Gronover | Edles Geblüt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 350 Seiten

Reihe: Schmitt & Kemper

Gronover Edles Geblüt

Kriminalroman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-95441-525-0
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 2, 350 Seiten

Reihe: Schmitt & Kemper

ISBN: 978-3-95441-525-0
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tatort Landgestüt: Tödliche Hengstparade in Warendorf

"Ein Mord in Warendorf? Da gibt es doch nur Reitunfälle." Hier irrt sich die Freundin des Polizisten Dirk Kemper ganz gehörig.
Balthasar Fromm, ein eher unbekannter Autor, wird nämlich ausgerechnet dort nach seiner Lesung in einem Lokal auf offener Straße erschossen. Zuvor hatte er an der Bar etwas über Schuld und Unglück erzählt und mit einer Waffe die Gäste bedroht. Zwei bewaffnete Männer an einem Abend in einem beschaulichen Ort wie Warendorf - das ruft Kommissar Schmitt auf den Plan, der sich zur Verstärkung den Polizisten Dirk Kemper aus Oelde ins Team holt. Beinahe zeitgleich verschwindet ein wertvoller Zuchthengst aus dem Landgestüt.
Zwischen diesen beiden scheinbar unabhängigen Verbrechen in einer der wichtigsten Pferdestädte Europas ist schnell ein Zusammenhang gefunden. Doch dann geraten Schmitt und Kemper mit einem Mal in einen wahren Strudel aus kriminellen Vorfällen, Intrigen und der Suche nach einem mysteriösen Manuskript, das sozusagen das Drehbuch für die Vorfälle gewesen sein soll. Und davon profitiert einer ganz besonders: Der tote Autor.

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1. KAPITEL
Bert wischte über den dunklen Tresen, eine Aufgabe, die ebenso notwendig wie sinnlos war. Schon nach kurzer Zeit klebte die Theke ohnehin wieder von den Getränken, die herübergereicht wurden. Verstohlen sah er auf die Uhr und strich sich eine braun-graue Haarsträhne aus dem markanten Gesicht. Zehn Uhr durch, zwei Stunden würde er hier bestimmt noch stehen. Getränke mixen, Geld kassieren, Schirmchen für die Damen in die Cocktails stecken und darauf achten, dass keiner der Gäste seinen Promillewert nicht mehr im Griff hatte und Ärger machte. So etwas musste er spüren, bevor es passierte. Bert war groß, und seine Arme glichen dem Umfang einer ausgewachsenen Python. Und er wusste sie auch einzusetzen, wenn es nötig wurde. Abgesehen davon liebte er ein friedliches Miteinander und hörte sich bereitwillig die kleinen und großen Probleme seiner trinkenden Kundschaft an. Dass es Ärger geben würde, ahnte er mit dem Gespür eines erfahrenen Wolfes, als ein neuer Gast die Bar betrat. Er war mittelgroß, und seine blonden Haare mussten dringend nachgeschnitten werden. Seine Kleidung war teuer, aber der Mann trug sie ebenso nachlässig wie seine Haare. Er war schlank, beinahe mager, dabei drahtig. Es waren seine blauen Augen, die Bert Sorge machten. Unstet wanderten seine Blicke hin und her, ohne wirklich etwas oder jemanden anzusehen. Sonst wäre sein Blick länger an der außergewöhnlich hübschen, brünetten Dame am Tisch hinten links hängen geblieben. Die konnte man nicht übersehen. Ihre langen Beine ragten in den Gang hinein, und ihr Lächeln traf unbeschwert jeden, der eintrat. Im Augenblick saß sie alleine dort, denn ihre Freundin war zur Toilette gegangen. Es war Bert klar, dass die beiden Frauen es auf einen unkomplizierten Flirt abgesehen hatten. Doch sie waren wählerisch. Zwei junge Männer hatten sie schon kichernd weggeschickt. Der neue Gast trat nun an den Tresen, setzte sich und starrte auf die Getränke an der Wand. Sein Blick streifte den des Barkeepers, dann murmelte er leise: »Einen Glenmorangie bitte. Ohne Eis. Und ein Glas Leitungswasser.« Bert nickte, ließ das Wasser lange laufen, damit der Mann frisches, kaltes Wasser bekam, und reichte den Whisky dazu. Eine Schale Erdnüsse schob der Mann wortlos zur Seite. Er sah Bert an, die blauen Augen hatten Wimpern wie von einem Kind, kurz und dicht. »Wie lange machst du das hier schon?« Die Bezeichnung »das hier« wurde mit einem Rundblick über die Theke und das Lokal begleitet. »Ein paar Jährchen sind es wohl«, gab er zurück. Die Frage war nicht ungewöhnlich. Bert dachte an die dörfliche Eckkneipe, in der er mit fünfundzwanzig Jahren angefangen hatte. Als jeder jeden kannte und sich zum Austausch in der Schänke sehen ließ, zum Frühschoppen oder weil die Frau gerade zur Kur war. Als die Landwirte zwischendurch ein Bier und einen Korn tranken, während sie Viehfutter kauften oder Medikamente beim Tierarzt besorgten. Natürlich wurde auch geraucht. Und stieg man dann zufrieden in seinen alten Wagen, fragte keiner nach einer Promillezahl. Mehr Unfälle gab es deswegen nicht. Über Fußballergebnisse, Politik oder Fleischpreise wurde geredet. Doch die Eckkneipe hatte schon vor langer Zeit ausgedient. Nun musste man den Gästen mehr bieten als Bier und Korn und eine blauweiß karierte Tischdecke, sowie die Frikadelle zum Feierabendbier. In dem Lokal, in dem Bert nun bereits seit acht Jahren hinter dem Tresen stand, gab es diverse Speisen, Cocktails und Longdrinks, Whiskys und Kaffeespezialitäten. Die Gäste sollten sich wahlweise wie in einem italienischen Café oder einem irischen Pub fühlen. Eine Kneipe mit rein westfälischem Angebot gab es nur noch in den Erzählungen irgendwelcher Schützenbrüder oder Kegelclubs. Und somit bediente Bert nun eine etwas andere Kundschaft. Studenten aus aller Herren Länder, Professoren, Frauengrüppchen und einsame Nachtschwärmer. An den Wochentagen kamen zum Glück auch noch ein paar der alten Stammgäste dazu. Die brauchten weder Schirmchengetränke noch ein vegetarisches Risotto. Ein frisch Gezapftes und einen strammen Max, sowie einen guten Schnack über Politik, Fußball oder das Wetter, so wurde der Feierabend eingeläutet. Wenig konnte Bert noch überraschen. Doch die nächste Frage seines Gastes traf ihn unvorbereitet: »Warst du schon einmal schuld am Tod eines Menschen?«, fragte er und trank aus seinem Whiskyglas, ohne den Blick zu senken. »Du meinst, ob sich bei mir schon mal jemand zu Tode getrunken hat?« Bert stemmte die kräftigen Arme auf die Spüle, so als müsste er sich gleich verteidigen. »Nein, das meine ich nicht. Trinken tut ja jeder freiwillig. Hast du mal jemandem den Tod gewünscht?« Bert dachte an seinen Lateinlehrer, dem er damals am liebsten die Pest an den Hals gewünscht hätte, und sagte schnell. »Nein, natürlich nicht.« »Natürlich nicht? Es ist ziemlich natürlich für uns Menschen, dass wir anderen Übles wünschen, wenn sie unseren Weg behindern.« Er schwenkte seinen Whisky und beobachtete die Wellenbewegung. Bert starrte ebenfalls darauf und suchte nach der Falle in der Frage. Er nahm ein nasses Glas und rieb es trocken, setzte ein harmloses Gesicht auf. »Ich wünsche anderen nichts Böses und wissen Sie auch, warum? Weil ich mit meinem Leben zufrieden bin. Ich kann großzügig sein.« Der Gast zuckte mit den Schultern und blickte in das Lokal hinein. »Ich bin nicht zufrieden mit meinem Leben, und ich habe das Gefühl, jede einzelne Person in dieser Bar trägt daran eine Mitschuld.« Der Tonfall, in dem er das sagte, hinterließ bei Bert eine Gänsehaut. Er blickte sich in der Bar um. Hoffentlich wollte der ihn nur provozieren und sich wichtigtun, dachte er und nahm sich das nächste Glas vor. Die Freundin der hübschen Brünetten kam von der Toilette zurück und bestellte zwei neue Cocktails. Sie war ebenfalls recht apart, aber klein und etwas draller. Ihre strahlenden, blauen Augen musterten den Neuankömmling, doch der reagierte nicht. Entweder war der wirklich so sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt oder kurzsichtig. Bert lächelte der Kleinen zu, steckte zwei Schirmchen in die Getränke und kassierte mit einem Augenzwinkern zwei Euro weniger. Der Barkeeper solidarisierte sich mit seinen anderen Gästen. »Warum sollen wir schuld sein? Wie haben wir denn aktuell dazu beigetragen, dass dein Leben dir keinen Spaß mehr macht?« Unbeabsichtigt duzte Bert den anderen. Die junge Frau nahm ihre Gläser und transportierte sie vorsichtig zum Tisch. Die Brünette erhielt gerade einen Anruf und eilte grinsend aus dem Lokal, das Handy am Ohr. Sie kam nur wenige Minuten später wieder herein. Die Freude über den Abend war beiden anzusehen. Was sollten diese Grazien dem schlaksigen Mann schon angetan haben? Oder die vier Männer, die sich hier regelmäßig trafen und zwei Flaschen Wein tranken? Dazu aßen sie fast immer einen deftigen Burger. Ein Liebespaar, beide mit üppiger Figur, saß versonnen an einem hohen Tisch, sie hielten Händchen und tranken Sekt. Ihren Burger mit Steakhausfritten hatten die beiden zuvor bereits gegessen. Bert stellte ein weiteres blitzblank geputztes Glas ab. Dabei überlegte er, ob er den Mann vor sich schon einmal gesehen hatte. Gut möglich. Er bewegte sich in dem Lokal so, als wäre er schon mal hier gewesen. »Ich möchte noch einen, bitte.« Er schob sein Glas von sich weg. Die Frage des Barkeepers ließ er unbeantwortet. Stattdessen holte er einen Zwanziger aus der Hosentasche und schob ihn über den Tresen. »Das passt schon. Ich brauche ihn nicht mehr.« Dann trank er schweigend das Glas leer. Der spitze Schrei einer Frau sorgte fünf Minuten später für Aufruhr. Das Liebespaar zog gerade seine Jacken an. Die vier Männer hielten sich auch nur noch an einem warmen Rest im Weinglas auf. Bert kochte sich einen Kaffee und erstarrte förmlich, als er die Pistole sah, die sich plötzlich in der Hand des seltsamen Whiskytrinkers befand, der noch immer an der Theke saß. Eben noch hatte er sein Glas geschwenkt, nun hielt er eine Pistole in der Hand. Und er zielte damit auf die hübschen Freundinnen, die ihm am nächsten saßen. »Hey Mann, mach doch keinen Scheiß.« Zack, schwenkte die Waffe herum und zeigte nun auf den kräftigen Brustkorb des Barkeepers. »Willst du mir die Pistole abnehmen? Du könntest damit Leben retten. Du könntest deines aber auch verlieren. Wie wichtig ist dir das Leben deiner Gäste? Nehmen wir doch die hübsche Brünette.« Und schon drehte der Mann sich wieder um und zielte auf die größere der beiden Freundinnen. »Bist du ein Held, Barkeeper?« Bert hatte sich bislang in nahezu jede Schlägerei eingemischt, die es während seiner Schichten gegeben hatte. Aber eine Pistole ließ einem Mann wenig Spielraum. Und noch weniger Zeit. Das Gesicht des Barkeepers war...


Sabine Gronover, geboren 1969 in Hamm-Heessen, studierte Diplom-Pädagogik und Kunsttherapie an der WW Universität Münster und arbeitet als Therapeutin an der LWl-Klinik Münster sowie auf einer Palliativstation und im Hospiz.
Sie lebt mit ihrer Familie und einigen Tieren auf dem Land in Mersch-Drensteinfurt. Sabine Gronover schrieb bereits einige Münsterlandkrimis.



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