E-Book, Deutsch, Band 6, 465 Seiten
Reihe: Devereux-MacArthur
Grasso Lord meiner Träume
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95885-449-9
Verlag: Venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, Band 6, 465 Seiten
Reihe: Devereux-MacArthur
ISBN: 978-3-95885-449-9
Verlag: Venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Als Schülerin las Patricia Grasso »Vom Winde verweht« - und war enttäuscht von dem unglücklichen Ende. Schließlich glaubt sie an die große Liebe und das Happy End! Deswegen schreibt sie nun selbst Liebesromane mit glücklichem Ausgang. Zunächst war das Schreiben für sie nur ein Ausgleich zum alltäglichen Arbeitsstress, inzwischen ist sie eine erfolgreiche Bestsellerautorin: Ihre Romane sind preisgekrönt, wurden in fünfzehn Sprachen übersetzt und in zwanzig Ländern veröffentlicht. Patricia Grasso lebt in der Nähe von Boston, Massachusetts. Die Autorin im Internet: www.patriciagrasso.com Bei venusbooks veröffentlichte Patricia Grasso ihren Roman »Das Herz des Prinzen« sowie die Dukes-Trilogie: »In den Armen des Herzogs« »Die Liebe des Marquis« »Die Gefangene des Herzogs« Die drei Romane sind auch im Sammelband »Kissing the Duke« erhältlich. Außerdem erscheint bei venusbooks ihre Devereux-MacArthur-Reihe: »Die Schöne der Highlands« »Die Lady und der Highlander« »In den Händen des Wüstenprinzen« »Das Verlangen des Lords« »Lord meiner Träume« »Ein Rebell zum Verlieben« Die Reihe ist auch in den Sammelbänden »Kissing the Hero« und »Kissing the Lord« erhältlich.
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Prolog
London, 1589
Er hatte sie schon immer geliebt.
Und sie lächelte ihn an. Selbst aus dieser Entfernung wärmte ihr strahlendes Lächeln sein Herz. Es war schon immer so gewesen.
Seit sie vor dreizehn Jahren in sein Leben getreten war, hatte Roger sie als die Schwester, die er niemals gehabt hatte, betrachtet und intensive Beschützergefühle für sie entwickelt. Sie erwiderte seine Zuneigung und überschüttete ihn mit kindlicher Bewunderung.
Roger Debrett stand in dem jetzt zur Sommerzeit üppig blühenden Garten des Grafen von Basildon und starrte über den weitläufigen Rasen das Mädchen an, das auf einer Steinbank im Schatten einer Trauerweide saß. Eine sanfte Brise spielte mit den ausladenden Ästen der Weide. Roger hielt einen Moment inne, um die feminine Gelassenheit des Mädchens zu bewundern. Sie erinnerte ihn immer an einen zarten, schwer zu fangenden Schmetterling. Seine Psyche, wie die Griechen so passend sowohl den Schmetterling als auch die Seele nannten.
Sie war inzwischen dreizehn Jahre alt und kein Kind mehr, dachte Roger. Bald würde sie eine weitere Schwelle des Lebens überschreiten und zur Frau werden. Und dann würden eifrige junge Freier in Scharen nach Devereux House drängen, um ihr den Hof zu machen.
Roger Debrett, Graf von Eden und der zweitreichste Mann in England, konnte sich alles kaufen, was ihm gefiel. Seit ihrer ersten Begegnung hatte ihm das Mädchen, das da unter der Weide saß, besser gefallen als alles andere. Und am allerbesten hatte ihm immer die bedingungslose Anerkennung gefallen, die sich in ihrem strahlenden Lächeln spiegelte.
Nur widerwillig beendete Roger diesen Augenblick und begann, über den Rasen auf sie zuzugeben. Er bewunderte den Garten des Grafen, ein wahres Paradies auf Erden. Niedrig geschnittene Hecken aus Thymian, Myrte und Gamander waren zu komplizierten Mustern gestaltet, zu denen Lavendel und Raute einen hübschen Gegensatz bildeten. Perfekt gepflegter Rasen bedeckte den Boden zwischen Reihen von Eiben, die so geschnitten waren, daß sie hohe Hecken bildeten. Rote Rosen, lila Jungfer im Grünen, weiße Lappenblumen und blaue Vergißmeinnicht blühten in einer übermütigen Mischung aus leuchtenden Farben. Und doch verblaßte diese Schönheit der Natur im Vergleich mit dem Mädchen.
Während Roger sie beobachtete, sah er unter ihrer fast noch kindlichen Unschuld die knospende Schönheit. Dieser Augenblick würde ihm immer als einer der schönsten Tage in seinem Leben im Gedächtnis bleiben. Er würde seinem kleinen Schmetterling ihr erstes erwachsenes Geburtstagsgeschenk überreichen und ihr dann die glückliche Neuigkeit mitteilen, daß er sich verlobt hatte. Oh, er konnte kaum abwarten, wie sie darauf reagieren würde.
Roger sah, wie sie den Kopf zur Seite neigte, als sei sie erstaunt darüber, daß er nicht näherkam. Er gab ihrem Lächeln nach und ging über den Rasen auf sie zu.
»Ich wußte, daß Ihr kommen würdet«, sagte sie und sah ihn mit den entwaffnendsten violetten Augen an, die er jemals gesehen hatte.
»Lady Blythe. Die süßeste Blume in diesem Paradies welkt neben Eurer ungewöhnlichen Schönheit.« Roger beugte sich förmlich über ihre ausgestreckte Hand.
Sein Kompliment schien ihr zu gefallen. Außerordentlich sogar. Er wollte den Augenblick nicht verderben, indem er sie schalt, aber er nahm sich vor, sie vor männlichen Schmeicheleien zu warnen.
»Wie geht es Elizabeths ›hochfliegendem Adler‹?« fragte sie und benutzte den Spitznamen, den die Königin ihm verliehen hatte.
»Euer strahlendes Lächeln heitert meinen Tag auf«, antwortete Roger. Dann neckte er sie: »Woher wußtet Ihr, daß ich Euch einen Besuch abstatten würde? Seid Ihr eine Zigeunerin, die die Zukunft Voraussagen kann?«
»Zuviel der Ehre, Mylord.« Sie legte den Kopf zurück, um ihn in seiner vollen Länge anzusehen, denn mit einem Meter fünfundachtzig überragte er ihre zierliche Gestalt um dreißig Zentimeter. »Ihr vergeßt nie meinen Geburtstag.«
»Heute ist Euer Geburtstag?« Roger täuschte peinliche Bestürzung vor. Seine blauen Augen weiteten sich vor gespielter Überraschung. »Lieber Himmel, wie konnte ich einen so bedeutungsvollen Anlaß nur vergessen?«
Blythe lachte so melodiös, daß er sich an einen Singvogel erinnert fühlte. »Setzt Euch neben mich«, lud sie ihn ein und warf ihm einen koketten Blick unter ihren dichten schwarzen Wimpern zu.
Roger grinste. Er wußte, daß sie ihren ganzen Charme an ihm ausprobierte, aber es störte ihn nicht im geringsten.
Roger setzte sich neben sie, streckte seine langen Beine aus und betrachtete ihr perfektes Profil. Ihr ebenholzschwarzes Haar und ihre entwaffnenden violetten Augen verschworen sich mit üppigen Lippen und einer kleinen geraden Nase, um die Aufmerksamkeit eines jeden Mannes zu erregen. Ihr schwacher Duft nach Rosen reizte seine Sinne.
Blythe war zweifellos eine Schönheit. Er würde jeden unverschämten Kerl umbringen, der es wagen sollte, mit ihrem Herz zu spielen.
»Habt Ihr vor, mich den ganzen Tag auf mein Geschenk warten zu lassen?« fragte Blythe und warf ihm einen Blick zu, der wohl verführerisch sein sollte.
Roger hätte am liebsten gelacht. Statt dessen setzte er einen angemessen mißbilligenden Gesichtsausdruck auf und wies sie zurecht: »Liebe Psyche, Gier ziemt sich nicht für eine Dame.«
»Psyche?«
»Psyche ist griechisch für Schmetterling, und so seid Ihr mir immer vorgekommen –, wie ein hübscher, schwer zu fangender Schmetterling.«
»Psyche bedeutet auch Seele«, fügte sie mit einem zweideutigen Lächeln hinzu.
Ihre Worte überraschten ihn, obwohl er damit hätte rechnen müssen. Richard Devereux, der Graf von Basildon, hatte darauf bestanden, daß seine Töchter die gleiche Erziehung wie Söhne genossen.
»Versteht Ihr von Griechisch soviel wie von Mathematik?« neckte er sie.
»Ich spreche es ebenso fließend wie Archimedes«, antwortete sie. »Ich kannte ihn. Allerdings in einem anderen Leben.«
Roger lachte in sich hinein. »Manchmal sprecht Ihr wirklich die herrlich bizarrsten Gedanken aus.«
Mit beiden Händen ergriff Blythe seinen Unterarm. »Ratet, was Papa mir zum Geburtstag geschenkt hat«, sagte sie mit lebhafter Stimme, und ihre violetten Augen funkelten vor unverkennbarer Aufregung.
Ihre unverhohlene Freude bezauberte ihn. »Schmuck?«
Blythe schüttelte den Kopf.
»Ein neues Pferd?«
Wieder schüttelte sie den Kopf.
»Ich gebe auf«, sagte Roger lächelnd. »Was hat Euer Vater Euch geschenkt?«
»Ein wunderbares Schiff«, antwortete Blythe und schloß die Augen wie in vollkommener Verzückung, »Ein Schiff?« Roger konnte nicht glauben, was er gehört hatte. Was sollte ein Mädchen mit einem Schiff anfangen?
»Papa hat mir ein Schiff geschenkt und die Kontrolle über meinen eigenen Woll- und Getreideexport, unter der Bedingung, daß ich mich jede Woche mit ihm bespreche«, erzählte Blythe. »Ich habe mein Schiff Paralda genannt, zu Ehren des elementaren Gottes des Ostens. Papa sagt, wenn ich Gewinn mache, wird er mir zu meinem nächsten Geburtstag ein weiteres Schiff und einen weiteren Geschäftszweig schenken.«
Roger sah sie stirnrunzelnd an. Gewinn zu machen war eine männliche Domäne und ganz entschieden unweiblich. Was hatte sich Devereux nur dabei gedacht? Wie viele Familien würden hungern, wenn das junge Ding ihre Erzeugnisse schlecht verwaltete?
»Stimmt etwas nicht?«
Als Roger den zögernden Unterton in ihrer Stimme hörte, tätschelte er ihre Hand und versicherte ihr: »Mich überrascht nur das Geschenk Eures Vaters.«
»Ja, es ist in der Tat ein wundersames Geschenk.« Blythe warf ihm ein kokettes Lächeln zu und sagte: »Ich bin sicher, daß mir Euer Geschenk noch besser gefallen wird. Das heißt, wenn Ihr es mir überhaupt gebt.«
Roger zwinkerte ihr zu und zog eine rechteckige Schachtel aus seinem Wams. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, kleiner Schmetterling«, sagte er und gab ihr die Schachtel, während er sich vorbeugte und sie züchtig auf die Wange küßte.
»Danke, Mylord.« Eine schickliche Röte überzog ihre Wangen. Blythe strich mit einem Finger über den Deckel der Schachtel, als genieße sie die Vorfreude und Erwartung.
»Öffnet sie«, sagte Roger und beobachtete ihre Reaktion. Er wußte, daß er sich in diesem Jahr selbst übertroffen hatte.
Blythe hob den Deckel. »Heiliger Swithin«, rief sie, überrascht vom Anblick der herrlichen Halskette.
Das mit Edelsteinen besetzte Odinskreuz funkelte ihr auf schwarzem Samt entgegen. Das Kreuz hing an einer schweren Goldkette und war aus Diamanten gearbeitet mit einem einzigen Rubin in der Mitte. Amethyste bildeten den Kreis um das diamantene Kreuz.
»Das ist eine Kette für eine Königin«, sagte Blythe und blickte ihn an. Ihre Augen hatten dieselbe Farbe wie die Amethyste.
»Erlaubt mir«, sagte Roger. Er nahm die Kette aus der Schachtel und legte sie ihr um. Der mit Steinen besetzte Anhänger lag auf ihrer Brust.
Blythe berührte ihn mit ihrer rechten Hand. »Werdet Ihr jetzt von einer Heirat sprechen?« fragte sie sehr zu seiner Überraschung.
»Woher wißt Ihr das?«
»Weibliche Intuition.«
»Dreizehn Jahre alt und bereits eine große Dame?« neckte Roger.
Blythe schenkte ihm ein vielsagendes Lächeln und senkte scheu den Blick. Während eine tiefe Röte ihre Wangen überzog, informierte sie ihn: »Meine Menses hat eingesetzt. Das bedeutet, daß ich eine Frau bin.«
Roger überkam das überwältigende Verlangen, laut loszulachen, aber es gelang ihm,...