Hearne | Überfallen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 301 Seiten

Hearne Überfallen

Stories aus der Chronik des Eisernen Druiden
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-608-11514-7
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Stories aus der Chronik des Eisernen Druiden

E-Book, Deutsch, 301 Seiten

ISBN: 978-3-608-11514-7
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Götter des Altertums leben und die moderne Welt ist ihr Spielball. Mitten drin steckt Atticus O' Sullivan, der zweitausend Jahre alte Druide. Neun fesselnde Erzählungen, die nicht nur der Druidengehilfin Granuaille zur Anschauung dienen, sondern den Leser gleichermaßen das Lachen und das Fürchten lehren. Im alten Ägypten nimmt Atticus an einem Überfall auf die Geheimkammer unter der Bibliothek von Alexandria teil. Doch wer hätte gedacht, dass im Team des Wachdienstes ausgerechnet zwei ägyptische Götter arbeiten? In England trifft der letzte Druide den großen William Shakespeare - und findet sich wenig später zusammen mit einem Hexentrio in einem Kessel kochenden Wassers wieder. Während des Goldrauschs in San Francisco tritt Atticus höchstpersönlich gegen den Avatar der Gier an und wird dabei unterstützt von Sheriff Jack Coffee Hays. Dunkelmänner, fiese Hexen, zornige Geister, Vampirhorden - Kevin Hearne, der Großmeister der Urban-Fantasy mit mythologischem Hintergrund, serviert in diesen neun Stories das komplette Menü.

Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der High School. »Die Chronik des Eisernen Druiden« machte ihn unter Fantasyleserinnen und -lesern mit einem Schlag weit über die USA hinaus bekannt.
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Göttin am Kreuzweg


Atticus erzählt diese Geschichte während Granuailes Ausbildung, zwischen Getrickst und »Zwei Raben und eine Krähe«

Im Navajo-Gebiet gibt es kein industrielles Summen, und die Sterne schweben hell und nackt am Himmel, unbeeinträchtigt vom Schleier der Umweltverschmutzung. In dieser Klarheit hört man nur den Gesang der Erde – und natürlich die eigenen Geräusche. Das Knistern und das Brausen von brennendem Holz unter einem blubbernden Topfgericht gehören zu meinen Lieblingsklängen, und auch optisch können sie eine hypnotische Wirkung entfalten – und Assoziationen heraufbeschwören.

»Feuer sprühe, Kessel glühe.« Granuaile starrte in das orangefarbene Herz unseres Lagerfeuers und zitierte dabei die Hexen aus Shakespeares Macbeth.

Die Worte riefen eine Erinnerung wach, die mich unwillkürlich erschauern ließ.

Meine Schülerin bemerkte das und schaute vom Feuer auf. »Was hast du? Beunruhigen dich die Hexen?«

»Die fiktiven nicht.«

Mein irischer Wolfshund Oberon, der sich vor den Steinen der Feuergrube eingerollt hatte, spürte die plötzliche Spannung an unserem Lagerplatz. Er hob den Kopf und fragte mich über unsere mentale Verbindung: ›Atticus, was ist denn auf einmal?‹

Granuaile war noch nicht an die Erde gebunden und konnte Oberon nicht hören, aber sie hatte gelernt, sich einen Reim auf sein Benehmen zu machen. »Falls dich Oberon gerade gefragt hat, was los ist, möchte ich mich anschließen. Warum bist du so zusammengezuckt?«

Ich überlegte kurz, ob ich der Frage ausweichen sollte. Dann fiel mir ein, dass sie durch die Verbindung mit mir ohnehin schon vieles jenseits der Normalität erblickt hatte. Das Gesicht HELS zum Beispiel bot Albtraumstoff für ein ganzes Leben, und Granuaile war nicht daran zerbrochen.

»Ist eine längere Geschichte, doch Zeit genug haben wir ja.«

»Auf jeden Fall«, stimmte Granuaile zu. »Wir haben ein Feuer, einen waschechten Eintopf, der schon den ganzen Tag vor sich hinköchelt, und mehrere Dosen Bier in der Kühlbox. Und es besteht keine Gefahr, dass wir unterbrochen werden.« Sie hob mahnend den Finger. »Denn das geht gar nicht.«

»Richtig. Also gut, die Geschichte spielt in England kurz nach dem Tod von Queen Elizabeth, als Shakespeare in Scottish Jimmy einen neuen Gönner gefunden hatte …«

»Scottish Jimmy?«

»Das war damals eine respektlose Bezeichnung für King James. Noch der höflichste Ausdruck, der im Umlauf war.«

»Reden wir hier vom Namensgeber der King-James-Bibel?«

»Genau.«

»Moment mal. Soll das heißen, dass du nicht nur Shakespeares sämtliche Werke auswendig kannst, sondern ihm auch persönlich begegnet bist?«

»Ich bin ihm begegnet, und ich habe ihm sogar das Leben gerettet.«

Granuaile starrte mich an. Sie wusste, dass ich im Lauf meiner langen Existenz so manchen historischen Gestalten über den Weg gelaufen war. Trotzdem gelang es mir gelegentlich, sie zu verblüffen. »Wie kann es sein, dass du das noch nie erzählt hast?«

Ich zuckte die Achseln. »Es bestand immer die Gefahr, dass wir unterbrochen werden. Und du sagst ja selbst, dass das nicht geht. Außerdem wollte ich mich nicht wichtig machen.«

»Dass du Shakespeare das Leben gerettet hast – ist das jetzt eine andere Geschichte als die Erinnerung, die dir einen Schauer über den Rücken gejagt hat?«

»Nein, die gleiche.«

Granuaile klatschte in die Hände und gab einen entzückten Jubellaut von sich, der Oberon dazu bewegte, mit dem Schwanz auf den Boden zu klopfen.

Was hast du denn auf einmal?, fragte ich ihn.

›Weiß nicht, Atticus. Sie klingt so glücklich, da freue ich mich eben mit. Hatten die Leute in England damals auch Pudel?‹

Möglich. Gesehen habe ich keine.

›Ach, wie schade, Atticus. Das war bestimmt schwer für dich. Wenn ich bedenke, wie schwer es für mich ist hier draußen, ganz allein ohne Hintern zum Beschnuppern …‹

Ich weiß, Kumpel. Wir müssen bald mal in die Stadt, damit du ein bisschen Gesellschaft hast.

›Davon träume ich heute Nacht bestimmt! Aber erst nach dem Essen. Das hoffentlich gleich serviert wird.‹

Mein Blick ging durch die Flammen zu Granuaile. »Oberon freut sich für dich. Und noch mehr würde er sich freuen, wenn es vor der Geschichte noch was zu beißen gäbe.«

»Gute Idee. Sollte allmählich fertig sein, was meinst du?«

Ich nickte und holte drei Schüsseln. Dann löffelte ich uns allen mit einer Kelle Lammeintopf hinein und mahnte Oberon, es erst ein bisschen abkühlen zu lassen, damit er sich nicht die Zunge verbrannte.

»Warst du die ganze Zeit in England, als Shakespeare seine Sachen geschrieben hat?«

»Nein, die Regentschaft von Queen Elizabeth habe ich komplett verpasst. Bin erst kurz nach ihrem Tod aus Japan angekommen.«

»Was hast du denn in Japan getrieben?«

»Davon erzähle ich mal bei einer anderen Gelegenheit. Jedenfalls war es eine aufregende Zeit. Ich habe noch die Begründung des Tokugawa-Shogunats und die Anfangsphase des Baus der Burg Nijo in Kyoto miterlebt. Dann hat mich AENGHUS ÓG dort aufgespürt, und ich musste weg. Ich habe mich für einen Ort ganz in der Nähe meiner Heimat entschieden, weil mir ein englischer Seemann von einem gewissen Shakespeare vorgeschwärmt hat. Ich war neugierig.«

›Hatte England damals nicht hauptsächlich mit Flöhen zu kämpfen?‹

»Ja, Oberon. Es gab haufenweise Flöhe und Exkremente auf den Straßen, die Leute sind an Schwindsucht gestorben, und Katholiken und Protestanten waren verfeindet. Ganz anders als in Japan. Trotzdem wurde es durch Shakespeare irgendwie erträglich.«

»So betrachtet sind seine Werke eigentlich noch erstaunlicher«, warf Granuaile ein. »Wer liest schon Hamlet und denkt sich dabei, dass der Verfasser des Stücks jeden Tag durch Scheiße spazieren musste?«

»Außerdem war man auf Schritt und Tritt den Flüchen von Hexen ausgesetzt.«

»Waren die wirklich so verbreitet damals?«

»Und ob. Ihre Existenz stand völlig außer Frage. Hexerei war für die Leute dieser Zeit so normal wie Zahnschmerzen. Und King James hielt sich für einen großen Hexenjäger. Hat sogar ein Buch darüber geschrieben.«

»Das wusste ich nicht.«

»Natürlich waren die Hexen, denen man so begegnet ist, sehr verschieden. Viele konnten nur auf diese Weise eine Macht ausüben, die ihnen das mittelalterliche Patriarchat nicht zugestanden hat. Und wir wollen nicht vergessen, dass es auch Hexer gab, dieses Handwerk war nicht auf Frauen beschränkt.«

»Da kann ich ihnen keinen Vorwurf machen. Wenn die Leute keinen konventionellen Zugang zur Macht kriegen, suchen sie sich eben einen unkonventionellen.«

»Bemerkte die Druidenschülerin«, stichelte ich.

»Genau. Dem Oberbonzen da oben werde ich es schon noch zeigen!« Granuaile reckte den Mittelfinger zum Himmel.

›Yeah!‹ Oberon bellte einmal zur Unterstützung und wedelte mit dem Schwanz.

»Nun, die Hexen, die Shakespeare fast den Garaus gemacht hätten, wollten es ihm auf jeden Fall zeigen.«

»Heißt es deswegen, dass ein Fluch auf Macbeth liegt? Den Namen auszusprechen bringt doch angeblich Unglück, oder, und darum reden die Schauspieler immer nur vom ›schottischen Stück‹ und so.«

»So ungefähr. Nach der Legende waren die Hexen wütend, weil Shakespeare ihre echten Zauberformeln aufgeschrieben hat, und wollten die Aufführung des Stücks verhindern – daher der Fluch.«

»Nach der Legende? Du meinst, das waren gar keine echten Zauberformeln?« Granuaile hob einen Löffel Eintopf an den Mund.

»Nein, auch wenn Shakespeare es geglaubt hat. Was die Hexen so erzürnt hat, war seine Darstellung der HEKATE

Meine Schülerin verschluckte sich beim Schlürfen so heftig, dass ihr etwas Ragout vom Löffel schwappte. »Soll das heißen, du und Shakespeare, ihr seid HEKATE begegnet?«

»Ja, höflich umschrieben könnte man es so ausdrücken. Ich bin ihr und den drei Hexen über den Weg gelaufen und Shakespeare ebenfalls. Und das war die Inspiration zu einer Passage des sogenannten schottischen Stücks.«

Meine Schülerin grinste und quiekte erneut vor Begeisterung. »Okay, okay, jetzt bin ich richtig gespannt. Lass mich trotzdem noch schnell aufessen, denn ich schlürfe, und Oberon ist ein Megaschlürfer.«

...


Hearne, Kevin
Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der High School. 'Die Chronik des Eisernen Druiden' machte ihn unter Fantasyleserinnen und -lesern mit einem Schlag weit über die USA hinaus bekannt.

Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der High School. 'Die Chronik des Eisernen Druiden' machte ihn unter Fantasyleserinnen und -lesern mit einem Schlag weit über die USA hinaus bekannt.

Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der High School. »Die Chronik des Eisernen Druiden« machte ihn unter Fantasyleserinnen und -lesern mit einem Schlag weit über die USA hinaus bekannt.



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