E-Book, Deutsch, Band 5907, 224 Seiten
Reihe: HERDER spektrum
Grün / Lichtenauer Vergiss das Beste nicht
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-451-83683-1
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Inspiration für jeden Tag
E-Book, Deutsch, Band 5907, 224 Seiten
Reihe: HERDER spektrum
ISBN: 978-3-451-83683-1
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jeder Tag kann ein Geschenk sein. Jeder Tag ist Lebenszeit, in der wir dem Glück begegnen und Lebensfreude finden können. Anselm Grün weiß, was der Seele wirklich guttut und was unser Herz braucht, damit wir innere Ruhe und Frieden finden können. Er greift Sehnsüchte auf, gibt konkrete Antworten auf tiefe Fragen, und sagt, was wirklich zählt. Ein Geschenk für die Seele.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. Wenn wir Neujahr feiern, dann spüren wir etwas von der Faszination des Neuen, des Unverfälschten, des Unberührten. Das Neue hat seinen eigenen Glanz. Ein neues Kleid zu tragen etwa heißt immer auch, sich neu zu fühlen, sich schöner zu fühlen als in den alten Kleidern. Darin steckt immer auch die Hoffnung, ein neuer Mensch zu sein, sich neu zu gebärden, von den andern nicht mehr mit der alten Rolle identifiziert zu werden. Das neue Erscheinungsbild soll uns auch ermutigen, neue Möglichkeiten auszuprobieren, uns neu gegenüber den andern zu geben, neue Worte zu finden, neue Gesten, neue Reaktionen, neue Wege zu gehen. An Neujahr hoffen wir, dass nicht nur unsere Kleider und unsere Rollen neu werden, sondern ein ganzes Jahr. Gerade an Neujahr hoffen wir auf einen neuen Anfang. 2. Viele nehmen sich zu Beginn eines Jahres oder zu Beginn einer Woche oder eines Tages etwas vor. Sie sind begeistert von einem Buch, das sie gelesen haben. Daraufhin möchten sie ihr Leben sofort ändern. Oder sie haben in einem Vortrag gehört, wie sie besser mit ihrer Zeit umgehen können, wie sie von ihren Fehlern lernen können. So machen sie sich voller Schwung ans Werk. Aber schon nach kurzer Zeit erlahmt ihr Elan. Es wird zu beschwerlich, und sie geben auf. Auf einmal macht es keinen Spaß mehr, an sich zu arbeiten. Es hat ja doch alles keinen Zweck. Ich weiß ja, dass ich nie weiterkomme. Aber indem sie einen Vorsatz aufgeben, geben sie ein Stück von sich selbst auf. Sie trauen sich selbst nicht mehr. Sie resignieren. Der Altvater Poimen sagte einem jungen Mönch, der von solch resignierenden Gedanken erfüllt war: »Welchen Nutzen hat es, sich einem Handwerk zuzuwenden und es nicht zu erlernen?« Lerne das Handwerk deiner Menschwerdung und höre auf zu jammern! 3. Das Wort »beginnen« bedeutet ursprünglich »urbar machen«. Beginnen ist mühsam. Da erscheint dein Leben wie ein Land voller Disteln und Steine, von Gehölz und Unkraut übersät, chaotisch, unfreundlich. Wenn du es urbar machen willst, musst du dir erst einmal ein Feld abstecken. Du kannst nicht das ganze Land deines Lebens in einem Jahr urbar machen. Entscheide dich, welches Stück deines Landes du in diesem Jahr urbar machen möchtest. 4. Der weite Weg ist der Weg, den alle gehen. Du musst deinen ganz persönlichen Weg finden. Da genügt es nicht, sich nach den andern zu richten. Du musst genau hinhören, was dein Weg ist. Und dann musst du dich mutig entscheiden, diesen Weg zu gehen, auch wenn du dich dort sehr einsam fühlst. Nur dein ganz persönlicher Weg wird dich wachsen lassen und zum wahren Leben führen. 5. Was sind die Gedanken, die uns tief in unserem Herzen prägen? Was ist unsere tiefste Sehnsucht? Was möchte ich mit meinem Leben verkünden? … Jeder hat eine prophetische Sendung, die nur er zu erfüllen hat. Wenn wir uns fragen, was wir dieser Welt für Spuren einprägen möchten, dann kommen wir in Berührung mit unserem einmaligen und unverfälschten Bild, das Gott sich von uns gemacht hat. 6. Als das göttliche Kind geboren war, machten sich Sterndeuter aus dem Osten auf den Weg, um das Kind anzubeten. Auch sie hören auf Träume. Aber sie verbinden ihre Träume mit der Wissenschaft von den Sternen und mit ihrem geschichtlichen Wissen. So erreichen sie ihr Ziel. Der Stern weist ihnen den Weg, sie forschen in Jerusalem nach dem Kind. Und als sie es gefunden haben, fallen sie nieder und beten es an. Im Traum erfahren sie von Gott, dass sie auf einem andern Weg heimziehen sollen. Und sie gehorchen, genau wie Joseph, dem nun wieder ein Engel im Traum erscheint, um ihn zur Flucht nach Ägypten aufzufordern. Und auf einen Traum hin kehrt Joseph wieder nach Israel zurück. So ist die Geburt Jesu von lauter Träumen umgeben. Im Traum erkennt Joseph das Geheimnis Marias und das Geheimnis des göttlichen Kindes. Und der Traum weist ihm den Weg, den er gehorsam zu gehen hat. Die Träume sind also verpflichtend. Sie wollen sich in die Realität des Lebens hinein auswirken. 7. Die drei Könige brechen zusammen auf. Sie gehören zusammen. Sie lassen sich ihren Weg nicht von ihren Beamten erforschen, sondern sie hören auf die Stimme ihres Herzens. Dort, in ihrem Herzen, haben sie einen Stern gesehen, den Stern ihrer Sehnsucht. Sie machen sich auf den Weg der Sehnsucht. Es ist eine lange Pilgerreise. Unterwegs werden sie müde. Aber sie gehen weiter, weil sie der Sehnsucht ihres Herzens trauen. Und sie kommen ans Ziel. Der Stern weist ihnen den Weg. Aber es braucht auch das Gespräch mit Herodes und seinen Schriftgelehrten, um das Ziel genau zu erkunden. Wir müssen auf das eigene Herz hören, aber uns immer wieder auch beraten lassen, um im Gespräch die Stimme des eigenen Herzens besser herauszuhören. 8. Höre auf deine Träume: Die Träume kann man nicht erzwingen, sie sind ein Geschenk von Gott. Wenn Gott auch in den Träumen verstummt, dann werden wir orientierungslos. Unsere tiefsten Überzeugungen, die uns tragen, entstammen nicht rationaler Überlegung, sie haben tiefere Wurzeln. Und eine der Wurzeln ist auch der Traum, der uns eine innere Gewissheit gibt, was für uns stimmt. Das Hören auf die Träume ist nicht etwas Abergläubisches, sondern eine Weise der Gottesfurcht. Weil wir mit Gott in unseren Träumen rechnen, achten wir auf sie. Und wir sind froh, wenn er uns in den Träumen immer wieder sagt, welche Schritte nun für uns fällig sind. Die Traumbilder geben uns die Richtung an, in die wir dann selber gehen sollen. 9. Der Stern, der am Firmament deines Herzens steht, ist ein Bild für die Sehnsucht, die dich treibt. Trau deiner Sehnsucht, folge ihr bis an den äußersten Rand. 10. Jeder Aufbruch macht zuerst einmal Angst. Denn Altes, Vertrautes muss abgebrochen werden. Und während ich abbreche, weiß ich noch nicht, was auf mich zukommt. Das Unbekannte erzeugt in mir ein Gefühl von Angst. Zugleich steckt im Aufbruch eine Verheißung, die Verheißung von etwas Neuem, nie Dagewesenem, nie Gesehenem. Wer nicht immer wieder aufbricht, dessen Leben erstarrt. Was sich nicht wandelt, wird alt und stickig. Neue Lebensmöglichkeiten wollen in uns aufbrechen. 11. Wir müssen in unserem Leben immer wieder von Neuem geboren werden, damit unser Leben lebendig bleibt. Eine Krise, die alles zerbricht, was wir bisher aufgebaut haben, kann eine Chance zu einer Neugeburt sein. Das Feuer, in das wir geraten, kann ein Bild für das Neue sein, das in uns geboren werden will. 12. Abschied gilt es aber nicht nur von Menschen zu nehmen. Wir müssen uns auch verabschieden von Gewohnheiten, von Lebensabschnitten, von Lebensmustern. Wer nie von seiner Kindheit Abschied genommen hat, der wird immer infantile Wünsche an seine Umgebung haben. Wer sich nie von seiner Pubertät verabschiedet hat, der wird immer in seinen Illusionen gefangen sein, die er sich vom Leben ausgedacht hat. Wir müssen Abschied nehmen von unserer Jugend, wenn wir erwachsen werden wollen, von unserem Junggesellendasein, wenn wir heiraten wollen, von unserem Beruf, wenn wir älter werden. 13. Wir müssen ständig unsere Vergangenheit loslassen, um offen zu sein für die Zukunft. Wer ewig an seiner Kindheit hängt, wird nie erwachsen. Er kommt nicht vom Rockzipfel seiner Mutter los, wie man im Volksmund sagt. Vergangenheit loslassen heißt, innere Haltungen loslassen. Ich kann mich nicht ewig an Menschen klammern, weder an die Eltern noch an Schulkameraden oder Freunde. Ich kann mich nicht an Orte klammern, an die Heimat, an die Orte, die mir vertraut geworden sind. Immer wieder muss ich Gewohnheiten und Vertrautes loslassen, um gegenwärtig sein zu können, um für Neues offen zu sein. 14. Je mehr ich gegen meine Zerrissenheit ankämpfe, desto weniger erreiche ich. Im Gegenteil, wenn ich gegen den inneren Zwiespalt frontal vorgehe, dann wecke ich eine so starke Gegenkraft, dass ich ihr nicht gewachsen bin. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Ich habe oft den Gedanken gehabt, irgendwann werde ich doch alle meine Fehler überwunden haben. Immer wieder habe ich mich geärgert, dass ich in die alten Fehler gefallen bin. Nach jedem Rückfall habe ich mir vorgenommen, noch konsequenter zu sein, noch besser im Voraus zu überlegen, wann ich in Gefahr geraten könnte, den Fehler zu wiederholen. Das hat zwar manches in mir bewirkt und zum Besseren gewendet, aber trotzdem bin ich immer wieder in die Falle geraten. Und dann ging der Ärger über mich erneut los. Ich habe mich selbst beschuldigt, mich selbst abgelehnt und damit den Zwiespalt nur noch vergrößert. Erst als ich mich dann in meiner Ohnmacht, den Zwiespalt aus eigener Kraft zu überwinden, Gott hingehalten habe, habe ich auf einmal einen tiefen inneren Frieden gespürt. 15. Wir können uns selbst nicht erkennen, wenn wir uns nicht lieben. Und nur die Liebe lässt uns tiefer in uns eindringen und erkennen, wer wir in Wahrheit sind. Sich selbst zu lieben ist etwas anderes, als um sich selbst zu kreisen. 16. Viele meinen heute, das Wichtigste wäre, nicht aufzufallen, keinen Fehler zu machen. Dann ist die berufliche Karriere nicht gefährdet. Dann wird man in der Gruppe nicht kritisiert. Dann muss man von seinem Posten nicht zurücktreten. Dann wird das Leben gelingen. Aber diese...