E-Book, Deutsch, Band 255, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Guth Perry Rhodan Neo 255: Die perfekte Welt
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8453-5455-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 255, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-5455-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Vor fast sieben Jahrzehnten ist der Astronaut Perry Rhodan als erster Mensch auf Außerirdische getroffen. Seither hat die Menschheit ihren Einflussbereich ausgedehnt und ferne Sonnensysteme besiedelt. Allerdings kommt es im Jahr 2102 zu einem Konflikt mit den Kolonien. Der Notfallplan Laurin wird eingeleitet - und geht schrecklich schief. Die Erde und der Mond stranden im Kugelsternhaufen M 3, rund 34.000 Lichtjahre von der Heimatsonne entfernt. Mit dem Großraumschiff SOL macht Rhodan sich auf die Suche nach den Ursachen des Transportunfalls. Die SOL gelangt in eine Raumregion, die den Naturgesetzen zu widersprechen scheint. Irreale Phänomene verursachen ein gefährliches Chaos an Bord der SOL. Schließlich stößt Perry Rhodan auf einen Planeten, der ihm sehr vertraut, zugleich jedoch völlig fremd ist: DIE PERFEKTE WELT ...
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1.
Das Flimmern
Wolken zogen über das Besprechungszimmer hinweg, in dem Perry Rhodan saß und mit den Fingern auf der Tischplatte trommelte. Der Raum erweckte durch die holografische Decke den Eindruck, nach oben hin offen zu sein und einen Blick auf das ungewöhnliche Habitatdeck drei der SOL zu ermöglichen. Wälder, Hügel, Wohntürme die an futuristische Wohnstätten von Elfen erinnerten – man konnte leicht vergessen, dass man sich an Bord eines Raumschiffs aufhielt. Rhodan dachte über das nach, was er in den vergangenen Stunden gehört hatte. Der Haluter Icho Tolot und die Bestie Tro Khon hatten geschildert, wie sie ins Innere der Dunkelwolke gelangt waren, in der sich nun auch die SOL befand.
»Da bist du!« Thora stand in der Tür und zog verwundert die Augenbrauen hoch, als sie ihren Mann ganz allein am Besprechungstisch sitzen sah. »Ich dachte, du wärst mit Deccon zurück in die Steuerzentrale gegangen.«
Der Kommandant der SOL hatte sich nach Tolots Bericht wieder in seinen voluminösen Chefsessel begeben, vermutete Rhodan. Er wunderte sich fast, dass Chart Deccon nicht sogar darin schlief. Der Mann war mit seinem Schiff eng verbunden, der Posten des Kommandanten eine Herzensangelegenheit.
»Er wollte dort den Befehl geben, den Kurs wieder aufzunehmen, den wir vor der Episode auf EMschen vereinbart hatten.« Rhodan tippte weiter mit den Fingern auf der Tischplatte. »Ich hingegen wollte noch etwas in Ruhe nachdenken.«
Thora Rhodan da Zoltral kam herein und setzte sich neben ihn. »Meinst du, es ist die falsche Entscheidung, tiefer ins Zentrum dieses Raumgebiets vorzustoßen?«
»Nach Tolots Bericht? Auf keinen Fall.« Rhodan schüttelte entschieden den Kopf. »Auch Tolotos und Khon sind einer Spur gefolgt, die genau dorthin führt. Es scheint der Ort zu sein, an dem wir Antworten auf unsere Fragen erhalten könnten. Unter anderem auf die, wie wir Erde und Mond wieder an ihren angestammten Platz zurückbringen.«
Das war in der Tat der Hauptgrund für ihre Anwesenheit in dieser bizarren Region: Mit NATHANS Hilfe hatten sie versucht, Terra und Luna um eine Planck-Zeit in die Zukunft zu versetzen. Das war gründlich schiefgegangen. Stattdessen waren sie im Blauen System der Akonen im 34.000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufen Messier Drei aufgetaucht. Was im heimischen Sonnensystem gerade los sein mochte, wollte sich Rhodan gar nicht vorstellen.
Er hatte sich zusammen mit einem kleinen Einsatzteam an Bord des überraschend erschienenen Raumschiffs SOL auf den Weg in ein Gebiet gemacht, das die Akonen »Bacor-Kavi« nannten. Dort wollten sie den rätselhaften Hyperimpulsen nachgehen, die bei der Versetzung gemessen worden waren. Nur dass sich das Innere dieser Dunkelwolke als äußerst rätselhaft entpuppt hatte – oder, um Geoffry Waringer, den Chefwissenschaftler der SOL, zu zitieren: als »extrem mysteriös«. Ihr derzeitiges Umfeld, das sie wie die umgebende Dunkelwolke Bacor-Kavi genannt hatten, mutete eher wie eine riesige fremde Galaxis an.
»Ich hoffe nur, dass wir dieses ominöse Zentrum tatsächlich ansteuern können – laut Miss Tanaka ist es etwas schwierig, die Entfernung dorthin zu bestimmen – wie jegliche Ortung in dieser Umgebung«, meinte Thora.
»Das kann ich mir vorstellen. Das Areal ist schließlich weitaus größer als die Dunkelwolke selbst, die eigentlich nur sieben Lichtjahre durchmisst. Waringer und sein Team haben an diesem Widerspruch noch gehörig zu knabbern.«
Thora lächelte. »Ich glaube eher, der Mann ist gerade in seinem Element. Er kann nach Herzenslust forschen.«
»Stimmt. Es würde mich nicht überraschen, wenn er die Situation sogar genießt.« Auch Rhodan musste lächeln. »Er hätte sich zweifellos blendend mit Eric Leyden verstanden. Schade, dass sich die beiden nicht kennenlernen konnten.«
Eric Leyden sowie seine Kollegen Abha Prajapati und Luan Perparim – nicht zu vergessen sein Kater Hermes – waren vor vielen Jahren verschwunden und vor einiger Zeit im Innern eines Kreellblocks wieder aufgetaucht, aus dem man sie bislang nicht hatte befreien können. Erst Tro Khons Bericht hatte darüber aufgeklärt, wie es dazu gekommen war.
»Ich hoffe nur, dass wir im Zentrum von Bacor-Kavi herausfinden, wie wir hier wieder rauskommen.« Sorgenvoll strich sich Thora über die Stirn. »Immerhin ist die Dunkelwolke, durch die wir hierhergelangt sind, scheinbar verschwunden. Wir befinden uns mitten im Nirgendwo und wissen nicht, wo der Ausgang ist, um es platt auszudrücken.«
»So könnte man sagen, ja. Es bleibt uns also gar nichts anderes übrig, als die Quelle der seltsamen Signale zu untersuchen.« Rhodan breitete die Arme aus. »Vielleicht finden wir dort tatsächlich alle Antworten, die wir brauchen.«
Thora erhob sich. »Bis dahin ist es ein weiter Flug. Vielleicht sollten wir in unser Quartier gehen und uns etwas ausruhen. Vor allem du – hast du seit deiner Rückkehr von EMschen eigentlich eine Minute geschlafen?«
Rhodan grinste seine Frau an. »Ich brauche nicht so viel Schlaf.«
Sie verzog missbilligend das Gesicht. Genau wie Rhodan hatte sie bis vor einem Jahrzehnt einen Zellaktivator getragen, ehe dieser auf rätselhafte Weise verschwunden, die Unsterblichkeit ihnen jedoch erhalten geblieben war. Sie benötigte ebenso wenig Schlaf wie er. »Nur weil man nicht zu schlafen braucht, heißt das nicht, dass man es nicht manchmal tun sollte. Los, Mister Rhodan, ab in unser Zimmer und ein, zwei Stunden Erholungspause!«
Rhodan stand ebenfalls auf und salutierte. »Zu Befehl, Ma'am. Und was ist mit Ihnen?«
»Ich komme gleich nach. Ich will noch mal bei Tolot nach dem Rechten sehen. Er wirkte etwas geknickt wegen der DOLAN.« Das Raumschiff des Haluters hatte sich noch nicht davon erholt, dass es mehrere Jahre lang verlassen auf der Planetenoberfläche von EMschen gestanden hatte. Den Haluter verband etwas Besonderes mit seinem größtenteils organischen Schiff.
»Dann sehen wir uns gleich.« Rhodan verabschiedete sich mit einem Kuss von seiner Frau, ehe er den Besprechungsraum und den kleinen Hügel verließ, in dem es lag. Er ging auf den Wohnturm zu, in dem er und seine Expeditionstruppe großzügige Quartiere bezogen hatten.
Die Gruppe bestand neben ihm selbst und Thora aus Gucky, Omar Hawk und seinem Okrill Watson, dem Arkoniden Sofgart und der Space-Disk-Besatzung Halycon Faulkner, Connor Lamondt und Morena Quispe. Auch den Emotionauten Senco Ahrat hatte Rhodan in sein Team genommen; mittlerweile wusste er, dass NATHAN den jungen Mann ohnehin als Piloten für das Großbeiboot der SOL, die FAIRY, vorgesehen hatte. Ahrat würde also nach Abschluss der Mission auf der SOL bleiben.
Rhodan wollte gerade den Wohnturm betreten, als sein Multifunktionsarmband ein Signal von sich gab. Der Anruf kam von Chart Deccon, und natürlich nahm ihn Rhodan an. Als Expeditionsleiter musste er ständig erreichbar sein – daran hatte sich nichts geändert, obwohl er vor vielen Jahren die weinrote Uniform des Protektors abgelegt und an Reginald Bull weitergegeben hatte. Auch in der silbergrauen Bordkombination, die der von Thora ähnelte, nahm er seine Aufgaben ernst.
»Mister Rhodan, wir haben da ein seltsames Phänomen vorliegen, über das unser Doktor Waringer ganz außer sich gerät. Vielleicht möchten Sie zu uns stoßen und es sich ebenfalls ansehen?«
»Ich bin auf dem Weg.« Rhodan schickte Thora eine kurze Textnachricht, dass er sich verspäten würde. Wenn er ehrlich war, hätte er ohnehin keine Ruhe gefunden, um sich zu entspannen. Dazu passierte derzeit einfach zu viel. Aber er gab Thora recht: Irgendwann musste auch er abschalten, sonst würde er das auf Dauer nicht durchhalten. Aber nicht jetzt. Ich bin gespannt, was Waringer entdeckt hat.
Das »Phänomen« war nicht zu übersehen, als Rhodan in die Zentrale kam. Die Holosphäre, die in der Mitte des weiten Raums schwebte, zeigte den Weltraum vor der SOL – der so heftig flimmerte wie eine Luftspiegelung in der Wüste.
»Was ist das?«, entfuhr es Rhodan.
»Das wüssten wir alle gern«, sagte Rebecca Montgomery, die Erste Offizierin der SOL.
»Miss Montgomery hat leider recht: Bislang kann Mister Waringer uns nicht erklären, was genau wir vor uns haben.« Deccon strich sich über das feiste Kinn. Seine Körpermasse im Sessel des Kommandanten dominierte die Kreisfläche inmitten der Steuerzentrale, um die herum die anderen Arbeitsstationen wie in einem Amphitheater angeordnet waren. »Ich habe Kosum angewiesen, das Schiff zu stoppen, bis wir Genaueres wissen.«
»Das kann noch eine Weile dauern.« Chefwissenschaftler Geoffry Abel Waringer stand auf der ersten Stufe des umlaufenden Rundhangs inmitten einer Wolke aus Datenhologrammen. »Diese seltsame Wand – oder ist es eine Wolke? – ist urplötzlich aufgetaucht. Ein schieres Wunder, dass Mister Kosum rechtzeitig anhalten konnte und wir nicht hineingerast sind. Eigentlich schade, denn dann könnte ich dieses Phänomen noch besser erforschen.«
»Wirklich sehr bedauerlich.« Deccons Stimme triefte vor Sarkasmus. »Es wäre mir trotzdem lieber, wenn Sie uns auch ohne tiefer gehende Erforschung einschätzen könnten, ob ein Hindurchfliegen ungefährlich ist.«
»Nein, das kann ich nicht.« Waringer verschränkte die Arme vor der Brust. »Der Wall besteht aus einer exotischen und physikalisch schwer zu definierenden Substanz. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen. Ich weiß bislang nicht, ob sie sich schädlich auswirkt.«
»Das sind zu wenig Informationen«, meinte Rhodan. »Ich plädiere dafür, den Kontakt zu vermeiden.«
»Also dann.« Deccon wandte sich Kosum zu, der in seiner SERT-Liege...




