Buch, Deutsch, Band Band 035, 469 Seiten, GB, Format (B × H): 157 mm x 235 mm, Gewicht: 820 g
Reihe: Bausteine zur Slavischen Philologie und Kulturgeschichte
Studien zum Werk Innokentij Annenskijs
Buch, Deutsch, Band Band 035, 469 Seiten, GB, Format (B × H): 157 mm x 235 mm, Gewicht: 820 g
Reihe: Bausteine zur Slavischen Philologie und Kulturgeschichte
ISBN: 978-3-412-03901-1
Verlag: Böhlau
Warum sind die Russen traurig? Das nebulöse, aber oft berufene Klischee von der russischen Melancholie trifft immer da auf Widerstand, wo es wissenschaftlich erfasst werden soll. Denn die Melancholie-Forschung ist eine Wissenschaft, die über ihren geheimen Gegenstand wenig weiß.
Melancholie ist ein Mysterium, das zunehmend aus dem medizinischen Diskurs hinaus- und in ästhetische Bereiche abgedrängt wird. Ebenso, wie der Melancholiker medizinische Symptome ohne Ursache aufweist, offenbart er sich auch ästhetisch als dunkler "Grübler über Zeichen", der die semiotische Einheit von Bedeutendem und Bedeutetem aufbricht.
Exemplarisch für eine Textualität der Melancholie stellt die Autorin das dichterische Werk des russischen Symbolisten Innokentij Annenskij (1856–1909) vor. Entgegen der gängigen Folklorisierung seiner Person als Ikone eines leidenden Russlands stellt die Verfasserin die These auf, dass Annenskijs
Melancholie eine immanent ästhetische Funktion hat.