E-Book, Deutsch, 0 Seiten
Graf Star Trek - Deep Space Nine: Der Himmel von Armageddon
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11553-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Tag der Ehre 2 - Roman
E-Book, Deutsch, 0 Seiten
ISBN: 978-3-641-11553-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Victoria Adams, ein Forschungsschiff der Föderation, wird von Klingonen angegriffen. Die Besatzung kann sich auf den Planeten Armageddon retten, der von Kometen bedroht wird. Captain Sisko startet mit der Defiant eine Rettungsmission. Auf Armageddon entdeckt das Landeteam statt der gesuchten Föderationscrew eine Gruppe verbannter Klingonen. Während Dax, Kira und Dr. Bashir sich auf die Suche nach der verschwundenen Besatzung machen, versucht Benjamin Sisko mit der Defiant, die Kometen unschädlich zu machen, doch plötzlich taucht das klingonische Schiff wieder auf. Ein Kampf mit den Klingonen scheint unausweichlich. Da findet Capatin Sisko heraus, dass es der Tag der Ehre ist - und lässt sich auf ein riskantes Spiel ein.
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Kapitel 1
Kira beugte sich gefährlich weit zurück, als sie dem Bat'leth ihres Gegners auswich, und schabte mit der Ferse an der Kante einer aus Knochen geschnitzten Stufe vorbei. Sie stolperte und tastete sich mit der nach hinten ausgestreckten Hand die ungleichmäßigen Stufen hinauf. Von oben wie von unten schallten ihr auf dem altklingonischen Schlosshof die Klänge einer wilden und blutigen Schlacht entgegen: das Scheppern von Metall, dumpfe Aufschläge, die den Boden erzittern ließen, und gelegentlich wütende Flüche in den zwölf Sprachen, die Dax beherrschte. Mindestens einer davon war ein bajoranischer gewesen, und das atemlose Anflehen prophetischen Beistands ließ Kira annehmen, dass die Schlacht unten im Hof alles andere als gut lief. Genau wie der Kampf auf dem bebenden Balkon über ihr – das Donnern von Stiefelschritten explodierte urplötzlich im Zersplittern der Knochenbalustrade und der Kristallfliesen. Der herabfallende Trümmerregen erschreckte Kira so sehr, dass ihr fast das Schauspiel des in flüssiger Form herabstürzenden Odo entgangen wäre.
Sie hätte mit so etwas rechnen sollen. Der Constable war praktisch dazu gezwungen worden, sich an Dax' holographischer ›Verteidigung der Ehre‹ zu beteiligen. Während der vorangehenden Bewaffnungszeremonie hatte er die ganze Zeit über gemurrt, dass die Forderung der Trill nach authentischen, mittelalterlichen klingonischen Rüstungen seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten erschöpfen würde, noch bevor er an jenem Abend den Dienst antrat. Odo hatte sich Dax' Überredungskünsten ebenso wenig entziehen können wie Kira, aber seine Beteiligung nur unter der Bedingung zugesagt, dass er kein Bat'leth benutzen musste; doch er war pragmatisch genug, um die erstbeste Gelegenheit beim Schopfe zu packen, sich aus dem Kampfgeschehen zurückzuziehen.
Unglücklicherweise hatte Kira nicht die Möglichkeit, sich ebenfalls auf glorreiche Art in einen blutigen Tod zu stürzen. Sie riss den Blick von dem sich noch immer kräuselnden Beleg für Odos Ableben los und wandte ihre Aufmerksamkeit gerade rechtzeitig wieder dem Kampf zu, um einen gepanzerten Ellbogen ins Gesicht zu bekommen. Die Programmierung des holographischen klingonischen Kriegers mochte zwar von Worf sorgfältig auf ihre Kampfkünste abgestimmt worden sein, doch er konnte im Gegensatz zu ihr nicht abgelenkt werden. Und er teilte auch nicht ihren unterschwelligen Unwillen über diese lächerliche rituelle Herausforderung.
Der Krieger hatte nicht mit voller Kraft zugeschlagen – wenn sie aufgepasst hätte, hätte Kira ihm ausweichen können –, doch die Wucht des Schlages ließ sie immerhin die Treppe hinab und zurück auf den Hof taumeln. Sie versuchte gerade, mit zwei Schritten rückwärts das Gleichgewicht wiederzufinden, als sie spürte, wie ihre Ferse in etwas Glattem, Gummiartigem versank. Kurz bevor ihr der Fuß weggezogen wurde, erkannte sie, um was … um wen es sich handelte.
Odo hatte eher ihr zuliebe glibberig gezuckt, als dass er irgendeinen Vorteil dadurch gehabt hätte. Kira wirbelte herum. Der schmerzhafte Schlag, der durch ihr Rückgrat fuhr, ließ sie einen Fluch ausstoßen, und der war so derb, dass sogar der über sie gebeugte Klingone sie überrascht anblinzelte.
»Jetzt reicht's.« Sie schleuderte ihr Bat'leth in den Hof. »Programm, lösche ›Kira‹«, rief sie und sah zu, wie die Waffe verschwand, noch bevor sie auf dem Boden aufschlagen konnte. »Ich mache Schluss.«
Dax, deren kastanienbraunes Haar offen und wüst auf ihre gepanzerten Schultern herabhing, knurrte Kira verärgert an, während sie herumwirbelte, um Odos ehemaligem Gegner auszuweichen, wobei sie diesem gelenkig in die Zähne trat. »Sie können nicht Schluss machen!«, beschwerte sie sich sowohl bei Kira als auch bei ihrem eigenen ursprünglichen Gegner, der sich nun hinabbeugte, um Kira aufzuhelfen. »Was ist denn mit meiner beleidigten Ehre?«
Odo kräuselte sich, was wohl ein verächtliches Schnauben gewesen wäre, hätte er die dazu nötige Nase und Lunge gehabt. Er streckte einen rudimentären Kopf hervor, mit dem er aber immerhin etwas sagen konnte. »Die muss entweder nicht so dringend verteidigt werden, wie Sie denken, oder Sie haben sich die falschen Krieger dafür ausgesucht.« Die Geleefläche unter Kiras Hand zuckte gereizt. »Major, würde es Ihnen etwas ausmachen …?«
»Ach … Entschuldigung.« Kira trat aus der glibberigen Masse. Die Ausbeulung am Ende der Gelatinepfütze floss rasch zu einer humanoiden Gestalt zusammen und nahm Odos vertraute Farbe, Struktur und Form an.
»Kommt schon, Leute.« Dax' Bat'leth warf holographische Funken auf eine holographische Rüstung, als sie herumfuhr und Kiras Gegner angriff. Da der Computer der Holokammer sie ihrer zugewiesenen Gegner beraubt hatte, konzentrierten sich nun beide Sekundanten Worfs auf die Trill. Das schien Dax weniger einzuschüchtern als zu verärgern. »Sie können unserem Suv'batlh nicht einfach so den Rücken kehren!«
Worf schloss eine riesige Hand um Kiras Ellbogen. »Es ist gar nicht unser Suv'batlh.«
Es war für Kira nicht ersichtlich, ob Dax Gefallen an der Wut in Worfs dunklem Gesicht fand. »Das ist aber auch nur Ihre Meinung«, entgegnete diese und warf den zweiten holographischen Klingonen mit einem Hieb ihres Bat'leth zu Boden, bevor sie die runde Seite der Waffe Worf ins Kreuz drückte. »Ich lasse mir nicht einfach so von Ihnen vorschreiben, wohin ich gehen darf. Ich bin schließlich nicht eine Ihrer Kurtisanen.«
Worf fuhr herum, knurrte mit dem Zorn eines Ghar-Wolfes und packte sein Bat'leth mit beiden Händen. In diesem Augenblick war Kira dankbar dafür, dass er normalerweise rund um die Uhr einen Großteil seiner klingonischen Natur vor ihnen verbarg. »Computer, Programm beenden!«
Ein höfliches, unaufdringliches Signal erklang in der brennenden Luft der DuHoH-Wüste, kräuselte die Kanten der MeO-Bäume und der nach klingonischer Art behauenen Steine, bis die ganze Welt in der Hitze zu schmelzen schien. Als der Computer sie informierte, das Programm sei beendet, hatte ihr spezifischer Ausschnitt der klingonischen Geschichte vier schwarzen Wänden und einem Gitternetz Platz gemacht. Kira überkam das Gefühl bedrückender Klaustrophobie, das sie immer empfand, wenn die Illusion von Offenheit, die die Holokammer erzeugt hatte, beendet war.
»Sie verspotten eine ehrbare Tradition.« Die Worte waren vorwurfsvoll, doch Worf klang eigentlich eher enttäuscht als wütend. Fauchend ließ er Dax' Waffe los. »Ich hätte Ihre Herausforderung nicht annehmen sollen.«
Dax schüttelte sich die Haare aus dem Gesicht, wodurch man das sehr unklingonische Fleckenmuster auf den Schläfen sehen konnte. »Gar nichts will ich verspotten.« Sie wirkte im Panzer der klingonischen Rüstung groß und schlaksig. Nun, da nur noch die Wände der Holokammer sie umgaben, fielen die reichhaltige Struktur des Rantou-Lackes und das Bat'leth noch mehr auf. »Sie wussten genau, dass es mir viel bedeutet hätte, mit der Victoria Adams mitzufahren.« Kira hatte diesen Streit in den zwei Tagen, seit das terranische Schiff die Station verlassen hatte, schon in jeder möglichen Variante mitgehört. Aber die Entrüstung in Dax' Stimme klang nichtsdestotrotz noch frisch und unverbraucht. »Können Sie sich überhaupt vorstellen, wie viele Jahrtausende vergehen werden, bis sich mir wieder die Gelegenheit bietet, so einen Kometenschauer zu erleben?«
»Die Seltenheit eines astronomischen Ereignisses macht es nicht zwingend notwendig, dass jeder Wissenschaftsoffizier bei Starfleet es zu sehen bekommt«, teilte Worf ihr undiplomatisch mit. »Ich habe als taktischer Offizier dieser Station entschieden, dass Sie dringender hier benötigt werden. Auf DS Nine.«
Kira öffnete seufzend die Kniegurte ihrer Rüstung und setze sich auf den Boden, um von dort aus das Ende der Debatte abzuwarten.
Dax stieß ihr Bat'leth auf den Boden, und der dumpfe Aufschlag hallte von den leeren Wänden der Holokammer wider. »Auf DS Nine, Commander Worf, werde ich vor allem dafür benötigt, alle wissenschaftlichen Phänomene in diesem Sektor des Weltraums und um ihn herum zu dokumentieren.«
»Nicht, wenn ein Starfleet-Forschungsschiff schon genau dafür bereitgestellt worden ist, dieses Phänomen zu begutachten«, fauchte Worf zurück. »In diesem Fall ist es Ihre Pflicht …«
»Ja, ja, ich weiß.« In der Stimme der Trill brodelte ein Zorn, der nicht ganz zu dem verschlagenen Funkeln in ihrem Blick passen wollte. »Dafür zu sorgen, dass die Station auf alle denkbaren wissenschaftlichen Notfälle vorbereitet ist. Notfälle, die Sie unbedingt in einem vierseitigen Bericht auflisten mussten, wodurch Benjamin davon überzeugt wurde, dass er mich nicht entbehren kann!«
»Für einen befehlshabenden Offizier ist es wichtig, über alle strategischen Bedenken informiert zu sein, die seine Entscheidung beeinflussen können. Und bei der momentanen Situation mit den Klingonen …«
»Ganz egal, wie viele Klingonen die Neutrale Zone verletzen oder auch nicht – ein Angriff auf die Victoria Adams ist kein bisschen weniger wahrscheinlich, nur weil gerade ich nicht an Bord bin.« Eine Spur jugendlicher Ungeduld schlich sich in Dax' Stimme ein. »Außerdem wollte ich diese Kometen herunterkommen sehen.«
Worf sah sie finster und unnachgiebig an. »Um die Gefahr für die Victoria Adams geht es hier überhaupt nicht. Als hochrangiger Wissenschaftsoffizier sind Sie für die Station zu...