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E-Book, Deutsch, Band 11, 158 Seiten

Reihe: Die Abenteuer von Mara, Anja und Vanessa

Hartmann Die Abenteuer von Mara, Anja und Vanessa

Wohlstandselend
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-0048-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wohlstandselend

E-Book, Deutsch, Band 11, 158 Seiten

Reihe: Die Abenteuer von Mara, Anja und Vanessa

ISBN: 978-3-7597-0048-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Regina, die Cousine Anjas, hatte einen philippinischen Mann geheiratet, der zwei eigene Kinder mit nach Deutschland brachte und drei von seiner tödlich verunglückten Schwester. Regina hat selbst noch einen Sohn. Die große philippinisch-deutsche Patchwork-Familie führt zu einigen Integrationsschwierigkeiten, die in diesem Buch lebendig beschrieben werden und die in einer bestimmten Weise typisch sind. Auch Mara, Anja und Vanessa, die dieser Familie helfen wollen, geraten zeitweise an ihre Grenzen. Ein aufschlussreiches und informatives Buch mit vielen Verweisen auf die Schwierigkeiten der heutigen Wohlstands-, Überfluss- und Wegwerfgesellschaft. In jedem Fall lesenswert.

Georg Hartmann hatte einst Germanistik, Geschichte und Politik studiert. Er lässt in seine Bücher immer wieder aktuelle und manchmal auch historische Vorgänge aus Politik, Geschichte und Gesellschaft einfließen.

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Kapitel 1
Wohlstandselend
Anja hatte eine Cousine, die einst Chef-Stewardess und später Krankenschwester gewesen war. Sie wohnte mit ihrer Familie irgendwo an der Grenze von Sachsen zu Oberfranken im Haus ihrer verstorbenen Eltern. Innerhalb der Verwandtschaft Anjas wusste man, dass diese Frau im mittleren Alter durch ihre neue Familie in Schwierigkeiten geraten war. Anja war von ihren Eltern beauftragt worden, in diesem Haushalt so ein bisschen nach dem Rechten zu schauen. Vanessa und ich begleiteten sie. Zur Mittagszeit kamen wir drei in einem kleinen Dorf an und gelangten auch schnell zum Haus ihrer Cousine Regina. Die Überraschung war für mich groß, denn wir fanden eine Frau vor, die eine große Patchworkfamilie managte. Völlig ungewöhnlich war es, auf ein Ehepaar zu treffen, bei dem der Mann aus den Philippinen stammte. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Im Laufe des Mittagessens erfuhren wir mehr über diese Familie. Mich wunderte nur, dass selbst am Sonntag, einem Tag, an dem alle zu Hause waren, kein gemeinsames Mittagessen stattfand. Keines ihrer Kinder war gekommen, uns zu begrüßen. Es herrschte eine eigenartige Stille. Ab und zu tauchte jemand im Esszimmer mit einem Badetuch-Haarturban, im Bademantel, mit In-Ear-Kopfhörern und Handy auf, suchte etwas in der Küche im Kühlschrank und verschwand dann wieder, ohne zu grüßen oder sich vorzustellen. „Das ist die neue Willkommens- und Esskultur“, sagte Anja sarkastisch. Sie war mit ihren Eltern schon mehrmals hier gewesen und kannte diese Familie. Regina war die einzige Tochter eines Ehepaares, das schon vor einigen Jahren verstorben war. Der Vater war Arzt gewesen, die Mutter Krankenschwester und später Hausfrau. Regina war einst sorgsam und behütet aufgewachsen, hatte das Abitur und sollte die Arztpraxis des Vaters übernehmen. Doch damals wollte sie erst einmal die Welt sehen und meldete sich als Stewardess. Bei der renommierten Cathay Pacific Airline, einer 5-Sterne-Fluggesellschaft aus Hongkong, arbeitete sie mehrere Jahre und stieg bis zur Chef-Stewardess auf. Dort lernte sie auch eine philippinische Stewardess kennen, die aus Cebu kam. Sie hatte die Familie dieser Freundin bei Aufenthalten in Cebu des Öfteren besucht. Der Ehemann Ernesto, war einst Hotelmanager gewesen. Dieses Ehepaar hatte zwei Töchter. Auf ihrem letzten Flug als Stewardess vor dem Mutterschaftsurlaub besuchte sie noch einmal die Familie in Cebu. Sie war bestürzt, nur den Mann und die Kinder vorzufinden, die in einem kleinen Wellblech-Gartenhäuschen eines Verwandten dahinvegetierten. Ihre Freundin war vor einigen Wochen bei einem Fährunfall ums Leben gekommen. Ernesto lebte seither als Witwer. Regina hatte nicht gewusst, dass ihre Freundin heimlich der Spielleidenschaft verfallen war. Diese hatte erhebliche Spielschulden hinterlassen und vor dem Fährunfall noch das ganze Haus verspielt. Der Ehemann und die Kinder hatten ausziehen müssen, weil der Besitz von einer Kreditbank gepfändet worden war. Vier Wochen vorher war die Schwester Ernestos beim Zusammenstoß zweier Busse ums Leben gekommen und mit ihr auch deren Ehemann. Ernesto hatte die drei elternlosen Kinder seiner Schwester sofort aufgenommen. Doch nun stand er alleine mit fünf Kindern da. Zu all dem Unglück war das Hotel, in dem er gearbeitet hatte, wegen finanzieller Schwierigkeiten aufgegeben worden. Zusätzlich hatte sich Ernesto beim Ausbau des Gartenhäuschens schwer an der Hüfte verletzt und geriet dadurch nicht nur in die Arbeitsunfähigkeit, sondern auch noch in die Arbeitslosigkeit. Regina war damals sehr berührt vom unglücklichen Schicksal dieses Mannes, hatte großes Mitleid mit ihm und blieb mit ihm in Kontakt. Sie unterstützte ihn finanziell, da sie dieses Elend sehr bewegte. Regina hatte einst auf einem ihrer Flüge einen Arzt kennengelernt, von dem sie später auch ein Kind bekam, ihren Sohn Florian. Als Regina Mutter wurde, stellte sie ihre Tätigkeit als Stewardess ein und begann kurze Zeit später eine Ausbildung als Krankenschwester. In dieser Zeit starb sowohl ihre Mutter und ein Jahr später auch ihr Vater. In all den Wirren des Lebens kam sie auch dahinter, dass der Arzt, den sie eigentlich heiraten wollte, bereits verheiratet war. Regina war völlig am Boden zerstört. Ihre Enttäuschung förderte den Kontakt mit Ernesto. Nach ihrer Ausbildung flog sie mit ihrem Söhnchen Florian nach Cebu, um Ernesto zu besuchen. In dieser schwierigen Situation waren sich die Beiden sehr nahegekommen. In Regina reifte der Plan, Ernesto und die fünf Kinder aus dem Elend herauszuholen. Sie hatte das Vermögen und das große Haus ihrer Eltern geerbt, Platz und Geld hatte sie genug. Es dauerte fast ein Jahr, bis alle Voraussetzungen für die Ausreise von Ernesto und seinen fünf Kindern erfüllt waren. Schon kurz nach der Ankunft in Deutschland war alles so weit geregelt, dass die beiden in Deutschland standesamtlich heiraten konnten. Regina freute sich für ihren Sohn Florian auf ein reges Familienleben in dieser großen Familie und sie hatte das Gefühl, mit Ernesto einen vernünftigen und ehrlichen Ehemann gefunden zu haben. Die fünf Kinder von den Philippinen, mit denen sich Regina sehr gut verstand, empfand sie als Bereicherung. Wie man ihr in der Klinik mitteilte, bestand die Aussicht, die Hüftverletzung von Ernesto durch zwei Operationen in Deutschland fast vollständig zu heilen. Die Prognose versprach, dass er nahezu ganz genesen würde. Diese Nachricht bescherte den beiden noch einen zusätzlichen Optimismus. Regina und Ernesto verlebten wunderschöne gemeinsame erste Jahre in ihrer Patchworkfamilie und sie fühlte sich nahezu bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Regina arbeitete halbtags als Krankenschwester, während Ernesto die Betreuung der Familie übernahm. Die Rollenverteilung hatte dem philippinischpatriarchalisch geprägten Ernesto anfangs einige Schwierigkeiten bereitet, aber er hatte eingesehen, dass jemand im Haus sein musste, wenn Regina arbeitete. Die Suche nach einer Stelle in einem Hotelmanagement in Deutschland war leider noch nicht erfolgreich gewesen. Er wollte sowieso noch die zweite und letzte Hüftoperation abwarten, um wieder voll ins Arbeitsleben einzusteigen. Die Kinder Ernestos und seiner Schwester waren in der Zwischenzeit fast alle volljährig. Patrick, der Älteste, hatte eine Ausbildung zum Elektriker abgeschlossen und lebte bereits selbständig in der Nähe von Frankfurt. Helen war 27 Jahre alt und hatte eine Ausbildung als Bankkauffrau gemacht. Sie wohnte, wie ihre Schwestern auch, noch im Haus. Imelda war 22 Jahre alt. Amina, die Schwester nach ihr, war fast 20 Jahre alt. Dann kam noch Mira, die bereits 17 Jahre alt war. Florian, der Sohn Reginas, war auch schon 16 Jahre alt. Helen, die älteste Tochter, war eine sehr gut aussehende Filipina, die schon mehrere lokale Schönheitswettbewerbe gewonnen hatte. Im Augenblick erschien sie etwas still und verschlossen. Das musste früher fast umgekehrt gewesen sein. Alles hing wohl damit zusammen, dass sie zwei Jahre zuvor einen afghanischen Asylanten kennengelernt hatte. Dieser junge Mann passte nicht in das Schema des üblichen Asylanten. Er war gutaussehend, schlank, groß, höflich und in der Regel gut gekleidet und hatte auch bessere Manieren. Dieser junge Mann stammte aus einer wohlhabenden, paschtunischen Familie in Afghanistan. In dieser Familie gab es drei Töchter und vier Söhne. Der Vater bestand darauf, dass ein Sohn in die USA, ein Sohn nach Australien und einer nach Deutschland ging, um den Betrieb des Vaters auch in anderen Teilen der Welt auszubauen. Der Vater handelte mit Teppichen, wertvollen Holzschnitzereien und massiven Silberdekorationen. Wegen bürokratischer Schwierigkeiten und Schikanen war der Sohn kurzentschlossen mit dem Flugzeug nach Bulgarien geflogen und mit Bussen bis Österreich gelangt. Dort hatte er sich in die Gruppen der Asylanten nach Deutschland eingereiht und war über Zirndorf bei Nürnberg in eine Asylunterkunft gekommen. Auf einer Charity-Veranstaltung hatten sich Helen und er kennengelernt. Helen war auf den ersten Blick sofort verliebt in diesen zurückhaltenden, höflichen und gutaussehenden jungen Mann, der etwas märchenhaft Orientalisches und Geheimnisvolles an sich hatte. Sein Lächeln und sein Auftreten waren wirklich gewinnend. Kein Wunder, dass Helen den Boden unter den Füßen verlor und sich unsterblich in diesen jungen Mann verliebte. Achmed war ihr Ein und Alles. Ihre Umgebung musste sie zu dieser Zeit nur undeutlich wahrgenommen haben, denn sie sah nur noch ihn. Helen war Bankkauffrau, brachte die Schalterstunden so notdürftig über die Runden, weil sie immer an ihn denken musste. Nach der Arbeit flog sie auf den Schwingen der Liebe nach Hause zu Achmed, um mit ihm in tiefer Liebe zu verschmelzen. Die Liebe kann wundersam sein, sie kann die Welt verwandeln, sie kann die Sterne auf die Erde holen und die Gefühle bis an die Grenzen des Universums weiten. Und so ähnlich muss es bei Helen...



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