Graham / Pozzessere | Dunkle Visionen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Graham / Pozzessere Dunkle Visionen

Kriminalthriller
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-173-8
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalthriller

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-95576-173-8
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dunkle Visionen weisen dem FBI-Agenten Kyle und der schönen Madison den Weg: In ihren Furcht erregenden Träumen sieht Madison Frauen in Todesangst - wie damals ihre Mutter, die von einem Wahnsinnigen niedergestochen wurde. Jahre sind seitdem vergangen, doch es scheint, als ob der Täter wieder neue Opfer sucht. Und es sind Frauen aus Madisons unmittelbarer Nähe, die ermordet werden. Immer deutlicher werden ihre Visionen, immer enger wird das Netz, das der Mörder zieht - und immer größer Kyles Angst. Denn in Momenten höchster Gefahr hat er erkannt, dass er und Madison zusammengehören...

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PROLOG


Madison konnte die Stimmen aus dem Schlafzimmer hören, und sie machten ihr Angst.

Sie war zwölf, fast dreizehn, deshalb war sie nicht mehr so leicht zu erschrecken, immerhin hatte sie schon einiges mitbekommen von der Welt. Ihre schöne, flatterhafte Mutter hatte den ebenso flatterhaften und temperamentvollen Maler Roger Montgomery geheiratet, und seitdem waren oft Stimmen und Geräusche aus dem Elternschlafzimmer gedrungen.

Aber heute Nacht …

Irgendetwas war anders als sonst. Es war nicht der übliche hitzige Streit, der da ablief. Sie bezichtigten sich nicht beide wie sonst so oft gegenseitig der Untreue. Da war eine andere Stimme in dem Raum, eine heisere Stimme …

Eine drohende Stimme, die Madison einen kalten Schauer den Rücken hinunterjagte. Die Stimme war böse. Madison es. Sie versuchte sich einzureden, dass sie sich etwas einbildete, dass es vielleicht doch die Stimme ihrer Mutter sei, immerhin war Lianie Adair eine berühmte Schauspielerin, die bekannt war für ihre fast unheimlich anmutende Fähigkeit, alle möglichen Stimmen und Akzente nachahmen zu können.

Aber es war nicht ihre Mutter, die da sprach. Madison war sich sicher.

Sie wusste, dass ihre Mutter im Bett keine Spielchen spielte oder irgendwelche Sexphantasien ausagierte. Irgendjemand, irgendetwas … Böses … war in dem Raum.

Sie fragte sich, ob Roger ebenfalls da war. Sie wusste es nicht. Sie hörte, wie die Stimme ihrer Mutter eine Oktave höher kletterte und wieder abfiel, ein leiser Unterton von Hysterie, ein Flehen schwang darin mit. Dann vernahm sie wieder das tonlose Flüstern. Die andere Stimme.

Die böse Stimme.

Die Stimme, bei deren Klang sie eine Gänsehaut bekam.

Ohne nachzudenken war sie aus ihrem Zimmer geschlüpft, und jetzt stand sie im Flur, ein vor Angst bibberndes Gespenst in ihrem übergroßen Baumwoll-T-Shirt. Sie tappte barfuß den Flur hinunter, begierig darauf, so schnell wie möglich zu ihrer Mutter zu kommen, gleichzeitig jedoch fürchtete sie sich schrecklich davor. Sie konnte sich den grässlichsten Horrorfilm anschauen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, und sie scheute selbst vor der waghalsigsten Wette nicht zurück. Schon als kleines Mädchen hatte sie der sehr realen Möglichkeit von Monstern in ihrem Schrank oder unter ihrem Bett getrotzt, indem sie sich immer wieder vorgesagt hatte, dass sie schlicht keine Angst hatte. Normalerweise fürchtete sie sich nicht im Dunkeln, das ließ sie einfach nicht zu.

Aber heute Nacht …

Oh Gott, hatte sie Angst. Es lag an der Stimme. Diese zischende, drohende Stimme, in der unüberhörbar das Böse mitschwang. Der Flur schien überhaupt kein Ende nehmen zu wollen, obwohl es sicher nur wenige Meter von ihrer Türschwelle bis zu der ihrer Mutter waren. Je mehr sie sich zwang, sich zu bewegen, desto mehr schien sie mit dem Fußboden zu verwachsen. Angst schnürte ihr die Kehle zu, deshalb konnte sie nicht schreien, obwohl sie es wollte, gleichzeitig wusste sie jedoch, dass sie nicht schreien sollte, um die Stimme nicht wissen zu lassen, dass sie unterwegs zum Elternschlafzimmer war.

Sie musste sich bewegen, um die Person zu sehen, die zu der Stimme gehörte.

Sie wollte rennen, aber sie konnte es nicht, weil irgendetwas Schreckliches geschehen könnte, wenn sie es täte.

Es sei denn, dieses Schreckliche geschah bereits, dann musste sie sehr tapfer sein. Sie musste das Böse aufhalten.

Das Böse lag in der Luft und drückte sie nieder. Es machte ihr das Atmen schwer, sodass jeder Schritt eine Qual war. Die Tür ihrer Mutter wirkte irgendwie seltsam verzerrt, als hätte das Böse dahinter sie anschwellen lassen, während durch die Türritzen merkwürdig blutrotes Licht zu fallen schien.

Sie musste einen klaren Kopf bewahren.

Bestimmt stritt sich ihre Mutter mit Roger.

Sie musste ruhig und vernünftig bleiben. Und ihre Mutter in sachlichem Ton daran erinnern, dass sie ein Recht auf ein paar Stunden ungestörten Schlaf hatte. Doch falls Lainie sich mit Roger zankte, war es natürlich durchaus auch möglich, dass sich die beiden bereits wieder versöhnt hatten, wenn sie beim Schlafzimmer angelangt war, und wenn sie dann reinstürmte, nun …

Sie wünschte sich, Lainie und Roger bei irgendeiner lasterhaften Sexakrobatik zu stören, aber sie wusste, dass das nicht der Fall sein würde.

Sie es. Gott möge ihr helfen, aber sie es.

Sie konnte spüren, was ihre Mutter verspürte, und Lainie verspürte Angst. Sie wurde bedroht, und sie versuchte, die Bedrohung mit Worten abzuwenden. Sie redete verzweifelt und schnell, mit beschwörender Stimme. Sie versuchte …

Madison blieb abrupt stehen, sie zitterte am ganzen Körper, ihr T-Shirt war mit kaltem Angstschweiß durchtränkt. Weil sie nicht einfach nur fühlte, was Lainie fühlte.

Sie es! Sie sah, was Lainie sah. Madison sah durch Lainies Augen.

Und Lainie sah ein Messer.

Ein langes, silbern aufblitzendes Messer, scheußlich scharf. Ein Fleischermesser. Madison hatte es schon früher gesehen, in der Küche. Es gehörte dorthin, in den Holzblock auf dem Tresen, in dem alle großen Küchenmesser steckten. Es hing wie ein Damoklesschwert in dem gedämpften Licht des Schlafzimmers in der Luft, direkt über Lainie.

Lainie schaute es an … und Madison sah durch ihre Augen.

In diesem Moment sauste das Messer nach unten.

Lainie schrie, aber Madison hörte den gellenden Schrei ihrer Mutter nicht, weil sie selbst schrie, während sie auf dem Absatz kehrtmachte und den Weg, den sie gekommen war, zurückrannte. Wobei sie fühlte. Das fühlte, was ihre Mutter fühlte.

Das Messer.

Wie es in sie eindrang. Wie es sie direkt unterhalb der Rippen durchbohrte.

Madison taumelte und wäre fast gefallen. Sie lehnte sich gegen die Wand, spürte den schrecklichen Schmerz, die Kälte, die Todesangst. Sie spürte den Tod kommen. Sie fasste sich an die Taille, und als sie nach unten schaute, sah sie Blut an ihren Händen …

Ihr war kalt, eisig kalt. Dunkelheit umfing sie. Sie tastete an der Wand nach Halt. Sie versuchte erneut zu schreien, doch noch ehe sie tief Luft geholt hatte, schluckte die Dunkelheit sie, und sie fiel in ein gähnendes schwarzes Loch.

„Madison. Madison!“

Sie erwachte beim drängenden Klang ihres Namens und öffnete die Augen. Sie lag auf der Couch im Wohnzimmer, und Kyle war da, Rogers Sohn. Er war achtzehn, fünf Jahre und ein paar Monate älter als sie, aber er spielte sich in der Regel so auf, als wären es mindestens zwölf. Schwarze Haare, grüne Augen, Quarterback seines Footballteams. Die Hälfte der Zeit hasste sie ihn, besonders wenn er sie „Pimpf“ und „Dödel“ oder „Klein Doofi“ nannte. Doch wenn seine Freunde nicht da waren und er nicht alle Hände voll damit zu tun hatte, bei den Cheerleaders Eindruck zu schinden, konnte er manchmal sogar ganz nett sein. Und wenn sie wieder einmal felsenfest davon überzeugt war, das Produkt der kaputtesten Familie aller Zeiten zu sein, sagte er ihr, dass sie aufhören solle herumzujammern, und dass es eine Menge Leute gab, die Stief- und Halbbrüder und -schwestern hatten. Wenn er nicht ihr Stiefbruder gewesen wäre, hätte sie vielleicht sogar für ihn geschwärmt. Doch da er es nun einmal war, gestattete sie sich nicht, auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden.

Okay, dann hatte sie eben ein paar mehr Stiefgeschwister als die meisten anderen. Und okay, Lainie war nicht nur eine ungewöhnlich coole Mom, sie war Spitzenklasse. Genau betrachtet, war es gar nicht mal so schlecht, Lainie zur Mutter zu haben oder Roger zum Stiefvater. Ihr richtiger Dad, Jordan Adair, war ein berühmter Schriftsteller. Und wen interessierte es schon, wie viele Stiefmütter sie hatte?

Manchmal hasste Madison Kyle regelrecht, aber es gab auch andere Zeiten, und wenn ihr wieder mal stinklangweilig war, konnte er sie immerhin ziemlich gut zum Lachen bringen. Und manchmal, wurde ihr ganz warm, wenn sie ihn anschaute. Dann war er ihr plötzlich irgendwie ganz nah.

Doch jetzt glitzerten in seinen grünen Augen Tränen. „Madison?“

„Madison … bist du okay, Madison?“

Sie wandte leicht den Kopf. Roger war auch da. Roger, der seinen Tränen freien Lauf ließ.

„Roger, geh mal einen Schritt zur Seite, bitte.“

Es war ihr Vater, der sprach. Jordan Adair, ein überaus attraktiver Endvierziger mit langem silbergrauen Haar, einem silbergrauen Bart und dunklen, durchdringenden Augen. Er und ihre Mutter waren geschieden. Lainie war bereits bei ihrem dritten Ehemann angelangt; zuerst war sie mit einem Rockstar verheiratet gewesen, dann mit einem Schriftsteller und schließlich mit einem Maler. Jordan bevorzugte ebenfalls Künstlerinnen, allerdings schien er nicht ganz so wählerisch zu sein. Neben einer Opernsängerin, einer Balletttänzerin und Lainie war er auch mit einer Stripteasetänzerin verheiratet gewesen, und dann hatte er das Muster durchbrochen und eine Sextherapeutin geehelicht. Obwohl er Lainie immer geliebt hatte. Immer. Und Madison wusste, dass er ebenfalls liebte.

Wie Roger und Kyle hatte auch Jordan Tränen in den Augen.

Dann hörte sie die Sirenen. Und sah, wie sich das Foyer wenig später mit Polizisten füllte. Roger ging weg. Sie sah noch mehr Leute aus ihrer Familie, ihre Schwester und ihre Stief- und Halbgeschwister, die betreten im Wohnzimmer herumstanden.

Die Mädchen, Jassy und Kaila. Jassy, die Tochter ihres Vaters aus erster Ehe, war hübsch und zierlich, eine...



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