Hardmeier | Glaube, der trägt, wenn alles im Fluss ist | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Hardmeier Glaube, der trägt, wenn alles im Fluss ist

Evangelikale zwischen fundamentalistisch und postevangelikal. Ein Plädoyer für einen dritten Weg in der Zeit der Postmoderne, der sowohl die Bibel als auch unsere Kultur ernst nimmt.
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7655-7862-5
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Evangelikale zwischen fundamentalistisch und postevangelikal. Ein Plädoyer für einen dritten Weg in der Zeit der Postmoderne, der sowohl die Bibel als auch unsere Kultur ernst nimmt.

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-7655-7862-5
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kirchen und christlicher Glaube befinden sich in unserer westlichen Gesellschaft im Umbruch. Wir stehen in einer religiösen Zeitenwende. Vielen Christen brechen ihre Glaubensfundamente weg. Besonders betroffen sind die Evangelikalen: Manche suchen ihren Halt in einem biblizistischen Fundamentalismus, der sich aus unserer Kultur und Gesellschaft zurückzieht. Andere hinterfragen kritisch ihre überkommenen Glaubensüberzeugungen, wollen gesellschaftsrelevant sein und entwickeln sich zu "Postevangelikalen".

Roland Hardmeier zeigt einen dritten Weg auf: Ein Evangelium der Mitte, das auf der Autorität der Bibel und den Fundamenten des christlichen Glaubens steht, sich aber gleichzeitig der Welt zuwendet und den Fragen der Zeit stellt. Es geht um einen dynamischen, lebensnahen und gesellschaftsrelevanten Glauben in der Welt der Postmoderne, der Verantwortung für die Welt wahrnimmt und das Evangelium von Jesus Christus in unsere Kultur übersetzt.

Ein engagiertes Plädoyer für einen fundiert unfundamentalistischen Glauben!

"'Wie kann unser Glaube anschlussfähig an die Postmoderne werden, ohne dass wir seinen Grundbestand und unsere ethischen Wertsetzungen preisgeben?' - Ich habe bisher kein Buch gefunden, das diese Schicksalsfrage der Evangelikalen jenseits von Fundamentalismus und Postevangelikalismus so sorgfältig, fair und gleichzeitig so gut lesbar beantwortet wie dieses hier. Ein Buch der Mitte im besten Sinne, auf dem man aufbauen kann." (Reinhold Scharnowski, Pastor und Publizist)

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Kapitel 2 Vertrauensvoll wie Luther: evangelikales Schriftverständnis
Die Bibel ist von grundlegender Bedeutung für den christlichen Glauben. Was wir über Gott und die Welt, Jesus und die ersten Christen glauben, wissen wir im Wesentlichen aus der Bibel. Es ist deshalb entscheidend, wie wir die Bibel lesen und verstehen. Um das Verstehen und Interpretieren der Bibel geht es in diesem Kapitel über das evangelikale Schriftverständnis und im nächsten Kapitel über die moderne Bibelwissenschaft. Die Polarisierung der Christenheit, die uns im letzten Kapitel beschäftigte, hat das Potenzial zu irritieren. Während die einen für konservative Werte einstehen und sich von der Welt abwenden, begrüßen andere den gesellschaftlichen Wandel und umarmen den Zeitgeist. Obwohl alle dieselbe Bibel lesen, gibt es tiefe Gräben in der religiösen Landschaft. Diese Irritation schwächt sich ab, wenn man sich mit der Geschichte der Bibelauslegung befasst. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich ganz verschiedene Zugangsweisen zur Bibel herausgebildet. Wenn man Epochen überblickt, ragt unter den vielen Möglichkeiten, sich der biblischen Botschaft anzunähern, das vertrauensvolle Lesen der Schrift heraus. Die Kirchenväter und die katholischen Dogmatiker des Mittelalters lasen die Bibel mit der selbstverständlichen Voraussetzung, dass sie Gottes Wort sei. Die Reformatoren haben den Grundsatz „Sola Scriptura“ in den Mittelpunkt der Theologie gerückt, im Pietismus wurde die Bibel als Wort Gottes der kirchlichen Basis nahegebracht. Die Evangelikalen fühlen sich seit den Anfängen der Bewegung diesem Schriftverständnis zutiefst verbunden. Sie lesen die Bibel im Vertrauen, dass sich in den menschlichen Worten der Bibel Gott selbst zu Wort meldet. Die dynamische Entwicklung der modernen evangelikalen Bewegung im letzten halben Jahrhundert ist diesem Umstand zu verdanken. Dieses positive Bild ist erschüttert. Der Umbruch von der Moderne zur Postmoderne hat Bewegung in das Schriftverständnis gebracht. Fragen an die Bibel, die Theologen schon immer beschäftigt haben, werden mit neuer Dringlichkeit gestellt. Es wird nicht mit Kritik gespart und an den Fundamenten des Glaubens gerüttelt. Auch im Evangelikalismus werden Zweifel an der Bibel laut. Hat die vertrauensvolle Bibellektüre unserer Vorväter aus heutiger Sicht noch Bestand? Praktizieren wir vormoderne Romantik, wenn wir uns vom Bibelwort ansprechen lassen? Ist ein vertrauensvolles Lesen der Bibel wissenschaftlich haltbar? Die Zukunft der evangelikalen Bewegung hängt davon ab, wie wir diese Fragen beantworten. Ein lebendiger Glaube ist auf ein klares Schriftverständnis angewiesen, so wie ein gesunder Baum tiefe Wurzeln braucht. Denn was den christlichen Glauben ausmacht, muss aus der Beschäftigung mit der Schrift gewonnen werden. Ein festes Glaubensfundament ist auf nichts so sehr angewiesen wie auf ein vertrauensvolles Lesen der Schrift. Vertrauensvolles Lesen
Mehr als tausendfünfhundert Jahre lang haben Christen die Bibel im Vertrauen gelesen, dass sie Gottes Wort ist. Diese Gleichung galt uneingeschränkt bis zur nachreformatorischen Ära. In dieser langen Zeit ging man davon aus, dass der Anspruch der Bibel, zuverlässig über Geschehenes zu berichten, vertrauenswürdig ist. Es gab eine Vielfalt in theologischen Fragen und nicht wenig Streit deswegen. Wenn man die Kirchenväter studiert, stellt man fest, dass es Differenzen gab, wie bestimmte biblische Texte zu verstehen und welche Methoden der Auslegung anzuwenden sind. Diese Differenzen konnten zum Teil erheblich sein. Aber in einem war man sich von den Kirchenvätern bis zu den Reformatoren einig: Die Bibel des Alten und Neuen Testaments ist Gottes Wort. Das evangelikale Schriftverständnis schließt sich bewusst an das reformatorische an. Dabei wird nicht übersehen, dass die Reformatoren die Bibel durchaus kritisch lesen konnten. Jedenfalls gilt das für Luther, der bei den Humanisten seiner Zeit lernte, seinen Verstand zu gebrauchen. Die Reformatoren haben verschiedene Texte miteinander verglichen und einzelnen biblischen Büchern mehr Gewicht zugeschrieben als andere. So machte Luther kein Geheimnis daraus, dass er mit dem Jakobusbrief und der Offenbarung des Johannes nicht viel anzufangen wusste. Den Römerbrief und das Johannesevangelium hingegen schätzte Luther besonders. Trotzdem konnte Luther sagen, dass für ihn „allein die Schrift regiert“. Luther berief sich auf den Kirchenvater Augustinus, der in einem Brief geschrieben hatte: „Ich habe gelernt, allein diesen Büchern, welche die kanonischen heißen, Ehre zu erweisen, sodass ich fest glaube, dass keiner ihrer Schreiber sich geirrt hat. Andere aber, wie viel sie auch immer nach Heiligkeit und Gelehrtheit vermögen, lese ich so, dass ich es nicht darum als wahr glaube, weil sie selbst so denken, sondern nur insofern sie mich durch die kanonischen Schriften oder einen annehmbaren Grund überzeugen konnten.“1 Die Schrift ist nach Luther Gottes Wort, weil es Worte sind, die der Geist lehrt. Sein Vertrauen in die Schrift war nicht Folge eines Romantizismus, sondern das Resultat gründlicher theologischer Reflektion. Für Luther war klar, dass man der Schrift „in allen Dingen den ersten Rang einräumen“ muss. Das sei notwendig, weil die Schrift durch sich selbst gewiss, leicht zugänglich und leicht verständlich sei, wie Luther sich ausdrückte.2 Mit dieser berühmten Charakterisierung war das „protestantische Schriftprinzip“ geboren, das die evangelische Theologie bis heute tief prägt. Das protestantische Schriftprinzip besagt, dass die Bibel Gottes Offenbarung und sein verbindliches Wort an uns ist. Es hat Vorrang vor kirchlichen Traditionen und steht über der menschlichen Vernunft. Einen Schritt weiter in Richtung einer Inspirationslehre ging der Genfer Reformator Johannes Calvin in seinem monumentalen Werk, dem „Unterricht in der christlichen Religion“, kurz nach dem ersten Wort des lateinischen Titels „Institutio“ genannt. Er entwickelte die einflussreiche Lehre vom „testimonium spiritus sancti internum“ (innewohnendes Zeugnis des Heiligen Geistes). Nach ihr bezeugt der Heilige Geist dem Bibelleser, dass die Heilige Schrift, die er liest, göttliche Autorität hat: „Wer innerlich vom Heiligen Geist gelehrt ist, der verharrt fest bei der Schrift, und diese trägt ihre Beglaubigung in sich selbst; daher ist es nicht angebracht, sie einer Beweisführung und Vernunftgründen zu unterwerfen. Die Gewissheit aber, die sie uns gewinnt, die erlangen wir durch das Zeugnis des Geistes. Gewiss verschafft sich die Schrift ganz von selbst durch ihre eigene Majestät Ehrfurcht, aber sie ergreift uns erst dann recht und ernstlich, wenn sie durch den Geist in unserem Herzen versiegelt ist.“3 Das Vertrauen in die Bibel als verbindliches Gotteswort fand in der nachreformatorischen Zeit Ausdruck in zahlreichen Bekenntnissen. Im Heidelberger Katechismus von 1563 heißt es, dass wahrer Glaube die feste Erkenntnis ist, „durch die ich alles für wahr halte, was Gott in seinem Wort offenbart hat“.4 Im Westminster Bekenntnis von 1647, das die Hauptströmungen der Reformation in England zusammenfasst, ist von der Autorität der Bibel die Rede, deren Autor Gott ist und der man glauben und gehorchen muss.5 Das evangelikale Schriftverständnis reiht sich in diese Bekenntnistradition ein. Es kennt den nagenden Zweifel an der Verlässlichkeit der Bibel nicht, wie er in der Epoche der Moderne aufkam. Evangelikale lesen die Bibel voll Vertrauen wie einst Luther und gewinnen daraus einen festen Glauben, der die Kraft bietet, epochalen Umbrüchen standzuhalten. Helge Stadelmann drückt es so aus: „Evangelikales Schriftverständnis steht in einer langen Tradition evangelischen Bekennens. Evangelikales Schriftverständnis ist vor Auflösungserscheinungen und Uminterpretationen nicht geschützt. Bis heute hat das evangelikale Bekenntnis aber immer wieder die Kraft gehabt, das zu bezeugen, wofür eine gute evangelische Bekenntnistradition steht: die uneingeschränkte göttliche Inspiration, Autorität und Wahrheit der Heiligen Schrift.“6 Unfehlbar und inspiriert
Das vertrauensvolle Lesen der Bibel wächst aus dem Glauben an die Inspiration. In Übereinstimmung mit den Reformatoren gehen Evangelikale davon aus, dass der Heilige Geist die Verfasser der Bibel inspirierte (2. Timotheus 3,16) und dass derselbe Geist den Bibelleser erleuchtet, um das Wort zu verstehen (Epheser 1,18). Aus dem Gedanken, dass Gott die Verfasser der biblischen Schriften inspirierte, wächst für Evangelikale die Überzeugung, dass die Bibel unfehlbar mit dem Willen Gottes bekannt macht. Dem Begriff „Unfehlbarkeit“ kommt wichtige Bedeutung zu. Die meisten Evangelikalen möchten nicht so weit gehen wie Fundamentalisten, die aus dem Inspirationsgedanken die völlige Irrtumslosigkeit der Bibel ableiten. Fundamentalisten gehen davon aus, dass Gott die...



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