E-Book, Deutsch, 213 Seiten
Haas Wirtschaft und Raum
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-8316-0944-4
Verlag: Herbert Utz Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Wege und Erträge der Münchner wirtschaftsgeographischen Forschung. Herrn Professor Dr. Hans-Dieter Haas zum 65. Geburtstag gewidmet
E-Book, Deutsch, 213 Seiten
ISBN: 978-3-8316-0944-4
Verlag: Herbert Utz Verlag
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Der vorliegende Sammelband schließt nicht nur die Reihe „Wirtschaft und Raum“ ab, sondern dokumentiert auch die Forschungstätigkeit am ehemaligen Institut für Wirtschaftsgeographie der Universität München unter Leitung von Professor Dr. Hans-Dieter Haas. Anlass für diesen Überblick war das Ausscheiden von Professor Haas aus dem aktiven Dienst und das im Zuge von Umstrukturierungsmaßnahmen der Universität erfolgte Auslaufen der Wirtschaftsgeographie als eigenes Studienfach mit eigenem Diplomabschluss.
Der erste Beitrag dient dazu, das Wirken von Professor Haas im Zusammenhang mit der Entwicklung der Wirtschaftsgeographie an der LMU München seit Errichtung eines eigenen Lehrstuhls in den 1940er Jahren zu sehen. In weiteren Beiträgen werden durch ehemalige Mitarbeiter und Lehrbeauftragte diejenigen Forschungsthemen des Lehrstuhls dargestellt, die in den letzten Jahren Schwerpunkte, auch in der Lehre, bildeten. Es handelt sich um
- Fragen der Standortforschung sowie von Konzepten und Methoden der Regionalanalyse,
- Immobilienmärkte als Forschungsthema der Wirtschaftsgeographie,
- die Geographie der internationalen Wirtschaft mit Themen wie Wertschöpfungsnetzwerke durch internationale Unternehmen, transnationale Produktionsorganisation und globale Produktionsnetze,
- Problemfelder des Welthandels aus wirtschaftsgeographischer Sicht,
- die Bedeutung der „neuen Kulturgeographie“ für wirtschaftsgeographische Fragestellungen,
- die räumliche Dimension der Umweltökonomie und des Ressourcenmanagements sowie den Beitrag der Wirtschaftsgeographie zum Umweltschutz, schließlich
- die Stellung und Bedeutung der Wirtschaftsgeographie in der gegenwärtigen „unübersichtlichen“ Welt.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;VORWORT;6
2;INHALT;7
3;ABBILDUNGSVERZEICHNIS;9
4;TABELLENVERZEICHNIS;10
5;KARTENVERZEICHNIS;10
6;60 JAHRE WIRTSCHAFTSGEOGRAPHIE IN MÜNCHEN;12
6.1;1 Die Anfänge der Münchner Wirtschaftsgeographie unter W. Credner und E. Thiel;12
6.2;2 Der Ausbau des Faches und die Wende zur Sozialgeographie unter K. Ruppert;14
6.3;3 H.-D. Haas – Wirtschaftsgeographie im Verbund mit den Wirtschaftswissenschaften;20
6.4;4 Eingliederung in die Fakultät Geowissenschaften – das Ende eines eigenständigen Studienganges Wirtschaftsgeographie;32
6.5;Literatur;34
7;WIRTSCHAFTSGEOGRAPHIE UND REGIONALANALYSEN;38
7.1;1 Einführung;38
7.2;2 Regionen im Zeitalter der Globalisierung;40
7.3;3 Wirtschaftsgeographische Konzepte und Methoden der Regionalanalyse;43
7.4;4 Schlussbetrachtung;58
7.5;Literatur;59
8;IMMOBILIENMÄRKTE ALS FORSCHUNGSTHEMA DER WIRTSCHAFTSGEOGRAPHIE;66
8.1;1 Einleitung;66
8.2;2 Die Immobilienmärkte – Verortung eines Forschungsfelds in der Wirtschaftsgeographie;69
8.3;3 Wirtschaftsgeographie als Grundlagenforschung für die Immobilienwirtschaft;76
8.4;4 Zusammenfassung;78
8.5;Literatur;79
9;TRANSNATIONALE WIRTSCHAFT: UNTERNEHMEN, WERTSCHÖPFUNGSNETZWERKE UND REGIONALE INTEGRATIONSPROZESSE;82
9.1;1 Einführung;82
9.2;2 Von international tätigen Unternehmen und linearen Wertketten zu relationalen Wertschöpfungsnetzen;83
9.3;3 Transnationale Wertschöpfungsnetze und regionale Integration;93
9.4;4 Erträge der Forschungen aus München;99
9.5;5 Schlussbetrachtung;103
9.6;Literatur;103
10;GEOGRAPHIE UND PROBLEMFELDER DES WELTHANDELS;108
10.1;1 Außenhandel – eine Abgrenzung;108
10.2;2 Globaler Handel – ein neues Phänomen?;109
10.3;3 Entwicklungstendenzen im Welthandel;112
10.4;4 Institutionelle Ordnung des Welthandels;120
10.5;5 Ausgewählte Problemfelder des Welthandels;122
10.6;Literatur;132
11;ZUR KULTURELLEN PRODUKTION VON WIRTSCHAFT UND RAUM;134
11.1;1 Einleitung;134
11.2;2 Ein wirtschaftsgeographischer Blick auf kulturgeographische Grundlagen;134
11.3;3 Zugänge zu „Kultur“: Existiert ein nicht definierbares Phänomen?;143
11.4;4 Kulturelle Produktion von Raum;148
11.5;5 Kulturelle Produktion von Wirtschaft – zwischen Ressource und Risikofaktor;153
11.6;Literatur;157
12;RÄUMLICHE DIMENSION DER UMWELTÖKONOMIE UND DES RESSOURCENMANAGEMENTS;166
12.1;1 Einführung;166
12.2;2 Der Beitrag der Wirtschaftsgeographie zum Umwelt-schutz und Ressourcenmanagement;176
12.3;3 Kernbestandteile einer umweltbezogenen Wirtschaftsgeographie;190
12.4;4 Räumliche Dimension des Ressourcenmanagements;193
12.5;5 Ausblick;195
12.6;Literatur;197
13;SCHLUSSWORT: WIRTSCHAFTSGEOGRAPHIE IN EINER „UNÜBERSICHTLICHEN“ WELT;204
14;Verzeichnis der Autoren;208
GEOGRAPHIE UND PROBLEMFELDER DES WELTHANDELS (S. 97-98)
Simon-Martin Neumair Rohstoffe, Arbeitskräfte, Wissen und Kapital sind weltweit geographisch sehr ungleich verteilt. Die arbeitsteilige Produktion von Waren und Dienstleistungen kommt in geographischer Betrachtungsweise als international-räumliche Arbeitsteilung zum Ausdruck. Dabei stellen die weltweite Struktur des Einsatzes dieser Produktionsfaktoren, die grenzüberschreitende Aufteilung der Erzeugungsaktivitäten sowie die Wirkung weltwirtschaftlicher Verflechtungen auf das innere Gefüge der daran beteiligten Akteure bedeutende Forschungsgebiete der Wirtschaftsgeographie dar.
Im Mittelpunkt dieses Kapitels stehen der weltweite Außenhandel und die durch ihn erzeugten globalen Verflechtungen. Dadurch wachsen einzelne Wirtschaftsräume zu einem übergreifenden Weltwirtschaftsraum zusammen, in dem sich die Gesamtheit der weltweiten ökonomischen Aktivitäten unter Nutzung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen raumdifferenziert darstellt. Die Auseinandersetzung mit den räumlichen und sektoralen Strukturen des Außenhandels – sowohl in regionaler wie in wirtschaftsraumübergreifender Perspektive – stellt einen wichtigen Baustein in der Forschungs- und Lehrtradition des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie der LMU München dar.
Neben den allgemeinen Entwicklungstendenzen im Außenhandel kommt dabei den institutionell-ordnungspolitischen Strukturen des Welthandels in Form der Welthandelsordnung durch GATT/WTO sowie ausgewählten Problemfeldern des Außenhandels (z.B. Handelskonflikte, Produkt- und Markenpiraterie, handelsbezogene Verankerung von Umwelt- und Sozialstandards) eine gesteigerte Bedeutung zu.
1 Außenhandel – eine Abgrenzung
Arbeitsteilung ruft Handelsbeziehungen hervor. Erzeugen Menschen mehr als das, was sie für ihr Dasein benötigen, müssen sie die Früchte ihrer Arbeit gegen andere Leistungen tauschen. Arbeitsteilung verursacht Spezialisierung, erhöht die Produktivität der Arbeitskraft, welche effizienter eingesetzt wird, und erweitert durch den Tausch von Waren und Dienstleistungen die Konsum- und Produktionsmöglichkeiten der Menschen. Handelsbeziehungen waren zunächst nur auf der lokalen Ebene angesiedelt, weiteten sich mit steigender Mobilität aber schnell auf überregionale, nationale und internationale Ebenen aus (vgl. KOCH 2006: 5).
Dabei ist die Frage, warum Handel betrieben wird, eng an die Frage nach seiner Vorteilhaftigkeit geknüpft. Denn freiwilliger Handel zwischen Wirtschaftssubjekten kommt nur dann zustande, wenn dieser für sie Vorteile bringt. Findet der Handel zwischen Anbietern und Nachfragern innerhalb eines Landes statt, spricht man von Binnenhandel. Konstitutiv für den Außenhandel ist dagegen das Überschreiten der Staatsgrenze, so dass man ihn als „den die Grenzen des eigenen Wirtschaftgebietes überschreitenden Warenverkehr, einschließlich der mit seiner Abwicklung verbundenen Maßnahmen bzw. Kosten“ (REINING 2003: 34) bezeichnet.