E-Book, Deutsch, Band 46, 100 Seiten
Reihe: Der junge Norden
Grahl Liebe hat viele Gesichter
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98986-672-0
Verlag: Kelter Media
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der junge Norden 46 - Arztroman
E-Book, Deutsch, Band 46, 100 Seiten
Reihe: Der junge Norden
ISBN: 978-3-98986-672-0
Verlag: Kelter Media
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Er kommt aus Gran Canaria und ist der Sohn von Dr. Daniel Nordens Cousin Michael und dessen spanischer Frau Sofia. Alexander kennt nur ein Ziel: Er will Arzt werden und in die riesigen Fußstapfen seines berühmten Onkels, des Chefarztes Dr. Daniel Norden, treten. Er will beweisen, welche Talente in ihm schlummern. Dr. Norden ist gern bereit, Alexanders Mentor zu sein, ihm zu helfen, ihn zu fördern. Alexander Norden ist ein charismatischer, unglaublich attraktiver junger Mann. Die Frauenherzen erobert er, manchmal auch unfreiwillig, im Sturm. Seine spannende Studentenzeit wird jede Leserin, jeden Leser begeistern! »Danke, Frau Dr. Buchner. Und auf Wiedersehen.« Julia Haider war gerade im Begriff, die Tür des gynäkologischen Untersuchungsraums hinter sich zu schließen, als sie sich noch einmal umwandte. »Dann brauche ich also keinen Termin für eine weitere Nachuntersuchung?« Sarah Buchner schüttelte den Kopf. »Nein, Frau Haider. Es ist alles in Ordnung, alles bestens. Sie sind wieder vollkommen gesund. Wenn Sie in Zukunft zu der üblichen jährlichen Kontrolluntersuchung kommen, genügt das vollauf.« Julia Haider atmete erleichtert auf. Trotzdem lehnte sie sich, als die Tür des Untersuchungsraums endgültig hinter ihr ins Schloss gefallen war, erst einmal erschöpft gegen die Wand. Die Angst vor einem schlechten Untersuchungsergebnis, die sie seit den frühen Morgenstunden ausgestanden hatte, forderte ihren Tribut. Julia spürte einen leichten Schwindel und ein flaues Gefühl in der Magengegend und schloss für einen Moment die Augen, um sich zu beruhigen. »Frau Haider? Geht es Ihnen nicht gut? Fühlen Sie sich nicht wohl?« Julia öffnete die Augen wieder und blickte verwirrt um sich. Schließlich entdeckte sie einen jungen Mann mit kurz geschnittenen, fast schwarzen Locken und tiefblauen Augen, der sie besorgt musterte. Er kam ihr bekannt vor, wenn sie ihn auch fürs Erste nicht zuordnen konnte.
Carolin Grahl ist eine erfahrene Serienschriftstellerin, die schon in verschiedenen Romangenres tätig gewesen ist. Serien wie Der Sendlinger und Gut Waldeck tragen die unverwechselbare Handschrift der am Bodensee ansässigen Autorin. Mit der seit kurzem von uns veröffentlichten Originalserie Der junge Norden hat sie ihre schriftstellerische Meisterschaft einmal mehr unter Beweis gestellt. Der spanische Wurzeln tragende Alexander Norden, ein Neffe des berühmten Dr. Daniel Norden, wird in München Medizinstudent, von seinem Onkel aufmerksam beobachtet. Das aufregende Studentenleben des sehr und vielseitig begabten Alexander wird von Carolin Grahl auf einzigartige, spannende Weise geschildert.
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»Danke, Frau Dr. Buchner. Und auf Wiedersehen.« Julia Haider war gerade im Begriff, die Tür des gynäkologischen Untersuchungsraums hinter sich zu schließen, als sie sich noch einmal umwandte. »Dann brauche ich also keinen Termin für eine weitere Nachuntersuchung?« Sarah Buchner schüttelte den Kopf. »Nein, Frau Haider. Es ist alles in Ordnung, alles bestens. Sie sind wieder vollkommen gesund. Wenn Sie in Zukunft zu der üblichen jährlichen Kontrolluntersuchung kommen, genügt das vollauf.« Julia Haider atmete erleichtert auf. Trotzdem lehnte sie sich, als die Tür des Untersuchungsraums endgültig hinter ihr ins Schloss gefallen war, erst einmal erschöpft gegen die Wand. Die Angst vor einem schlechten Untersuchungsergebnis, die sie seit den frühen Morgenstunden ausgestanden hatte, forderte ihren Tribut. Julia spürte einen leichten Schwindel und ein flaues Gefühl in der Magengegend und schloss für einen Moment die Augen, um sich zu beruhigen. »Frau Haider? Geht es Ihnen nicht gut? Fühlen Sie sich nicht wohl?« Julia öffnete die Augen wieder und blickte verwirrt um sich. Schließlich entdeckte sie einen jungen Mann mit kurz geschnittenen, fast schwarzen Locken und tiefblauen Augen, der sie besorgt musterte. Er kam ihr bekannt vor, wenn sie ihn auch fürs Erste nicht zuordnen konnte. »Ich bin Alex Norden. Erinnern Sie sich?« »Alex Norden?« Julia Haider dachte einen Augenblick lang nach, dann schlug sie sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Alex. Natürlich erinnere ich mich. Sie sind der nette, freundliche Praktikant, der sich nach meiner Operation so liebevoll um mich gekümmert hat. Ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn Sie mein Krankenzimmer betreten haben.« »Danke für so viel Lob und Anerkennung. Aber …« Alex sah Julia fragend an. »Keine Sorge. Es geht mir gut. Ich bin nur noch ein bisschen durch den Wind«, antwortete sie. »Ich hatte heute meine letzte Nachuntersuchung bei Frau Dr. Buchner, wissen Sie. Es ist gottlob alles in Ordnung. Aber die Aufregung und die Angst, es könnte vielleicht doch irgendetwas nicht okay sein, haben mir ganz schön zugesetzt. Sie halten mich jetzt vielleicht für hysterisch, aber das bin ich nicht. Es war in letzter Zeit nur alles einfach ein bisschen zu viel für mich.« »Ich halte Sie doch nicht für hysterisch, Frau Haider«, widersprach Alex sofort. »Und dass Sie nach Ihrer Operation noch nicht völlig wieder auf dem Damm sind, ist absolut normal. Machen Sie sich in dieser Hinsicht um Himmels willen keine Gedanken!« Julia lächelte und berührte dankbar Alex‘ Arm, zog ihre Hand aber sofort wieder zurück. »Entschuldigung. Ich wollte nur …« Sie verstummte und senkte verlegen die Lider. »Alles gut«, beruhigte Alex sie. Julia konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Die Frau, die Alex einmal zum Mann bekam, konnte sich glücklich schätzen. Julia war sich sicher, dass ihr in ihrem Leben noch nie ein verständnisvollerer und einfühlsamerer Mensch begegnet war. Wenn sie im Gegensatz dazu an ihren Theo dachte, der manchmal so hart und kalt sein konnte, dass ihr wirklich ernsthafte Zweifel an seiner Liebe kamen … »Sie können mich ruhig allein lassen, Alex. Es geht schon wieder«, sagte Julia, als Alex neben ihr stehenblieb. »Sicher haben Sie jede Menge zu tun. Ich möchte Sie nicht von Ihren Pflichten abhalten.« »Keine Sorge, Frau Haider. Die Pflicht ruft mich erst in einer Stunde wieder. Ich bin gerade auf dem Weg in die Cafeteria, um meine Mittagspause abzufeiern«, erklärte Alex. Unwillkürlich wanderten Julias Blicke zum Eingang der Cafeteria. Ob sie sich noch eine kleine Erholungspause gönnen sollte, ehe sie wieder nach Hause fuhr? Theo würde erst am frühen Abend aus der Firma zurückkommen. Sie hatte also noch den ganzen Nachmittag über Zeit, um seinen geliebten Schweinebraten zu kochen und den Tisch zu decken. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich Ihnen anschließe, Alex?«, fragte Julia beinahe schüchtern. »Natürlich nur, wenn Sie nicht bereits mit einem Kollegen oder mit Freunden verabredet sind.« »Heute bin ich mit niemandem verabredet«, erwiderte Alex. »Ich würde mich also freuen, wenn Sie mir Gesellschaft leisten, Frau Haider.« Julia lächelte, zögerte aber trotz der positiven Antwort noch einen Moment. »Ich weiß nicht, ob Sie das ernst meinen oder ob Sie nur höflich sind, aber, wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht, dann …« »Kommen Sie«, sagte Alex und nickte Julia aufmunternd zu. Wenig später nahmen Julia Haider und Alex an einem Tisch an der Fensterfront Platz, von dem aus man das bunte Treiben vor der Behnisch-Klinik beobachten konnte. Alex reichte Julia die Speisekarte. »Ich gehe jetzt erst mal zum Kaffeeautomaten. Wenn ich Ihnen etwas mitbringen darf?«, erkundigte er sich. Julia zuckte die Schultern. »Fürs Erste nur ein Glas Wasser«, sagte sie. »Mit dem Essen muss ich, glaube ich, noch ein bisschen warten, bis mein aufgewühlter Magen sich beruhigt hat.« »Verständlich«, erwiderte Alex. »Falls ich Ihnen für später etwas empfehlen darf: Es gibt hier in der Behnisch-Cafeteria einen ausgezeichneten Nudelsalat. Mit Erbsen, Brechbohnen, Käse- und Schinkenstreifen. Und auch die große Salatplatte mit Eiern, Thunfisch, Tomaten und Zwiebeln ist sehr zu empfehlen.« »Sie wollen mir Appetit machen, Alex. Und Ihre Vorschläge haben sich wirklich lecker angehört. Vielleicht komme ich später doch noch darauf zurück«, lächelte Julia. Sie schaute Alex nach, wie er für sie ein Glas Wasser und dann für sich selbst einen Becher Kaffee und ein Sandwich von der Selbstbedienungstheke holte. Ein bescheidenes Mittagsmahl, wie Julia fand. Wenn sie da an Theos Wünsche dachte … Rasch verdrängte Julia die immer wieder aufkeimenden Vergleiche zwischen Alex und Theo. Es machte sie nur unzufrieden, wenn sie die beiden ständig gegeneinander abwog. Und außerdem war es im Grunde ungerecht. Zum einen gehörten Alex und Theo verschiedenen Generationen an, was bestimmt nicht ohne Bedeutung war, und zum anderen waren Männer wie Alex schlicht und ergreifend die Ausnahme. Die meisten Männer waren leider von Theos Sorte. So war das nun einmal auf der Welt. Und wenn man als Frau nicht allein und einsam durchs Leben gehen wollte, musste man notgedrungen Kompromisse eingehen. Julia trank ein paar Schlucke von ihrem Wasser und spürte, wie ihr Magen sich allmählich beruhigte. Schmunzelnd beobachtete sie Alex, der herzhaft in sein Sandwich biss. »Schmeckt es?«, fragte sie. »Und ob«, mümmelte Alex. »Allerdings habe ich heute einen derartigen Bärenhunger, dass ich wahrscheinlich alles halbwegs Essbare wie eine Hyäne hinunterschlingen würde. Egal ob verzuckert oder versalzen, viel zu heiß oder eiskalt.« Julia musste lachen. Plötzlich fiel ihr wieder ein, wie oft Alex sie in der ersten Zeit nach ihrer Operation, als sie nicht nur körperlich elend gewesen war, sondern auch die Verzweiflung und die Wut auf ihr Schicksal noch riesengroß und beinahe übermächtig in ihr getobt hatten, zum Lachen gebracht und ihr auf diese Weise ein wenig Erleichterung verschafft hatte. Nie hatte er sie mit harschen Worten aufgefordert, sich endlich zusammenzureißen, wie Theo es immer wieder getan hatte. Julia runzelte unwillig die Stirn. Schon wieder war sie am Vergleichen! Dabei war es noch keine zwei Minuten her, dass sie sich zur Ordnung gerufen und sich vorgenommen hatte, diese sinnlosen Gedanken ein für alle Mal abzustellen. Um sich abzulenken, beobachtete Julia zuerst den emsig kauenden Alex und begann dann, die Menschen zu mustern, die den Platz vor der Behnisch-Klinik bevölkerten. Da standen etliche Krankenschwestern beieinander, die emsig die Köpfe zusammensteckten und sich wahrscheinlich gerade den neuesten Kliniktratsch erzählten: Wer mit wem und wann und wo. Und nicht zu vergessen das geheimnisvolle Warum und Weshalb. Weiter vorne wagte ein Patient der Behnisch-Klinik in einem weißen Morgenmantel, unter dem Kompressionsstrümpfe und Pantoffeln hervorlugten, einen seiner ersten kleinen Spaziergänge. Ein älteres Ehepaar betrat, bewaffnet mit einem riesigen Blumenstrauß, die Eingangshalle der Behnisch-Klinik, wohl um jemandem einen Besuch abzustatten. Und da war ein weiteres noch sehr junges Ehepaar, das soeben die Klinik verließ. Die Frau trug ein Baby im Arm und strahlte genauso glückselig wie ihr Ehemann, der liebevoll und fürsorglich seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Von Neuem kochte wilder Schmerz in Julia hoch. Und ein gallebitterer Neid, der bewirkte, dass sich ihr Magen regelrecht zusammenkrampfte. Angewidert schob sie nun auch das Wasser von sich. Warum durfte diese Frau haben, was ihr für immer verwehrt blieb? Warum war das Leben so ungerecht? Warum bekam nicht jeder die gleichen Chancen? Julias Atem ging heftig. Ein Buch fiel ihr ein, das Theo ihr nach ihrer Entlassung aus der Behnisch-Klinik zur Lektüre empfohlen hatte. Es war von einem Psychotherapeuten namens Dr. Dr. Bernhard Baltus geschrieben und erteilte Ratschläge, wie man am besten mit Neidgefühlen fertig wurde, indem man sie konstruktiv transformierte. Der Therapeut war fest davon überzeugt, dass man der Person, die man beneidete, noch viel mehr Glück und die Erfüllung aller ihrer Träume wünschen müsste. Das Unterbewusstsein – so Baltus – würde diese Wünsche aufnehmen, und zwar in dem Maße, in dem man sie wirklich ehrlich meinte. Die guten Energien, die man aussandte, kämen dabei einer positiven Manifestation gleich, die...