Grahame | Kenneth Grahame, Der Wind in den Weiden | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 256 Seiten

Reihe: Anaconda Kinderbuchklassiker

Grahame Kenneth Grahame, Der Wind in den Weiden

Vollständige, ungekürzte Ausgabe
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7306-9108-3
Verlag: Anaconda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Vollständige, ungekürzte Ausgabe

E-Book, Deutsch, Band 6, 256 Seiten

Reihe: Anaconda Kinderbuchklassiker

ISBN: 978-3-7306-9108-3
Verlag: Anaconda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die grandiosen Geschichten über die Abenteuer von Maulwurf, Ratte, Kröterich und Dachs machten Kenneth Grahame weltberühmt. Bis heute lassen sich Kinder und Erwachsene verzaubern von der anrührenden Freundschaft der vier ungleichen Helden, die bei ihren gemeinsamen Ausflügen mit Heldenmut und Witz so manche brenzlige Situation überstehen. Diese Ausgabe präsentiert Grahmaes Kinderbuchklassiker in neuer Übersetzung.

Kenneth Grahame wurde 1859 im schottischen Edinburgh geboren. Nach einer Ausbildung in Oxford war er von 1879 bis 1908 Angesteller der Bank von England. Er schrieb in verschiedenen Zeitschriften satirische Beiträge und 1908 erschien sein Buch 'The Wind in the Willows', das ihn weltberühmt machte und das zu den unvergänglichen Klassikern der Kinderliteratur zählt.
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II


DIE OFFENE LANDSTRASSE


»Rattchen«, sagte der Maulwurf eines schönen Sommermorgens plötzlich, »wenn es dir nichts ausmacht, will ich dich um einen Gefallen bitten.«

Die Ratte saß am Flussufer und sang ein kleines Lied. Sie hatte es gerade selbst komponiert und war deshalb sehr damit beschäftigt und schenkte weder dem Maulwurf noch sonst irgendjemandem besondere Beachtung. Seit dem frühen Morgen war sie zusammen mit ihren Freunden, den Enten, im Fluss schwimmen gewesen. Und wenn die Enten sich plötzlich auf den Kopf stellten, wie es Enten eben so tun, tauchte die Ratte nach unten und kitzelte sie am Hals, und zwar genau knapp unter jener Stelle, wo ihr Kinn gewesen wäre, wenn sie denn eins gehabt hätten, bis sie gezwungen waren, eiligst wieder an die Oberfläche zu kommen, fauchend und empört und ihr Gefieder nach ihr schüttelnd, denn es ist unmöglich, wirklich alles zu sagen, was man fühlt, wenn der Kopf im Wasser steckt. Am Ende blafften sie die Ratte an, sie solle sich fortscheren und um ihren eigenen Kram kümmern, sie würden dasselbe tun. Also scherte sich die Ratte fort, setzte sich ans Ufer in die Sonne, dachte sich ein Lied über die Enten aus und nannte es:

Das Enten-Lied

Rundherum im Wasser hier
In dem hohen Binsenstroh
Machen Enten plansche-plansch,
Schwänzchen oben feurio!

Schwanz von Ent’ und Enterich,
Gelbe Füße rudern rund,
Gelbe Schnäbel außer Sicht,
Fleißig sind sie tief am Grund.

Matschig grüner Moderboden,
Wo die Plötzen baden dicht –
Hier ist unser Speiseschrank,
Kühl und voll im Dämmerlicht

Jeder wie es ihm gefällt!
Uns gefällt die Flegelei:
Kopf nach unten, Schwänzchen hoch,
Planschen macht das Leben frei!

Hoch dort oben tief im Blau
Segeln Schwalben, zwitschern froh –
Wir hier unten planschen rum,
Schwänzchen oben feurio!

»Ich glaube nicht, dass ich allzu viel von diesem kleinen Liedchen halte, Ratte«, bemerkte der Maulwurf vorsichtig. Er war selbst kein Dichter und es war ihm egal, wenn alle das wussten. Und er hatte ein aufrichtiges Gemüt.

»Das tun die Enten auch nicht«, erwiderte die Ratte vergnügt. »Die sagen: ›Warum dürfen die Leute nicht tun, was ihnen gefällt, wann es ihnen gefällt und wie es ihnen gefällt, ohne dass andere Leute am Ufer herumsitzen, sie die ganze Zeit beobachten und Bemerkungen machen oder Gedichte und so Sachen über sie schreiben? Was für ein Unsinn ist das alles!‹ So reden die Enten.«

»So ist es, so ist es«, sagte der Maulwurf mit großer Anteilnahme.

»Nein, ist es nicht!«, rief die Ratte entrüstet.

»Na gut, ist es nicht, ist es nicht«, erwiderte der Maulwurf beschwichtigend. »Aber was ich fragen wollte: Wollen wir nicht einmal gemeinsam den Herrn Kröterich besuchen? Ich habe schon so viel von ihm gehört und würde so gerne seine Bekanntschaft machen.«

»Aber natürlich«, sagte die Ratte gutmütig, sprang auf und schlug sich die Dichtkunst für diesen Tag aus dem Kopf. »Hol das Boot und wir paddeln sofort den Fluss zu ihm hinauf. Den Kröterich kann man immer besuchen. Morgens oder abends … er ist immer derselbe. Immer gut gelaunt, immer froh, dich zu sehen, immer betrübt, wenn du wieder gehst!«

»Er ist bestimmt ein sehr nettes Tier«, bemerkte der Maulwurf, als er ins Boot stieg und nach den Riemen griff, während die Ratte es sich im Heck bequem machte.

»Er ist weiß Gott das beste aller Tiere«, antwortete die Ratte. »So friedfertig, so gutmütig und so liebevoll. Er ist vielleicht nicht besonders schlau – aber wir können ja nicht alle genial sein. Und es könnte sein, dass Krötchen ein Angeber und ein eitler Kerl ist. Aber er hat ein paar erstklassige Eigenschaften, die hat er.«

Hinter einer Flussbiegung öffnete sich der Blick auf ein hübsches, würdevolles altes Haus aus sanftrotem Backstein, mit wohlgepflegten Rasenflächen, die bis hinunter zum Flussufer reichten.

»Das ist Krötenhall«, sagte die Ratte. »Und der kleine Bach dort links, wo auf dem Schild ›Privat. Anlegen verboten!‹ steht, führt zu einem Bootshaus, wo wir gleich festmachen werden. Die Ställe sind dort drüben rechts. Und das hier, worauf du gerade schaust, ist der Festsaal – alt ist der, sehr alt. Kröterich ist ziemlich reich, musst du wissen, und dies ist wirklich eins der schönsten Häuser in der Gegend, obwohl wir das natürlich vor Kröterich niemals zugeben.«

Sie glitten den Bach hinauf, und als sie in den Schatten eines großen Bootshauses eintauchten, zog der Maulwurf die Ruder ein. Hier sahen sie viele hübsche Boote, die an Querbalken hingen oder die Rampe hinaufgezogen waren, aber keines lag im Wasser. Und der gesamte Ort machte einen ungenutzten und verlassenen Eindruck.

Die Ratte schaute sich um. »Ich verstehe«, sagte sie. »Mit dem Bootfahren ist es vorbei. Er hat es satt und will nicht mehr. Ich bin gespannt, welcher Grille er jetzt hinterherläuft. Komm mit, wir suchen ihn. Wir werden bestimmt bald alles darüber erfahren.«

Sie stiegen aus dem Boot und schlenderten über den bunten, blumenübersäten Rasen auf der Suche nach Kröterich, den sie kurz darauf in einem geflochtenen Gartenstuhl entdeckten. Dort saß er mit grübelnder Miene und vertieft in eine große Karte, die auf seinen Knien lag.

»Hurra!«, rief er und sprang auf, als er sie sah. »Das ist ja fantastisch!« Und ohne zu warten, bis der Maulwurf ihm vorgestellt wurde, schüttelte er beiden herzlich die Pfote. »Wie nett von euch!«, fuhr er fort und tanzte im Kreis um sie herum. »Gerade wollte ich den Fluss hinunter ein Boot nach dir schicken, Rattchen, mit der strikten Order, dich sofort hierher zu holen, was immer du gerade tust. Ich brauche euch unbedingt – beide. Also, was kann ich euch anbieten? Kommt doch rein und trinkt etwas! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für ein glücklicher Zufall es ist, dass ihr gerade jetzt hier auftaucht!«

»Setzen wir uns doch erstmal hin, Kröterich!«, sagte die Ratte und warf sich in einen der Lehnstühle, während der Maulwurf in einem anderen gleich neben ihr Platz nahm und eine recht manierliche Bemerkung zu Kröterichs »entzückendem Anwesen« machte.

»Das schönste Haus am ganzen Fluss«, rief der Kröterich polternd und konnte es nicht lassen anzufügen: »Eigentlich das schönste überhaupt.«

Daraufhin gab die Ratte dem Maulwurf einen Stups. Dummerweise bekam der Kröterich das mit und wurde ganz rot. Es folgte ein kurzer Moment schmerzvoller Stille. Dann brach der Kröterich in Lachen aus. »Schon gut, Rattchen«, rief er. »So bin ich nun mal. Und es ist wirklich kein so schlechtes Haus, oder? Du weißt, du magst es selbst ziemlich gern. Schau her. Lasst uns vernünftig sein. Ihr beide seid genau die Tiere, die ich brauche. Ihr müsst mir helfen. Es ist von größter Wichtigkeit!«

»Es hat mit deinem Rudern zu tun, nehme ich an«, sagte die Ratte mit Unschuldsmiene. »Du kommst ganz gut damit voran, auch wenn es hier und da noch etwas spritzt. Mit einer Menge Geduld und ausreichend Unterricht könntest du …«

»Ach was, Rudern!«, unterbrach sie der Kröterich völlig empört. »Alberner Zeitvertreib für kleine Jungs. Damit habe ich längst aufgehört. Reinste Zeitverschwendung, mehr ist das nicht. Es betrübt mich sehr, wenn ich sehe, wie ihr beide, die ihr es doch besser wissen solltet, eure ganze Kraft auf diese sinnlose Art vergeudet. Nein, ich habe entdeckt, was wirklich zählt, eine Lebensaufgabe, und zwar die einzig wahre. Ich bin gewillt, ihr den Rest meiner Tage zu widmen, und ich kann die verlorenen Jahre nur bedauern, die hinter mir liegen und die ich mit Banalitäten verplempert habe. Komm mit, verehrtes Rattchen, und natürlich auch dein liebenswerter Freund, wenn er denn so gut sein möchte. Nur bis zum Hof bei den Stallungen, und dann werdet ihr sehen, was ihr sehen werdet!«

Dann ging er den Weg zu den Stallungen voran und die Ratte folgte ihm mit äußerst skeptischer Miene. Dort angekommen, sahen sie einen Wagen, der aus dem Schuppen ins Freie gezogen worden war: einen Zigeunerwagen, funkelnagelneu, kanariengelb gestrichen, mit grünen Verzierungen und roten Rädern.

»Das ist er!«, rief der Kröterich und streckte sich und reckte sich. »Das ist das wahre Leben, in diesem kleinen Karren verkörpert. Offene Landstraßen, staubige Hauptstraßen, Heiden, Gemeindewiesen, Hecken, sanfte Hügel! Lager, Weiler, Dörfer, Städte! Heute hier und morgen fort, auf und davon woanders hin! Reise, Wandel, Neugier, Spannung! Die ganze Welt zu deinen Füßen und ein Horizont, der sich ständig wandelt! Und glaubt mir, dies ist der absolut prachtvollste Wagen seiner Art, der je gebaut wurde – ohne jede Ausnahme. Kommt rein und schaut, wie er eingerichtet ist. Alles von mir selbst entworfen natürlich!«

Der Maulwurf war ungeheuer interessiert und...


Grahame, Kenneth
Kenneth Grahame wurde 1859 im schottischen Edinburgh geboren. Nach einer Ausbildung in Oxford war er von 1879 bis 1908 Angesteller der Bank von England. Er schrieb in verschiedenen Zeitschriften satirische Beiträge und 1908 erschien sein Buch »The Wind in the Willows«, das ihn weltberühmt machte und das zu den unvergänglichen Klassikern der Kinderliteratur zählt.



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