E-Book, Deutsch, Band 0006, 448 Seiten
Reihe: Bianca Extra
Greene / Hudson / Kirk Bianca Extra Band 6
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-3226-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0006, 448 Seiten
Reihe: Bianca Extra
ISBN: 978-3-7337-3226-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Seit 1980 hat die US-amerikanische Schriftstellerin Jennifer Greene über 85 Liebesromane veröffentlicht, die in über 20 Sprachen übersetzt wurden. Unter dem Pseudonym Jennifer Greene schreibt die Autorin Jill Alison Hart seit 1986 ihre Romane. Ihre ersten Romane wurden 1980 unter dem Namen Jessica Massey herausgegeben, das Pseudonym Jeanne Grant benutzte sie zwischen 1983 bis 1987. Ebenfalls veröffentlicht sie Bücher unter ihrem richtigen Namen Alison Hart. Ausgezeichnet wurde die Autorin mit zahlreichen Preisen, bereits 1984 erhielt sie von der RWA das 'Silver Medaillon'. Im Jahr 1998 wurde sie in der 'Romance Writers of America's Hall of Fame' aufgenommen, außerdem erhielt sie im Jahr 2009 den 'Nora Roberts Lifetime Achievement Award'. Jennifer Greene absolvierte an der Michigan State University ein Studium in Englisch und Psychologie. Dort wurde sie mit dem 'Lantern Night Award' ausgezeichnet, der traditionell von der MSU an die 50 besten Frauen des Abschlussjahrgangs übergeben wird. Gearbeitet hat sie als Lehrerin, Managerin und Beraterin, bevor sie mit dem Schreiben begann. Bereits in der siebten Klasse entdeckte sie ihre Liebe zum Schreiben und 1980 machte sie ihr Hobby zum Beruf. Für die Autorin ist das Lesen allerdings kein Hobby, sondern es ist eine Frage des Lebensstils.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL Es gab vieles, was Tammy Byrd lieber an einem Samstagnachmittag unternommen hätte, als fünf Stunden im Auto zu sitzen, um einige Verwandte zu treffen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Aber leider führte kein Weg daran vorbei. Ihr Großvater väterlicherseits lag im Sterben. Deswegen hatte er die zerstrittene Familie zusammengerufen. Als Tammy von dem Wunsch des alten Mannes erfahren hatte, hatte sie zuerst gedacht, dass ihr Vater, sein Sohn also – ein echter Dickschädel vor dem Herrn – sich stur stellen und weigern würde. Doch dann hatte er sie mit der Ankündigung verblüfft, dass er hinfahren würde. Außerdem hatte er darauf bestanden, dass sie und ihre Brüder mitkamen. Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen. Möglicherweise tat er es auch aus Liebe. Oder weil er die Sache endlich aus der Welt schaffen wollte. Er hatte sogar versucht, Tammys Brüder zu erreichen. Aber die waren gerade beim Fischen in Montana. Es würde noch Tage, wenn nicht sogar eine Woche dauern, bis sie die Nachricht erhielten. Tammy hatte an diesem Morgen ihre Tasche gepackt, um den Rest ihrer Familie kennenzulernen – einen sterbenden Großvater, einen Onkel und zwei Cousinen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Weil sie lieber mit dem eigenen Auto unterwegs war, hatte sie sich ans Steuer ihres kleinen Pick-ups gesetzt und die Ranch ihres Vaters hinter sich gelassen. Jetzt, fünf Stunden später, hatte sie Buckshot Hills beinahe erreicht. Bei einem Eichenwäldchen, das ihr Vater ihr beschrieben hatte, wurde sie langsamer. Sie sah sich nach dem Wegweiser um. Hoffentlich hatte sie die richtige Straße – die Flying B Road – gefunden. Da. Ein großes, protziges Schild aus Gusseisen. Bevor sie abbiegen konnte, raste ein schwarzer Dodge Ram an ihr vorbei. Beim Vorbeifahren geriet das Auto mit dem linken Hinterreifen in eine schlammige Pfütze. Ein Riesenschwall schmutziges Wasser spritzte über ihren kleinen, weißen Truck. So ein Mistkerl. Sie wollte schon wütend hupen. Doch dann hielt sie sich in letzter Sekunde zurück. Schließlich könnte es sich um Verwandtschaft handeln. Es war ja nicht unbedingt nötig, sich mit den Leuten noch vor der ersten Begegnung zu überwerfen. Daher überwand sie ihren Ärger und bog rechts auf die Straße zur Ranch ab. Beim Fahren warf sie einen Blick auf die sanften Hügel und die saftigen Weiden mit den grasenden Kühen. Das war wirklich ein wunderschönes Stück Land. Tammy fragte sich, wie es war, hier aufzuwachsen – statt auf der kleinen Farm in Grass Valley, die ihr Vater von seinem Großvater mütterlicherseits geerbt hatte. Dann fuhr sie auf das weitläufige Ranchhaus zu und parkte neben dem Dodge Ram. Ein dunkelhaariger Mann um die Dreißig saß auf dem Fahrersitz und telefonierte. Er war zu jung, um ihr Onkel zu sein. Sie stellte den Motor ab. In diesem Augenblick stieg der Mann aus. Anders als Cowboys und Rancharbeiter trug er blank polierte Halbschuhe, eine schwarze Hose und ein hellblaues Button-down-Hemd. Sein dichtes schwarzes Haar und der dunkle Teint ließen auf mexikanische Herkunft schließen. Tammy stieß einen leisen Pfiff aus. Es kam selten vor, dass sie einen zweiten Blick auf jemanden warf. Aber dieser Mann … war irgendwie anders. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie es durch den Sicherheitsgurt spüren konnte. Wer war dieser Mann? Er holte eine abgenutzte Ledertasche aus dem Truck. Als sich ihre Blicke zufällig begegneten, lächelte er verhalten. Dann nickte er grüßend und verschwand in Richtung Haus. Und Tammy saß einfach nur da und starrte ihm fasziniert hinterher. Als sie wieder klar denken konnte, ging er bereits die Treppe hinauf. Hastig sprang sie aus ihrem Truck und zerrte ihren Koffer von der Ladefläche. Dann folgte sie dem Unbekannten zur Haustür. Als sie sich der Veranda näherte, machte eine Frau mit grau meliertem Haar die Tür auf. „Guten Tag“, sagte sie. „Kommen Sie herein, Doc.“ Also handelte es sich bei dem attraktiven Fremden um den Arzt ihres Großvaters. „Danke“, sagte er. „Wie geht es Tex heute, Tina?“ „Etwas schlechter als gestern. Kann ich Ihnen etwas anbieten?“, fragte die Frau und ließ ihn herein. „Vielleicht eine Tasse Kaffee? Barbara hat gerade Blaubeermuffins gebacken.“ „Aber gern. Ich bin begeistert.“ Erst nachdem er ins Haus gegangen war, bemerkte die Frau Tammy. „Guten Tag“, sagte Tammy, als ihr klar wurde, dass sie sich vorstellen musste. „Ich bin die Tochter von William. Mr Byrd erwartet mich.“ Die ältere Frau begrüßte sie mit einem Lächeln. „Ich bin Tina Crandall, die Haushälterin. Bitte treten Sie ein.“ Tammy trug ihren Koffer ins Haus. „Ich fürchte, Ihr Großvater kann im Augenblick nicht mit Ihnen sprechen“, sagte Tina. „Sie haben ja gesehen, dass sein Hausarzt gerade gekommen ist. Am besten zeige ich Ihnen erst mal Ihr Zimmer. Dann können Sie sich frisch machen.“ Tammy sah an sich hinunter. Sie trug ein blaues Flanellhemd und eine Jeans. Klar, andere Frauen würden sich jetzt erst mal die Nase pudern oder Lippenstift auftragen. Tammy hatte sich jedoch noch nie für Make-up begeistern können. Aber sie hatte nichts dagegen einzuwenden, ihr Gästezimmer zu sehen. „Gern. Vielen Dank.“ Tina führte Tammy in ein großes Wohnzimmer. Der Raum hatte einen rustikalen Charme, mit weiß getünchten Wänden, schwarzen Holzbalken und einem gemauerten Kamin, an dem ein Hirschgeweih hing. Die Einrichtung war sehr maskulin. Das gefiel ihr. Sie war als einziges Mädchen unter lauter Männern aufgewachsen. Von klein auf hatte sie den Ehrgeiz gehabt, nicht nur mit ihren Brüdern mitzuhalten, sondern sie sogar zu übertrumpfen. Mittlerweile gab es nicht viele Cowboys auf der Ranch ihres Vaters, die es mit ihr aufnehmen konnten. „Wenn Sie so weit sind“, sagte Tina mit einem Blick über ihre Schulter, „zeige ich Ihnen die Küche. Barbara hat zwei Tage unermüdlich gebacken und gekocht, damit kein Gast verhungern muss.“ „Klingt gut.“ Tammy fragte sich, wie reich ihr Großvater Tex war, dass er sich eine Haushaltshilfe und eine Köchin leisten konnte. Zu Hause kümmerte sich Tammy ganz allein um den Haushalt, vor allem ums Kochen. Und das machte sie gar nicht mal schlecht. Natürlich beklagte sie sich bei jeder Gelegenheit über ihre anstrengende Tätigkeit, damit man ihr Opfer auch zu würdigen wusste. Die Männer sollten bloß nicht glauben, dass ihr die Küchenarbeit Spaß machte. „Bin ich die Erste?“ „Bis jetzt schon.“ Tammy rieb sich den Oberschenkel. Sie war ziemlich nervös. Der Doc schien Tammy gar nicht zu bemerkt zu haben, worüber sie zu ihrer Überraschung etwas enttäuscht war. So kannte sie sich gar nicht. Zum ersten Mal wünschte sie sich, sie hätte nicht nur Jeans und Männerhemden eingepackt. Was soll’s, dachte sie. Ich habe mich noch nie herausgeputzt, um für Männer schön zu sein, und das bedaure ich auch kein bisschen. Außerdem sollte sie sich wirklich mehr Gedanken darüber machen, warum sie überhaupt hier war. Am Ende dieses Flurs lag ihr Großvater Jasper J. „Tex“ Byrd im Sterben. Tammy wollte ihm wenigstens sagen, wie leid ihr das tat. Allerdings wäre das leichter, wenn sie nicht daran denken müsste, wie sie bei der Gelegenheit seinen gut aussehenden Arzt kennenlernen könnte. Mike Sanchez steckte das Stethoskop weg. Dann setzte er sich auf den Stuhl neben das Bett. „Wie bekommen Ihnen die Schmerzmittel?“ „Ohne wäre es schlimmer.“ Mike konnte die Dosis erhöhen. Außerdem konnte er Morphium verschreiben. Doch damit hatte er warten wollen, bis es wirklich nicht mehr anders ging. Vielleicht war es jetzt schon so weit. Der weißhaarige alte Rancher verlagerte mühsam das Gewicht. Als er sich zurücklehnte, verzog er vor Schmerzen das Gesicht. „Meine beiden Söhne und die Enkel und Enkelinnen kommen her. Habe ich Ihnen das schon erzählt, Doc?“ „Sie haben erwähnt, dass Sie alle eingeladen haben.“ Tex schloss für einen Moment die Augen. „Ich war mir nicht sicher, wie sie reagieren würden. Dieser verdammte Familienstreit zieht sich jetzt schon so lange hin, über dreißig Jahre. Ich habe manchmal gedacht, dass ich allen völlig egal bin. Flying B eingeschlossen.“ „Ich glaube, dass Ihr erster Gast schon angekommen ist“, sagte Mike. Ein Lächeln glitt über das raue Gesicht des Alten, milderte die Falten und verlieh seinem blassen Teint etwas Farbe. „Ach ja? Wer denn?“ „Da bin ich mir nicht ganz sicher. Ein Mädchen – oder eher eine junge Frau. So um die zwanzig. Langes, dunkles Haar, Pferdeschwanz. Fährt einen kleinen, weißen Pick-up.“ „War sie schick zurechtgemacht, wie ein Stadtmädchen? Oder in Jeans wie ein Lausejunge?“ „Kein Make-up, soweit ich das erkennen konnte. Und sie trug eine abgetragene Jeans und ein blaues Männerhemd.“ „Das muss Tammy sein“, sagte Tex. Seine müden grauen Augen leuchteten auf. „Die Tochter von William. Ein richtiges Cowgirl, nach allem, was ich so gehört habe. Kann angeblich besser reiten und mit dem Lasso umgehen als die meisten Männer.“ Darüber konnte Mike sich natürlich kein Urteil erlauben. Die junge Frau hatte zwar burschikos gewirkt, aber sie war auch zierlich. Er hatte keine Ahnung, wie kräftig und geschickt sie...