Groen / Petermann Wie wird mein Kind wieder glücklich?
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-456-95008-2
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Praktische Hilfe gegen Depressionen
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-456-95008-2
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Wie erkenne ich, ob mein Kind lediglich etwas trauriger ist als andere Gleichaltrige oder ob es bereits unter Ernst zu nehmenden psychischen Problemen leidet? Gerade für Eltern oder andere Bezugspersonen ist das eine schwierige und schwerwiegende Frage. Kinder und Jugendliche können ihr Befinden noch nicht so klar artikulieren wie Erwachsene und haben somit weniger Möglichkeiten, auf ihr Leiden aufmerksam zu machen. Aber die gute Nachricht ist, dass ihnen trotzdem sehr effektiv geholfen werden kann, wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt wird.
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Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Einleitung;10
3;Fallbeispiele: Die vielen Gesichter der Depression;14
3.1;Jennifer, 16 Jahre: Keiner versteht mich;14
3.2;Marc, 15 Jahre: Das Gefühl, allein auf der Welt zu sein;16
3.3;Laura, 15 Jahre: Für andere da sein;17
3.4;Jonas, 10 Jahre: Bloß nicht zeigen, wie traurig ich bin;18
3.5;Timo, 14 Jahre: Ich traue mich nicht;19
3.6;Marie, 7 Jahre: Zu viele Sorgen;21
3.7;Tim, 9 Jahre: Zwischen den Stühlen;22
4;Die Entwicklung und Bedeutung von Gefühlen;24
4.1;Wozu braucht der Mensch Gefühle?;24
4.2;Wie entwickeln sich Gefühle bei Kindern?;26
4.3;Grundbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen;27
4.4;Grundbedürfnis nach sicherer Bindung und Geborgenheit;27
4.5;Weitere Grundbedürfnisse;30
4.6;Den Umgang mit Gefühlen lernen und stärken;32
5;Was ist eine Depression?;40
5.1;Kennzeichen psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter;40
5.2;Beschreibung depressiver Störungen;42
5.3;Symptome und Diagnosen depressiver Störungen;44
5.4;Weitere Diagnosen;48
5.5;Diagnostik – Der Weg zur Diagnose und zur richtigen Hilfe;50
6;Verbreitung, Verlauf und Folgen von Depressionen;60
6.1;Häufigkeit von Depressionen;60
6.2;Werden Depressionen häufiger?;61
6.3;Unterschiede bei Mädchen und Jungen;62
6.4;Verlauf, Begleiterscheinungen und Folgen depressiver Störungen;62
6.5;Depressionen und andere psychische Störungen;64
7;Warum werden Kinder und Jugendliche depressiv? Risiken und Erklärungen;72
7.1;Was Kinder belastet und was Kinder stark macht;73
7.2;Das Zusammenspiel von psychischer Entwicklung, Lebensumfeld und Körper;74
7.3;Wunde Punkte: Veranlagung und Stress;74
7.4;Risiken für Depressionen im Kindes- und Jugendalter;75
7.5;Körperliche Faktoren;77
7.6;Die Pubertät und das Jugendalter;80
7.7;Familiäre Faktoren;82
7.8;Eine Welt, die sich verändert;95
7.9;Kinder brauchen Freunde;96
7.10;Schule;98
7.11;Einschneidende Erlebnisse und Stress;99
7.12;Persönlichkeit, Charakter und Eigenarten: Stärken und Schwächen eines Kindes;100
7.13;Sichtweisen und Theorien zur Erklärung der Depression;110
8;Hilfe und Unterstützung: Depressionen sind gut behandelbar;114
8.1;Vorüberlegungen: Die richtige Hilfe;114
8.2;Was können Eltern tun?;117
8.3;Wie finden Eltern die richtigen Hilfen?;139
9;Hilfreiche Adressen und Kontakte;156
10;Literatur;158
11;Sachwortregister;159
Marie, 7 Jahre: Zu viele Sorgen
Marie ist sieben Jahre alt, zierlich und blass. Die besorgte Mutter berichtet, dass Marie in der Schule nicht mit den anderen Kindern spielt und kaum etwas sagt. Wenn die Klassenlehrerin oder andere Kinder sie direkt ansprechen, fängt sie oft an zu weinen und möchte sich verstecken. Auch zu Hause fällt es Marie schwer, sich gegen ihre jün- gere Schwester durchzusetzen. Außer ihrer Schwester hat sie kaum Spielkameraden. Marie klammere sich sehr an ihre Mutter, sei oft traurig und lustlos. Die Mutter bemüht sich sehr um sie. Sie hat einige Male andere Kinder nach Hause eingeladen, Marie hat dann aber meist nur in der Ecke gesessen. Ihre Mutter ist mit Marie auch mehrmals zum Turnen gefahren, wo sie ebenfalls nicht mitgemacht sondern nur geweint hat.
Marie ist als Frühgeburt in der 33. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen und war zwei Wochen im Brutkasten. Sie hat etwas länger gebraucht, um laufen und sprechen zu lernen. Außerdem hat sie schon früh Asthma bekommen, was anfangs zu einigen schweren Anfällen und Krankenhausaufenthalten geführt hat. Die Mutter hat sich viele Sorgen um ihre Tochter und ihre Entwicklung gemacht. Marie ist mit drei Jahren in den Kindergarten gekommen. Die anderen Kinder hat sie erst lange beobachtet und zunächst nur sehr zögerlich mitgespielt, sich dann aber mit einigen Kindern angefreundet. Die Mutter hat Marie oft nicht in den Kindergarten geschickt, wenn Marie nicht gewollt hat, auch sonst habe sie ihr wohl manchmal zu viel abgenommen.
Die Mutter ist selbstständige Friseurin und hat ihre eigene Mutter früh verloren. Als junge Erwachsene hat sie sehr darunter gelitten, dass ihr damaliger Partner sie zur gleichen Zeit plötzlich und unvorhergese- hen verlassen hat. Der Vater arbeitet als Wachmann und hat oft Spät- und Nachtschichten. Die Mutter sagt, er kümmere sich zu wenig um die Kinder, auf der anderen Seite sei er manchmal zu streng mit ihnen. Aus diesem Grund, aber auch wegen anderer Themen, gäbe es oft Meinungsverschiedenheiten und Streit. Kurz nachdem Marie vor fünf Monaten eingeschult wurde, haben die Streitigkeiten der Eltern zuge- nommen. Ihre manchmal lautstarken Auseinandersetzungen konnten sie nicht immer vor den Kindern verbergen. Zweimal hat der Vater nach einem Streit einige Tage bei einem Freund übernachtet, was Marie sehr beunruhigt hat. Die Eltern fragen sich, ob es besser wäre, sich zu trennen.
Eigentlich hatte Marie sich gefreut, zur Schule zu kommen und war stolz darauf. Jetzt hat sie kaum noch Freude daran. Auch ihr Lieblings- pferd, das auf dem Hof ihrer Großeltern lebt, möchte sie nur noch selten besuchen. Sie hat oft Bauchweh, kommt abends ins Bett der Eltern und muss von ihrer Mutter angehalten werden, mehr zu essen.
Tim, 9 Jahre: Zwischen den Stühlen
Tim kommt mit seiner Mutter in die Praxis. Nach der Trennung seiner Eltern sieht er seinen Vater kaum noch. Zu Hause werde er nach Aus- kunft der Mutter oft «bockig und trotzig», sei schnell beleidigt, schlage mit «dem Kopf gegen die Wand» oder mache seine Sachen kaputt, wenn er sich ärgere. Seit einiger Zeit nässe er nachts wieder mehrmals die Woche ein. Wenn sein älterer Bruder und die Mutter sich streiten, weint er schnell und klagt über Bauchweh. Tim hat viele Freunde, spielt Gitarre und Fußball. Er ist früher eigentlich immer ein unbekümmertes und fröhliches Kind gewesen. Seit einigen Monaten ist er verschlossen und zieht sich oft zurück. Je nach Stimmung isst er wenig und kann abends schlecht einschlafen. Er schaut dann wiederholt nach seiner Mutter und seinem Bruder.
Die Mutter leidet ebenso wie Tim und sein Bruder unter der Tren- nung von ihrem Mann. In ihrem Job als Versicherungsmaklerin fühlt sie sich in letzter Zeit oft überfordert und ist erschöpft. Vor allem die rechtlichen Auseinandersetzungen mit ihrem Ex-Mann, in denen es vor allem um Geld geht, belasten sie sehr.
Knapp zwei Jahre vor der Trennung hat die Familie ein kleines Ein- familienhaus gebaut, dann ist der Vater aus- und bald darauf mit einer Arbeitskollegin zusammengezogen. Die Mutter ist mit den Kindern in eine Etagenwohnung gezogen. Erst haben Tim und sein Bruder ihren Vater noch regelmäßig jedes zweites Wochenende gesehen. Dann hat es immer öfter Streit zwischen den Eltern und insbesondere auch zwi- schen der Mutter, den Kinder und der neuen Partnerin des Vaters gegeben. Ebenso hat sich der Streit um finanzielle Aspekte verschärft. Seit diesem Zeitpunkt haben die Mutter und die Kinder kaum noch Kontakt




