Grieser | Was bleibt, ist die Liebe | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Grieser Was bleibt, ist die Liebe

Von Beethovens Mutter bis Kafkas Braut
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-903217-18-8
Verlag: Amalthea Signum
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Von Beethovens Mutter bis Kafkas Braut

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-903217-18-8
Verlag: Amalthea Signum
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Von Liebesglück und Liebesleid Mutterliebe und Partnerliebe, Eigenliebe, Hassliebe und 'verbotene' Liebe - an prominenten Beispielen geht Bestsellerautor Dietmar Grieser der Frage nach: Was macht die Liebe aus? Was können wir aus dem Beziehungsglück, aber auch aus Beziehungskonflikten von anderen lernen? Der 16-jährige Beethoven verliert mit dem Tod der Mutter seine beste Freundin; Thronfolger Franz Ferdinand bietet in puncto Brautwahl sogar dem Kaiser die Stirn; und Richard Gerstls 'Amour fou' mit der verehelichten Mathilde Schönberg endet mit Suizid. 'Massenmörderin' Agatha Christie lernen wir als hingebungsvolle Gattin, Erich Kästner als verzärteltes Muttersöhnchen kennen. Wer sich für komplizierte Partnerschaften interessiert, kommt an August Strindberg und Frida Uhl, an Bertolt Brecht und Marie Amann oder an Benjamin Britten und Peter Pears nicht vorbei. Wir bewundern Dora Diamant, Franz Kafkas letzte Liebe, ebenso wie den Praterakrobaten Nikolai Kobelkoff, der als 'Rumpfmensch' enorme gesellschaftliche Hürden überwinden muss, um sein Familienglück zu finden. Kann das Zusammenleben mit einem geliebten Haustier das menschliche Miteinander ersetzen? Und was hat die Entstehung des US-Kultfilms 'Casablanca' mit einer mysteriösen Hochzeitsreise ins Wien von 1938 zu tun? Dietmar Griesers Spurensuche zwischen Liebesglück und Liebesleid - ein Buch zum Verlieben.

Dietmar Grieser lebt seit 1957 in Wien und ist seit 1973 als Buchautor erfolgreich. Seine Bestseller wurden in mehrere Sprachen übersetzt, etliche auch fürs Fernsehen verfilmt. Zu seinen Auszeichnungen zählen u. a. der Eichendorff-Literaturpreis, der Donauland-Sachbuchpreis, der Buchpreis der Wiener Wirtschaft, der tschechische Kulturpreis 'Artis Bohemiae Amicis', das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst sowie das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Zuletzt bei Amalthea erschienen: 'Die böhmische Großmutter' (6. Aufl. 2015), 'Es ist nie zu spät' (3. Aufl. 2010), 'Das zweite Ich' (2. Aufl. 2011), 'Das gibt's nur in Wien' (2. Aufl. 2012), 'Landpartie' (2013), 'Wege, die man nicht vergißt' (2015), 'Geliebtes Geschöpf' (2. Aufl. 2016) und 'Schön ist die Welt' (2. Aufl. 2017).
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»Von meiner Sopherl laß’ ich nicht!«


Lokalaugenschein für mein Buch , Sommer 2004: Zákupy ist ein winzig kleines Städtchen sieben Kilometer östlich von Böhmisch-Leipa – an der Straße nach Reichenberg. Der frühere Ortsname ist so gut wie ausgelöscht, nur auf zwei, drei Grabsteinen blieb er erhalten: »Ruhestätte der Seelsorgspriester in Reichstadt« lese ich im Eingangsbereich des Ortsfriedhofs. An einer der Wände der Gastwirtschaft, in der ich meinen Kaffee trinke, wirbt ein Plakat aus der Zeit um 1910 für die »Sommerfrische Reichstadt«, und im Souvenirkiosk des Schlosses erinnert eine Ansichtskarte mit dem Porträt Kaiser Franz Josephs an die Manöver von 1899, die in nächster Nähe stattgefunden haben.

Eine zweite Postkarte – mit dem Aufdruck »Reichstadt 1. 7. 1900« – zeigt in der oberen Bildhälfte eine 16-köpfige vornehme Hochzeitsgesellschaft, in der unteren einen zweispännigen offenen Landauer, der durch eine girlandengeschmückte Straße rollt. Die Sitze hinter dem Kutschbock nehmen ein Mann von circa 40 und eine einige Jahre jüngere Frau ein – er in der Galauniform eines österreichischen Armeegenerals, sie im hochgeschlossenen weißen Atlaskleid. Um zu erkennen, wer da zu seiner Trauung in der Schlosskapelle unterwegs ist, muss ich eine Lupe zu Hilfe nehmen: Es sind Erzherzog Franz Ferdinand, der österreichische Thronfolger, und Sophie Gräfin Chotek, seine Braut. Monsignore Hickisch, der betagte Dekan von Reichstadt, wird an diesem 1. Juli 1900 um 11 Uhr die Zeremonie vornehmen, bei der die beiden aus dem Chotek-Schloss Großpriesen Angereisten einander das Sakrament der Ehe spenden.

Dass man für die Zeremonie das kleine, entlegene Reichstadt gewählt hat, hat triftige Gründe: Die von Kaiser und Hof heftig bekämpfte Mesalliance des künftigen Staatenlenkers und seiner nicht standesgemäßen Ehefrau soll möglichst wenig Aufsehen erregen. Andererseits kommt als Schauplatz des Ereignisses nur eine Örtlichkeit in Betracht, die sich in habsburgischer Hand befindet.

Das 1683 barockisierte Renaissanceschloss, in dem um die Mitte des 18. Jahrhunderts Alexander Gluck als Forstmeister gedient und auch dessen Sohn, der spätere Komponist Christoph Willibald Gluck, einige Jugendjahre verbracht hat, gehört seit 1805 dem toskanischen Zweig des österreichischen Herrscherhauses und seit 1847 dessen Hauptlinie. Kaiser Ferdinand I. bestimmt den weitläufigen Besitz, dessen Anlage in manchem an das preußische Sanssouci erinnert, nach seiner Abdankung am 2. Dezember 1848 zu seinem Sommersitz.

Zu allgemeiner Bekanntheit ist der Name Reichstadt allerdings schon drei Jahrzehnte zuvor gelangt: durch Napoleons Sohn Franz Joseph Karl, dem mit neun Jahren der Titel »Herzog von Reichstadt« verliehen wird. Der am 20. März 1811 von Napoleons Gemahlin Marie Louise in Paris zur Welt gebrachte einzige Sprössling des Franzosenkaisers wächst seit dessen Abdankung anno 1815 in Wien auf. Kaiser Franz I., der Großvater des bei seiner Geburt mit dem Titel »König von Rom« Ausgestatteten, nimmt den Buben in Schönbrunn unter seine Obhut. Mit seinem Versuch, ihn unter dem Namen Napoleon II. zum Nachfolger auszurufen, scheiterte der Entmachtete; zur »Entschädigung« für die dem Stammhalter aberkannten Erbrechte werden die habsburgischen Besitzungen in Reichstadt zum Herzogtum und der inzwischen Neunjährige zu dessen Regenten erklärt.

Der wird sich allerdings in Reichstadt kein einziges Mal blicken lassen. Zwar unterzieht er sich mit Eifer und Disziplin einer strengen militärischen Ausbildung, erhält zu seinem zwölften Geburtstag das Fähnrichspatent, wird mit 17 Hauptmann und zwei Jahre darauf Major, doch sein Ehrgeiz, eines Tages den französischen Thron zu besteigen, scheitert nicht nur an Kanzler Metternichs erbittertem Widerstand, sondern auch an der eigenen physischen Unzulänglichkeit: Der »Herzog von Reichstadt«, schon in frühester Jugend an Blutmangel leidend, erkrankt an galoppierender Schwindsucht und stirbt als 21-Jähriger in den Armen seiner Mutter in Schloss Schönbrunn.

Schloss Reichstadt, obwohl prachtvoll ausgestattet, versinkt nach dem Tod Kaiser Ferdinands I., dem der nordböhmische Besitz den Sommer über als Retiro gedient hat, aufs Neue in Bedeutungslosigkeit: Nur von Zeit zu Zeit wird das stolze Anwesen von Angehörigen der kaiserlichen Familie bewohnt. Eine von diesen, Erzherzogin Maria Theresia, zählt zu den wenigen, die nicht nur in die Heiratspläne des Thronfolgers eingeweiht sind, sondern Franz Ferdinands umstrittene Brautwahl mit aller Kraft unterstützen. Sie ist es daher wohl auch, die als Trauungsort das entlegene Reichstadt ins Spiel bringt.

Apropos Braut: Sophie, fünf Jahre jünger als der zum Thronfolger bestimmte Kaiserneffe, ist eine Tochter des Grafen Bohuslaw Chotek von Chotwoka und Wognin und seiner Gattin Wilhelmine, einer geborenen Gräfin Kinsky. Beide Familien stammen aus Böhmen, ihre Umgangssprache ist Deutsch. Graf Chotek ist Mitglied im Herrenhaus des österreichischen Reichsrates; seine Frau, Trägerin des exklusiven Sternkreuzordens, steht im Rang einer Palastdame.

Als wohlbehütetes Kind einer ebenso angesehenen wie gut situierten böhmischen Adelsfamilie aufwachsend, stellen sich Sophie, als sie ins heiratsfähige Alter kommt, plötzlich erhebliche Hindernisse entgegen: Das Elternhaus, inzwischen verarmt, kann für die noch immer ledige Tochter keine nennenswerte Mitgift aufbringen. Eine zwar hübsche und vor allem gemütstiefe Endzwanzigerin, die es nur bis zur Hofdame (und zwar bei der launischen Erzherzogin Isabelle) gebracht hat, kann in ihren Kreisen keinesfalls als glänzende Partie gelten. Da ist Sophie umso seliger, als ihr mit der leidenschaftlichen Zuneigung Franz Ferdinands, dem sie im Herbst 1894 bei einer Soirée dansante in einem Prager Adelspalais vorgestellt worden ist, der Aufstieg in die allerhöchste Wiener Gesellschaft winkt.

Die beiden Liebenden müssen ihre Beziehung allerdings geheim halten – und dies umso mehr, als Franz Ferdinand sich nicht nur weigert, dem Wunsch des Kaisers Folge zu leisten, die seit der Tragödie von Mayerling verwitwete Kronprinzessin Stephanie zu ehelichen, sondern auch alle anderen Heiratsangebote ausschlägt. Die Ende 1899 auftauchenden Gerüchte, der 36-Jährige habe sich heimlich mit der Hofdame Sophie Chotek verlobt, lösen einen beispiellosen Eklat aus: Kaiser Franz Joseph macht seinem widerspenstigen Neffen klar, dass er der Verbindung mit einer Unebenbürtigen unter keinen Umständen zustimmen würde. Umgekehrt gibt Franz Ferdinand, seit Kurzem Kavalleriegeneral und Stellvertreter des Kaisers im Obersten Armeekommando, unzweideutig zu verstehen, dass er eher auf den Thron verzichten würde als auf die Frau, die er liebt: »Von meiner Sopherl laß’ ich nicht.«

Der Kampf zwischen Franz Ferdinand und dem Wiener Hof, an vorderster Front von dem ebenso mächtigen wie intriganten Obersthofmeister Graf Montenuovo ausgefochten, wogt hin und her – und endet mit dem Sieg des Erzherzogs: Nachdem dieser sich zur Unterzeichnung einer Renunziationserklärung bereitgefunden hat, die sowohl seine künftige Gemahlin als auch die aus seiner Ehe hervorgehenden Kinder von der Thronfolge ausschließt, gibt der Kaiser grünes Licht, und Franz Ferdinand kann aufatmen. »Ich schwimme in einem Meer von Glück, daß ich nach fünfzehn bangen Monaten endlich in den Hafen der langersehnten Ehe einlaufe!«, schreibt er in einem Brief an einen seiner engsten Vertrauten.

Auch in der Heimat der Braut wird die Nachricht von der bevorstehenden Vermählung mit Genugtuung aufgenommen: Man erhofft sich davon eine Stärkung der tschechischen Position gegenüber dem übermächtigen Wien. Dort allerdings ist mit keinerlei Aufweichung der Vorbehalte gegen die Person der nunmehrigen »Fürstin von Hohenberg« zu rechnen, die sich erdreistet, sich im österreichischen Kaiserhaus breitzumachen.

Entsprechend karg fällt auch die Hochzeit aus: Nicht einmal die eigenen Brüder und seine Lieblingsschwester Margarethe geben dem Bräutigam die Ehre ihrer Anwesenheit, geschweige denn der Kaiser. Das Haus Habsburg ist lediglich durch Erzherzogin Maria Theresia und deren Töchter vertreten. Die Mehrzahl der Gäste kommt aus dem »Lager« der Braut – man reist am Vorabend des 1. Juli mit dem Hofzug an. Obersthofmeister Montenuovo hat es zu nützen gewusst, dass vor wenigen Tagen Fürstin Josephine von Hohenzollern gestorben ist: Es wird allgemeine Hoftrauer angeordnet, und das bedeutet, dass die Teilnahme an jeglichen Festivitäten »freudigen Charakters« in höchstem Grade inopportun ist …

Die Einwohnerschaft von Reichstadt, der mitgeteilt worden ist, dass keinerlei Willkommenszeremonien erwünscht seien, lässt es sich allerdings nicht nehmen, dem hohen Paar ihre Reverenz zu...


Dietmar Grieser lebt seit 1957 in Wien und ist seit 1973 als Buchautor erfolgreich. Seine Bestseller wurden in mehrere Sprachen übersetzt, etliche auch fürs Fernsehen verfilmt. Zu seinen Auszeichnungen zählen u. a. der Eichendorff-Literaturpreis, der Donauland-Sachbuchpreis, der Buchpreis der Wiener Wirtschaft, der tschechische Kulturpreis "Artis Bohemiae Amicis", das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst sowie das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Zuletzt bei Amalthea erschienen: "Die böhmische Großmutter" (6. Aufl. 2015), "Es ist nie zu spät" (3. Aufl. 2010), "Das zweite Ich" (2. Aufl. 2011), "Das gibt's nur in Wien" (2. Aufl. 2012), "Landpartie" (2013), "Wege, die man nicht vergißt" (2015), "Geliebtes Geschöpf" (2. Aufl. 2016) und "Schön ist die Welt" (2. Aufl. 2017).



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