E-Book, Deutsch, Band 49, 400 Seiten
Reihe: CORA Collection
Hart / Smith / Thacker Cora Collection Band 49
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-0871-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Familie zum Heiraten gesucht
E-Book, Deutsch, Band 49, 400 Seiten
Reihe: CORA Collection
ISBN: 978-3-7515-0871-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bisher hat die britische Autorin Jessica Hart insgesamt 60 Romances veröffentlicht. Mit ihren romantischen Romanen gewann sie bereits den US-amerikanischen RITA Award sowie in Großbritannien den RoNa Award. Ihren Abschluss in Französisch machte sie an der University of Edinburgh in Schottland. Seitdem reiste sie durch zahlreiche Länder, da sie sich beruflich nicht festlegen wollte. Mit vielen Jobs hielt sie sich in diesen Ländern unter anderem in Südafrika, Tanganyika, Australien, Oman, Pakistan, Algerien, Belize sowie den USA über Wasser. Jessica Hart war als Auslandskorrespondentin tätig, sie begleitete eine Expedition in Westafrika oder unterrichtete Englisch. Nebenbei hat sie als Kellnerin, Zimmermädchen, Tellerwäscherin, Sekretärin oder als Assistentin in einem Restaurantführer-Verlag gearbeitet. In ihren Büchern finden die Leser manche dieser Berufe wieder. Sie selbst sagt, dass in ihrer Brust zwei Seelen schlummern, einerseits träumt sie von einem gefährlichen Leben in fremden Ländern, sie reist gern. Andererseits fühlt sie sich mit ihrer Heimat England sowie mit ihrer Familie verbunden, sie liebt viele Dinge, die es nur in ihrem Heimatland gibt.
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1. KAPITEL Sie war eine Betrügerin. Jeder in der Nachbarschaft hielt Angela Schumacher für eine Supermutter, aber das stimmte schon seit Jahren nicht mehr. Da sie sich um zwei Jobs und drei Kinder – Olivia, Anthony und Michael – kümmern musste, war sie völlig ausgebrannt und mit den Nerven am Ende. Angela parkte vor ihrem Haus, und während sie aus dem Wagen stieg, fielen ihr einige Strähnen ihres kinnlangen blonden Haars, das zu einem schicken Bob geschnitten war, ins Gesicht. Das schwindende Tageslicht hüllte die Szene, die sich Angela bot, in eine eigentümliche Atmosphäre. Vor der Tür stand ihre Nachbarin Zooey, die manchmal bei ihr als Babysitterin einsprang. Sie hielt Jack Levers kleinen Sohn auf dem Arm. Gleichzeitig stoppte sie Olivia, Michael und Jacks Tochter Emily, mit einer Handbewegung, während sie jemandem im Garten etwas zurief. Besorgt, dass ihre sonst so unerschütterliche, schöne Nachbarin gestresst sein könnte, eilte Angela zu ihr. Sie hatte nie verstanden, warum Jack Lever so lange gebraucht hatte, um sich in seine hübsche, gertenschlanke Nanny zu verlieben. Aber mittlerweile waren die beiden verlobt und wollten bald heiraten, was alle im Danbury Way begeisterte. „Jack, sei vorsichtig auf der Leiter“, rief Zooey. „Welche Leiter?“, fragte Angela erstaunt. Was spielte sich hier eigentlich ab? Ob eine Katze aufs Dach geklettert war …? „Warum steigt Jack auf eine Leiter?“ Während sie sich Jackie auf die andere Hüfte setzte, antwortete Zooey ganz ruhig: „Wegen Anthony.“ Plötzlich fiel Angela auf, dass Anthony nicht mit den anderen Kindern vor der Tür stand. Ihr Herz raste, und ihr Mund wurde trocken. Panik durchfuhr sie. „Was stimmt nicht mit Anthony? Warum braucht ihr eine Leiter? Brennt es?“ „Nein, es brennt nicht. Er hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen, nachdem er sich mit Olivia gestritten hat. Anthony hat ihre Steinesammlung genommen, ist damit in seinem Zimmer verschwunden und lässt niemanden zu sich.“ Das war das Stichwort für die siebenjährige Olivia, zu Angela zu rennen und sich lauthals zu beschweren. „Mummy, ich hasse ihn“, weinte sie laut. „Er hat meine Steine!“ Olivias Steinesammlung war ihr kostbarster Besitz. Vermutlich hatte Anthony sie deshalb genommen. In den letzten Monaten hatte er sich sehr verändert. In den letzten Monaten, in denen sein Vater Jerome zwei Besuchstermine nicht eingehalten hatte. Der fünfjährige Michael war hinter seiner Schwester hergekommen und schaute seine Mutter nun mit großen Augen an. „Es ist auch mein Zimmer. Aber er lässt mich nicht rein.“ „Jack wollte nur mal ins Fenster gucken, um zu sehen, ob es ihm gut geht“, versicherte Zooey. In diesem Moment kam Jack um das Haus herum und lächelte Angela an. „Er ist so stur, wie nur Neunjährige es sein können. Natürlich hat er mich völlig ignoriert, als ich ans Fenster geklopft habe. Aber es ist nichts Schlimmes passiert. Er sitzt auf seinem Bett, hat Kopfhörer auf und spielt GameBoy.“ „Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll“, murmelte Angela. „Ich kann nun mal nicht all das ausgleichen, was Jerome versäumt.“ Nachdem sie die anderen Kinder ins Haus geschickt hatte, schaukelte Zooey den kleinen Jackie ein wenig auf dem Arm. „Vielleicht solltest du dich einmal nach dem ‚Big-Brother‘ – Programm im Gemeindezentrum erkundigen. Dort bieten einige Leute an, mit Kindern von sehr beschäftigten Eltern etwas zu unternehmen“ Sie blickte Jack an, als erwarte sie von ihm eine Bestätigung ihrer Worte. Er zuckte mit den Schultern. „So hätte Anthony vielleicht einmal ein positives männliches Vorbild. Andererseits könntest du natürlich auch wieder heiraten …“ Jack schien sie necken zu wollen, und Angela wusste, dass er sie nur zum Lachen bringen wollte. Im Moment war ein Ehemann jedoch das Letzte, was sie suchte. Ihr war allerdings klar, dass sie sich mehr mit Anthonys Problemen auseinandersetzen musste. Sie hatte sich schuldig gefühlt, als Jerome sie verlassen hatte. Es enttäuschte sie immer noch, dass er nicht verstand, was für Schätze seine Kinder waren. Deshalb hatte sie es mit ihrer Fürsorge übertrieben und besonders Anthony zu viel durchgehen lassen. Das würde jetzt aufhören, denn Anthony musste akzeptieren, dass sein Vater nicht mehr bei ihnen lebte. Und Angela würde ihm das erklären. „Kannst du noch einige Minuten bleiben, bis ich mit Anthony geredet habe?“, bat sie Zooey. „Kein Problem.“ Als Jack seinen Sohn von Zooey entgegennahm, gab er ihr einen schnellen Kuss. „Emily, kommst du mit mir?“ Seine Tochter, die so alt wie Olivia war, schüttelte den Kopf. „Olivia und ich müssen noch einiges besprechen.“ Jack blickte Angela fragend an. „Sie kann gerne zum Abendessen bleiben.“ „Vielleicht können wir Jackie überreden, heute früh zu Bett zu gehen“, flüsterte Jack Zooey mit einem kleinen Abschiedskuss zu. Angela ging ins Haus und in die Küche. Sie freute sich, dass Zooey und Jack ihr Glück gefunden hatten. Die beiden wollten am Valentinstag heiraten und wirkten wie das ideale Paar. Angela glaubte nicht, dass sie mit Jerome jemals so glücklich gewesen war. Sie hatten geheiratet, weil sie einen Mann und eine Familie wollte. Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, als sie sechzehn gewesen war und ihre Adoptivschwester Megan vierzehn. Die Schwestern hatten sich gegenseitig getröstet und waren immer noch beste Freundinnen. Megan lebte sogar in der Wohnung über der Garage von Angelas Haus. Doch ihre Schwester hatte genau wie Zooey die große Liebe gefunden und würde heiraten. Und was werden sollte, wenn Megan auszog, wusste Angela nicht. Vielleicht hatte Angela Jerome geheiratet, weil sie an die Liebe glauben wollte. Sie wollte beweisen, dass ein Mann auch länger bei der Familie bleiben konnte, als ihr Vater das getan hatte. Leider hatte sie lernen müssen, dass die meisten Männer gleich waren. In der Küche suchte Angela nach einem Spieß. Damit eilte sie nach oben und überlegte währenddessen, was sie ihrem ältesten Kind sagen sollte. Sie führte die Spitze des Spießes in das kleine Loch im Türknauf und öffnete das Schloss. Seit ungefähr zwei Monaten sah Anthonys Zimmer noch chaotischer aus als früher. Michael war zwar auch nicht ordentlich – seine Socken und sein Spielzeug lagen auf dem gesamten Boden verstreut. Doch Anthonys Unordnung wirkte anders, so als hätte er sie absichtlich angerichtet. Papier lag auf dem Boden, eine halbe Banane faulte auf dem Nachttisch vor sich hin, und auf der Bettdecke türmten sich schmutzige Kleidungsstücke. Eigentlich sollten die Kinder jeden Tag ihr Bett machen, aber ihr ältester Sohn hielt sich nicht daran. Er musste lernen, Regeln zu befolgen, selbst wenn das Leben manchmal ungerecht war. Als Angela zum Bett ging, schaute ihr Sohn nicht einmal auf. Er hatte sich der Länge nach ausgestreckt, trug Kopfhörer und war mit dem GameBoy beschäftigt. Angela trat zu ihm und zog ihm die Stöpsel aus den Ohren. „Hey!“ „Ich reagiere nicht auf hey. Ich höre nur auf Mom. Und wenn ich in dein Zimmer komme, dann kannst du mich ruhig ansehen.“ Bei ihrem strengen Tonfall riss Anthony die Augen auf und legte den GameBoy weg. Sie zeigte auf das Bett. „Darf ich mich neben dich setzen?“ Ein vorsichtiger Blick. „Dein Benehmen ist nicht in Ordnung.“ Er verzog den Mund, schwieg aber und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich weiß, dass du sauer bist, weil dein Dad die letzten Besuchstermine abgesagt hat. Aber das entschuldigt nicht dein Verhalten. Wir können jederzeit darüber reden.“ „Du bist doch nie hier.“ „Ich bin so oft hier, wie ich kann, aber ich muss viel arbeiten, damit wir das Haus behalten und Kleidung und Essen kaufen können. Wenn Tante Megan auszieht und heiratet, brauchen wir mehr Geld. Vielleicht finde ich schnell einen Mieter für ihre Wohnung, aber vorher werden wir knapp bei Kasse sein.“ Anthony wirkte überrascht. „Du sollst dir keine Sorgen machen. Wir werden es schon schaffen. Aber das ist der Grund, weshalb ich noch zusätzlich bei Felice’s Nieces arbeite. Wahrscheinlich hätte ich dir das alles schon vorher erklären sollen, aber ich vergesse manchmal, dass du älter und vernünftiger wirst.“ Als ihr Sohn wieder auf seinen GameBoy blickte und nicht antwortete, erinnerte sich Angela an Zooeys Vorschlag. „Im Gemeindezentrum gibt es ein sogenanntes Big-Brother-Programm, und ich erkundige mich mal, ob es dort nicht jemanden gibt, der etwas mit dir unternimmt.“ „Dad soll etwas mit mir unternehmen“, murmelte er. „Das weiß ich, aber wir können deinem Vater nicht vorschreiben, was er zu tun hat. Statt unglücklich zu sein, weil er nicht kommt, sollten wir die Dinge selbst in die Hand nehmen.“ „Ich will aber nichts mit einem Fremden unternehmen!“, rief Anthony und drehte sich auf die Seite. Angela seufzte. Ein weiteres Problem. Bei Felice’s Nieces, einem Bekleidungsgeschäft für Kinder und junge Leute, war meistens viel los. Angela musste tagsüber als Büroangestellte bei einem Zahnarzt jede Menge Schreibarbeiten erledigen. Deshalb arbeitete sie abends gern in dem Geschäft. Hier hatte sie viel Kontakt zu Kindern. Als sie ein grünes Shirt zusammenlegte, das Olivia als Weihnachtsgeschenk gefallen könnte, wurde die Tür...