Hauff / Claus | Fair Trade | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 268 Seiten

Hauff / Claus Fair Trade

Ein Konzept nachhaltigen Handels

E-Book, Deutsch, 268 Seiten

ISBN: 978-3-7398-0181-0
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die Aufmerksamkeit für den Fairen Handel hat in den vergangenen Jahren weiter an Bedeutung gewonnen. Auch die Vielfalt der Güter hat stark zugenommen. Doch macht Fair Trade ökonomisch Sinn und ist er langfristig wirklich nachhaltig?

In der 3., vollständig überarbeiteten Auflage geht es den Autoren vor allem darum, den Lesern die zentralen Argumentationslinien zu Fair Trade verständlich und übersichtlich zu vermitteln. Dafür stellen sie das Konzept aus der Perspektive nachhaltiger Entwicklung dar und zeigen die theoretische Begründung und die empirische Bedeutung des Fairen Handels auf. Sie werfen außerdem auch einen Blick auf die entwicklungspolitische Wirksamkeit des Fairen Handels und auf andere Konzepte, die eine ähnliche ZielSetzung haben. Zahlreiche Grafiken und Diagramme veranschaulichen die Inhalte.

Das Buch richtet sich an Fach- und Führungskräfte aus dem Bereich Handel, politisch Interessierte sowie an Studierende der Außenwirtschaft, Nachhaltigkeit, Umweltökonomie und des Internationalen Managements.
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1 Einleitung Im Rahmen der Globalisierung kam es zu einer wachsenden Ungleichverteilung der Erlöse des Welthandels. Viele Länder der Dritten Welt sind bis heute im internationalen Handel marginalisiert bzw. ausgeschlossen. Das gilt für die Mehrzahl der afrikanischen, aber auch für einige asiatische und südamerikanische Länder. Hiervon sind bestimmte Bevölkerungsgruppen, wie z. B. kleinbäuerliche Erzeuger in besonderem Maße betroffen. Der internationale Handel findet bisher ganz wesentlich zwischen den Industrienationen statt. Einigen wenigen Schwellenländern, wie Brasilien, China, Indien und Südafrika, ist es in den vergangenen Jahren gelungen, sich stärker in den Welthandel zu integrieren, wovon jedoch nur eine Minderheit der Bevölkerung in diesen Ländern profitiert. So blieben in diesen Ländern besonders die Kleinbauern von den Erlösen des Außenhandels ausgeschlossen. In diesem Kontext wird vielfach kritisiert, dass der internationale Handel nicht den Anforderungen der nachhaltigen Entwicklung gerecht wird, zu denen sich 1992 auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro Vertreter aus 178 Ländern bekannt haben. Die Globalisierung hat aber auch dazu beigetragen, dass Entwicklungsländer und ihre wirtschaftliche, ökologische und soziale Situation verstärkt von einzelnen Menschen aber besonders auch von Nichtregierungsorganisationen (NRO) in Industrieländern wahrgenommen werden. In diesem Zusammenhang soll beispielsweise das Fairtrade-Siegel den Konsumenten die Möglichkeit geben, aktiv zu einer gerechteren Verteilung der Handelsgewinne beizutragen. Der in der Regel über dem Weltmarktniveau liegende Preis für fair gehandelte Produkte zielt darauf ab, den Produzenten in Entwicklungsländern eine angemessene Entlohnung für ihre Arbeit zu gewährleisten und ihnen und ihren Familien damit einen entsprechenden Lebensstandard zu ermöglichen. Fair Trade zielt somit besonders darauf ab, die wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen von Kleinbauern zu verbessern und einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Die Erhaltung von Lebensraum und Lebensgrundlage soll auch die Migration der Kleinbauern in Städte oder gar über Ländergrenzen hinaus verhindern. Weiterreichende Ziele sind die Bekämpfung von Armut und die Wahrung der Menschenrechte. Für die Konsumenten in den Industrieländern bietet der Faire Handel eine Möglichkeit der ethischen Verpflichtung nachzukommen und bewusst einen Beitrag zur Verbesserung der Situation vieler Menschen in Entwicklungsländern zu leisten. Dadurch kann aber auch Armuts- und Klimamigration verringert werden, die in den nächsten Jahren verstärkt auf Industrieländer zukommen wird. Die entwicklungspolitische Bedeutung des Fairen Handels wird in den nächsten Kapiteln primär aus nachhaltiger Perspektive dargestellt. 1.1 Problemstellung Die „Fair-Trade“-Bewegung kam aus den USA und entwickelte sich in Deutschland in den 1970er Jahren. Sie basierte auf der Kritik an dem dominierenden Paradigma des internationalen Handels. Der globale Handel orientiert sich an den niedrigsten Preisen für Güter – so die Kritiker – ohne dabei ökologische und soziale Standards zu berücksichtigen. Das Handelssystem begünstigt die stärkeren und benachteiligt die schwächeren Handelspartner. Daraus leitet sich das Ziel ab, den als ungerecht empfundenen Handel zumindest partiell gerechter zu gestalten. Innerhalb der letzten 40 Jahre haben verschiedene Organisationen und Akteure das Konzept Fair Trade entwickelt. Die zahlreichen Organisationen, die im Fairen Handel aktiv sind, kritisieren besonders die Benachteiligung der Produzenten, die im Landwirtschaftssektor in Entwicklungsländern tätig sind. Sie haben aus verschiedenen Gründen kaum Chancen, ihre Produkte auf den internationalen Märkten und besonders auf den Märkten der Industrieländer ihre Produkte zu verkaufen. Es gibt aber auch neuere Entwicklungen wie z.B. Tourismus, Bergbau, Textilien oder Emissionszertifikat, in denen Fair Trade ebenfalls aktiv wird. Diese neueren Entwicklungen werden auch vorgestellt. Die Kritik im Kontext des Landwirtschaftssektors bezieht sich vor allem auf die niedrigen Weltmarktpreise vieler landwirtschaftlicher Produkte aus Entwicklungsländern und die Instrumente der Außenhandelspolitik der Industrieländer. Es geht dabei u. a. um die Subventionen im Agrarsektor sowie die unzureichende Öffnung der Märkte der Industrieländer für die kleinbäuerlichen Produkte aus Ländern der Dritten Welt. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass es zwei unterschiedliche Kritikebenen gibt: zum einen geht es um Kleinbauern, die grundsätzlich keinen Zugang zu den Weltmärkten haben, da sie in ihren eigenen Ländern nicht entsprechend gefördert werden, und zum anderen geht es um Bauern, die durch Handelsrestriktionen der Industrieländer von deren Märkten ausgeschlossen werden. Diese beiden Kritikebenen überschneiden sich vielfach, wobei die erste Kritikebene in diesem Zusammenhang oft vernachlässigt wird und besonders den eigenen Regierungen anzulasten ist. Neben dem ruinösen Verdrängungswettbewerb durch die agroindustrielle Produktion mit deren umwelt- und sozialschädlichen Produktionsmethoden, lässt sich das zentrale Problem wie folgt charakterisieren: Für Kleinbauern in Entwicklungsländern gibt es neben den geringen bzw. schwankenden Weltmarktpreisen und den Handelsrestriktionen der Industrieländer auch interne Probleme. So haben viele Kleinbauern grundsätzlich nicht die Möglichkeit, am internationalen Handel direkt teilzunehmen (sie produzieren zu geringe Mengen, es gibt einen Mangel an Verkehrsinfrastruktur, sie haben unzureichende Kenntnisse über die Funktionsweise des internationalen Handels etc.) und verkaufen daher ihre Produkte an lokale bzw. regionale Zwischenhändler, was die Einnahmen der Kleinbauern stark verringert. Das erklärte Ziel des Fairen Handels ist somit die Verbesserung der Arbeits- und Lebenssituation, besonders von Kleinbauern in Entwicklungsländern. Die Förderung zielt auf die Vorgabe ökonomischer, ökologischer und sozialer Standards bei der Produktion und die Unterstützung der Produzenten bei dem Auf- und Ausbau ihrer Kapazitäten und ihres Absatzes ab. Heute wird der Faire Handel von seinen Befürwortern somit als eine Form der Entwicklungszusammenarbeit und insbesondere der Armutsbekämpfung eingeordnet. Der Faire Handel ist zudem ein praxistauglicher Ansatz zur Erreichung der SDGS, insbesondere hinsichtlich SDG 1 Armutsbekämpfung, SDG 2 Hunger und Stärkung nachhaltiger Landwirtschaft, SDG 4 Förderung von Bildung und Weiterbildung für nachhaltige Entwicklung, SDG 5 Geschlechtergerechtigkeit, SDG 8 Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeitsbedingungen, SDG 12 Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster und SDG 12 Maßnahmen zum Klimaschutz. Obwohl in den vergangenen Jahren zu dem Thema Fair Trade eine Vielzahl von Publikationen erschienen sind, die sich aber überwiegend mit den Fragen des nachhaltigen Konsums beschäftigen, sollten die theoretischen und empirischen Erkenntnisse, die belegen, ob und in welchem Maße der Faire Handel diesen Ansprüchen gerecht wird, weiter vertieft werden. Es gibt auch nur unzureichende Erkenntnisse darüber, ob das Konzept für die Produzenten in den Entwicklungsländern vorteilhafter ist als andere Handelskonzepte bzw. entwicklungspolitische Konzepte. Hinzu kommt, dass es in zunehmendem Maße auch große Einzelhandelskonzerne gibt, die Fair-Trade-Produkte anbieten. Dies führt bezüglich Produktion und Absatz zu veränderten Bedingungen, deren Auswirkungen noch kontrovers diskutiert werden. Es stellt sich zunächst die grundsätzliche Frage, ob der Faire Handel dem freien Handel, welcher ohne Eingriffe und Beschränkungen abläuft, im Prinzip entsprechen würde. Wäre dies der Fall, müssten „nur“ alle Handelshemmnisse für benachteiligte Produzenten beseitigt werden. Das ist natürlich eine theoretische Fragestellung, da der freie Handel nur ein Idealzustand ist, der in der Realität kaum zu erreichen ist. Dennoch wird im Zusammenhang mit dem Freihandelsprinzip das Konzept des Fairen Handels oft kritisiert. Im Zentrum der Kritik steht die Einflussnahme auf die Produktpreise. Ein weiterer Kritikpunkt am Konzept Fairer Handel ist die unzureichende Zusammenarbeit der Fair-Handels-Organisationen mit Regierungen (sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern) und internationalen Organisationen (z.B. WTO, NRO). Betrachtet man die Relevanz des Konzeptes, so belegen verschiedene Studien zum Fairen Handel, dass fair gehandelte Produkte trotz positiver Wachstumsraten noch einen Nischenmarkt bedienen. Die Ausdehnung des Umsatzvolumens fair gehandelter Produkte ist u.a. durch das begrenzte Produktsortiment und die Präferenzen der Konsumenten beschränkt. Daher wird oft die Frage gestellt, in welchem Maße eine Erhöhung der Nachfrage für fair gehandelte Produkte zum Beispiel in Deutschland, aber auch in...


Prof. Dr. Michael von Hauff ist seit 1991 Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik und internationale Wirtschaftsbeziehungen an der TU Kaiserslautern.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Umwelt- und Entwicklungsökonomie. Er hat eine Vielzahl von Arbeiten über den Zusammenhang von Ökologie und Ökonomie und über die ökonomische und ökologische Entwicklung von Entwicklungsländern wie Indien, Vietnam und Myanmar publiziert.
In den letzten Jahren hat er sich besonders dem Leitbild Nachhaltiger Entwicklung im Rahmen von Publikationen und Forschungsprojekten zugewandt. Der Studiengang "Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit" am Fernstudienzentrum der TU Kaiserslautern geht auf seine Initiative zurück.


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