Grießmann / Prolibris Verlag | Die Tränen der Hexen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Grießmann / Prolibris Verlag Die Tränen der Hexen

Historischer Roman aus dem Harz
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95475-122-8
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman aus dem Harz

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-95475-122-8
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Goslar 1499. In einer Mine am Rammelsberg stürzt ein Stollen ein und begräbt viele Bergarbeiter unter sich. Die Wasserträgerin Gerlinde wird beschuldigt, durch Hexerei für den Einsturz verantwortlich zu sein. Sie wird in den Hexenturm gesperrt, und der Dominikanermönch Henricus Institoris wird zur Aufklärung des Falles nach Goslar bestellt. Er kennt sich aus mit Hexen, hat schon vielen den Prozess gemacht und ein Hexengesetzbuch geschrieben, den Hexenhammer, ein sehr begehrtes Buch. Der angesehene Goslarer Buchdruckermeister Wilhelm Wehrstett erhält von Henricus Institoris den Auftrag, den Hexenhammer nachzudrucken. Doch Wehrstett hadert, denn dieses Buch bringt nur Tod und Verderben. Wenn er es aber nicht druckt, muss er dann nicht befürchten, dass Institoris sich an Wehrstetts Frau rächt? In Goslar findet eine regelrechte Hexenjagd statt. Jede gefolterte »Hexe« beschuldigt andere der Teufelsbuhlschaft. Kann Wehrstett diesen Wahnsinn aufhalten, oder wird seine eigene Frau auf dem Scheiterhaufen hingerichtet?

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Prolog: Der 3. Tag des Brachmanoth im Jahr des Herrn 1499, ein Montag Im fahlen Licht der Grubenlampen klirrten unzählige Spitzhacken. Stauberfüllt, feuchtwarm und stickig war die Luft, kaum atembar, trotz der an der Decke hängenden nassen Lumpen. Schwitzende, fluchende Männer, nur mit knielangen Hosen bekleidet, schlugen mit Spitzhacken auf den Fels ein, um dem Berg das Erzgestein abzugewinnen. »Bring das weg! Wird’s bald?« »Hierher, ihr Rotzlümmel!« So schallten die Befehle aus allen Ecken. Die drahtigen, mit Staub bedeckten Knaben wussten allerdings selbst, was zu tun war. Die jüngeren klaubten die Brocken auf und schmissen sie auf die Kreuzkarren, die älteren zogen diese nach oben. Ein kleiner, schmächtiger Junge huschte hierhin, huschte dorthin, um den bereitstehenden Karren zu befüllen. Dabei streifte er den kräftigen Jüngling, der sich davor gespannt hatte und dem nun der breite, um das Kreuz gelegte Gurt herunterrutschte, bis auf die Füße, sodass er das volle Gewicht mit den Händen halten musste. »Pass doch auf!«, schnauzte er und ging etwas in die Knie, damit der Kleinere ihm das Lederband wieder umlegen konnte. Alsdann schob er die Karre auf den Schiebeweg, über den das wertvolle Gestein wie auch der Abraum nach draußen befördert wurde. Karl Rotbaum, einer der Bergarbeiter, gönnte sich eine kurze Pause. Mit dem Handrücken fuhr er sich über die mit schmutzigem Schweiß verklebte Stirn und blickte sich um. »Wasser!«, schrie er, musste sich jedoch eine Zeit lang gedulden, bis eine dürre Frau mit strähnigem Haar erschien. Gerlinde Wamst bückte sich und stellte die beiden Eimer auf dem Boden ab. »Du säufst, wie’n Ratz«, beschwerte sie sich. »Ein Humpen Bier wär mir eh lieber, der würd auch den Durst besser löschen«, antwortete Rotbaum, spuckte aus, grinste die Wasserträgerin an und musterte sie. Er wusste, dass sich unter der starrenden Schmutzschicht ein leidlich hübsches Gesicht verbarg. Und da Rotbaum einer war, der abends im Gebüsch versteckt die Frauen beim Bad in der Gose beobachtete, kannte er ihren Körper. Der war freilich sehnig, dafür besaß Gerlinde die vollsten Brüste aller Weiber im Umkreis von ... nun ja, zumindest hier im Bergdorf. Gerlinde schaute den Kerl vernichtend an. »Bier? Klar! Für dich brau ich im Nu besten Gerstensaft.« Und zwar aus meiner Pisse, dachte sie sich dazu. Sie reichte dem Mann einen Becher. Gierig soff er ihn leer, und sie musste ihm noch zweimal nachschenken. »Wie wär’s, wenn du mich heut in der Nacht besuchen kommst?«, fragte er mit einem schleimigen Grinsen, das ein paar schwärzliche Zahnstummel entblößte. Dabei nahm er das Werkzeug so zwischen die Beine, dass der Stil aus seinem Schritt einen guten Fuß nach vorne herausragte. »Ich könnt dann mit meiner anderen Spitzhacke dein Loch beackern. Du wirst auf deine Kosten kommen!« Gerlinde verzog das Gesicht und zeigte ihm den erhobenen kleinen Finger. »Bei der Menge an Löchern, die du beackerst, hat’s sich schnell rumgesprochen, dass dein Häkchen eher diese Größe hat. Geh du nur zu den Hübschlerinnen, aber lass mich zufrieden!« »Hab dich nicht so! Für deine Kinder geb ich dir auch ein paar Münzen, wenn mir das Stündchen gefällt. Für die nutzlosen Gören brauchst du’s doch. Ist ja schließlich nicht leicht, die beiden ohne Vater durchzufüttern. Außerdem ist’s ja bekannt, dass du öfter der Hurerei nachgehst.« Bei diesen Worten leckte sich der Bergarbeiter über die Lippen. Gerlinde hängte die Kelle an die Schürze, riss dem Mann den Becher aus der Hand und bückte sich nach den Wassereimern. »Nur für die feinen Pinkel in Goslar hebe ich die Röcke gegen Geld. Dich lass ich nicht ran. Nie und ...« Karl Rotbaum ergriff die Gelegenheit. Blitzschnell hob er ihre Röcke an und griff ihr an den Hintern. »Lass das, Rotbaum!«, knurrte sie. »Ich hoff, dass bald mal einer kommt, der dir den verdammten Schädel einschlägt! Jeden Tag muss ich mir dein dummes Geschwätz anhören oder mich von dir begrapschen lassen.« »Gerlinde!«, rief Ruth, ebenfalls eine der Wasserträgerinnen. Sie bekreuzigte sich und zischte: »Lass solche Worte besser in deinem losen Mundwerk, bevor sie wahr werden.« Gerlinde winkte ab. »Dieser Hurenbock da glaubt, dass ich nur zu gern in seine verwanzte Hütte komm, um ihm die Nacht zu versüßen. Da will ich lieber tot umfallen!« »Rotbaum, lass doch die Gerlinde. Wenn du Münzen loswerden willst, biete ich dir meine Brüste und Möse an«, gackerte Ruth. »Pah! Wenn die Haare in deinem Zinken noch länger werden, kannst du, einen dritten Eimer damit tragen. Und die Riesenwarze obendrauf macht dich auch nicht ansehnlicher. Zu dir hässlicher alten Vettel würd’s mich nicht mal ziehen, wenn ich voll wär wie zehn Amtmänner.« »Ja ja, das werden wir schon seh’n. Und jetzt zurück an die Arbeit. Wir haben zu tun, es sind schließlich noch mehr durstige Kerle zu versorgen.« Gerlinde schätzte Ruth nicht besonders, dennoch wanderten sie kurz darauf gemeinsam, allerdings schweigend zurück, um die Wassereimer aufzufüllen. Die beiden Frauen liefen auf dem bequemeren Schiebeweg, der aus Holzplanken bestand. Der Stollen führte eine längere Strecke sanft nach oben, machte eine leichte Kurve. »Aus dem Weg!«, hechelte ihnen ein Jüngling zu, der sich von hinten mit seinem Kreuzkarren näherte. Sie traten zur Seite und ließen ihn passieren. Irgendwann, dachte Gerlinde, werde ich aus diesem elenden Dreck herauskommen. »Träumst wohl wieder, was?«, fragte Ruth und setzte den Marsch fort. »Ich denk darüber nach, wie ich’s schaff, unten in Goslar eine Arbeit zu finden«, seufzte Gerlinde. Ruth lachte auf. »Als ich so jung war wie du heut, hatt ich auch so dumme Gedanken. Wir Mädchen sind dazu geboren, tagein, tagaus Wasser zu schleppen. Dabei wird’s bleiben, so lang, bis wir an irgendeinem schönen Tag tot umfallen.« In dem Augenblick, als sie den Ausgang erreichten, begann es im Inneren des Berges erst zu grollen, dann schrecklich zu donnern. Schreie ertönten und erstarben sofort darauf, wichen einer gespenstigen Ruhe, nur um erneut einzusetzen. Schon hustete der Stollen eine mächtige Staubwolke aus. Von fassungslosem Entsetzen gelähmt stand Gerlinde mitten darin, nahm kaum noch die Rufe der herbeieilenden Bergleute wahr. Es dauerte eine Weile, bis sich der Staub legte. Erste Überlebende kamen aus dem Bergwerk. Sie ließen sich erschöpft und schwer atmend auf den Boden sinken. Nicht so der Rotbaum, dem Blut aus einer tiefen Wunde strömte, die an seiner Schläfe klaffte. Er stützte sich nur mit den Händen auf den Knien ab und spuckte mehrmals grauen Schleim aus. Als er sich aufrichtete, sah er Gerlinde. Langsam hob sich sein rechter Arm, sein Zeigefinger deutete in ihre Richtung. Gerlinde war viel zu benommen, um mitzubekommen, was Rotbaum sagte, bevor er zusammenbrach: »Die hat das Unglück ... Die hat Zauberei betrieben! Die Wamst ist eine ... eine Hexe!« Alle starrten nun auf Gerlinde. Ruth schrie plötzlich: »Ja! Ich hab’s gehört. Sie hat den Steinschlag herbeigehext!« Aufgeregt fuchtelte sie herum. »Sie ist eine Hexe! Sie war’s! Oh wehe! Sie hat das Unglück herbeigezaubert!«, brüllte sie. »Eine Hexe!« Immer mehr schrien es und bekreuzigten sich. »Hexe! Hexe!« »Brennen soll sie!« »Dreht ihr den Kragen um!« Gerlinde begriff so langsam, was geschah. »Nein! So war es nicht! So hört doch!« »Ruft die Stadtwachen!«, grölte einer, »ach was, die verbrennen wir gleich jetzt!«, ein anderer. Die Bewohner der Bergmannssiedlung kreisten Gerlinde ein. Die drehte sich einmal um sich selbst, hielt nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau. Vergebens. Zu spät. »Bitte! Das ist nicht wahr!«, wimmerte sie. Schon stürzten sich ein paar Männer des Bergdorfs auf sie und fesselten sie mit allen Stricken, die sie auf die Schnelle finden konnten, an einen Baum. Erst als Gerlinde dermaßen verschnürt war, dass sie kaum noch Luft bekam, ließen sie von ihr ab. Endlich begannen die Männer und Frauen, die Opfer zu bergen, Lebende und Tote. Immer mehr wurden aus der Grube geschleppt, hierhin oder dorthin getragen. Die meisten bahrten sie direkt am Eingang des Stollens auf. Dort machte sich auch ein Priester ans Werk, schlug Kreuzzeichen, sprach kurze Gebete. Nun jedoch drängte sich der Diener Gottes zwischen den hasserfüllten Bergarbeitern hindurch, die bereits Steine als Wurfgeschosse in den Händen hielten. Dennoch wirkten sie unentschlossen, ob sie die Hexe tatsächlich steinigen sollten. »Bitte, Vater. So helft mir doch. Ich habe nichts damit zu tun«, flehte Gerlinde. Der Priester schüttelte ernst den Kopf. »Du bist für den Tod von bisher dreiundzwanzig Menschen verantwortlich«, sagte er. »Und da unten sind noch etliche Verschüttete. Du wirst für deine teuflische Tat in der Hölle schmoren.« Angewidert wandte er sich ab, besann sich allerdings. »Ich kann dir die Beichte abnehmen, wenn du...



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