E-Book, Deutsch, Band 50, 384 Seiten
Reihe: Julia Collection
Gray Julia Collection Band 50
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95446-196-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Drillinge verzweifelt gesucht
E-Book, Deutsch, Band 50, 384 Seiten
Reihe: Julia Collection
ISBN: 978-3-95446-196-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ginna Gray wuchs in einer sehr fantasievollen und kreativen Familie in Texas auf. Erst mit zwölf Jahren erkannte sie, dass es nicht selbstverständlich war, wie leicht es ihr fiel, sich Geschichten auszudenken. Schon ihre Lehrer erkannten ihr Talent und Ginna war sich sehr früh sicher, dass sie Schriftstellerin werden wollte. Trotzdem schlug sie zunächst eine andere Richtung ein. Nach ihrer frühen Hochzeit, die recht bald nach der Geburt ihrer ersten Tochter scheiterte, musste sich Ginna darauf konzentrieren, ihr Kind und sich zu versorgen. In Abendkursen am College nach der Arbeit besuchte sie das College, um sich fortzubilden. Deshalb blieb ihr nur noch wenig Zeit zum Schreiben. Erst nach sieben Jahren traf sie den Mann ihres Lebens und heiratete ihn ein Jahr danach. Der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind wurde erst weitere neun Jahre später erfüllt, als die beiden die Hoffnung bereits fast aufgegeben hatten. Ginna Grays zweite Tochter wurde geboren. Jetzt hatte sie die Möglichkeit, sich voll und ganz ihrer Mutterrolle zu widmen. Anders, als nach der Geburt ihrer ersten Tochter, war sie nun nicht mehr allein und konnte sich auf die Unterstützung ihres Ehemanns verlassen. In dieser Zeit begann sie wieder zu schreiben, versuchte jedoch nicht einmal, ihr Werk zu veröffentlichen.
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1. KAPITEL Mehr als ein Dutzend Polizisten und Polizistinnen hielten vor dem Operationssaal des Krankenhauses Nachtwache. Und Minute um Minute kamen noch mehr hinzu. Wenn einer gehen musste, rückten andere auf. Vor knapp einer Stunde war ein verzweifelter Ruf über den Polizeisender gegangen: „Es wurde geschossen. Es wurde geschossen. Ein Officer ist verletzt. Wir brauchen unbedingt Hilfe.“ Innerhalb weniger Sekunden hatte sich jeder verfügbare Mann und jede Frau der Houstoner Polizei auf den Weg gemacht, den Kollegen, die bei einer aufgeflogenen Drogenübergabe unter Beschuss geraten waren, zur Hilfe zu eilen. Jetzt warteten diese Männer und Frauen darauf, Informationen über den Zustand des verletzten Detectives zu hören. John Werner und Hank Pierson, die beiden Männer, die dem verwundeten Officer am nächsten standen, liefen mit finsteren Gesichtern wie Panther im Käfig hin und her. Schuldgefühle und Sorge nagten an Hank. Verdammt, es wäre seine Aufgabe gewesen, seinem Partner den Rücken freizuhalten, aber er hatte versagt. Jetzt starb Matt vielleicht. Er war von zwei Kugeln schwer verletzt worden, und dafür gab Hank sich ganz allein die Schuld. Unter dem Hagel der Schnellfeuerwaffen hatte Hank zwar im Schutz des Streifenwagens Hilfe gerufen und über die Motorhaube des Wagens Schüsse auf die Angreifer abgefeuert, aber ansonsten war er hilflos gewesen. Hank blieb stehen und schlug fluchend mit der Hand gegen die Wand. Einige der Polizisten warfen ihm mitfühlende Blicke zu, aber keiner sagte ein Wort. Lieutenant Werner verstand die Frustration seines Detectives und ignorierte seinen Ausbruch. Als Chef fühlte sich John Werner für jeden in seiner Abteilung persönlich verantwortlich, aber zu Matt hatte er dazu noch eine besondere Beziehung. John hatte die Polizei-Akademie zusammen mit Matts Vater besucht. Patrick Dolan war Johns bester Freund gewesen. Er war einer der besten Beamten gewesen, die die Stadt je gehabt hatte. Die Nachricht, dass es sich bei dem Polizisten, der angeschossen worden war, um Matt Dolan handelte, hatte sich wie ein Lauffeuer bei der Houstoner Polizei ausgebreitet und jeden erschüttert. Matt war wie schon sein Vater einer der Besten. Ein Mann mit Intelligenz, einem untrüglichen Instinkt und Erfahrung. Er schien unangreifbar zu sein, bis … Die Doppeltür des Operationssaales schwang auf, und jeder schaute gespannt hinüber. Ein Mann mittleren Alters in grünem Operationskittel und Kappe kam heraus und ließ den Blick über die angespannten Gesichter der Anwesenden schweifen. „Ich bin Dr. Barnes. Wer ist hier der Verantwortliche?“ Er zog sich die grüne Papierkappe vom Kopf und massierte sich den Nacken. „Ich.“ John Werner trat vor, und Hank folgte ihm. „Wie geht es ihm, Doc?“, fragte Hank besorgt. „Er lebt. Er hat großes Glück gehabt. Die erste Kugel hat seine rechte Lunge erwischt, die zweite sein Bein schwer verletzt. Außerdem hatte er bereits sehr viel Blut verloren, als er hier ankam. Aber er ist zäh und nicht so leicht unterzukriegen. Wenn er das nicht wäre, hätte er es nicht bis hierher geschafft. Trotzdem, er ist in schlechter Verfassung.“ „Ich verstehe.“ John biss einige Sekunden die Zähne zusammen. Schließlich stellte er die Frage, deren Antwort alle fürchteten. „Wird er es schaffen, Doc?“ „Vorausgesetzt, es treten keine Komplikationen auf, ja.“ „Gott sei gedankt.“ „Nun, es ist fair, wenn ich Sie vorwarne. Sein Bein ist in keinem guten Zustand … und …“ „Was? Was versuchen Sie uns beizubringen, Doc?“, fragte Hank. „Nun … ich glaube, dass er kaum in der Lage sein wird, seine Arbeit als Polizist noch einmal aufzunehmen. Zumindest nicht auf der Straße.“ Matt drehte den Kopf auf dem Kissen und schaute aus dem Fenster, ohne etwas Bestimmtes zu sehen. Die Frau im Nebel war gestern Nacht wieder zu ihm gekommen. Die fantasievolle Umschreibung trieb ein Lächeln auf sein ernstes Gesicht. Aber so empfand er den Traum, der immer wiederkehrte. Es war seltsam. In den letzten zwanzig Jahren hatte er den Traum nur ein- oder zweimal im Jahr gehabt, aber seit er vor zwei Wochen im Krankenhaus erwacht war, hatte er ihn jede Nacht heimgesucht. Noch nicht einmal die Schlaftablette, die die Krankenschwester ihm jeden Abend gab, hatte das verhindern können. Er legte eine Hand um die silberne Medaille, die ihm seine leibliche Mutter vor seiner Adoption gegeben hatte und die er niemals abnahm. Es musste seine Mutter sein, die ihm immer wieder im Traum erschien. Diese Frau, an die er sich nicht mehr bewusst erinnern konnte, und die ihn weggegeben hatte, als er zwei Jahre alt gewesen war. Matt seufzte, schob den Gedanken zur Seite und versuchte seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten. In der unpersönlichen Atmosphäre des Krankenhauses konnte er sich treiben lassen und war nur noch ein Zuschauer der Welt dort draußen, der keine Rolle einzunehmen hatte. Irgendwie passte diese Metapher, schließlich war das Leben, das er sich aufgebaut hatte, höchstwahrscheinlich beendet. Seine Rolle als Polizist würde er wahrscheinlich für immer aufgegeben müssen. „Verdammt, Matt, hörst du mir überhaupt zu?“ John Werner trat zwischen Bett und Fenster, damit Matt keine andere Wahl mehr hatte, als seine Gegenwart endlich zur Kenntnis zu nehmen. „Ich habe dein Schweigen lange genug hingenommen“, erklärte der ältere Mann entschlossen. „Wenn du denkst, du kannst dich auch weiterhin in deinem Schneckenhaus verkriechen und einfach so tun, als ob ich nicht hier wäre, so wie du es mit mir und jedem anderen getan hast, der dich in den letzten zwei Wochen besucht hat, dann irrst du dich. Hörst du? Ich werde das nicht mehr zulassen.“ John war ein Riese von einem Mann. Er war mindestens ein Meter neunzig und wog mehr als dreihundert Pfund. Er hatte ein breites, grob geschnittenes Gesicht, das aussah, als hätte man es mit einer Axt aus dem Holz einer knorrigen Eiche geschlagen, und eine Stimme, die grollte und rumpelte wie Donner. Selbst hartgesottene Polizisten fürchteten sich vor ihm. Matt jedoch schien völlig unbeeindruckt zu sein. „Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst“, erklärte er ruhig. „Verflixt noch mal, klar tust du das. Deine Familie und deine Freunde besuchen dich, deine Kollegen und der Polizeipsychologe – aber du hüllst dich in Schweigen. Du drehst dich einfach um und ignorierst die Menschen, die dich mögen und sich um dich sorgen. Nun, mit mir wird das nicht funktionieren. Ob es dir nun gefällt oder nicht, wir werden über diese Sachen reden müssen.“ „Da gibt es nichts zu reden.“ „Nein? Und was ist mit der Tatsache, dass du jede Hilfe ablehnst? Hm? Hank hat dich praktisch angefleht, dass du bei ihm und seiner Frau wohnst, bis du dich wieder erholt hast. Das gleiche Angebot haben dir auch andere gemacht, aber du lehnst jegliche Hilfe ab.“ Er wies mit dem Kopf zu Hank Pierson hinüber, der seinen Partner mit besorgtem Gesichtsausdruck ansah. „Stimmt es nicht, Hank?“ „Klar. Sieh mal, Matt, Patty und ich würden dich wirklich sehr gerne bei uns haben.“ „Patty hat mit den drei Kindern schon genug zu tun.“ „Hey, glaubst du, dass eines mehr Patty etwas ausmachen würde? Sie besteht sogar darauf, dass du zu uns kommst. Sie sieht dich als Teil der Familie an. Wir alle tun das.“ „Das ist wirklich nett von euch, aber nein danke.“ Matt schüttelte den Kopf und schaute weg. „Wenn du nicht bei Hank und Patty bleiben willst, dann vielleicht bei jemand anders?“ John hatte nicht vor, Matt so leicht davonkommen zu lassen. „Es haben sich noch andere Kollegen angeboten, sich um dich zu kümmern.“ „Die Antwort lautet Nein. Ich komme schon allein zurecht. Außerdem möchte ich meinen Freunden nicht zur Last fallen.“ „Okay. Ich halte deine Entscheidung für falsch und finde, dass du starrsinnig und stolz bist, aber ich verstehe dich. Aber ob du nun willst oder nicht, du wirst jemanden brauchen, der sich um dich kümmert, wenn du das Krankenhaus verlässt. Zumindest für eine Weile. Lass dir doch vom Department eine Krankenschwester zahlen.“ „Vergiss es. Ich will keine Fremde in meinem Haus. Außerdem ziehe ich es vor, allein zu sein. Sobald ich entlassen werde, fahre ich zu mir nach Hause.“ „Dein Zustand lässt es im Moment nicht zu, dass du allein lebst“, widersprach John. „Verdammt, Mann. Es wird eine Zeit dauern, bis du dich erholt hast. Selbst wenn die Wunden verheilt sind, wirst du noch viel Krankengymnastik und andere Reha-Maßnahmen über dich ergehen lassen müssen, bevor du wieder im Dienst erscheinen kannst.“ Matt stieß einen verächtlichen Laut aus. „Wieso glaubst du, dass ich wieder als Polizist arbeiten werde?“ „Weil ich dich kenne, du dickköpfiger Ire. Du bist kein Mann, der aufgibt. Du bist aus dem gleichen Holz wie dein Vater geschnitzt. Außerdem liebst du deine Arbeit zu sehr, als dass du die Flinte kampflos ins Korn werfen würdest.“ „Der Doktor teilt nicht deine Zuversicht.“ „Was weiß der schon? Du wirst dich wochenlang trainieren müssen, vielleicht sogar monatelang. Aber wenn es einer schafft, dann du.“ Matt stieß einen verächtlichen Laut aus. „Du hast mehr Vertrauen in mich als ich selbst.“ „Wahrscheinlich, aber das wird sich ändern. Wie ich es sehe, hast du zwei Möglichkeiten. Du kannst die nächsten Wochen entweder mit einer Krankenschwester in deinem Haus leben, oder du verbringst den Sommer in meinem Haus am Lake Livingston.“ „Du hast ein Haus am...