E-Book, Deutsch, 224 Seiten
Hameister / Koch Happy Hashimoto
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96121-480-8
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein praktischer Leitfaden für ein Leben mit der Krankheit
E-Book, Deutsch, 224 Seiten
ISBN: 978-3-96121-480-8
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Hashimoto Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, in deren Verlauf der Körper die eigene Schilddrüse angreift und letzten Endes zerstört. Über zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden daran – auch Yavi Hameister. Gemeinsam mit der Hashimoto-Expertin Dr. Simone Koch hat sie nun einen Ratgeber geschrieben, der Betroffenen durch die Erkenntnisse der persönlichen Erfahrung Tipps und Rat gibt, aber auch durch die medizinische Einordnung der Ärztin Klarheit über die Krankheit, deren Symptome sowie die Möglichkeiten einer Linderung schafft. Kinderwunsch, Körpergewicht, Mindset, Ernährung: Der Leser erhält Hilfe für jeden Aspekt der Krankheit.
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Und täglich grüßt dein Hashimoto – sag Adieu!
Die vier Phasen
Yavi Hameister Rückblickend sehe ich meine kurze, aber heftige Hashimoto-Reise von ihren Anfängen bis heute in vier Phasen. Sie alle waren wichtig, um aus den Erfahrungen Wissen, aus Wissen individuelle Erkenntnisse, aus Erkenntnissen ein Verständnis für mich, meinen Körper und meine Krankheit, und aus diesem Verständnis heraus eine funktionierende Behandlungsroutine sowie einen entsprechenden Lifestyle zu entwickeln – und schließlich ein symptomfreies Leben mit Hashimoto führen zu können. Phase 1: Die ersten Symptome Die absolute Verzweiflung in den ersten Wochen, in denen ich keine Ahnung habe, was mit mir los ist. Körperlich und geistig bin ich weit von meinem alten Ich entfernt. Phase 2: Die Diagnose Ich bin nun im Wissen über meine Autoimmunerkrankung, doch nicht darüber, wie ich mit ihr umzugehen und wie ich entsprechend zu leben habe. Die Schulmedizin hilft nur bedingt. Körperlich und geistig befinde ich mich noch immer auf einer quälenden Irrfahrt. Phase 3: Ganzheitliche Therapie Ich befinde mich in ganzheitlicher Behandlung bei Dr. Simone Koch, fühle mich wunderbar aufgehoben, doch wende ich den Therapieplan falsch an: nicht differenziert, achtsam und bewusst genug. Ich befinde mich im Übereifer und einem extremen Lebenswandel, der mich nur noch mehr stresst und überfordert. Phase 4: Unterstützte Selbstheilung Dies ist die entscheidende Phase, und deshalb werde ich ihr den Großteil dieses Buches widmen. Denn aus eigener Erfahrung möchte ich dir gleich einen der wichtigsten Tipps geben: Hast du eine Autoimmunerkrankung, musst du erforschen und verstehen, wer du wirklich bist, wie du tickst und was du brauchst, um ein lebenswertes Leben zu leben – auch ganz losgelöst von deinem Körper und seinen Leiden. Und was du brauchst, ist aufgrund deiner Einzigartigkeit meist etwas ganz anderes als das, was eine andere Person mit Hashimoto braucht. Phase 4 ist also der Abschnitt, in dem du eine sehr intensive Reise durch deinen Körper, deine Seele, deine Vergangenheit, verschiedene Ernährungsformen, möglicherweise durch Hobbys und Freundschaften, verschiedene tiefe Gespräche und womöglich auch Tabletten und Supplemente unternimmst, und in dem du sehr achtsam mit dir und den Körpersignalen umgehen solltest. Denn Hashimoto ist äußerlich nicht zu sehen, aber sehr laut zu hören, wenn du aufmerksam lauschst. Vielleicht kennst du es ja selbst: Du hast die eine oder andere Diät im Kampf gegen die Pfunde unternommen, doch du konntest nie nachhaltig abnehmen. Du hast Diäten abgebrochen, hast im nächsten Zuge vielleicht sogar noch mehr zugenommen. Der häufigste Grund ist, dass wir mit Diäten, Ernährungs- und Lebensumstellungen meist an der Oberfläche kratzen und die Symptome behandeln, ohne zu den Wurzeln durchzudringen. Bist du ein emotionaler Esser, wie ich es so lange war, wirst du deshalb höchstwahrscheinlich mit dem besten Ernährungsplan des besten Coaches scheitern, wenn du nicht herausfindest, woher deine emotionale Beziehung zu Essen stammt und diese auslöst. Und das gilt auch für Hashimoto! Du kannst nicht nur die Symptome behandeln, ohne zu deinen Wurzeln durchzudringen und auf einem selbstanalytischen und ein bisschen auch spirituellen Weg dein wahres Ich freizulegen und erst DANN den für dich möglichen Therapieplan herauszuarbeiten. Und schaust du nur nach rechts und links zu den anderen »Hashis« und folgst den vielen Tipps aus dem Internet und deinem Umfeld, kannst du ganz sicher viel lernen, aber wenn du all die Informationen ungefiltert übernimmst, wirst du vielleicht die Antworten überhören, die du längst hast – in dir drin! Wenn du dir nicht im Klaren darüber bist, wie du funktionierst, wie du dir dein Leben in seiner schönsten Form vorstellst und was du fühlst, wirst du ebenfalls an deinen Versuchen, Hashimoto zu therapieren, scheitern. So wie ich zu Beginn – mit dem besten Plan der besten Ärztin für Autoimmunerkrankungen in Deutschland. Dennoch: keine Phase 4 ohne Phasen 1 und 3 (wenn du Glück hast, gibt’s keine Phase 2). Insbesondere solltest du auf keinen Fall versuchen, dich ohne ärztliche Konsultation selbst zu therapieren. Denn obwohl du über Ernährung, Lebensstil und Mindset sehr viel bewegen kannst, kommst du nicht – zumindest anfangs und in den meisten Fällen gar nicht – ohne Schilddrüsenmedikamente und regelmäßige Kontrollen des Organs und der Hormone aus. Es ist jedoch leider nicht unüblich, monatelang in diversen Wartezimmern zu sitzen und zu hoffen, dass DIESER Arzt endlich DIE alles entscheidende Aussage macht und du »ankommst«. Es kostet Zeit und Mühe und vor allem Geduld, doch ohne guten Arzt kein Fortschritt und vor allem keine langfristigen Erfolgschancen. Ich hatte anfangs mit verschiedenen Endokrinologen Kontakt aufgenommen, doch von Wartezeiten von bis zu zwei Jahren erfahren, so dass ich schnell genervt aufgab. Und klar, der Faktor »Zeit« spielte bei mir eine große Rolle: Meine Selbstständigkeit und meine zwei kleinen Kinder erlauben es mir nicht, mich nur noch in Telefonleitungen zu hängen, um dann auf einer Warteliste zu stehen oder mich hoffnungsvoll in irgendwelchen Praxen herumzutreiben. Da ich glücklicherweise von Simone aufgenommen wurde und außerdem einen weltoffenen Hausarzt habe, der uns bei diversen Untersuchungen und Behandlungsversuchen unterstützt, bin ich bis heute keinem einzigen Endokrinologen begegnet. Unser Therapie-Trio funktioniert, und ich bin froh, auf diese Weise die Entfernung nach Berlin, wo Simone sitzt, zu überbrücken. Nachdem ich also wochenlang zwischen der strengen Diät und Fressanfällen switchte und es mir immer schlechter ging, öffnete ich mich Simone und sagte ihr, dass ich mit einer derart radikalen Ernährungsweise nicht zurechtkäme und dass ich so nicht leben könne. Der Verzicht auf all diese Lebensmittel erschien mir natürlich logisch, all das Verbotene drückte jedoch unweigerlich auf meinen »Haben-wollen-Button«, und ich war nicht in der Lage zu widerstehen. Zu viele Jahre hatte ich mir so vieles, was ich eigentlich wirklich mochte, verboten, und heute gingen allein beim Wort »Diät« alle Warnsignale an, die mich aus dem Unterbewusstsein steuerten. Die einfach zu stark waren und mein Wille zu schwach. Simone verstand sofort. Zwischenzeitlich hatte sie mein autobiographisches Buch gelesen, in dem ich unter anderem von meinen Essstörungen erzähle. »Ja«, sagte sie, »du bist vorbelastet, und von jemandem, der kein gesundes Verhältnis zum Essen hat oder hatte, kann man nicht erwarten, dass er eine Diät auf eine gesunde Art ausführt.« Für mich also die softe Variante, die ich trotzdem als hart genug empfand. Ich sollte mich auf den Verzicht von Gluten, Kuhmilchprodukten und Soja beschränken und bei allem anderen einfach schauen, wie es mir damit ginge. Endlich landeten wieder Kartoffeln auf dem Teller und Erdnussbutter auf meinem glutenfreien Brot, und ich gönnte mir auch wieder meine geliebten Süßigkeiten, achtete jedoch darauf, dass das »teuflische Trio«, wie ich es gern nenne – also das, worauf ich auf jeden Fall verzichten sollte –, nicht enthalten war. Mag sein, dass ich damit keinen Pokal für die fleißigste Hashimoto-Patientin bekomme und auch nicht das Maximum meines Heilungspotenzials erreichte, aber ich war schnell auf meinem persönlichen Siegertreppchen angekommen. Denn hatte ich mal einen schlechten Tag, wusste ich, dass er auch wieder vorbeigehen würde. Und wenn ich wegen zu viel Zucker ein paar Tage besonders erschöpft war, dann wusste ich, dass ich diesen Zucker zumindest genossen und einfach »normal« gelebt hatte. Ich bildete mich viel, mied jedoch Internet-Foren und las auch keine Rezensionen von Fachbüchern oder Erfahrungsberichte zu Hashimoto-Kuren und irgendwelchen speziellen Diäten, denn die Einträge besonders ambitionierter Hashis stressten mich enorm, und der Druck wuchs von Klick zu Klick. Was ich dort las, gab mir meist kein gutes Gefühl, sondern nur das, nicht gut genug (zu mir) zu sein. Zu viele Fehler und nichts zu 100 Prozent zu machen. Und irgendwann garantiert zu scheitern und für immer ein irrender und unglücklicher Hashi zu bleiben. Die Radikalität vieler Leidensgenossen in ihrem Ernährungs- und Lifestyle machte mir Angst, obgleich ich auch verstand, was in ihnen vorging und was sie antrieb. Denn uns vereint, ungeachtet unserer unterschiedlichen Krankheitsausprägungen und Herangehensweisen, die Erstdiagnose – gefolgt von vielen Fragen, Überforderung, Hilflosigkeit, vielleicht sogar Verzweiflung oder Angst. Wir alle standen zu Beginn vor diesem großen Berg und fragten uns, wie wir ihn erklimmen und am besten überwinden konnten, um das paradiesische grüne Tal auf der anderen Seite zu erreichen. Was uns unterscheidet, sind bloß die Entscheidungen, die wir in...