E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Groeper Grauer Wolf
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-948878-31-3
Verlag: TraumFänger Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Lakota-Junge will nach Hause
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-948878-31-3
Verlag: TraumFänger Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kerstin Groeper, als Tochter des Schriftstellers Klaus Gröper in Berlin geboren, lebte einige Zeit in Kanada. In Kontakt mit nordamerikanischen Indianern entdeckte sie ihre Liebe zur indianischen Kultur. Durch viele Gespräche mit indianischen Freunden und Ratgebern gelingt es ihr, ein authentisches Bild der verschiedenen Stämme zu vermitteln. Kerstin Groeper spricht Lakota, die Sprache der Teton-Sioux und führt regelmäßig Vorträge und Seminare über Sprache, Kultur und Spiritualität der Lakota-Indianer durch. Kerstin Groeper studierte Sozialpädagogik, arbeitete als Journalistin für verschiedene Zeitschriften und schreibt heute Artikel zum Thema Indianer, u.a. für das renommierte Magazin für Amerikanistik. Sie lebt mit ihrem Mann und einem Sohn in der Nähe von München. Zwei erwachsene Kinder sind bereits ausgezogen.
Zielgruppe
Kinder und ihre Eltern, die sich für das wahre Leben der Indianer interessieren
Weitere Infos & Material
... Eines Nachmittags erreichten sie den Ort, den die Weißen „Schule“
nannten. Es war ein riesiges Gebäude, an das einige weitere Gebäude
angrenzten. Mehrere weiße Frauen und Männer standen auf der Veranda
vor dem Eingang und musterten die Ankömmlinge streng. Zuerst
mussten sich die Jungen und Mädchen nach der Größe sortiert aufstellen,
doch es dauerte eine Weile, weil die Kinder die fremden Worte
nicht verstanden. Dann wurden die Jungen und Mädchen getrennt in
die Gebäude geführt. Als Erstes wurde ihnen die Kleidung abgenommen.
Grauer-Wolf wurde unter eine Dusche gestellt und musste sich
abschrubben, dann bekam er Unterwäsche zugeteilt. Er hatte bisher
immer nur seinen Lendenschurz getragen und wusste nicht, was er
mit diesen seltsamen weißen Kleidungsstücken anfangen sollte. Dann
musste er sich auf einen Stuhl setzen und ein Mann mit einer großen
Schere begann, ihm die langen Haare abzuschneiden. Grauer-Wolf war
so entsetzt, dass er aufsprang und versuchte, aus dem Raum zu flüchten.
Zwei Männer fingen ihn wieder ein, packten ihn an den Oberarmen
und schleiften ihn zum Stuhl zurück. Auch andere Jungen wollten aufspringen,
doch als sie sahen, dass es kein Entrinnen gab, ließen sie es mit
ausdruckslosem Gesicht über sich ergehen. Allen Jungen wurden die
Haare kurzgeschnitten. Dann wurden ihnen Hosen, Hemden, Schuhe
und ein weiteres Bündel Wäsche überreicht. Männer halfen ihnen, sich
anzuziehen; dann standen die Jungen in ihren seltsamen Uniformen
in einer Reihe da und die Männer nickten zufrieden. Für Grauer-Wolf
waren es keine Freunde und Helfer, sondern Feinde. Wieder wurde ihnen
das Schild mit ihren Namen umgehängt und sie mussten in einen
weiteren Raum gehen. Hier saß eine Frau an einem Pult, die von jedem
Kind die Herkunft und den Namen in ein Buch schrieb. Dann wählte sie
aus einer Liste einen englischen Namen und schrieb ihn ebenfalls in das
Buch und auf das Schild. „Du heißt nun Georg!“, erklärte sie Grauer-
Wolf mit einem Lächeln. Sie tippte ihn an die Brust und wiederholte den
neuen Namen: „Georg!“
„Sunkmanitu-tanka hota emaciapelo!“, betonte Grauer-Wolf. „Ich heiße
Grauer-Wolf!“
„Nein, nein!“ Die Dame schüttelte energisch den Kopf. „Du heißt nun
Georg! Sag deinen Namen!“




