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E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Kantonspolizei Aargau

Haller Aargauer Abgründe

Kriminalroman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96041-758-3
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Kantonspolizei Aargau

ISBN: 978-3-96041-758-3
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Spannende Unterhaltung mit viel Herz und einer guten Portion Humor.

Eine Mordserie, die zunächst ohne Zusammenhang scheint, erschüttert den Aargau. Susanna Marioni von der Kantonspolizei glaubt Hinweise zu erkennen, die auf ihre eigene Vergangenheit weisen, und bittet Andrina, ihr bei ihren inoffiziellen Ermittlungen zu helfen. Was die beiden nicht wissen: Der Täter ist ihnen längst auf den Fersen. Nach einem Anschlag auf ihr Leben muss Andrina untertauchen und erhält dabei Unterstützung von unerwarteter Seite. Aber kann sie dieser Person wirklich trauen?

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EINS
Andrina hatte das Gefühl, sie schwebe. Sie wagte nicht, zu glauben, dass sie das alles wirklich erlebte. Als sie die Kirche betreten hatte, hatte sie zunächst einen Schrecken bekommen, wie voll sie gewesen war. Man hatte ihnen gesagt, hundert Leute würden in die Kirche passen. Da Andrina und Enrico im kleinen Rahmen feiern wollten, erschien ihnen die Kirche in Birrwil ideal zu sein – weit genug weg von Aarau, aber nicht zu weit, damit ihre Gäste keinen allzu weiten Anfahrtsweg hatten. Sie konnte sich nicht erinnern, so viele Leute eingeladen zu haben. Dicht an dicht sassen sie auf den Holzbänken und hatten ihre Trauung verfolgt. Bestimmt hatten sich Neugierige daruntergemischt, die dabei sein wollten, wenn der Eigentümer des Aarauer Pharmaunternehmens JuraMed heiratete. Jetzt nahm sie die Leute nicht mehr wahr und hatte zum ersten Mal das Gefühl, zu verstehen, was gemeint war, wenn jemand sagte, er schwebe auf Wolke sieben. Andrina ging neben Enrico über den Teppich zum Ausgang. Sie traten durch die Tür, und Andrina musste blinzeln, als ihr die Sonne ins Gesicht schien. Milde Luft strich über ihre Haut. Der Spätsommertag Anfang September gab sich alle Mühe, diesem Tag gerecht zu werden. Als sich Andrinas Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, erkannte sie eine Menschentraube, die sich vor der Kirche versammelt hatte. Entlang des Weges standen Mitarbeiter von JuraMed Spalier. Sie trugen T-Shirts mit dem Logo des Pharmaunternehmens. Einige hielten Rosen in die Höhe, und andere bliesen Seifenblasen in die Luft. Die Kirche hatte darum gebeten, weder Reis noch Blütenblätter zu werfen, was Andrina recht war. Es wurde applaudiert, als Enrico und Andrina durch die Seifenblasen schritten. Die beiden Frauen, die am Ende der Spaliergasse standen, hielten einen Blumenbogen in die Höhe, der mit bunten Bändern behängt war. Am Boden waren einige Kisten aufgestellt. «Du musst sie darüberheben», rief einer der Männer, den Andrina nicht erkannte. Sie lachte, als Enrico der Aufforderung nachkam und Andrina hochhob. Sie schob mit der Hand die Bänder zur Seite, als Enrico sie über das Hindernis trug. Enrico stellte sie auf den Boden und küsste sie. Sofort waren sie von Gratulanten umringt. Sie wurde umarmt und bekam Geschenke in die Hand gedrückt, die sie Seraina weiterreichte, damit sie diese sammeln konnte. Andrina war überwältigt. So viele wünschten ihnen auf ihrem gemeinsamen Lebensweg das Beste. Immer wieder musste sie sich verstohlen Tränen aus den Augenwinkeln tupfen. Zum Glück hatte die Kosmetikerin wasserfeste Tusche verwendet. Ein unbeschreibliches Gefühl: Alle waren wegen Enrico und ihretwegen hier. Zu den ersten Gratulanten gehörten Max Wagner, Susanna Marioni und Samuel Häusermann von der Abteilung Leib und Leben der Kantonspolizei Aargau. Als Nächste kam Elisabeth Veldt – die Verlegerin des Cleve-Verlags, in dem Andrina als Lektorin angestellt war. Seit der Geburt ihrer Tochter Rebecca arbeitete Andrina an zwei Tagen im Büro des Verlags und die restliche Zeit ihres Fünfzig-Prozent-Pensums von zu Hause aus. Nach Elisabeth folgten Angestellte von JuraMed, die Andrina teilweise nur vom Sehen kannte. Kurz darauf nahm Andrinas Schwester Seraina sie und Enrico zur Seite. «Wann möchtet ihr die Gruppenfotos machen?», fragte sie und deutete auf ihren Mann Michael, der vor dem Eingang der Kirche stand. Er war Hobbyfotograf, aber seine Bilder standen denen eines Profis in nichts nach. Er fotografierte gerade ihre gemeinsame Tochter Regina, die Seifenblasen pustete. «Am besten so schnell wie möglich», sagte Enrico. «So vergessen wir nicht die Gäste, die nur zum Apéro gekommen sind. Am liebsten mit dem See im Hintergrund.» Er deutete zum Hallwilersee. «Okay, ich hole Mike.» Andrina liess die Aussicht auf sich wirken. Die Berge waren im Dunst erkennbar. Gegenüber am anderen Seeufer musste Meisterschwanden sein. Auf dem See waren einige Segelboote unterwegs, und Andrina erkannte ein Passagierschiff. Sie blickte Richtung Pfarrgarten und sah fünf Schafe, die auf einem umzäunten Bereich vor dem alten Bauerngarten weideten. Ihr Blöken und das Bimmeln ihrer Glocken trugen zur friedlichen Stimmung bei, die trotz der vielen Gäste herrschte. Sie dachte an ihre Eltern, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, als sie fünfzehn gewesen war. Rasch drängte sie die aufsteigende Wehmut zur Seite. Ihre Eltern hätten bestimmt nicht gewollt, dass sie heute Trauer verspürte. Auf der Seetalstrasse fuhren vereinzelt Autos vorbei. Ihr Blick wanderte weiter zur Linde, die neben der schlichten Kirche stand, die über dem Seetal thronte. So ein schön gewachsener Baum, dachte sie. Hinter ihr war ein Teil des Friedhofs zu sehen. Andrina drehte sich zu ihren Gästen um und erstarrte. Ein Mann schlenderte auf den Torbogen beim Pfarrhaus zu und ging weiter zum Eingang der Kirche. Dort blieb er im Schatten stehen und lehnte sich gegen den Türrahmen … War das etwa …? Sie blinzelte. Nach einigen Sekunden legte er den anthrazitfarbenen Kittel schwungvoll über die Schulter. Er drehte sich um, schritt durch das Tor und entfernte sich mit grossen Schritten über die Zufahrtsstrasse der Kirche. Andrina hatte sein Gesicht nicht erkennen können, aber die Haltung und die Statur konnten stimmen. Nein, dachte sie. Das konnte unmöglich Marco Feller sein. Woher sollte er von ihrer Hochzeit wissen? Er war weit weg. Nach den Ereignissen an Weihnachten vor etwas mehr als eineinhalb Jahren hatte er versucht, seine Beziehung zu Gabi zu retten. Erfolglos. Ein halbes Jahr später hatte er seinen Job bei Leib und Leben der Kantonspolizei Aargau an den Nagel gehängt, sein Haus vermietet und war mit unbestimmtem Ziel abgefahren. Für eine Auszeit, wie Gabi erklärt hatte. Das war vor ungefähr einem Jahr gewesen. Seitdem hatte keiner mehr von ihm gehört, soweit Andrina wusste. «Was ist?», fragte Enrico. «Nichts», erwiderte Andrina. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie. «Du hast eben ausgesehen, als hättest du ein Gespenst gesehen.» «Mike ist einverstanden, wenn wir die Fotos machen, bevor wir zum Apéro zur ‹Chileschüür› gehen», kam Seraina Andrina zuvor. «Himmel, du bist ja ganz blass. Ist dir nicht gut?» «Alles ist in Ordnung.» Andrina hoffte, das Lächeln misslang ihr nicht. Sie warf einen kurzen Blick in die Richtung, in die der Mann verschwunden war, bevor sie Seraina und Enrico folgte. Andrina stand neben Enrico auf dem Steg vor dem Hotel Seerose in Meisterschwanden. Sie lehnte den Kopf gegen seine Schulter und blickte auf den Hallwilersee hinaus. Der fast volle Mond erhellte den See und spiegelte sich auf der Oberfläche. Da die Sonne längst untergegangen war, merkte man deutlich, dass nicht mehr Sommer war und der Herbst vor der Tür stand. Der kühle Windhauch, der vom See zu ihnen wehte, hatte die Wärme des Tages abgelöst und liess Andrina frösteln. Enrico hatte seinen Arm um sie gelegt, und sie spürte die Wärme seiner Hand auf ihren nackten Schultern. «Was ist?», fragte er. «Es ist kühl.» «Kein Wunder um zwei Uhr in der Nacht.» Vor einer halben Stunde waren die letzten Hochzeitsgäste aufgebrochen. Enricos Vater war einer der letzten gewesen, die sich verabschiedet hatten. Zuerst hatte Enrico ihm keine Einladung schicken wollen, aber Andrina war hartnäckig geblieben. Sie freute sich, dass die beiden in Kontakt standen, obwohl Enricos Stiefmutter alles andere als erfreut war und sie weiterhin mied. Sie warf ihrem Mann vor, er habe ihr den unehelichen Sohn verschwiegen, und glaubte ihm nicht, dass er erst vor fast vier Jahren von Enricos Existenz erfahren hatte. Da Andrina zu aufgedreht war, um ins Hotelzimmer zu gehen, waren sie auf den Steg geschlendert. Sie hatte das Gefühl, weiterhin zu schweben. Es war nicht einfach dahergesagter Kitsch, wenn man behauptete, die Hochzeit sei einer der schönsten Tage im Leben. Andrina empfand Dankbarkeit: Dankbarkeit für Enrico. Dankbarkeit, hier sein zu dürfen. Dankbarkeit für alle, die dazu beigetragen hatten, diesen Tag für sie unvergesslich zu machen. Es war bis auf das Plätschern des Sees gegen das Ufer und den Steg ruhig. Die Boote, die im kleinen Hafen festgemacht waren, schaukelten. Diese Ruhe war genau das Richtige, um die Hochzeit nachklingen zu lassen. Wiederholt hatte sie sich heute unauffällig in den Arm gekniffen, um sicher zu sein, nicht zu träumen. Enrico drehte sie zu sich und küsste sie. «So eine tolle Stimmung. Am liebsten würde ich ein Boot nehmen und mit dir auf den See hinausrudern.» «Jetzt?» «Warum nicht?» Die Idee klang verlockend, musste Andrina zugeben, aber bei dem Gedanken, um diese Zeit draussen auf dem See zu sein, fröstelte ihr. Die Farbe des Wassers war schwarz. Unbehagen machte sich breit. «Anscheinend kann ich dich nicht überzeugen. Gehen wir zum Alternativprogramm im Hotelzimmer über.» Er küsste sie auf die Schulter, und ein wohliger Schauer durchlief Andrinas Körper. Auf einmal waren Schritte auf dem Holz hinter ihnen zu hören. Andrina wandte sich um und erblickte Seraina. Sie kam langsam auf ihren hochhackigen Schuhen auf sie zu. Ihr Kleid bauschte sich leicht im Wind. «Rebecca schläft wie ein Engel», sagte sie, als sie Enrico und Andrina erreicht hatte. «Danke, dass du nachgeschaut hast.» Seit Seraina Enricos und Andrinas fast achtzehn Monate alte Tochter gegen einundzwanzig Uhr ins Bett gebracht hatte, war sie wiederholt nachschauen gegangen. Aber das kleine Mädchen hatte sich nicht gerührt. Seraina hatte angeboten, dass ihr Gottenmeitli heute Nacht in ihrem Zimmer schlafen würde, damit es Andrina und...


Ina Haller lebt mit ihrer Familie im Kanton Aargau, Schweiz. Nach dem Abitur studierte sie Geologie. Seit der Geburt ihrer drei Kinder ist sie "Vollzeit-Familienmanagerin" und Autorin. Zu ihrem Repertoire gehören Kriminalromane sowie Kurz- und Kindergeschichten.

www.inahaller.ch

www.facebook.com/autorininahaller



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