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E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Händl Stücke


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-85420-875-4
Verlag: Droschl, M
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-85420-875-4
Verlag: Droschl, M
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Enthält die Theaterstücke: "Ich ersehne die Alpen; So entstehen die Seen" (2001); "(Wilde) Mann mit den traurigen Augen" (2003); "Dunkel lockende Welt" (2006).
Als Händl Klaus 1994 mit seinem Prosaband "(Legenden)" debütierte, brachte er einen ganz neuen, überraschenden Ton in die deutsche Literatur, war damit überaus erfolgreich – und dennoch publizierte er seitdem kaum mehr Prosatexte, sondern widmete sich fortan dem Theater, wo er ebenfalls durch Nicht-Erfüllen aller Erwartungen reüssierte.

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Ich ersehne die Alpen
OLIVIA Ich ersehne die Alpen mit ihrer geräumigen Kälte, kein Wunder, ich bin am Ersticken in meinen Federn unterm Dach, das in der Sonne glüht, und weit und breit kein Gipfel und kein Baum, rein gar nichts schenkt mir seinen Schatten hier! Mir ist heiß von diesen heißen Federn, und ich sterbe fast! Ich ersehne die Alpen! Ich ersehne die Alpen! Wie könnt’ es anders sein. Ich will, was ich nicht habe. Will in den Alpen sein! Alpen, wo seid ihr, bitte meldet euch bei mir, ihr braven breiten Berge. Denn was für ein weiches Gebirge verheißen mir Freunde und Bilder, die ich nicht vergessen kann. Ihr sollt noch lang bei Kräften sein, ich will euch ja besuchen! Ich breche einmal auf und schlage meine Haken an der Wand mit ihrem spröden Moos und mit den ernsten Flechten überall. Ich will euch näher kennenlernen! So sieht meine Sehnsucht aus. Ich mache mich gleich aus dem Staub: Ich will hinauf, ich will zu euch, ich bin auf euch gespannt, ihr unbekannten Größen! Höhen, die mich senkrecht halten, da ich sie erklimmen soll! Mir sausen schon die Ohren, ich bin ganz aufgekratzt! Ich kann mir nicht helfen, es ist mir zu heiß, ich habe großen Durst in dieser Trockenheit. Ich muß euch unbedingt erreichen! Alpen, ich ersehne euch! Das ist mein ganzer Trost. Ich breche einmal auf und schlage meine Haken an der Wand. Einmal nimmt sie überhand, und flugs bin ich verschwunden. Ich bin ja schwindelfrei und fliege drum im Lot zu meinem zarten Echo. Hört ihr mich? Ihr sagt ja nichts. Ich bin schon auf dem Sprung! Es liegt so manches in der Luft. Ich bin vor lauter Zärtlichkeit verschwitzt und außer Atem, ich bin schon unterwegs und völlig aufgewühlt. Dem Aufstieg folgt die Rast, wenn es nach meiner Sehnsucht geht! Ich bin mit meiner schwachen Lunge wie geschaffen für die dünne Luft, wie sie da oben dauernd flieht, auch ich will in der nächsten Zeit so gut wie beinah unerreichbar sein, mit euch allein. Seid mir nicht traurig, ihr einsamen Gipfel, ich bin in Gedanken bei euch! Ich hänge inständig wie Treibsand an euch! Ich kann euch nicht vergessen. Ich will euch aber nicht belasten. Habt ihr mich verstanden? Bin ich schon zu weit gegangen? Laßt es einmal krachen! Nichts da. Na? Was habt ihr denn? Ihr seid so still. Bin ich zu laut? Das fängt ja gut an. Seht mich an und klärt mich auf! Versteht ihr mich? Ihr wirkt so kühl. Das Gegenteil ist hier der Fall, ich schmelze zart dahin. Drum bin ich gleich bei euch! mit meinen langen Armen, die schon lang am Ende sind wie ich an sich ja auch. Was hält mich hier? Doch ihr seid da. Das ist ein erster Schritt, macht mit! Ich sehne mich solang nach euch, ich bin verrückt nach euch! Das ist nicht leicht. Mir ist zu heiß. Ich will hochkant weit hinaus aus meiner heißen Wohnung in die schroffe Klamm! Seid ihr noch da? Ich denke, ja. Das ist der erste Schritt, nicht wahr. Ich werde in der Höhe sicher leichter sein! Ihr seid sehr schwer und auch allein. Mir kommen die Tränen. Es ist ja zum Weinen! Aber in dieser gewaltigen Hitze behalte ich meine Tränen für mich. Dabei bin ich erschöpft! Soviel steht bisher fest. Die Luft ist hier zum Schneiden. Ich schmelze zart dahin! in dieser langen Trockenheit von Zimmer zu Zimmer und immer ins Leere wie die Bienen nach dem Wachs, ich liege deswegen am liebsten herum, ich hänge in den Seilen! Wir wollen Freunde sein. Bloß keine falsche Scheu. Ihr rührt mich, wie ihr vor mir liegt und schweigt, weil ihr erledigt seid, und ihr beruhigt mich! Ihr seid schon länger da und wißt, worum es geht, nicht wahr. Ich bin zwar zart und schwitze zwar, zugleich kühlt mich der Schweiß wie euch das blanke Eis, das mit der Zeit verhalten in die Täler fließt und ruhig immer auf mich zu mich auch erreicht. Ich bin bereit. Seid ihr soweit? Der Rucksack ist gepackt. Öffnet mir die Tür und tretet selber ein! Herein. Ich habe großen Durst in dieser Trockenheit! Ich läge gern im Schatten und hätte gern ein Eis! Schickt weiterhin das Eis voraus und macht euch zügig auf den Weg, ihr Ferner! Kalte Alpen. Was? Versteht ihr mich? Dann ist es gut. Seht ihr mir zu? Ich freue mich und winke froh! Wenn das kein gutes Zeichen ist! Bitte nehmt den Faden auf. Was sagt ihr? Ich kann warten. Alles klar. Ich bin bereit! Fühlt meinen Puls und greift rasch ein! Was für ein Leben. Höchste Zeit. Mir ist jedenfalls zu heiß. Liegt es an mir? Wer weiß. Kann sein. Enttäuscht mich nicht! Denn ihr seid aus der Nähe sicher weich und kühl. Das sagt mir mein Gefühl! Ihr baut mich auf. Ich liebe euch. Seid ruhig still. Es ist soweit! Versprochen ist versprochen. Einverstanden? Also gut. Ich hoffe, daß es also schneit. Wo bleibt ihr denn so lang, worauf wartet ihr. Ich brauche euch, begreift ihr mich, die leeren Hänge, drauf den Schnee. Fallt mir einfach in den Rücken. Hopp! Was hält mich hier. Nur zu. So ist es dann viel schöner für uns alle. Sagt einmal. Ich kann mich doch auf euch verlassen? Ihr seid nicht allein! Ich schmelze ja dahin in meinen Federn unterm Dach, das in der Sonne glüht. Und weit und breit kein Gipfel und kein Baum, rein gar nichts schenkt mir seinen Schatten! Hier bin ich verloren. Hört ihr mich? Ihr sagt ja nichts. Was habt ihr nur? Ihr fehlt mir, ich kann mir nicht helfen. Ich will mich in die Schluchten stürzen auf die satten kühlen Matten mitten im Geröll! Dabei wirkt ihr verschlossen. Doch wir müssen offen sein, wir müssen miteinander reden! Ich bin an sich anschmiegsam; ich bin ja am Boden zerstört. Ich strenge mich zwar an, ich kann euch aber nicht erreichen. Laßt uns reden. Hört mir zu. Es ist dringend! Liebe Alpen. Hört ihr mich, und könnt ihr mich verstehen? Leider weicht ihr aus. Oder schweigt ihr tief bewegt. Ist es schon um mich geschehn? Ihr könnt es mir ja sagen. Hm? Das wäre schön. Wißt ihr was, ich kann nicht mehr. Ich bin sehr müde. Schaut mir ruhig in die Augen. Ich verschwinde. Ihr seid kühl. Ja. Seid kühl. Ich halte still. Also, überflutet mich. So wird das aber nichts. Es tut mir leid. Wo bleibt ihr denn? Meine Lieben. Was ist los? Ihr wandert ja so langsam, daß ihr nicht zu hören seid, oder steht ihr einfach still. Ich bin auch noch hier. Wo seid ihr, und was wird aus mir? Muß ich mich wiederholen? Ich bin schon auf dem Sprung, es liegt so manches in der Luft, ich bin schon unterwegs. Ich wüßte gern, woran ich bin. Hallo? Ich bin besorgt. Ich höre euch nicht mehr. Seid ihr noch da? Ihr Alpen. Ja? Vielleicht schluckt euch der Schnee. Man weiß ja nie. Ich kann mich aber täuschen. Soll auch ich jetzt leise sein? Es ächzt in den Gelenken, weil ich voller Sehnsucht bin. Ich bin wohl eine Älplerin. Aber meine Knochen liegen schon im Sarg, und darum will ich mich verabschieden. Es erleichtert mich natürlich, mein Leben aus der Hand zu geben und all die Gegenstände. So entstehen die Seen
BRUNO Uppsala, ja höpperladada! Jetzt bin ich mir gar nicht mehr sicher, wars ein Mensch, das? Ja glatt ists einer und tot noch dazu, und darum ist er leichenblaß und bitterkalt wie diese Gletscher in der Früh, er muß schon länger liegen, vielleicht ist er erfroren, weil er müde war. Uj jeggerle, da seh’ ich leider recht und rüttel’ und schüttel’ und drühück’ ihn vergebens mit aller Leibeskraft und steh’ doch lieber auf, kein Puls, und nix geht mehr. Was mußt du für ein lieber Mensch gewesen sein! Die feinen Lippen verraten noch hier einen gewissen Frohsinn, der dein war und dich liebenswert machte grad wie dein fröhlicher Herzschlag, du Lieber, du. Dein Haar ist lockig und schimmert auf dem reizvollen Eis, und deine Arme sind noch immer stark, du bist wohl viel gerudert und gekraxelt in der letzten Zeit? aber dennoch warst du schließlich müd und bist ins Eis gesunken, oder kams allmählich über dich, und erst heute hab’ ich dich gefunden. Ich bin erschrocken, drum kann ich nicht weinen, doch bald wird es kommen und mich übermannen, dann will ich durchs Tal der Tränen gehen und ein Stück Wegs dir nachfließen in was für ein Jenseits auch immer. Aber du kannst mich ja gar nicht umarmen, du bist ja starr vor Kälte, und trotzdem glänzt dir die Stirn! vom Schweiß vereist, und drunter schlummern Blütenmeere blau aus lauter kalten Veilchen um die tiefen Augen. Toter, warte, ich will sehen, ob dir noch zu helfen ist, mein unbekannter Freund. Vielsagend schweigt er! – Oh. Ich habe lang nach einem echten Freund gesucht, auf den ich mich verlassen kann, und halte dich, wie du so still da liegst, für meinen Freund, mein Freund, nicht wahr, du wehrst dich nicht, weil du ja tot bist, gut, du bist recht kühl, denn du bist wie gesagt erfroren, und noch liegst du auf Eis, du wirkst mit deinen kühlen Zügen aber unverdrossen friedlich auf mich ein, Freund, du beruhigst mich, und ich schenke dir darum mein weiches Herz. Ich bin noch außer Atem, weil ich lang gewandert bin und hier heroben an der dünnen Luft um jeden Zug wie ein erschöpfter Taucher ringen muß. Der Aufstieg hat mich angestrengt, ich habe links und rechts im Kahlschlag kleine Tannen ausgeteilt, ich forste nämlich auf, das heißt, ich grabe mit den Jahren ganze Wälder ein und sehe drin dann nach den Rehen und dem Auerhahn. Soviel zu mir, allein, du rührst dich nicht, und ich bin selber ganz gerührt, mein zugeknöpfter Freund, was dich nicht wundern soll, du zuckst nicht mit der Wimper, wenn ich dich an deinen steifen Ohren ziehen will, um so tief durch deine lieben Augen auch in dich zu schauen, daß ich sozusagen auf den zweiten Blick erkennen kann, was dich denn im Innersten bewegt und daher weiß, woran ich wirklich bin, mein Guter, gell? Doch ich sehe nichts. Die Augen sind verschluckt, und es ist also wahr: Tote schlafen fest. Auch ich bin langsam müde, so wie du, und du liegst noch dazu entspannt herum und scheinbar so verträumt, daß auch ich am liebsten auf der Stelle und am Eis wie du...



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