E-Book, Deutsch, Band 15, 92 Seiten
Reihe: Sabrina
Guldberg Adlige Pflichten – verbotene Träume
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96127-409-3
Verlag: vss-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Sabrina - Band 15
E-Book, Deutsch, Band 15, 92 Seiten
Reihe: Sabrina
ISBN: 978-3-96127-409-3
Verlag: vss-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Leah, die Gastwirtstochter des Lokals „Berghöhe“ bedient im Lokal ihrer Eltern. Sie wird von ihrem Ex gestalkt und im Lokal von ihm bedroht. Ein Gast springt ihr zur Seite. Der junge Mann, der Leah sofort gefällt ist Paul von Bodenhausen, ein junger Adliger. Auch Paul geht Leah nicht aus dem Kopf. Er erscheint am nächsten Tag und lädt Leah zum Essen ein. Nach einer weiteren Verabredung sind Leah und Paul ein Paar.
Aber es gibt Komplikationen. Paul soll auf Wunsch seiner Eltern standesgemäß eine andere adlige Frau heiraten. Als er dieses Ansinnen nicht sofort ablehnt, ist Leah zutiefst verletzt. Sie beendet die Beziehung und bricht jeden Kontakt zu Paul ab.
Ein Happy-End scheint ausgeschlossen, doch das Leben spielt nach eigenen Regeln . .
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Jeder Tisch im Gastraum war besetzt. Sonntags lief das Geschäft immer gut, dass es aber keinen freien Platz mehr gab, kam selten vor. Leah stellte die Teller am Tisch ab, wünschte »Guten Appetit« und ging schnellen Schrittes zur Küchenausgabe, um die nächsten Gerichte dort abzuholen. Sie wischte sich den leichten Schweißfilm von der Stirn, registrierte gleichzeitig, dass ihre bestellten Pils am Büffet bereitstanden, um abgeholt zu werden. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden. Die zusammengefassten Haare ließen ihr schmales Gesicht runder erscheinen. Haare Sie machte einen kleinen Umweg am Tresen vorbei und fragte ihren Bruder, der am Zapfhahn stand: »Kannst du die Pils an Tisch vier bringen. Ich bin am Schwimmen.«
Ihr Bruder nickte, stellte die Biere auf ein Tablett und marschierte in den Gastraum. Leah brachte die beiden Essen, die sie an der Ausgabe abholte, zu dem Ehepaar, das am Tisch neben der Kuchenvitrine saß.
Dann kassierte sie an Tisch acht und zehn und räumte daneben die Tische ab. Danach ging sie kurz hinter das Büffet, um sich ein Glas Mineralwasser einzuschenken. Sie trank es in langen Schlucken leer. Sie band die Schürze fester um ihre schmale Taille und ging wieder an die Arbeit. Sie verabschiedete die Gäste, die eben bezahlt hatten, und verschaffte sich einen Überblick. Alle Essen waren draußen, es schien niemand ein Getränk zu verlangen. Zeit einen Gang runter zu schalten.
Ein voll besetztes Restaurant hatte ihr am Anfang ihrer Lehre den meisten Stress verursacht. Mittlerweile konnte sie gut damit umgehen, behielt die Ruhe.
Sie hatte ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau mit dem Besuch der Berufsfachschule Nahrungs- und Gaststättengewerbe begonnen und danach, da ihr die Zeit an der Fachschule angerechnet wurde, eine verkürzte Lehre zur Restaurantfachfrau gemacht. Seit ungefähr zwei Jahren arbeitete sie im elterlichen Betrieb, den sie später mit ihrem Bruder weiterführen sollte. Ob das wirklich mal so kommen würde, war für sie ungewiss. Es war lediglich der Wunsch ihrer Eltern. Sie wollte einfach schauen, was das Leben für sie bereithielt. Überzogene Vorstellungen davon hatte sie jedoch nicht.
Die Gaststättentür öffnete sich und eine Gruppe junger Leute trat ein. Ein großer, schlanker Mann trat auf Leah zu und fragte: »Haben Sie einen Tisch für sechs Personen frei. Wir haben leider nicht reserviert.«
Leah schaute hinter sich. Die beiden eben frei gewordenen kleinen Tische konnte sie zusammenschieben, dann wären genug Plätze vorhanden. Sie nickte, sagte: »Einen kleinen Moment bitte, ich muss das nur vorbereiten«, schob beide Tische zusammen und bot den jungen Leuten die Plätze an. Die Gruppe nahm Platz. Bevor der Sprecher der Gruppe sich setzte, deutete er eine Verbeugung vor Leah an und sagte: »Vielen Dank, das war sehr nett von Ihnen.« Er lächelte Leah an. Ihr fiel auf, dass er grünblaue Augen hatte, die schelmisch funkelten. Er hatte dunkelblonde Haare und eine athletische Figur. Ihr Herz schlug etwas schneller.
Sie brachte die Speisekarten an den Tisch, fragte nach den Getränkewünschen und ging dann an das Büffet um die Bestellung aufzugeben. Aus der Entfernung schaute sie sich die Gruppe der jungen Leute an. Zwei junge Mädchen und vier junge Männer. Alle sportlich salopp gekleidet, wie man sah Markenkleidung. Leah schätze, dass es Studenten waren, die hier ihr Wochenende abschlossen, um sich dann die Woche über wieder ihrem Studium zu widmen. Aber sie hatte keine Ahnung wie ein Studium ablief, wie die tatsächlichen Anforderungen aussahen. Die Studenten, die sie bisher durch ihre berufliche Tätigkeit »kennengelernt« hatte, hatten immer auf sie gewirkt, als sei ein Studium kein großes Problem.
Sie ging wieder zum Tisch und nahm die Essensbestellung auf. Als der bisherige Sprecher der Gruppe, seine Bestellung aufgab, musterte er Leah aufmerksam. Obwohl Leah sich nicht gerne anstarren ließ, war ihr es nicht unangenehm. Sie freute sich, dass sie ihm auffiel. Ihr Herz schlug wieder schneller. Was war nur los mit ihr? Das war ihr noch nie passiert. Brachte dieser junge Mann tatsächlich ihr Herz zum pochen?
Moritz, ihr Exfreund fiel ihr ein. Mit ihm war ihr so etwas nicht passiert. Naja, sie hatten sich getrennt. Das heißt, sie hatte sich getrennt. Sie schüttelte den Kopf, um diese Gedanken abzuschütteln. Da wollte sie nicht dran denken. Sie war froh, dass das Kapitel beendet war.
Als ob dieser Gedanke ihn herbeigerufen hätte, öffnete sich die Tür zum Gastraum und ihr Ex, Moritz Kessel, kam herein. Der schlanke Mann strich sich über seine schwarzen kurz geschnittenen Haare, schaute sich suchend im Raum um, um sich dann leicht schwankend, auf den Weg zum Tresen zu machen.Er kletterte etwas unbeholfen auf einen der Barhocker und bestellte bei Leahs Bruder ein Bier. Dieser blickte suchend nach Leah. Sie begegnete seinem Blick, schüttelte den Kopf und ging zum Tresen. Herausfordernd sah sie Moritz Kessel an. »Was willst du hier?«
Er antwortete mit schwerer Zunge: »Ich muss mit dir reden. Wir müssen das zwischen uns klären.«
Wie es schien, war er angetrunken. Leah seufzte. Warum das jetzt?
»Es gibt zwischen uns nichts zu klären. Ich werde nicht mit dir reden. Du kannst also ruhig wieder gehen.«
Damit drehte sie sich herum, ging an einen der Tische, um die Gäste dort zu fragen, ob sie noch einen Wunsch hätten.
Moritz schaute ihr mit starrem Blick hinterher, wandte sich dann an Leahs Bruder Finn. »Ich will mein Bier.«
Finn zuckte mit den Achseln und zapfte das Bier an. Er konnte das Moritz schlecht verweigern. Moritz war Gast hier, es gab keinen Grund ihn nicht zu bedienen. Weil er mal Leahs Freund war und sie nicht mit ihm reden wollte? Ärger hatte er ja keinen gemacht und Lokalverbot hatte er auch nicht.
Moritz Blick ging hin und her. In ihm schien es zu arbeiten. Da kam Leah an das Büffet, um ihre bestellten Getränke abzuholen. Moritz rutschte vom Barhocker, ging die zwei Schritte auf Leah zu, griff sie an einem ihrer Arme, riss sie zu sich herum und schrie: »Du redest jetzt mit mir!«
Alle Köpfe im Lokal drehten sich nach ihnen um.
Der Wortführer am Tisch der jungen Leute war aufgesprungen und eilte auf Leah und Moritz zu. Er packte Moritz am Arm und riss ihn von Leah weg.
»Sie lassen die junge Frau in Ruhe, sonst bekommen Sie es mit mir zu tun.«
Moritz starrte den Mann mit stieren Augen an. Seine Schultern sackten nach unten, er schien die Situation zu begreifen, schien zu Sinnen zu kommen.
»Ja, ist schon gut«, meinte er. »Ich verschwinde.« An Leah gewandt, sagte er: »Wir reden noch. So leicht kommst du mir nicht davon.«
Dann verließ er das Lokal mit wankenden Schritten.
Leah neigte sich zu dem jungen Mann hin. »Ich danke Ihnen, dass Sie sich für mich eingesetzt haben, das war sehr nett von Ihnen.« Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
»Nichts zu danken«, sagte ihr Gegenüber. »Ich darf mich vorstellen. Ich heiße Paul von Bodenhausen. Sie sind bitte?« Er lächelte. Ein bezauberndes Lächeln, wie Leah fand.
»Ah so, ja. Ich heiße Leah. Leah Bernung. Ich bin die Tochter des Gastwirts.«
»Sehr erfreut«, sagte Paul von Bodenhausen. »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.«
Damit drehte er sich um und ging an seinen Platz zurück. Einer der Männer am Tisch nickte ihm anerkennend zu.
Obwohl Leah viel zu tun hatte und sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren musste, schaute sie immer wieder zu Paul von Bodenhausen hin. Und jedes Mal begegneten sich ihre Blicke. Und ihr Herz schlug höher.
Mein Gott, hatte sie sich etwa auf Anhieb in den jungen Mann verliebt? Liebe auf den ersten Blick war doch nur ein Mythos. Das gab es nicht wirklich.
Als sie später am Tisch der jungen Leute abkassierte, hoffte sie, dass Paul, wie sie ihn insgeheim nannte, noch etwas zu ihr sagen würde, vielleicht den Wunsch äußern würde, mit ihr in Kontakt zu bleiben. Doch er lächelte sie zum Abschied nur freundlich an und verließ mit seinen Freunden das Lokal.
Leah hatte das Gefühl, als sei die Gaststätte tatsächlich leerer geworden. Ob sie Paul wieder sehen würde, dachte sie traurig. Immerhin wusste sie seinen Namen. Nach Feierabend würde sie im Internet in den sozialen Medien schauen, ob er dort zu finden wäre.
*
Nachdem die jungen Leute das Lokal verlassen hatten, schlug einer der Männer Paul von Bodenhausen auf die Schulter und sagte: »Hast du gut gemacht. Ich kenne den Typen übrigens. Er ist in meinem Studiengang. Der ist irgendwie unangenehm, sehr von sich eingenommen. Man munkelt, er hätte mal, was mit einer unserer Dozentinnen gehabt.«
Paul von Bodenhausen nickte nur und verabschiedete sich. Er stieg in seinen BMW Z3 Roadster, startete ihn und fuhr los. Er dachte an die junge Bedienung aus dem Lokal »Berghöhe«. Sie gefiel ihm. Mehr als das. Als er ihr in die Augen schaute, hatte er das Gefühl, als würde er sie schon ewig kennen. So etwas war ihm vorher noch nie geschehen. Er hätte ja noch gern mit ihr gesprochen, aber in dieser Situation war das nicht möglich gewesen. Außerdem war es nicht nötig, gleich zu ihr Kontakt zu knüpfen. Die Zwangslage bestand nicht, wusste er doch, wo sie arbeitete und zu erreichen war. Er würde gleich am nächsten Tag die Gaststätte wieder aufsuchen, um Leah, ja so hieß sie, zum Essen einzuladen. Er musste diese junge Frau unbedingt näher kennenlernen.
Als er auf dem Gestütshof seiner Eltern in Gliesen ankam und den Wagen in die Garage gefahren hatte, ging er beschwingten Schrittes ins Wohnhaus und begrüßte dort seine Eltern. Ludwig Graf von Bodenhausen und Amelie Gräfin von Bodenhausen, die im geräumigen Wohnzimmer bei einem Drink zusammensaßen. Paul ging an die Bar, öffnete die Tür und schenkte sich einen Scotch ein. Er setzte sich gegenüber seiner Eltern in einen der braunen Ledersessel. Für seinen Geschmack war der Raum mit seiner dunklen Holzvertäfelung und den Eichenmöbeln zu düster gehalten. Leider passte momentan die Stimmung seines Vaters gut zu der Umgebung. Ihn schien seit einiger Zeit etwas zu bedrücken, aber Paul hatte bisher nicht gewagt, seinen Vater darauf anzusprechen. Der Graf strich sich durch seine grau werdenden lichten Haare und fragte in freundlichem Ton: »Wo warst du? Was hast du gemacht?«
»Ich war mit ein paar Freunden essen. Wir waren in der Gaststätte »Berghöhe« in Möneberg. Das Essen dort ist sehr gut, muss ich sagen.«
»Ach, das ist das Lokal oben auf dem Berg. Ich habe davon gehört, eingekehrt sind wir jedoch dort noch nie. Wenn du sagtst, dass das Essen dort gut ist, sollten wir zusammen mal essen gehen.«
Paul lächelte erfreut. »Ja, können wir machen. Wir haben lange nichts mehr gemeinsam unternommen. Wird wieder mal Zeit.«
»Gern am nächsten Wochenende, wenn du magst.« Der Graf schaute fragend zu seiner Frau. Amelie von Bodenhausen nickte. Ihre kastanienbraunen Haare schimmerten im Licht, ihre grünen Augen waren auf ihren Mann gerichtet.
»Also abgemacht«, sagte Pauls Vater. »Wie läuft es bei dir im Studium?«
Paul lächelte. »Alles bestens. Die Lernerei macht mir keine Probleme. Der Stoff ist zwar manchmal etwas trocken, aber das macht mir nichts. Das war in der Schule auch so. Das bin ich sozusagen gewöhnt.«
Paul studierte in Marktburg, dass etwa zwanzig Minuten entfernt war, Betriebswirtschaft. Er entschied sich für dieses Studium, weil er mal das Gestüt des Vaters übernehmen würde und er die Ausbildung als Voraussetzung ansah, das Gestüt kompetent weiterführen zu können. Was natürlich im Sinn des Grafen war.
»Das freut mich«, sagte Pauls Vater. »Ich habe mich damals mit meinem Studium der Agrarwissenschaft schwergetan. Ich habe es aber immerhin unbeschadet hinter mich gebracht.« Er lächelte.
»Gut«, sagte Paul. »Ich ziehe mich dann mal zurück. Ich wünsche euch eine gute Nacht.«
Man verabschiedete sich und Paul ging in das obere Stockwerk, wo er zwei Zimmer sein eigen nannte. Bevor er das Licht löschte, dachte er noch an Leah, die junge Bedienung aus der »Berghöhe«.