Gronover | Die Rotte | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 300 Seiten

Reihe: Schmitt & Kemper

Gronover Die Rotte

Kriminalroman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95441-594-6
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 3, 300 Seiten

Reihe: Schmitt & Kemper

ISBN: 978-3-95441-594-6
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mord im Münsterland:
Killer, Keiler, Klatenberge

Schmitt & Kemper unter Borstentieren …

Drei Schüsse hat Jäger Lutz Fröhlich im Naturschutzgebiet Klatenberge bei Telgte auf eine große Wildschweinrotte abgesetzt. Doch nun liegen da im Unterholz zwei erlegte Wildschweine und eine tote Frau.

Die Leiche weist eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer anderen, gerade erst verschwundenen Frau auf: Heidi Klostermann. Auf der Suche nach der Vermissten stoßen Kommissar Schmitt und sein Kollege Kemper auf Frau Klostermanns dubiose DDR-Vergangenheit. War sie eines der unglücklichen Kinder, die während des SED-Regimes zwangsadoptiert wurden? Die Kripobeamten ermitteln in alle Richtungen, doch irgendjemand scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein. Die Tote im Wald bleibt nicht die einzige Leiche …

Zum Entsetzen des tierphobischen Kommissars stellt sich heraus, dass auch Wildschweine nicht ganz so unschuldig sind, wie sie manchmal scheinen. Denn die Rotte betrachtet die Klatenberge offenbar als ihr alleiniges Revier und duldet keine Einmischungen.

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1. KAPITEL
Lutz Fröhlich schulterte sein Gewehr und kniff die Augen zusammen. Der Nebel stieg immer höher und legte sich zäh um seine Hosenbeine. Das war nicht die klügste seiner Ideen, bei dem Wetter hier am Waldrand nach seinem ärgsten Gegner zu suchen, dachte er. Aber eben, als er nach einem starken Kaffee losgezogen war, hatte die Sicht auch noch mehr als fünfzig Meter betragen. Hätte er nicht noch so lange mit dem alten Waldschrat, wie er Nachbar Kümmerling immer nannte, gequatert, dann wäre die Dämmerung nicht so zügig über ihn hereingebrochen. Das würde heute nichts mehr werden mit einem gut gesetzten Schuss. »Mist«, fluchte er, als ihn ein Zweig im Gesicht traf. Der kalte Wind blies ihm ins Gesicht. Er wollte gerade umdrehen, da hörte er das typische Geräusch, das sofort sämtliche Jagdinstinkte in ihm weckte. Ruhig nahm er seine Büchse von der Schulter. Das Geräusch wurde lauter. Ein Schnüffeln, Schaben und leises Quieken. Das musste eine ganze Rotte sein. Lutz ahnte, dass es bei diesem Nebel gefährlich war, weiter vorzudringen. Ein Wildschwein griff schnell an, wenn es sich bedroht fühlte. Für den Nahkampf war er nicht ausgestattet. Seine Pistole hatte er im gut gesicherten Waffenschrank vergessen. Schemenhaft sah er sie schließlich, die Rotte, gut genug, um anzulegen. Es mussten an die sechs Tiere sein, die da im Unterholz wühlten. Während er ganz allein war. Rückzug, riet ihm seine Vernunft. »Alle entwischt ihr mir heute nicht«, murmelte der Jäger in ihm. Drei Patronen hatte er in seiner Halbautomatik. Er war sich sicher, dass die restlichen Tiere im Dickicht verschwinden würden. Der erste Schuss hallte hart und laut durch den Nebel. Er sah einen dunklen Brocken fallen, begleitet von lautem Quieken. Die Rotte entfernte sich in alle Richtungen, ein Tier mittlerer Größe lief jedoch auf Lutz zu. Er beglückwünschte sich zu seiner ruhigen Hand, zielte und drückte ab. Ein zorniges Quieken, und das Tier gab noch mal richtig Gas. Jetzt wäre der richtige Moment gewesen, eine Pistole zu ziehen. Der dritte Schuss knallte, und das Tier blieb in einer Entfernung von etwa zehn Metern liegen. Zwei Tiere erlegt, der Rest der Rotte war geflohen. Lutz schulterte das Gewehr und begutachtete seine Beute. Das letzte Tier war ein Überläufer und würde ein zartes Gulasch abgeben. Er lief weiter, um auch das andere Tier zu begutachten, doch kurz davor stutzte er. Dort lagen zwei dunkle Körper im Laub, soweit er das erkennen konnte. Eventuell ein Baumstamm. Oder ein totes Reh, über das sich die Rotte hergemacht hatte. Als er ein paar Damenstiefeletten erkannte, die bis auf den Pfad reichten, wurde ihm übel. Drei Schuss, drei Leichen, aber er hatte doch nur auf Wildschweine geschossen! Das fröhliche Pfeifen hörte abrupt auf, als das Telefon klingelte. Misstrauisch beäugte Kommissar Schmitt sein Telefon. »Gehen Sie dran, Kemper. Ich habe immer Pech.« Der junge Polizist, der nun endgültig von der Wache in Oelde ins Büro von Kommissar Schmitt in Warendorf umgezogen war, grinste breit und sprach seinen Text in den Hörer. Ein Leuchten ging über sein Gesicht, und er notierte sich etwas auf einem Zettel. Schmitt beobachtete ihn besorgt. Er hatte bald Urlaub. Nichts Wildes, ein verlängertes Wochenende in einem Wellness-Hotel. In zwei Tagen wollte er losfahren. Die Freude seines jungen Assistenten über das Telefonat verhieß nichts Gutes. Dirk Kemper brauchte dringend einen neuen Fall. Damit lag er Schmitt seit Wochen in den Ohren. Er war jung und wollte sich beweisen. Sein aufmerksamer Blick und das zufriedene Lächeln im Gesicht sprachen Bände. Schmitt seufzte schwer und wartete ab. »Wir haben eine tote Frau in Telgte. Offenbar von Wildschweinen übel zugerichtet.« Kemper hielt den Hörer noch in der Hand, als er sich zu seinem Chef umdrehte. Angewidert verzog Schmitt sein Gesicht. Nie und nimmer würde er zurzeit in Waldgebieten spazieren gehen. Dieses Schwarzwild war eine furchtbare Bedrohung geworden. Erst im März hatten sie einen toten Jäger gefunden, der von einem angeschossenen Wildschwein gebissen worden und verblutet war. Damals hatte es auch erst nach einem Mordfall ausgesehen. »Dann ist das ein Fall für die Jäger und nicht für die Mordkommission.« Ein letztes Aufbäumen, er verschränkte die Arme über seinem Bauch. Kemper legte den Hörer zurück und stand auf. »Die Todesursache ist noch unklar. Es ist ja nicht so, dass Wildschweine einfach Spaziergänger töten. Kommen Sie schon, Chef. Wir haben vielleicht einen Fall.« So ungern Schmitt das Waldgebiet in Telgte auch betreten wollte, so zügig befuhr er dann die B 64 und erreichte in einer Bestzeit von zwanzig Minuten das Gebiet Klatenberg. In seinem Audi fühlte er sich so sicher wie sonst nirgends. Zu seiner leisen Beruhigung standen am Fundort zwei Polizeiwagen, Flutlichter und ein grüner Jeep, der nur einem Jäger gehören konnte, ahnte Schmitt. In bewaffneter Begleitung könnte er sich eventuell aus seinem Auto heraustrauen. Er wusste mittlerweile, dass zwei Wildschweine erlegt worden waren. »Ein erwachsenes Wildschwein kann eine Schulterhöhe von hundertzwanzig Zentimetern erreichen und eine Länge von bis zu zwei Metern«, erklärte er dem jungen Kollegen an seiner Seite, während er sein Auto hinter dem Jeep zum Stehen brachte. »Ohne Schwanz! Die zwei Meter sind ohne Schwanz gerechnet.« »Ja, sicher«, gab Kemper lässig zurück. »Aber so ein kleines Schweineschwänzchen tut nichts zur Sache.« Kemper schnallte sich ab, während er selbst sich noch am Gurt festhielt. »Ein Gewicht von bis zu hundert Kilo, Kemper. Ich selbst wiege neunzig Kilo. Das mag man sich gar nicht vorstellen.« Ihm brach der Schweiß aus. Der Polizist wandte sich zu ihm um. »Chef, bei dem Flutlicht kommt kein Keiler aus dem Gebüsch. Das schaffen Sie schon.« Schmitt nickte, schnallte sich ab und folgte dem jungen Kollegen zum Fundort. Die Leiche der Frau war natürlich schon in die Gerichtsmedizin gebracht worden. Sie hatte unweit des Weges im Unterholz gelegen. Neben den drei Beamten, die den Platz sicherten und Spuren untersuchten, stand ein Mann, dem man die jagdliche Berufung sofort ansah. Er trug grüne Klamotten, einen braunen Hut und ein Messer am Gürtel. Allerdings ahnte der Kommissar, dass seine Gesichtsfarbe normalerweise deutlich kräftiger war, seine Bewegungen wirkten fahrig. Vielleicht hätte man ihm in diesem Zustand das Gewehr wegnehmen müssen. »Sie haben die Leiche der Frau also gefunden?«, fragte er den Mann, den er auf Mitte fünfzig schätzte. »Lutz Fröhlich«, stellte der Mann sich wenig fröhlich vor. »Ich habe eine große Rotte Wildschweine gesehen und natürlich geschossen. Die schwatten Biester breiten sich ja aus wie ein Strohfeuer.« »Hatten Sie denn keine Angst?« Schmitt war fasziniert davon, dass sich manche Menschen als Krönung der Schöpfung anscheinend für unantastbar hielten. Er selbst glaubte das nämlich nicht. Tatsächlich hatte er vor jedem Tier Angst, das größer als ein Beagle war. »Nein. Es war ein wenig gefährlich, sicher, weil es so viele waren, aber in der Regel flüchten Wildtiere bei einem Schuss. So ist es hier ja auch gewesen. Ich habe drei Schüsse auf zwei Schweine abgegeben. Doch als ich mir dann die Kadaver ansehen wollte, lagen da drei Leichen. Können Sie sich vorstellen, was ich durchgemacht habe? Ich dachte ja im ersten Moment, ich hätte bei dem Nebel eine Spaziergängerin getroffen.« Allein bei dem Gedanken traten trotz der kalten Luft Schweißtropfen auf seine Stirn. Schmitt nickte mitfühlend, wunderte sich aber. »Sie können doch nicht gedacht haben, dass eine Frau mit einer Rotte Wildschweinen zusammen einen Spaziergang unternommen hat.« »So viel gedacht habe ich dann gar nicht mehr«, gestand der Jäger ein. »Sie gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Ich war so erschüttert, hab mich neben sie hingesetzt und geheult. Ehrlich, Herr Kommissar, ich kann einem Wildschwein oder Hirsch den Garaus machen, aber die Weibsbilder will ich beschützen. Da könnte ich keiner Dame ein Haar krümmen. Und dann lag sie da mit ihren schönen, blonden Haaren im dreckigen Laub.« Er wischte sich mit einem Stofftaschentuch über die Stirn. Kemper stand neben ihnen, und Schmitt bemerkte durchaus das verstohlene Grinsen des jungen Polizisten. »Reiß dich zusammen, Lutz, sag ich also zu mir und habe die Polizei angerufen, die auch gleich einen Krankenwagen mitschicken wollte. Und wie ich so neben ihr sitze und noch mal nach ihrem Puls fühle, merke ich, dass die Hand eiskalt ist. Das ist ja so schnell nicht möglich, wenn ich sie erschossen hätte.« Er schnäuzte sich, und Schmitt...


Sabine Gronover, geboren 1969 in Hamm-Heessen, studierte Diplom-Pädagogik und Kunsttherapie an der WW Universität Münster und arbeitet als Therapeutin an der LWl-Klinik Münster sowie auf einer Palliativstation und im Hospiz.
Sie lebt mit ihrer Familie und einigen Tieren auf dem Land in Mersch-Drensteinfurt.
Unter dem Pseudonym Frida Gronover schreibt sie für den Ullstein-Verlag eine Reihe von Dänemark-Krimis.



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