E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Graham In den Händen des Highlanders
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96148-746-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 320 Seiten
ISBN: 978-3-96148-746-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Heather Graham wurde 1953 geboren. Die New-York-Times-Bestseller-Autorin hat über zweihundert Romane und Novellen verfasst, die in über dreißig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. Heather Graham lebt mit ihrer Familie in Florida. Von Heather Graham erscheinen bei dotbooks: »In den Händen des Highlanders« »Fieber der Leidenschaft« »Der Lord und die Rebellin« »Die Leidenschaft des Earls« »Das Begehren des Ritters« »Die Gefangene des Freibeuters« »Das Erbe der Liebenden« Die Highland-Kiss-Saga: »In den Armen des Schotten« »Der Highlander und die schöne Feindin« »Gefangen von einem Highlander« »Die Braut des Viscounts« Die Wild-Passion-Saga: »Der Ungezähmte und die Schöne« »Der Laird und die Schöne« »Der Krieger und die Schöne« Die Cameron-Saga: »Der Lord und die ungezähmte Schöne« »Die Geliebte des Freibeuters« Unter dem Autorennamen Shannon Drake veröffentlicht sie bei dotbooks außerdem: »Blutrote Nacht« »Bei Anbruch der Dunkelheit« »Verlockende Finsternis« »Das Reich der Schatten« »Der Kuss der Dunkelheit«
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Prolog
Liebende und Feinde
Im Jahre des Herrn 1357
Die Tavernentür öffnete sich. Eine Zeitlang blieb Adrien MacLachlan auf der Schwelle stehen und schaute sich um. Er zählte zu den berühmtesten Rittern König Edwards III. Aber an diesem Abend trug er keine Rüstung. Auf den Ort des Stelldicheins hingewiesen, hatte er sich so gekleidet wie die Gauner, die das übel beleumdete Gasthaus zu besuchen pflegten. Über dem weichen Leinenhemd trug er eine schlichte braune Tunika, eine Hose und Stiefel. Ein weiter dunkler Umhang mit einer Kapuze verbarg sein Gesicht ebenso wie seine Waffen – das schöne Toledo-Schwert und das Rapier in der Scheide an seiner Wade, dessen Gebrauch er von seinen schottischen Verwandten gelernt hatte. Aus bitterer Erfahrung wußten sie, wie schnell man in Kämpfe verwickelt werden konnte.
Offenbar war sie noch nicht erschienen. Er betrat die Taverne und setzte sich an einen Tisch, mit dem Rücken zur Wand. Von hier aus konnte er die Tür im Auge behalten. Als die vollbusige Kellnerin zu ihm kam, bestellte er einen Becher Ale. Dann musterte er die fragwürdige Gästeschar – einem Gerücht zufolge lauter Mörder, Strolche und Diebe. In dieser Taverne konnte man alle möglichen dunklen Geschäfte treiben. Am Tisch zu seiner Linken saß ein Seemann mit schwarzen Zähnen, der ihn abschätzend anstarrte und seinem ebenso unansehnlichen Gefährten etwas zuflüsterte. Vermutlich überlegen die beiden, was für Wertsachen ich bei mir trage, dachte Adrien. Gewiß, er hätte nicht allein hierherkommen müssen. Mehrere tapfere Männer wären ihm gern gefolgt. Aber es ging um eine persönliche Angelegenheit. Vielleicht hing das Leben der jungen Frau davon ab.
Er hoffte, seine Informanten würden recht behalten. Denn wenn sie dieses Gasthaus nicht besuchte ... Angst und Zorn erfaßten ihn. Warum nahm sie ein solches Wagnis auf sich? Glaubte sie wirklich, sie wäre so stark, so mächtig, daß sie die niedrigen Instinkte gemeiner Verbrecher ausnutzen könnte? Seine Pflicht gebot ihm, hier auf sie zu warten, weil er die Verantwortung für sie trug.
Jetzt ... Die Tür schwang auf, und sein Herz schlug schneller.
In den Rauchwolken, die das zischende Wildschwein am Spieß über dem großen Herd verbreitete, tauchte eine Gestalt auf, so wie Adrien und die meisten anderen Gäste in einen dunklen Umhang gehüllt. Allein schon an ihren anmutigen Bewegungen hätte er sie erkannt. Sie schob die Kapuze aus der Stirn und schaute sich um.
Ja, sie war es. Dichte schwarze Wimpern umrahmten smaragdgrüne Augen, die ein schönes, ebenmäßiges Gesicht beherrschten. Glücklicherweise blieb ihre wohlgeformte, verführerische Figur unter dem Umhang verborgen.
Sie war hier, um einen Franzosen zu treffen – einen Feind.
Ah, da drüben ... Am anderen Ende des Raums erhob sich ein Mann und eilte ihr entgegen.
Auch er trug einen dunklen Umhang, aber die Kapuze war von seinem Kopf geglitten. Comte Langlois, im Dienst des französischen Königs. Aus der Ferne hatte Adrien ihn schon öfter gesehen, auf dem Schlachtfeld.
Nun steckten die beiden ihre Köpfe zusammen. Dann stiegen sie eine Treppe hinauf, die zu den Privaträumen führte, und Adrien folgte ihnen unauffällig.
Noch nie in ihrem Leben hatte Danielle d'Aville so schreckliche Angst empfunden. Aber sie hatte schon früh gelernt, daß der Anschein des Mutes fast so viel bewirkte wie echte Tapferkeit. Vor allem, wenn man eine majestätische Haltung zeigte ...
Nicht nur kalte Furcht quälte sie, sondern auch der Konflikt ihres Herzens. Am Sterbebett ihrer Mutter hatte sie ein Gelübde abgelegt, und deshalb schuldete sie König Jean eine Warnung. Nur noch ein einziges Mal würde sie Jean helfen – und König Edward verraten.
Auch der Mann, der sie jetzt durch einen düsteren Flur führte, weckte ihr Unbehagen. Der elegante Comte Langlois, am französischen Hof überaus beliebt, war stets höflich und ehrerbietig gewesen. Aber an diesem Abend glich er einem Raubtier. Beklommen dachte sie an die Halbwahrheiten, die sie ihm mitgeteilt hatte, um ihn herzulocken.
Er öffnete eine Tür, und sie betraten ein kleines Zimmer, in dem eine Kerze brannte. Auf dem Tisch stand eine Weinkaraffe, neben einem Brotlaib und einem Stück Käse. Ein Feuer brannte im Kamin, die Bettdecke war zurückgeschlagen. Hatte der Comte gewisse Vorbereitungen getroffen, um ein Schäferstündchen zu genießen?
Den Kopf stolz erhoben, wandte sie sich zu ihm. Er schloß die Tür, und Danielle erwiderte den Blick seiner glitzernden braunen Augen. Mit seinem schmalen Gesicht, dem sorgsam gestutzten Bart und dem langen dunklen Haar sah er zweifellos sehr attraktiv aus. Trotzdem erinnerte er sie an einen Geier – oder einen Wolf. »Diese romantische Szenerie wäre nicht nötig gewesen«, erklärte sie kühl, »weil ich Euch nur bitten möchte, dem König von Frankreich eine Nachricht zu überbringen. Dafür sollt Ihr reichlich belohnt werden.«
»Wie könnt Ihr mir so kalt begegnen, Lady? Wo ich doch mein Leben aufs Spiel gesetzt habe, um hierherzukommen und Euch zu retten?«
»Was meint Ihr, Sir?«
Sie hörte, daß er die Tür verriegelte, und ihr Puls raste. O Gott, worauf hatte sie sich eingelassen? Als er zu ihr ging, rang sie entschlossen nach Fassung, immer noch überzeugt, sie würde die Oberhand gewinnen – was er auch beabsichtigen mochte.
Galant ergriff er ihre Hände und verneigte sich. »Was König Edward Euch zugedacht hat, scheint nicht Eure Zustimmung zu finden, Lady. Und man behauptet sogar, zwischen Euch und diesem schottischen Wilden, den Seine Majestät für Euch erkor, sei ein erbitterter Kampf entbrannt.«
Seine Worte jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Wie gern hätte sie ihm ihre Hände entrissen ...
Im dunklen Flur an die Tür gepreßt, hob Adrien MacLachlan die Brauen.
»Ich schrieb Euch, weil ...«, begann Danielle, und der Comte fiel ihr hastig ins Wort.
»Wenn die Ehe nicht vollzogen wurde, seid Ihr frei, Lady, und der französische König kann sich an den Papst wenden, um die Heirat für ungültig erklären zu lassen.«
Die Ehe war nicht vollzogen worden? Wütend ballte Adrien seine Hände, die er am liebsten um Danielles schönen Hals gelegt hätte. Vorsichtig stemmte er sich gegen die Tür. Verriegelt. Aber aus morschem Holz, mühelos aufzubrechen. Ehe er sich dazu entschloß, wollte er Danielles Antwort abwarten.
Sie verfluchte ihre Dummheit. Warum hatte sie geglaubt, diesem Mann würde das Wohl seines Königs am Herzen liegen? Offenbar verfolgte Comte Langlois nur seine eigenen Interessen. Er wollte sie erringen – und Aville. Doch sie durfte ihren Zorn nicht zeigen. »Über gewisse andere Dinge reden wir später. Zuerst muß diese Angelegenheit geregelt werden. Würdet Ihr mich zu König Jean bringen. Dann informiere ich ihn persönlich ...« Als sich seine dunklen Augen verengten, fügte sie rasch hinzu: »Natürlich möchte ich Euch nicht beleidigen, Comte. Ihr seid sicher ein ehrenwerter Mann. Aber es geht nicht um meine Wenigkeit oder Aville.«
In wachsendem Zorn biß Adrien die Zähne zusammen.
»Überlegt doch, Lady«, bat Langlois. »Wie würde sich König Jean freuen, wenn wir in Liebe vereint vor ihn hinträten! Mühelos ließe sich eine Heirat arrangieren, und Ihr wärt diesen schottischen Heiden los. Vorhin erwähntet Ihr einen Lohn für meine Hilfe. Und nun kennt Ihr meine Wünsche.«
Entrüstet entzog sie ihm ihre Hände und betrachtete ihn mit jenem eisigen Hochmut, den sie in ihrer Kindheit am englischen Königshof erlernt hatte. »Nein!« rief sie und eilte an ihm vorbei.
Ehe sie die Tür erreichte, packte er ihre Schulter. »Lady, ich wollte Euch sanft und liebevoll verführen und unseren Pakt mit Eurer Zustimmung besiegeln. Leider zähle ich an König Jeans Hof zu den Aristokraten minderen Ranges. Ich brauche Eure französischen Ländereien und deren Erträge. Gar nicht zu reden von meinem Verlangen nach Eurer Schönheit. Und ich schwöre Euch, wir werden als Liebespaar vor dem König von Frankreich stehen. Sein Segen soll unseren Bund legalisieren.«
»Niemals!« fauchte sie und rammte ein Knie zwischen seine Schenkel.
Gequält schrie er auf und krümmte sich zusammen. Bevor sie zur Tür laufen konnte, krallte er seine Finger in ihren Umhang und brachte sie zu Fall. Im nächsten Moment lag er auf ihr. »Eigentlich hatte ich vor, Euch im Bett zu lieben, teure Lady. Aber wenn Ihr den Fußboden vorzieht ...«
Mit aller Kraft befreite sie ihre Handgelenke von seinem schmerzhaften Griff und schlug ihn ins Gesicht. Sie glaubte einen Krach zu vernehmen, war jedoch nicht sicher, weil sich der Comte mit einer schallenden Ohrfeige rächte. Verzweifelt versuchte sie, ihn abzuwehren. Ihr Ellbogen an seiner Kehle, ihre Fingernägel, die seine Wange zerkratzten ... Konnte sie ihn besiegen, einen kampferprobten Ritter?
»Um Himmels willen, Lady, laßt den Unsinn! Ich will Euch nicht weh tun ...« Plötzlich verstummte er und starrte nicht mehr Danielle an, sondern jemand anderen.
Jetzt wußte sie, welchen Lärm sie vorhin gehört hatte. Die Tür war aufgebrochen worden, von einem großen, breitschultrigen Mann mit kantigen Zügen, rotblondem Haar und goldbraunen Augen. In seiner rechten Hand hielt er ein Schwert, das den Hals des Franzosen bedrohte.
Adrien! Obwohl sie ihm dankbar für die Rettung war, stieg wilde Panik in ihr auf. Adrien ... Großer Gott, er hatte sie ertappt.
Und sie war doch nur bestrebt gewesen, Jean zu warnen. Sonst nichts ... Sie hatte geglaubt, Adrien würde ihr nicht auf die Schliche kommen und statt dessen seinen endlosen Kampf ausfechten. Wie oft hatte sie wach in ihrem Bett gelegen und sich gewünscht, ihn wiederzusehen ... Aber...




