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Haran Schokoladenküsse

Roman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-641-26306-5
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Roman

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ISBN: 978-3-641-26306-5
Verlag: Blanvalet
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»Maeve Haran schreibt so, wie sie ist: witzig, warmherzig und temperamentvoll!« You Magazine

Ihr Verlobter findet sie süß, aber chaotisch; ihre perfekte Mutter findet sie zu groß, zu laut und zu mollig; ihre Freundinnen halten sie für einen bunten Hund. Kein Wunder, dass sich die junge Londonerin Maddy nur hinter der Kamera wohlfühlt. Zum Glück ergattert sie einen Traumjob in einer Londoner Fotoagentur, doch leider arbeitet dort auch Patrick Jamieson, ein bekannter Fotograf und der einzige Mensch, der Maddy innerhalb von Sekunden auf die Palme bringen kann. Richtig turbulent wird es aber, als sie sich von ihm überreden lässt, halb nackt und umgeben von ein paar Karotten als »Venus im Gemüse« zu posieren. Denn die Fotos ihrer üppigen Kurven machen in ganz London Furore – und offenbaren ihr eine neue, hinreißende Seite an Patrick …

Mit ihren turbulent-witzigen Geschichten über die Liebe, Freundschaft, Familie und die kleinen Tücken des Alltags erobert SPIEGEL-Bestsellerautorin Maeve Haran die Herzen ihrer Leser im Sturm!

»Maeve Haran erweist sich immer wieder als Spezialistin für locker-amüsante Geschichten mit Tiefgang!« Freundin

Maeve Haran hat in Oxford Jura studiert, arbeitete als Journalistin und in der Fernsehbranche, bevor sie ihren ersten Roman veröffentlichte. »Alles ist nicht genug« wurde zu einem weltweiten Bestseller, der in 26 Sprachen übersetzt wurde. Weitere erfolgreiche Romane folgten. Maeve Haran hat drei Kinder und lebt mit ihrem Mann in London.

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1


»Mmm …«

Mit geschlossenen Augen ließ Maddy ihre Geschmacksknospen vom fabelhaften intensiven Schokoladenaroma des Cadbury’s Flake verführen und ihre Sinne berauschen.

»Mmmmmmm«, wiederholte sie. Lasziv umschlossen ihre Lippen den gerippten Schokoriegel, als wäre er …

»Maddy!«, durchbrach ein Schrei ihren Tagtraum. Das war Shirley, ihre Kollegin im Fotogeschäft FabSnaps, in dem sie arbeitete. »Deine Freundin Jude war am Telefon. In fünf Minuten ist sie hier, hat sie gesagt.«

Maddy hatte ganz vergessen, dass Jude herkommen würde, um sie loszueisen und mit ihr nach einem Brautkleid Ausschau zu halten. Ob sie in der richtigen Stimmung für die Beurteilung eines Brautkleids war, wusste sie nicht. Im April würde sie heiraten, und sie musste streng Diät halten. Unglücklicherweise bildeten Maddy und eine Diät unüberbrückbare Gegensätze. Wäre es der Wunsch des lieben Gottes gewesen, auf seiner Welt nur schlanke Menschen zu sehen, hätte er weder Hobnob-Biskuits noch McDonald’s-Fritten erfunden – und Cadburys Flakes schon gar nicht.

Seufzend wickelte sie den Schokoriegel wieder ein und steckte ihn in die Tasche ihrer engen Jeans. Sie war so glücklich über die Größe 42 gewesen. Dank des großzügig mit dem Denim verwobenen Lycra-Anteils passte Maddy gerade noch hinein und konnte sich trotzdem bewegen.

»Jeans?«, hatte ihre Mutter bemerkt, als Maddy mit ihrer neuen Errungenschaft nach Hause gekommen war. Damit wollte sie zweifellos andeuten: Nicht dass Mum das Wort »Arsch« jemals in den Mund nehmen würde. Sie war eine Meisterin diskreter Umschreibungen. Vielleicht »Kehrseite«. Oder »Hinterteil«. An einem Tag wilden Übermuts allerhöchstens »Gesäß«. Um diese Diskretion noch zu unterstreichen, besaß Maddys Mutter nicht einmal einen Arsch, ebenso wenig wie ihre Schwester Belinda. Die beiden waren zierliche Blondinen und extrem gepflegt, der Frauentyp, den man nur anschauen musste, um zu wissen, dass sie makellose, hübsche Unterhöschen trugen – was Maddy nicht immer von sich behaupten konnte.

Manchmal glaubte Maddy, sie sei nach ihrer Geburt vertauscht worden. Wie sonst hätte eine eins achtzig große, üppig proportionierte Person mit Zigeuneraugen und Oliventeint in eine Familie geraten können, zu der zart gebaute Blondinen gehörten? Jene entnervende Sorte von Frauen, die Verkäuferinnen fragten: »Entschuldigen Sie bitte, haben Sie das auch in Größe 34?« Zugegeben, Maddy kam nach ihrem Vater, allerdings eher geistig als körperlich. Ihre äußere Erscheinung war ihr ein Rätsel.

Ihr Verlobter Chris sagte immer, eines Tages würde eine Zigeunerschar ins vorstädtische Eastfield stürmen und Maddy für sich beanspruchen. Bis dahin würde sie eben weiterhin im FabSnaps jobben müssen.

In diesem Laden arbeitete sie sehr gern, obwohl ihre Mutter das für reine Zeitverschwendung hielt und dann stets auf Belindas glanzvolle Karriere als Balletttänzerin verwies oder auf Alison, die grässliche Tochter der Nachbarin, die als Trainee in der Halifax Bank eine Managementausbildung absolvierte und einen Firmenwagen fahren durfte. Im Fotoladen herrschte eine nette, freundschaftliche Atmosphäre, und das einzige Konkurrenzdenken galt der Frage, wer um halb sechs am schnellsten zur Tür hinaus war.

Neben Cadbury’s Flakes und ihrem Verlobten Chris gab es nur noch eins, was Maddy ganz besonders liebte – das Fotografieren. Sie hatte ziemlich ausgefallene Jobs angenommen – holländischen Studenten Englischunterricht gegeben (die diese Sprache besser beherrschten als sie selbst), am Ende des Piers den Passanten die Zukunft prophezeit (vielleicht das Zigeunerblut in ihren Adern) und im Outfit einer französischen Zofe die Gäste einer Weinbar namens »Lush and Luscious« bedient. Damals hatte sie auch einen Lehrgang in Fotografie am örtlichen Technical College absolviert.

Im FabSnaps genoss sie einen zusätzlichen Vorteil. Mr. Wingate, der Boss, mochte sie und erlaubte ihr, alle ihre Filme kostenlos zu entwickeln. Da sie viel fotografierte, machte das pro Woche mindestens zwanzig Pfund aus. Außerdem durfte sie mit seinem hochmodernen Digital-Developer experimentieren, und er stellte ihr seine romantische, antiquierte Dunkelkammer zur Verfügung, in der sie Schwarzweißfilme entwickelte.

»Maddy!«, kreischte Shirley wieder.

Hastig kehrte sie in den Laden zurück und sah nach den noch nicht erledigten Aufträgen. Eine der großen Entwicklungsmaschinen spuckte Fotos aus.

»He, Jude!«, begrüßte Maddy ihre Freundin auf die übliche Weise, und beide brachen in Lachen aus. »Das muss ich noch fertig machen. Der Kunde hat extra etwas mehr bezahlt, damit er seine Bilder in einer Stunde kriegt.«

Normalerweise schaute sie sich die Fotos kurz an, um die Qualität zu kontrollieren und sicherzugehen, dass sie nichts Obszönes oder Illegales zeigten. Während die Bilder durch die Maschine glitten, musste Maddy blinzeln. Lauter nackte Ärsche. Und als sie genauer hinschaute, grinste sie. Auf den Fotos prangte ein ganzes Rugbyteam ohne Hosen, und die Aufschrift ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG, ALTER JUNGE zog sich über die Hinterbacken – oder »Gesäße«, wie es Maddys Mum ausdrücken würde. Im Allgemeinen weigerte sich FabSnaps, Fotos von nackten Tatsachen abzuziehen. Doch Maddy entschied, dass an diesen Bildern kein Mensch Anstoß nehmen könnte, es sei denn, sein Humor wäre chirurgisch entfernt worden.

»Nette Hintern«, kommentierte Jude.

»Hoffentlich teilt das Geburtstagskind deine Meinung.«

»Sehen Sie zu, dass Sie um zwei wieder da sind!«, rief Mr. Wingate. Maddy war eine tüchtige, gewissenhafte Angestellte, die oft genug auf ihre Mittagspause verzichtete, wenn es viel zu tun gab. Deshalb drückte er manchmal ein Auge zu.

»Danke, Mr. Wingate.« Sie steckte die Fotos in einen rot-weiß-blauen Umschlag. Diese Farbkomposition, vom britischen Union Jack inspiriert, hatte sich der Boss ausgedacht, um mit Patriotismus als Marketingwaffe die größeren Rivalen aus dem Feld zu schlagen. »Bald wird der Kunde diese Bilder abholen. Um Punkt zwei komme ich zurück. Das verspreche ich Ihnen.«

Gleich um die Ecke lag das Geschäft, in das Jude sie führen wollte. Obwohl sich Wedding Belles nicht im schicken Knightsbridge oder in den angesagten Regionen von Soho befand, hatte die Boutique schon mehrere TV-Stars und Girly-DJs ausstaffiert. Einem Gerücht zufolge war sogar Madonna schon einmal hier gewesen.

»O Maddy!«, quietschte Jude und zeigte auf ein Kleid in der Auslage. »Darin würdest du sensationell aussehen! Chris würde schon einen Orgasmus kriegen, während er all die vielen Knöpfe öffnet.«

Mit zusammengekniffenen Augen musterte Maddy die hinreißende Kreation. Im Gegensatz zu ihr selbst war das Kleid schmal und elegant, aus elfenbeinfarbenem Satin, täuschend schlicht geschnitten, mit einer Reihe winziger Knöpfe am Rücken.

Gab es eine auch nur annähernd realistische Chance, dass sie da hineinkommen würde? Warum wurde eine Frau, sobald ihre Kleidergröße ein kleines bisschen über 42 hinausging, plötzlich in die Kategorie 46 bis 48 bugsiert?

»Warum gehen wir nicht rein und schauen’s uns an?«, versuchte Jude sie zu umgarnen, wie Satan, der Eva einen Red Delicious hinhielt. »Ich meine – was hast du zu verlieren?«

»Meine Würde und meine ohnehin schon gefährdete Selbstachtung«, erwiderte Maddy und erinnerte sich an diverse Begegnungen mit arroganten Verkäuferinnen, die ihr das Gefühl gegeben hatten, man müsse eigens für sie einen Modeladen für Mammuts gründen. »Warum nicht, zum Teufel?« Verdammt wollte sie sein, wenn sie sich von dieser hochnäsigen Bande einschüchtern ließe.

Den Kopf hocherhoben, versuchte sie ebenso stilvoll zu wirken wie das Kleid – ein schwieriges Unterfangen, weil sie ihre Stretchjeans und ihren vergammelten gestreiften Lieblingshut im Grungelook trug, der ihre widerspenstigen dunklen Haare bändigen sollte … , dachte sie. Ihr Vater hatte stets betont (meist nach einer von Mums ätzenden Bemerkungen über Elefanten in Porzellanläden), Maddy verfüge zumindest über Ausstrahlung.

»Nun komm schon!« Jude stieß sie zur Tür. »Probier’s an. Du musst es ja nicht kaufen.«

»Dazu werde ich mich wohl kaum durchringen«, murmelte Maddy, »weil ich noch nicht zu sparen angefangen habe.« Das fügte sie nur in Gedanken hinzu. In der Boutique herrschte eine beängstigend edle Atmosphäre. Das Dekor schrie geradezu nach Platin-Kreditkarten – dicke weiße Teppiche, schwere elfenbeinfarbene Seidenvorhänge, die von geflochtenen Schnüren zusammengehalten wurden, extravagante Seidenblumen in riesigen Vasen und ein kleines Tablett mit Espresso und Fruchtsaft. Als Tüpfelchen auf dem i waren frische Rosenblütenblätter auf dem Boden verstreut. Maddy geradezu, wie die Visa aus ihrer Brieftasche gelockt wurde. Was niemandem etwas nutzen würde, weil sie die Karte schon fast bis zum Limit belastet hatte.

Noch immer ließ sich keine einzige Verkäuferin blicken.

»Wie in einem Geisterladen«, wisperte Maddy. »Vielleicht wurde das Personal von der militanten Brigade alter Jungfern niedergeschossen.« Sie ging zur Auslage und inspizierte das traumhafte Kleid. »Typisch. Kein Etikett mit der Größe, kein Preisschild. Soll ich die Schaufensterpuppe würgen und ins...


Haran, Maeve
Maeve Haran hat in Oxford Jura studiert, arbeitete als Journalistin und in der Fernsehbranche, bevor sie ihren ersten Roman veröffentlichte. »Alles ist nicht genug« wurde zu einem weltweiten Bestseller, der in 26 Sprachen übersetzt wurde. Weitere erfolgreiche Romane folgten. Maeve Haran hat drei Kinder und lebt mit ihrem Mann in London.



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