E-Book, Deutsch, 384 Seiten
Heartfield Assassin's Creed: Die Magus-Verschwörung
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98666-012-3
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 384 Seiten
ISBN: 978-3-98666-012-3
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Krieg zwischen Assassinen und Templern richtet im viktorianischen Zeitalter verheerende Schäden an. London, 1851: Als Pierette, eine wagemutige Akrobatin, die auf der Weltausstellung auftritt, die Mathematikerin Ada Lovelace vor einer Bande von Schlägern rettet, gerät sie in die uralte Fehde zwischen Assassinen und Templern. Doch Lovelace ist schwer krank. Sie teilt Pierette ihre Geheimnisse mit und schickt die Akrobatin auf die Suche nach einer schrecklichen Waffe – der Maschine der Geschichte –, die sie für eine rätselhafte Gestalt namens »der Magus« entwickelt hat. Pierettes einziger Verbündeter ist Simeon Price, Lovelaces Jugendfreund, der einer Bruderschaft angehört, die sich der Freiheit verschrieben hat. Mit Simeons Hilfe deckt sie ein verblüffendes Netz von politischen Attentaten auf, das Europa destabilisiert. Während sie versuchen, das tödliche Komplott der Templer zu vereiteln, gibt es überall Morde und Bomben, doch Hoffnung ist nirgends in Sicht.
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PROLOG
Simeon Price versuchte, das Stöhnen des Schiffsrumpfs und das geflüsterte Gebet auszublenden. Er legte einen Arm übers Ohr, aber es half nichts. Er war, zu seinem Ärger, wach. »Wieder seekrank, Halford?«, fragte er mürrisch. Das Beten hörte auf. »Heute Nacht nicht. Ich kann bloß nicht schlafen.« Simeon drehte sich mit Mühe in seiner schaukelnden Hängematte um. Private Sawyer Halford war eine dunkle Gestalt in einer Reihe ähnlich dunkler Gestalten, die von einer einzigen Laterne an der Wand beleuchtet wurden. Das Truppendeck war stickig so tief in der Nacht, der Geruch eine Mischung aus Schweiß und Tabak, Eisen und Holz. Irgendwo über ihren Köpfen tippelte eine Ratte durchs Gebälk. »Denkst du darüber nach, was uns erwartet, wenn wir an Land gehen?« Simeon sprach mit leiser Stimme. Er war vor Kurzem zum Lance Corporal ernannt worden, was eigentlich kaum ein Rang war, aber es bedeutete, dass er die Verantwortung für Halford und ein paar andere Privates des 74. Highland-Infanterieregiments hatte. Abgesehen davon mochte Simeon Halford. Die Landung an der Küste würde stattfinden, und das bald. Sie waren an Kapstadt vorbeigesegelt und der Kapitän hatte einen Kurs gewählt, auf dem sie, um Zeit zu sparen, haarscharf an der Südküste Afrikas vorbeischrammten. Mit Volldampf und gesetzten Segeln steuerten sie auf den Krieg zu. »Ich schätze schon«, sagte Halford. »Nach Irland geschickt zu werden, war kein Problem. Ich habe gewusst, was mich erwartet, oder ich dachte zumindest, ich wüsste es.« Es entstand eine Pause, während sie beide darüber nachdachten, was sie in Irland gesehen hatten: die niedergebrannten Häuser, die abgemagerten Kinder. »Aber bevor wir hierfür losgesegelt sind, habe ich noch nie von den Xhosa gehört. »Ich bezweifle, dass sie von dir gehört haben, Kumpel.« Das Geräusch, das Halford von sich gab, mochte ein Glucksen oder ein Seufzen sein. Im Dunkeln war das schwer zu sagen. »Als mein Vater loszog, um gegen Napoleon zu kämpfen, wusste er wenigstens, wie der Mistkerl aussah.« Er hielt inne, dann fügte er noch leiser hinzu: »Ich habe noch nie jemanden getötet.« Simeon auch nicht, obwohl er in der Kneipe seines Vaters in Ealing ein paarmal nahe dran gewesen war. Eines Nachts in Tipperary hatte er erwartet, dass man ihn auffordern würde, Frauen und alte Männer umzubringen. Am Ende jedoch verließen sie das Lagerhaus, das er bewachte, friedlich und schlichen hungrig zurück in ihre Betten, und Simeon hatte sich heftig betrunken. Heute Nacht hatte er keine weisen Worte für Halford. »Es tut mir leid, dass ich dein Gebet unterbrochen habe«, sagte Simeon leise. »Gebet?« Halford gluckste. »Oh, nein, Price. Ich habe nicht gebetet. Ich rezitiere immer Shakespeare, wenn ich nicht schlafen kann.« »Welches Stück von Shakespeare?« »Immer unterschiedlich. Heute Abend ist es die Rede vom gekrönten Eiland. Aus Richard II.« Simeon war überrascht. »Ah. ›Ja, England, eingefasst vom stolzen Meer. Des Felsgestade jeden Wellensturm des neidischen Neptunus wirft zurück …‹ Ich kann mich an den nächsten Teil nicht erinnern.« »›… ist nun in Schmach gefasst, mit Tintenflecken und Schriften auf verfaultem Pergament. England, das andern obzusiegen pflegte, hat schmählich über sich nun Sieg erlangt.‹« Halford hielt inne. »Vielleicht nicht die beste Wahl für heute Abend, aber das Meer hat mich daran denken lassen.« Simeon öffnete den Mund, um zu sagen, dass er die Stelle ganz im Gegenteil für eine ausgezeichnete Wahl hielt, als das Schiff unvermittelt schrecklich ruckend zum Halten kam und ihn halb aus seiner Hängematte warf. Von oben ertönten Schreie. Simeon befreite seinen Arm aus dem Netz und kam unsicher auf die Beine. Das grässliche Geräusch zog sich hin: ein ekelhaftes Kreischen, während der eiserne Rumpf aufriss. Der Boden neigte sich vom Bug zum Heck. Simeon hastete taumelnd durch den Dschungel aus Hängematten und Seilen, vorbei an den verwirrten Männern, die gerade aufgewacht waren. Raus zur Tür und die Treppe hinauf zum Deck, bloß in Hemd und Hose. Es war eine warme Nacht. Über ihm glitzerten kalte Sterne, unter ihm erstreckte sich dunkles Wasser. Das Schiff lag jetzt unnatürlich still und in einem merkwürdigen Winkel. Die HMS Birkenhead war ein Frankenstein’sches Monster aus Eisen und Holz, umgebaut von einer Fregatte zu einem Truppenschiff. Dampf quoll aus dem großen schwarzen Schornstein, an den Masten hingen eingerollte Segel und Schaufelräder prangten an den Seiten. Oben auf dem Vorderdeck schrien Männer. »Sie ist auf einen verdammten Felsen aufgelaufen!«, rief ein vorbeieilender Matrose in Uniform, als er Simeons Gesicht sah. »An der Küste war ein Licht, das wir für einen Leuchtturm gehalten haben – muss aber ein Feuer gewesen sein. Wir sind auf dem falschen Kurs. Der Felsen hat den Bug der Länge nach aufgerissen, und wir sitzen fest.« »In Ordnung«, sagte Simeon, denn der Seemann schien eindeutig nach irgendjemandem zu suchen, der Entschlossenheit ausstrahlte. »Wo werden wir gebraucht? An den Pumpen?« »Noch nicht. Sie feuern die Maschinen an, um uns rückwärts von dem Felsen runterzuholen.« »Aber dringt dadurch nicht noch mehr Wasser ein?« Der Matrose zuckte mit den Schultern. »Befehl des Kapitäns. Wir müssen uns befreien, sagt er. Sagt, die Zwischenschotten werden halten.« Wie zur Antwort erwachte das Schiff zum Leben und bewegte sich langsam rückwärts. Schreie ertönten von vorn. Der Bug neigte sich und warf Simeon den Weg zurück, den er gekommen war. Er richtete sich wieder auf und drehte sich zur Treppe um. Dort sah er das Wasser steigen. Es bedeckte bereits den Boden des Treppenhauses. Diese Treppe führte hinunter auf das obere Truppendeck, wo noch Minuten zuvor Hunderte von Männern geschlafen hatten. Er rutschte aus und schlitterte die Treppe hinunter, ins Wasser, nass bis zu den Knien. Die Tür war vorhin hinter ihm zugefallen, oder er hatte sie geschlossen – er konnte sich schon nicht mehr erinnern. Jetzt zerrte jemand von innen daran und gleichzeitig schob Simeon kräftig. Er fiel fast auf den Gefreiten Halford, der bis auf die Haut durchnässt war und keuchte. »Es gibt Verwundete«, sagte Halford und deutete hinter sich in Richtung Bug. Simeon und Halford wateten los. Das Schiff kippte, sie stolperten, rutschten und fielen übereinander. Dieses Deck, das vor dem Umbau des Schiffes als Waffenkammer gedient hatte, war voller verzweifelter Männer, alle in ihren Nachthemden, die zu der Tür drängten, die in die Freiheit führte. Die Schiffsmotoren waren jetzt so still wie der Tod und das Wasser ebenso kalt. Die Feuer mussten erloschen sein. Und die ganze Zeit über dachte Simeon: Unter diesem Deck gibt es noch ein weiteres. Wo kommt das Wasser rein? Ein Mann hatte sich am Bein verletzt – wahrscheinlich war es gebrochen –, und er versuchte, sich über Wasser zu halten, während er ihnen entgegentaumelte. Das Schiff unter ihnen bebte noch immer und das Wasser war so voller Wellen, als ob in den Gängen ein Unwetter herrschen würde. Simeon und Halford legten ihre Arme um die Schultern des Mannes und brachten ihn zur Tür. »Lance Corporal Price!«, rief jemand. »Sie werden gebraucht!« Simeon reckte den Hals und sah am oberen Ende der steilen Treppe einen jungen Lieutenant mit verzweifelter Miene auf dem Deck stehen. Sein Name war Lieutenant Grimes. »Die Pferde«, rief Grimes herunter. »Wir haben sie losgeschnitten, aber sie wüten und treten wie verrückt. Wir können nichts machen, bevor wir sie nicht über Bord getrieben haben. Es ist das reinste Chaos. Kommen Sie schnell!« Simeon strich sich das nasse Haar aus den Augen. »Die Pferde sind an Deck, aber die Männer …« »Die Männer werden, im Gegensatz zu den Pferden, ruhig bleiben«, schnauzte der Lieutenant. Grimes war im 74. Regiment, demselben wie Simeon. Wo war Colonel Seton? Vermutlich tat er irgendwo etwas Nützliches, sodass Männer wie Grimes freie Hand hatten, um Befehle zu erteilen. Unvermittelt wurde Lieutenant Grimes von jemandem unsanft auf die Bretter geschleudert. Die Gestalt trug einen Mantel mit einer Kapuze, die das Gesicht so eng umschloss, dass Simeon nur ein kantiges, unrasiertes Kinn ausmachen konnte. Es handelte sich nicht um einen Soldaten in Uniform, aber wer auch immer es war, er hatte eine Axt in der Hand. Rasch stieg er die Treppe hinunter. »Kommen Sie«, knurrte die...