Hackländer | Das Geheimniss der Stadt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Hackländer Das Geheimniss der Stadt

Gangster-Krimi aus dem Geldfälscher Milieu
1. Auflage 2016
ISBN: 978-80-268-7010-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Gangster-Krimi aus dem Geldfälscher Milieu

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-80-268-7010-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Das Geheimniss der Stadt' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Aus dem Buch: 'Der Bankdirektor blickte fragend auf und Herr von Rivola nahm discreter Weise den Hut, um sich zu entfernen; doch bat ihn Herr Merkel wiederholt, noch einen Augenblick zu bleiben, indem er hinzusetzte, daß ja alles, was hier gesprochen würde...' Friedrich Wilhelm Hackländer (1816-1877) war ein deutscher Schriftsteller.

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Zweites Kapitel
Inhaltsverzeichnis
Der Stadtschultheiß schritt mit auf den Rücken gelegten Händen nachdenklich neben dem langen Tische hin und her, während der Amtsdiener beschäftigt war, die verschiedenen Aktenfascikel zusammen zu lesen, um sie wieder in's Archiv zu bringen. Letzterer that dies übrigens nicht schweigend, sondern indem er sich erlaubte, einige abgerissene Bemerkungen vor sich hinzusprechen, die aber darauf berechnet waren, von dem regierenden Oberhaupte der Stadt gehört zu werden. »Das hätte man sich doch denken können,« sagte Herr Sprandel – »das war eine vorher abgekartete Geschichte – Alles überlegt – Alles besprochen – davon pfiff der Spatz auf dem Dache.« »Was beliebt, he? Wovon pfiff der Spatz auf dem Dache?« »Habe ich etwas gesagt, Herr Stadtschultheiß?« »Vielleicht nach Ihrer Gewohnheit nur laut gedacht, wie ich annehmen will. Aber was war abgemacht und besprochen? Ich will, daß Sie reden.« »Nun, wegen der heutigen Verhandlung. Der Metzger-Oberzunftmeister Krampler hat seinen Kopf darauf gesetzt, daß der Vorschlag des Herrn Stadtschultheißen nicht durchgehen soll; er vergißt es nicht, daß sein Bruder bestraft wird, so oft er, statt im Schlachthause, zu Hause schlachtet.« »Dummes Zeug!« sagte der Stadtschultheiß, indem er sich an das Fenster stellte und auf den Marktplatz hinausschaute, der nun wieder leer von Käufern und Verkäufern war, dafür aber langsam mit dicht herabfallendem Schnee bedeckt wurde, welcher rasch die Spuren von heute Morgen unsichtbar machte. »Ja, dummes Zeug,« fuhr der Amtsdiener laut zu denken fort, »allerdings dummes Zeug von dem Metzger-Oberzunftmeister mit seinem Anhange; aber ich hatte es doch anders angefangen.« »Und was hätten Sie anders angefangen?« fragte der Stadtschultheiß, sich rasch umwendend. »Sprechen Sie – ich will es – was hätten Sie anders angefangen – nun?« »O, es ist das nur so meine Meinung, die Meinung eines ganz unwissenden, unbedeutenden Mannes.« »Nun denn, lassen Sie Ihre Meinung hören,« sagte das Oberhaupt der Stadt in herablassendem Tone, wobei Herr Welkermann seine Augen halb zuschloß und sein Kinn in die etwas weite, weiße Halsbinde vergrub, »lassen Sie hören; wir lieben es sehr, Stimmen aus allen Schichten der Bürgerschaft zu vernehmen. Und wie hätten Sie die Sache anders angefangen, anders dargestellt, anders vorgebracht?« »Wenn Sie mir also zu reden befehlen, Herr Stadtschultheiß, so will ich denn auch ehrlich sagen, daß ich das gar nicht dargestellt und gar nicht vorgebracht hätte.« »Ah, das ist neu! Und was hätten Sie gethan?« »Ich – verzeihen Sie mir aber, daß ich mir erlaube, zu sprechen, als wenn ich der Herr Stadtschultheiß gewesen wäre – in diesem Falle würde ich zum Amtsdiener gesagt haben: Sprandel, da haben wir im Keller ein eisernes Gitter vor einem unterirdischen Gange, der zuweilen donnermäßig schlecht riecht, was auch der Metzger-Oberzunftmeister Krampler gerade so gut weiß, wie wir Beide – also, hätte ich gesagt, dieser Gang muß mit Steinen zugemauert werden, und das lassen Sie mir besorgen, Sprandel.« »In der That, das ist eine ganz eigenthümliche Ansicht dieser Sache.« »Dann hätte der Amtsdiener Sprandel einen tüchtigen Maurer genommen, den er kennt, und da in dem großen Keller ganze Haufen Bausteine liegen, so wäre die Öffnung des Ganges im Handumdrehen zugemauert gewesen.« Der Stadtschultheiß hatte seinen Kopf hoch aus der Halsbinde erhoben, wie um besser hören zu können, was der Andere sprach, ließ aber sein Kinn alsdann wieder rasch und tiefer niedertauchen, wobei er kopfschüttelnd sagte: »Das sind ja ganz revolutionäre Ansichten, Sprandel; gerade so, als wenn ich Herr und Meister hier im Rathhause wäre und nicht bloß unter Controle des Stadtrathes verwaltende Behörde, von dem Zutrauen der Bürgerschaft dorthin gesetzt und deßhalb verpflichtet, Alles zu thun, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen.« »Die Bürgerschaft würde sich wenig darum gekümmert haben und hätte es dem Dank wissen müssen, der den alten Gang zumauern ließ.« Vielleicht, dachte der Stadtschultheiß, vielleicht wäre es so möglich gewesen. Er drehte sich abermals gegen das Fenster herum, blickte noch ein paar Minuten lang in die hin- und herwirbelnden Schneeflocken, that hierauf einen tiefen Athemzug und ließ sich alsdann von dem Amtsdiener seinen Überrock, Hut und Regenschirm geben, um nach Hause zu gehen, wo ihn dringende Geschäfte erwarteten. – Die Tageshelle eines solchen Winternachmittags – es war im Monat Januar – ist rasch vorüber, besonders wenn die Luft durch Schneegestöber verdunkelt wird, und so war es denn heute kaum vier Uhr, als schon die Straßenlaternen angezündet wurden und sich in den Häusern hier und da Fenster erhellten. Damit gingen auch die Geschäfte in der Rathhaushalle zu Ende; der Marktmeister verschloß seine Bücher und sein Gehülfe verließ den jetzt kalt gewordenen öden Raum, nachdem er seinen schwarzen Rock bis unter das Kinn zugeknöpft, seine Mütze tief in den Kopf hineingezogen und einen grauen groben Plaid um die Schultern gehängt hatte. Draußen zündete er sich den Rest einer Cigarre an, den er sorgfältig in ein Papier gewickelt bei sich trug, und ging nun, die Hände in den Taschen seiner Beinkleider, so gut als möglich gegen Schnee und Kälte verwahrt davon. Wohin, das wußte er eigentlich selbst kaum. Nach seiner Wohnung? Was sollte er dort thun, in einem ungeheizten Raume, zwischen vier kahlen Wänden, mit der Aussicht auf die Dächer der Nachbarschaft, wenn überhaupt bei der Nacht eine Aussicht möglich gewesen wäre? Besser war jedenfalls der Gedanke, einen Gang aus der alten Stadt in die neue zu machen, dort, wo es auf den breiten Trottoirs und bei der helleren Gasbeleuchtung viel unterhaltender war, als hier in den winkeligen Gassen. Dort hatte er auch in einem sehr eleganten und frequenten Geschäfte einen Freund, den er zuweilen besuchen durfte, wenn derselbe gerade nicht zu sehr beschäftigt war; auch gab es dort oben allerlei Vergnügungen, die unentgeltlich zu haben waren; man konnte die reichen Equipagen betrachten, man konnte sich an dem großen Theater aufstellen, und nach all diesen Unterhaltungen schwebte ihm dann am glänzenden Endziele irgend ein kleines Wirthshaus vor, wo er vielleicht so bekannt war, mit der Bezahlung des zweiten Schoppens Bier auf morgen zu vertrösten, nachdem er dem Kellner für den ersten gerecht geworden. Ehe er aber die innere Stadt verließ, verschaffte er sich hier in einem kleinen Laden Alles wohlfeiler, als in ähnlichen Verkaufslokalen der reichen Stadttheile, wo die Metzger einen unvernünftigen Luxus trieben mit Blumen hinter ihren Schaufenstern, mit kleinen Springbrunnen und sinnreich verzierten Schweinsköpfen. Bei seinem abendlichen Spaziergange nahm er, vielleicht unwillkürlich, vielleicht aber auch in einer leicht begreiflichen Ideenverbindung, den gleichen Weg wie heute Mittag, wo er den Brief des Amtsdieners nach der Wohnung des Stadtschultheißen besorgte, wo es ihm sehr angenehm gewesen war, seine Botschaft an das hübsche Dienstmädchen ausrichten zu dürfen, welches heute Morgen einen großen Eindruck auf sein Herz gemacht. Da lag in Kurzem das große, stattliche Haus vor ihm, und an der langen Reihe der hohen Fenster sah man überall, wenn auch jetzt nur erst gedämpftes Licht, die Anfänge der später glänzenden Beleuchtung. Auf der einen Seite dieses Hauses war eine schmale Gasse, von der aus man die Nebenseite des Gebäudes, das Treppenhaus, Küche sowie auch die Stallung übersehen konnte. Hier machte sich ein ungewöhnliches Leben bemerkbar, Lichterglanz huschte die Treppe auf und ab, im Hofe war der Kutscher beschäftigt, auch die an der hinteren Seite des Hauses angebrachten Laternen zu entzünden, und die Küche strahlte in einem wahren Meere von Beleuchtung. Es ist sehr angenehm, die Zurüstungen zu einem glänzenden Feste in seinen ersten Anfängen zu sehen, wenn man später berechtigt ist, demselben anzuwohnen. Hat man aber die Aussicht auf ein Souper von Wurst und Bier, so ist es besser, von einer hell erleuchteten Küche mit zischenden und brodelnden Casserolen und Pfannen die Blicke abzuwenden. Unser Schreiber that dies denn auch, sein Haupt schmerzvoll mit dem Plaid verhüllt, doppeltes Leid im Herzen, denn als er ein paar Schritte weiter ging und einen Blick in das heimliche Stübchen neben der Küche warf, sah er dort das Fenster allerdings nur zu einer kleinen Spalte geöffnet; doch war diese groß genug, um einen süßen Bratenduft sowie einen feinen Geruch von Gewürzen aller Art, von kochenden Äpfeln und Rosinen entströmen und ihn bemerken zu lassen, daß der wohlbeleibte Koch im weißen Anzuge mit dem feisten, rothen, lächelnden Gesichte der Jungfer Margareth gerade ein Glas dampfenden Punsches ausfüllte und daß beide alsdann mit gegenseitigen wohlwollenden Blicken anstießen. Er hätte gern Prosit! gerufen, doch nahm er einen besseren Theil und zog schweigend seines Weges, wobei er aber dachte, daß, wenn er je in den Fall kommen sollte, ein derartiges reiches Hauswesen zu besitzen, er es nicht dulden würde, daß so feiste, unverschämte Köche, wenn auch vorübergehend, in seiner Küche beschäftigt würden. Jetzt hatte er die engen Gassen der alten Stadt hinter sich, und vor ihm lag die breite Schloßstraße, welche an der fürstlichen Residenz vorüberführte und die Hauptpulsader der neuen Stadt genannt werden konnte. Das Schneegestöber hatte aufgehört, nur hier und da noch wirbelten Flocken um die glänzenden Gaslaternen wie die Mücken ums Licht. Equipagen mit...



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