren. “Du kannst doch nicht wirklich geglaubt haben, dass wir ewig mit diesem Schattentanz weitermachen können. Du musst gewusst haben, dass der Tag der Abrechnung einmal kommen würde.”
“Hi, Leigh, Darling!” Bei dem schrillen Ton einer weiblichen Stimme mit breitem amerikanischem Akzent stieß Leigh einen unterdrückten Seufzer der Erleichterung aus. In ihren kühnsten Träumen hätte sie nie gedacht, sich einmal über das Auftauchen von Vivian James aufrichtig freuen zu können. Doch als die exaltierte Blondine auf mörderischen High Heels auf sie zugestöckelt kam, erschien sie ihr wie die Antwort auf ein stummes Gebet. “Das ist aber gar nicht fair, so ein Prachtexemplar zu monopolisieren!”, gurrte das attraktive Model und verzog schmollend den üppigen, roten Mund. Trotz ihres Gardemaßes überragte Raoul sie noch um einen halben Kopf. “Ich bin Vivian”, raunte sie mit einem verheißungsvollen Augenaufschlag.
“Natürlich sind Sie das”, konterte er unbeeindruckt, und mit steigendem Unbehagen beobachtete Leigh, dass sich seine Kiefer verhärteten, während er die ihm dargebotene schmale, beringte Hand flüchtig berührte. Sie kannte die Anzeichen. Raoul hatte noch nie etwas für Dummköpfe übergehabt.
“Also, ich muss Leigh wirklich tadeln, dass sie uns Sie bisher vorenthalten hat”, ließ Vivian in übertriebener Empörung hören. “Aber stille Wasser sind ja bekanntlich tief, nicht wahr?” Sie lachte kehlig und war sich ihrer Schönheit und Wirkung absolut bewusst. In den letzten zwei Jahren hatten sie ihr auf den Laufstegen der Welt sechsstellige Summen eingebracht. Provokativ und besitzergreifend griff sie nach Raouls Arm. “Jetzt sagen Sie bloß nicht, dass Sie ein alter Freund sind!”
“Nicht im Traum würde ich daran denken”, entgegnete Raoul ruhig, aber seine Augen glitzerten wie Eis.
“Nicht?” Vivian klimperte mit ihren überlangen Wimpern und stieß Leigh fast um, als sie versuchte, ihre Beute mit sich zu ziehen. “Was dann?”
“Ihr Ehemann”, gab er ungerührt zurück und schien ein diabolisches Vergnügen angesichts ihrer fassungslosen Miene zu empfinden.
“Das ist ein Scherz!”, stieß das Model mit heiserer Stimme hervor und ließ ihren Blick von Raouls beeindruckender attraktiver Erscheinung zu Leighs mittelgroßer unauffälliger Gestalt und dem schmalen blassen Gesicht wandern, in dem die großen braunen Augen feucht glänzten. “Das glaube ich Ihnen nie!” Die unterschwellige Beleidigung war nicht zu überhören, und in dem Maße, wie Leigh vor Verlegenheit errötete, verdunkelte sich Raouls Miene. Als er wieder sprach, klirrte seine Stimme wie Stahl. “Das ist dann wohl allein Ihr Problem, nicht war?” Mit einer beschützenden Geste umfasste er Leighs Arm und zog sie in eine ruhige Ecke des überfüllten Raumes.
“Lass mich los!”, zischte sie unterdrückt und holte zitternd Luft, als er ihrer Aufforderung nach kurzem Zögern nachkam. Ihre unterdrückte Wut gab ihr die Courage, ihm ohne das leiseste Wimpernzucken direkt in die Augen zu schauen. “Warum hast du ihr das gesagt? Und warum bist du überhaupt hier? Ich will dich nicht in meinem Leben!”
“Das ist nicht zu übersehen”, gab er ruhig zurück. “Trotzdem ist es wahr. Du bist meine Frau, Leigh.” Unter seinem sengenden Blick begannen ihre Lider zu flattern, und sie wandte sich ab, um den Partygästen kein Schauspiel zu liefern. “Und schau mich nicht so ängstlich an. Ich will dir doch nicht wehtun.”
“Du willst nicht …?” Sie brach ab und stieß ein bitteres Lachen aus. “Was könntest du mir noch tun, was du mir nicht schon angetan hast, Raoul? Ich hasse und verabscheue dich. Warum hast du mir die Scheidung verweigert, als ich dich verlassen habe?”
“Damals wollte und konnte ich nicht anders. Und später hast du nicht mehr danach verlangt. Warum eigentlich nicht?”
“Warum?” Sie starrte ihn aus tränennassen Augen an. “Weil ich dich aus meinem Leben und Gedächtnis tilgen wollte! Ich wollte vergessen, dass du überhaupt existierst. Ich wollte glauben, dass unsere Ehe nie stattgefunden hat.” Das war allerdings nicht die ganze Wahrheit. Die Scheidung war ihr damals unwichtig erschienen, verglichen mit dem ungeheuren Schritt, ihren Ehemann tatsächlich zu verlassen. Der Gedanke an eine erneute Heirat wäre ihr ohnehin nie...




