E-Book, Deutsch, Band 4, 362 Seiten
Reihe: Die Highland-Kiss-Saga
Graham Gefangen von einem Highlander: Die Highland-Kiss-Saga - Band 4
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95885-675-2
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, Band 4, 362 Seiten
Reihe: Die Highland-Kiss-Saga
ISBN: 978-3-95885-675-2
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Heather Graham wurde 1953 geboren. Die New-York-Times-Bestseller-Autorin hat über zweihundert Romane und Novellen verfasst, die in über dreißig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. Heather Graham lebt mit ihrer Familie in Florida. Von Heather Graham erscheinen bei venusbooks: »In den Händen des Highlanders« »Fieber der Leidenschaft« »Der Lord und die Rebellin« »Die Leidenschaft des Earls« »Das Begehren des Ritters« »Die Gefangene des Freibeuters« »Das Erbe der Liebenden« Die Highland-Kiss-Saga: »In den Armen des Schotten« »Der Highlander und die schöne Feindin« »Gefangen von einem Highlander« »Die Braut des Viscounts« Die Wild-Passion-Saga: »Der Ungezähmte und die Schöne« »Der Laird und die Schöne« »Der Krieger und die Schöne« Die Cameron-Saga: »Der Lord und die ungezähmte Schöne« »Die Geliebte des Freibeuters« Unter dem Autorennamen Shannon Drake veröffentlicht sie bei venusbooks außerdem: »Blutrote Nacht« »Bei Anbruch der Dunkelheit« »Verlockende Finsternis« »Das Reich der Schatten« »Der Kuss der Dunkelheit«
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Kapitel 1
Wahrhaftig, sie mussten von Sinnen sein.
Von der Anhöhe aus beobachtete Igrainia die herannahenden Reiter.
Sie trugen die Banner von Robert the Bruce.
Sie mussten von Sinnen sein.
Igrainia ritt mit einer Gruppe von 20 Männern, gewissenhaft ausgewählt nach Erfahrung und Tapferkeit – und natürlich infolge der schlichten Tatsache, dass sie noch am Leben und gesund waren. Sie trugen volle Rüstung und kunstfertig geschmiedete Waffen, mit denen sie ausgezeichnet umzugehen wussten.
Die heranpreschenden Reiter waren bei weitem in der Minderzahl, eine entsetzlich zerlumpte Bande, die den Hügel erstürmte.
»Mylady ...?«, hub Sir Morton Hamill an, der Führer ihrer Schutztruppe.
»Können wir sie überwältigen?«, erkundigte sie sich.
»Sie überwältigen!«, empörte sich Sir Hamill und schnaubte angewidert. »Sie sind weiter nichts als Unrat; ihr so genannter König verkriecht sich in den Wäldern, derweil seine Familie hinterhältig gemeuchelt wird. Bruce weiß genau, dass viele seiner eigenen Leute ihn für einen Gesetzlosen halten. Mylady, es besteht wirklich kein Grund zur Flucht.«
»Kein Grund«, murmelte sie und ihre Augen wurden schmal, »außer dass noch mehr Männer sterben werden. Ich habe den Tod so satt!«
Die Reiter preschten nach wie vor in halsbrecherischem Tempo auf sie zu und entfernten sich dabei von dem Burggelände; selbst sie mussten erkannt haben, dass die schwarzen Kreuze auf den Steinen keine List des Feindes, sondern eine ernsthafte Warnung waren.
Sir Morton bemühte sich um Fassung. »Mylady, ich weiß um Eure Seelenqualen. Aber dies sind die Abtrünnigen, die das Entsetzen über Euer Zuhause gebracht haben, die Euch alles ... alles genommen haben.«
»Kein Mann, keine Frau will die Pest, Sir Morton. Und in der Tat, wenn Ihr Vater MacKinley fragt, wird er Euch sagen, dass der Allmächtige die Krankheit in seinem Zorn darüber gesandt hat, dass wir Frauen und Kinder brutal zu Geiseln nehmen und unsere Feinde so freimütig hinrichten. Wir waren vor der Krankheit gewarnt; wir weigerten uns, an die Warnung des Feindes zu glauben. Und deshalb schlage ich vor, dass wir vor diesen Abtrünnigen fliehen. Es war nicht meine Entscheidung, Langley zu verlassen. Ich will keine weiteren Toten verantworten müssen.«
»Nun denn ... Wir können nicht mehr fliehen«, räumte Sir Morton ein. »Sie haben uns fast erreicht.«
Zornesfunkelnd maß sie ihn. »Ihr würdet eher kämpfen, als Eure Pflicht zu erfüllen und mich in Sicherheit zu bringen.«
»Mylady, Ihr seid außer Euch vor Trauer und vermögt nicht mehr klar zu denken. Ich würde gegen solche aufständischen Rebellen kämpfen, gewiss, Mylady, denn auch das ist meine Pflicht.«
»Sir Morton, ich bin im vollen Besitz meiner geistigen Kräfte und ...«
»Mylady, so hört mir zu! Eure Position hier oben auf der Anhöhe ist hervorragend; Ihr könnt das Gemetzel beobachten, derweil ich Vergeltung an diesen Burschen übe!«
Wütend straffte Igrainia die Zügel, während Sir Morton seinen Männern Befehle zubrüllte. Er hatte nicht vor, auf den Feind zu warten, sondern beabsichtigte anzugreifen.
»Sir Morton!« Zornbebend und voller Seelenpein beobachtete sie die Männer, die auf sein Kommando hin die Rösser anspornten. Innerhalb von Sekunden gehorchten die Lehensmänner ihres verblichenen Lords, Afton of Langley, den Befehlen und stoben den Hügel hinab:
Ihre Rüstung glänzte im Sonnenlicht, sodass sie auf einer silbern schimmernden Woge zu segeln schienen. Die Farben ihrer Banner, das kräftige Blau und Rot des Adelshauses, vermischten sich mit dem silbernen Strom. Den Hügel hinunter, eine Zurschaustellung von Macht und Stärke ...
... strebten sie zu dem jämmerlichen Haufen versprengter Reiter auf prächtigen Pferden, einige in angedunkelter Rüstung, die meisten indes nur in Lederwämsern, um ihre Leiber vor dem kommenden Gemetzel zu schützen.
Von ihrem Standort aus konnte sie deren Anführer sehen. Sie runzelte die Stirn, fragte sich, welche Tollkühnheit einen Mann dazu bewegen könnte, den sicheren Tod zu riskieren. Sie blinzelte in die Sonne, beobachtete den Mann. Ihr entwich ein leiser Seufzer.
Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Sie erinnerte sich an ihn, da er ohne schützende Kopfbedeckung ritt; kein Helm schützte sein Haupt, und sein langes, zerzaustes Blondhaar glänzte in der Sonne wie die Stahlhauben, die ihre eigenen Leute trugen. Sie hatte ihn gesehen, in Ketten gelegt mit anderen Gefangenen. Und er hatte ausgesehen wie ein Wilder, unzivilisiert, ein Barbar in schmutzigen, verdreckten Lumpen; doch als sie ihm kurz in die Augen geschaut, als ihre Blicke sich getroffen hatten, hatte sie etwas Furchteinflößendes darin gewahrt. Und sie hatte das eigentümliche Gefühl beschlichen, dass er sich vorsätzlich hatte gefangen nehmen lassen – warum, hätte sie nicht zu sagen vermocht. Oder vielleicht doch. Burg Langley, die Heimat ihres Gemahls, hatte vorübergehend Quartiere für die Männer des englischen Königs eingerichtet, die auf der Durchreise waren und die Familien der schottischen Gesetzlosen nach London brachten, wo sie eingekerkert werden sollten, bis ihr rebellischer König kapitulierte.
Und dem Henker seinen eigenen Hals darbot.
Sir Mortons Männer hatten die Reiter fast erreicht. Im gleißenden Sonnenlicht war es ein beinahe bezauberndes Schauspiel: der Glanz des Stahls, der Prunk der Farben ... Bis die Reiter mit ohrenbetäubendem Lärm aufeinander losgingen, Rösser schnaubten, Männer schrien – Stahl in tiefrotes Blut getaucht. Unvermittelt füllten sich Igrainias Augen mit Tränen; Afton hätte das alles nicht gewollt. Er war zutiefst empört gewesen über den Befehl, die Soldaten des Königs willkommen zu heißen und Abtrünnige zu beherbergen, die seinem eigenen Volk entstammten. Er hatte befohlen, die Geiseln nicht wie Tiere zu behandeln,. auch wenn sie in ihrem sonderbaren Hochlanddialekt redeten und wie wilde Gestalten aus heidnischer Zeit anmuteten. Er hatte sich erhoben, eine stolze Stimme der Vernunft und Nachsicht, bis er gefallen war ...
Und weder ihre Liebe noch ihr Mut oder ihre Heilkräuter hatten ihn zu retten vermocht.
Weilte er jetzt an ihrer Seite, wäre er entsetzt über dieses Blutbad.
Hätte man ihm Gehör geschenkt, wäre es nie so weit gekommen ...
Seufzend presste sie die Hand auf die Lippen, als sie sah, dass ein Rebell Sir Morton zum Zweikampf herausforderte. Der Rebell war der Wilde mit dem zerzausten Blondhaar.
Sir Mortons Schwert war es nicht vergönnt, den Rebellen zu treffen.
Sein Haupt rollte zu Boden, während sein eingesunkener Körper zu Pferde verharrte, bis auch dieser stürzte, um niedergetrampelt zu werden.
Bittere Galle stieg in ihr hoch. Sie schloss die Augen, senkte den Kopf und kämpfte gegen die Übelkeit an, die sie zu überwältigen drohte. Gütiger Gott, sie hatte eben erst die Pestopfer verlassen, die Kranken gepflegt, die Stinkenden, die Faulenden und ...
Die Augen geschlossen, sah sie noch immer den rollenden Kopf vor sich.
Rings um sie herum schien sich das Klirren des Stahls zu einer wahren Kakophonie zu erheben; sie vernahm weitere Schreie, Gebrüll, das entsetzte Schnauben der Streitrösser, gewöhnt an Schlachten und Fehden. Sie zwang sich aufzublicken.
Selbst die prachtvollste Rüstung hatte die Krieger von Langley nicht vor der Rache der Rebellen schützen können. Leichen, wohin ihr Auge blickte.
Rüstungen glänzten im Sonnenlicht und bildeten einen schimmernden Kontrast zu dem blutbesudelten Feld. Einige hatten überlebt. Ohne ihre Pferde bildeten die Männer einen Kreis, Befehle und Gebrüll ertönten; der blonde Recke näherte sich den acht Männern von Langley, die das Gemetzel heil überstanden hatten. Entsetzt verfolgte sie das Geschehen, sich ihrer eigenen Gefahr nicht bewusst. Satzfetzen drangen zu ihr.
»Sollen wir sie jetzt gleich hinrichten?«, erkundigte sich einer.
Der Blonde erwiderte irgendetwas und brüllte dann den Überlebenden einen Befehl zu. Schwerter rasselten zu Boden. Ein Mann fiel auf die Knie. War es aus Verzweiflung oder aus Dankbarkeit, weil man ihn am Leben ließ?
Würden sie getötet? Oder verschont?
Sie wusste es nicht. Andere redeten, aber leiser.
Einer der Rebellen deutete auf den Hügel.
Dann, plötzlich, spähte der Blonde zu ihr.
Auf diese Entfernung konnte sie seine Augen nicht ausmachen, doch sie vermochte sich sehr gut daran zu erinnern.
Er eilte zu seinem Pferd.
Erst da erkannte sie ihre eigene Situation und dass er aufsaß, um sie zu verfolgen.
Sie spornte ihr Ross an, betete, dass es diese Gegend besser kennen möge als er, dass es erholt genug sei, um sie in Windeseile davon zu tragen ...
Weit, weit fort.
Sie betete ...
Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie noch sterben wollen. Der allgegenwärtige Tod und die Verzweiflung waren ihr so grenzenlos erschienen, dass sie bereitwillig Aftons Hand genommen und ihn ins Jenseits begleitet hätte. Es war der Augenblick gewesen, in dem sie begriffen hatte, dass sie ihn verloren, dass er seinen letzten Atemzug getan hatte und dass sein Lachen nie wieder erschallen würde.
Aber jetzt ...
Sie wollte nicht aus diesem Leben scheiden, gemeuchelt von der Hand eines erzürnten Barbaren, der auf Rache sann. Sie dachte daran, wie Edward I. Wallace getötet hatte, an all das Entsetzen, an die Erzürnung der Engländer anlässlich der Krönung von Robert Bruce ...
Und sie ritt, wie sie nie zuvor geritten war, flach an den Hals ihrer Stute gepresst, ihre Fersen in die Flanken des Tieres bohrend, es im Flüsterton anfeuernd. Das Pferd des Rebellenführers lahmte; ihre Tiere...




