Gunsenheimer / Schüren | Neue Fischer Weltgeschichte. Band 16 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 16, 608 Seiten

Reihe: Neue Fischer Weltgeschichte

Gunsenheimer / Schüren Neue Fischer Weltgeschichte. Band 16

Amerika vor der europäischen Eroberung
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-10-402416-5
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Amerika vor der europäischen Eroberung

E-Book, Deutsch, Band 16, 608 Seiten

Reihe: Neue Fischer Weltgeschichte

ISBN: 978-3-10-402416-5
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



*** Ein faszinierendes Bild der Kulturen Amerikas vor der europäischen Invasion - Band 16 der Neuen Fischer Weltgeschichte *** Für die Europäer, die um 1500 nach Amerika gelangten, war es eine unbekannte und deshalb 'Neue Welt'. Tatsächlich verfügte der Kontinent zu diesem Zeitpunkt bereits über eine Jahrtausende zurückreichende Geschichte. Es gab Jäger-und Sammler-Gesellschaften neben komplexen Häuptlingstümern und imperialen Herrschaftsformen, die zusammen eine faszinierende Vielfalt bildeten. Gestützt auf neueste Forschungen schildern die Altamerikanistinnen Antje Gunsenheimer und Ute Schüren politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklungen vor der europäischen Entdeckung und Eroberung. Die »Neue Fischer Weltgeschichte« ist die erste umfassende Universalgeschichte des 21. Jahrhunderts. Ihr stringentes Konzept setzt Maßstäbe, die Lesbarkeit ihrer Darstellungen erfüllt höchste Ansprüche. Die 21-bändige Reihe wird - wie ihre legendäre Vorgängerin - Standardwerk auf Jahre hin sein: in Schule, Studium, Weiterbildung, für alle wissenshungrigen Leserinnen und Leser.

Antje Gunsenheimer ist Akademische Rätin für Altamerikanistik und Ethnologie an der Universität Bonn.
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Einführung


Der Kontinent, über den der Genuese Christoph Kolumbus und seine Zeitgenossen im ausgehenden 15. und frühen 16. Jahrhundert berichteten, war für die Europäer eine bislang unbekannte und deshalb »Neue Welt«. Tatsächlich verfügte die Bevölkerung Amerikas jedoch bereits über eine Jahrtausende zurückreichende eigene Geschichte. Mit seiner beträchtlichen Ausdehnung und seinen unterschiedlichen Vegetations- und Klimazonen hatte der amerikanische Kontinent den einwandernden Jägern und Sammlern mannigfaltige Lebensräume geboten, in denen sich bald eine große kulturelle Vielfalt entwickelte.

In die reiche und wechselvolle Geschichte der Gesellschaften Amerikas vom Beginn der menschlichen Besiedlung des Kontinents bis zur europäischen Expansion ab dem späten 15. Jahrhundert einzuführen ist Ziel des vorliegenden Bandes. Anhand ausgewählter Beispiele aus Nord-, Mittel- und Südamerika werden zentrale Prozesse der kulturellen Entwicklung dargestellt. Da sich keine der Kulturen in Isolation entwickelte, wird in den einzelnen Kapiteln auch auf die Austauschprozesse zwischen Regionen eingegangen. Ein gewisses Ungleichgewicht in der Auswahl der Fallbeispiele und der Darstellung der Großräume ließ sich angesichts der Zahl und der zeitlichen Tiefe der kulturellen Erscheinungsformen, des unterschiedlichen Kenntnisstandes und der Quellenlage nicht vermeiden.

Da nur wenige Schriftzeugnisse aus der Zeit vor der Eroberung vorhanden sind, muss sich die Erforschung dieser Periode neben der Auswertung kolonialer Quellen wesentlich auf Erkenntnisse der Archäologie stützen. Ihre Deutungen sind zuweilen umstritten und müssen nicht selten revidiert werden, wenn neue Hinweise zutage treten. Daher kann eine Geschichtsrekonstruktion auf der Basis archäologischer Forschung nie vollständig sein. Weit eher handelt es sich bei der Beschreibung archäologisch erschlossener Kulturen um den Versuch, der historischen Realität möglichst nahe zu kommen. Die Kulturanthropologie Amerikas (Altamerikanistik) bemüht sich, den Beschränkungen der Quellen durch die Verwendung einer Vielzahl von Methoden und Ansätzen Rechnung zu tragen. In einem Überblicksband wie dem vorliegenden können nicht alle kontroversen Auffassungen und die damit verbundenen wissenschaftlichen Debatten dargestellt werden, doch wird, soweit möglich, auf unterschiedliche Interpretationen hingewiesen. Durch die Zuordnung der ausgewählten Kulturen zu unterschiedlichen Typen soziopolitischer Organisation können auch nicht zeitgleiche, aber ähnliche Entwicklungsverläufe einander gegenübergestellt werden. Damit wird beispielsweise vergleichbar, unter welchen Bedingungen Menschen bestimmte Lebensweisen wählten.

Einige der in diesem Band verwendeten Bezeichnungen für Zeitperioden, wie etwa Präklassik und Klassik, erinnern an die einseitige Sichtweise, dass es eine unilineare Entwicklung von niederen Kulturstufen zu höheren gäbe, der alle Gesellschaften früher oder später folgen würden. Dies suggeriert, manche Gesellschaften seien Vorreiter, andere Nachzügler im Entwicklungsprozess. Derartige überholte normative Auffassungen sind mit dem Gebrauch dieser fachlich weiterhin fest verankerten Begriffe nicht verbunden. Perioden, Phasen und Kulturtypen, wie etwa Häuptlingstum, Staat, Wildbeuter, Feldbauer, werden vielmehr deskriptiv und analytisch verwendet. Die naturräumliche Vielfalt Amerikas begünstigte die gleichzeitige Herausbildung verschiedener Lebensweisen. Tatsächlich stagnierte keine der als archaisch bezeichneten Jäger- und Sammlergruppen, bloß weil sie auf Anbau und Sesshaftigkeit verzichtete. Jagen und Sammeln stellten eine hochspezialisierte Anpassungsleistung an bestimmte Lebensräume dar.

Die Datierungen der in diesem Band erwähnten Ereignisse, Kulturperioden und -phasen richten sich nach der europäischen Jahresrechnung. Die chronologischen Zuordnungen weichen in unterschiedlichen Fachpublikationen zum Teil beträchtlich voneinander ab. Diese Diskrepanzen reflektieren einerseits Unterschiede im Forschungsstand und sind andererseits der Verwendung verschiedener Datierungsverfahren geschuldet. Archäologische Datumsangaben können in den meisten Fällen nur als annähernde zeitliche Einbettungen betrachtet werden, da selbst mit modernsten Messungen erzeugte Altersangaben Schwankungsbreiten aufweisen. Die kontinuierliche Verbesserung der Messtechniken erlaubt immer genauere Angaben und Korrekturen bestehender Datierungen. Ein Beispiel stellt die Radiokarbondatierung dar. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, viele archäologische Kulturen absolut zu datieren. Allerdings hat man inzwischen Fehlerquellen entdeckt, welche die Messungen erheblich beeinflussen. Um diese Fehlerquellen auszuschließen und frühere Fehler zu korrigieren, hat eine umfangreiche Rekalibrierung (Neujustierung) des Messverfahrens im Abgleich mit anderen Datierungsmethoden wie beispielsweise der Dendrochronologie (Baumringdatierung) und der Thermolumineszenzanalyse (Methode vor allem zur Altersbestimmung von Keramik) begonnen. Dieser Prozess ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Die Rekalibrierung hat u. a. zur Folge, dass manche Funde als wesentlich älter identifiziert wurden als bisher angenommen. Doch ist die Verschiebung im Verlauf der Jahrhunderte nicht einheitlich. Es lassen sich also nicht einfach alle Kulturen um eine bestimmte Anzahl von Jahren älter machen. In den folgenden Beschreibungen wird dieser Situation Rechnung getragen, indem kalibrierte Daten mit dem Zusatz versehen sind.

Die gebräuchlichen Ortsnamen und viele Bezeichnungen der indigenen Bevölkerung und ihrer Kulturen sind stark durch den Kolonialismus geprägt. Dies beginnt bereits mit der europäischen Entdeckung des Kontinents. Amerika erhielt seinen Namen in Erinnerung an Amerigo Vespucci, einen italienischen Seefahrer, der Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts im Auftrag der florentinischen Kaufmannsfamilie Medici während mehrerer größerer Seereisen die Ostküste Südamerikas in weiten Teilen erforschte und dabei in seinen Schriften feststellte, dass es sich hierbei um einen gänzlich neuen Kontinent handelte. Die Informationen Vespuccis griff der Kartograph Martin Waldseemüller auf, der in seiner Weltkarte aus dem Jahre 1507 den neuen Kontinent erstmalig vermerkte. Die Bezeichnung leitete Waldseemüller aus der lateinischen Version von Vespuccis Namen ab: Land des Americus oder eben America. Für Waldseemüller war Vespucci und nicht Christoph Kolumbus der wahre Entdecker des Kontinents. Schließlich hatte sich dieser hinsichtlich der geographischen Lage und Bedeutung der von ihm seit dem Jahre 1492 bereisten Inseln und Küstenzonen geirrt. Kolumbus suchte eine Westroute nach Indien und China, die einen leichteren Zugang zu Gewürzen und Seide versprach als der seit Mitte des 14. Jahrhunderts durch die Osmanen beeinträchtigte Transport über den Landweg. Dabei stützte er sich auf Berechnungen, die den Umfang der Erde zu klein ansetzten. Bis zu seinem Tod 1506 blieb er davon überzeugt, bei seinen insgesamt vier Fahrten in die Karibik und an die Nordküste Südamerikas einen neuen Seeweg zu den »Indias« gefunden zu haben. Für Kolumbus waren die Einwohner dieses Gebiets folglich »Indios«, Indianer, ein Begriff, der auch ins Portugiesische , Englische und Französische aufgenommen und auf die Bevölkerung des gesamten Doppelkontinents übertragen wurde. Ungeachtet des ihm zugrunde liegenden geographischen Irrtums hat sich der Begriff zur Beschreibung der einheimischen (indigenen) Bevölkerung bis in die Gegenwart erhalten.

In vielen Ländern gehören weite Teile der indigenen Bevölkerung seit der Kolonialzeit zu den unterprivilegierten Schichten. Folglich ist »Indianer« häufig ein Synonym für Armut, Unterentwicklung, Rückständigkeit und Machtlosigkeit. Der Begriff repräsentiert einen Status, der lange Zeit äußerst negativ besetzt war und bestenfalls Mitleid und im schlimmsten Fall Rassismus und offene Gewalt hervorrief. Angesichts dieser Konnotationen wird verständlich, dass die Bezeichnung oder die Identifikation als Indianer von weiten Teilen der indigenen Bevölkerung lange Zeit möglichst vermieden wurden. Als Reaktion auf den wachsenden politischen Einfluss indigener Bewegungen wird dieser Begriff durch politisch korrektere Bezeichnungen wie (»Erste Nationen« für die indigene Bevölkerung Kanadas), (neben und Eskimos für die indigene Bevölkerung der USA) im Englischen oder im Französischen ersetzt. Im lateinamerikanischen Spanisch und im brasilianischen Portugiesisch werden die Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner als bzw. oder oder , »indigene Völker«, also eingeborene, einheimische oder ursprüngliche Bevölkerung kategorisiert. Diese Begriffe spielen auch als Selbstbezeichnungen zunehmend eine Rolle. Mitunter wird der Begriff Indianer auch bewusst positiv umgedeutet.

Viele indigene Völker Amerikas geben sich heute Namen, die von den Bezeichnungen durch Missionare, koloniale Verwaltungsbeamte und später Archäologen, Linguisten, Historiker und Ethnographen abweichen. Auch existiert für viele Sprachen teilweise bis heute keine allgemein akzeptierte Orthographie, was zu verschiedenen Schreibweisen führt. Ähnliches gilt für die Schreibung von Orts- und Personennamen. Diese Widersprüche und Veränderungen immer zu berücksichtigen würde jedoch zu weit führen und nur verwirren. Daher werden hier die geläufigsten...


Gunsenheimer, Antje
Antje Gunsenheimer ist Akademische Rätin für Altamerikanistik und Ethnologie an der Universität Bonn.

Schüren, Ute
Dr. Ute Schüren ist Ethnologin und Altamerikanistin und leitet ein Forschungsprojekt am Historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Antje GunsenheimerAntje Gunsenheimer ist Akademische Rätin für Altamerikanistik und Ethnologie an der Universität Bonn.
Ute SchürenDr. Ute Schüren ist Ethnologin und Altamerikanistin und leitet ein Forschungsprojekt am Historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.



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