E-Book, Deutsch, 140 Seiten
Heilpraktiker-Kolleg - Nervensystem – Lernmodul 12
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-13-244139-2
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 140 Seiten
ISBN: 978-3-13-244139-2
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Alles für Ausbildung und Prüfung. Und das Glücksgefühl: Bestanden!
Multimedial lernen und gelassen in die schriftliche und mündliche Heilpraktiker-Prüfung gehen:
- jedes Skript zu den insgesamt 18 Lernmodulen vermittelt kompakt das Prüfungswissen zu einem in sich abgeschlossenen Thema
- zusätzliches Lernmaterial online, z.B. Lerngrafiken, Transferbeispiele und Vertiefungsfragen
- kostenlose App HP-Kolleg WISSEN TO GO: Kernfakten jederzeit wiederholen
- optional buchbar: der digitale Heilpraktiker-Prüfungstrainer von Haug
Tschüss Lampenfieber! Mit diesen Lernelementen trainieren und simulieren Sie die Prüfungssituation zu häufig gefragten Aspekten, die unbedingt gewusst werden müssen: Fallgeschichten, Prüfungsdialoge, offene Transferfragen mit Musterlösungen und gezielte Lerntipps. Dazu gibt es Übungs- und Prüfungssitzungen im digitalen Heilpraktiker-Prüfungstrainer.
Inhalte Skript „Nervensystem“:
- Anatomie und Physiologie des Nervensystems
- Neurologische Untersuchung
- Neurologische Erkrankungen
Das Heilpraktiker-Kolleg umfasst 18 Lernmodule:
- Beruf Heilpraktiker
- Biologie, Pathologie, Infektiologie
- Der Weg zur Diagnose
- Allopathische Verfahren
- Naturheilkundliche Verfahren
- Hygiene und invasive Techniken
- Herz und Gefäße
- Atmung, Lunge, Blut, Immunsystem
- Ernährung und Verdauung
- Urogenitalsystem
- Bewegungs- und Stützapparat
- Nervensystem
- Sinnesorgane
- Hormone und Stoffwechsel
- Psychiatrische Krankheitsbilder
- Schwangerschaft und Geburt
- Pädiatrie und Geriatrie
- Notfälle und kritische Situationen
Auch als günstiges Komplettpaket erhältlich:
- alle 18 Themenskripte im praktischen Schuber
- 12-monatiger Zugang zum digitalen Heilpraktiker-Prüfungstrainer von Haug
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2 Neurologischer Status: Untersuchung des Nervensystems
Die Diagnostik bei Erkrankungen des Nervensystems gehört im Vergleich zu anderen Organen zu den umfangreichsten, da die Krankheitsbilder des Nervensystems sehr komplex sind.
In der Naturheilpraxis bieten sich zahlreiche Möglichkeiten der Diagnostik, die unabhängig von bildgebenden Verfahren, Laborbefunden und Spezialtests zielführende Ergebnisse präsentieren können. In der Vielfalt liegt also auch eine Chance. Die Gesamtheit der Befunde (und auch die dazugehörigen Untersuchungen) werden als neurologischer Status bezeichnet.
Neurologischer Status. Der neurologische Status umfasst zahlreiche klinische Untersuchungsmethoden. Ihre Gruppierung, Priorisierung und Benennung sind in Literatur und Praxis nicht einheitlich. Ihre Auswahl, Anwendung und Bedeutung richten sich im Praxisalltag nach der Ausgangssituation, mit der sich der Patient vorstellt.
Der neurologische Status umfasst:
-
Inspektion
-
Anamnese
-
Tests und Zeichen: v.a. Hirndruckzeichen, Hirnnerventests, Meningismustests, Reflexstatus (Muskeleigenreflexe und -fremdreflexe), Kleinhirnzeichen und Ataxieprüfung, Pyramidenbahnzeichen (pathologische Reflexe), Sensibilitätsprüfungen, Krafttests, FAST-Test (Apoplexie-Tests) und psychiatrischer Status/Befund.
Ergeben sich im Rahmen der Untersuchung Unklarheiten oder ein Verdacht, ist i.d.R. eine ? weitere Befundung durch bildgebende Verfahren oder/und Laborbefunde angezeigt.
2.1 Indikationen
Die Indikation zur Durchführung (von Teilen) des neurologischen Status ergibt sich aus den Symptomen, mit denen sich ein Patient vorstellt. Dies sind v.a.
-
akute oder chronische spastische oder schlaffe Paresen (Lähmungen und Krämpfe); Bewegungseinschränkungen, motorische Störungen (z.B. Gangstörungen, Tastblindheit)
-
Parästhesien (Missempfindungen) oder fehlende Sensibilität (z.B. Berührung, Temperaturempfinden)
-
Nervenschmerzen (Neuralgien), Muskelschmerzen (Myalgien)
-
Dreh- und Schwankschwindel
-
Tremor (Zittern)
-
Seh- und Sprachstörungen
-
Kopfschmerzen
-
psychiatrische Auffälligkeiten (z.B. Orientierungs- und Bewusstseinsstörungen, Wesensveränderungen, Merk- und Gedächtnisstörungen)
2.2 Inspektion des Patienten
Die klinische Untersuchung beginnt mit der Inspektion des Patienten. Hier können bereits wichtige Anhaltspunkte ermittelt werden:
-
Bewegungsbild des Patienten: Bewegt sich der Patient sicher und geschmeidig? Bewegt er beim Gehen die Arme physiologisch mit? Steht er sicher? Auffallen könnten u.a.: spastische und schlaffe Paresen, Tremor, Fehl- und Schonhaltungen, Hilfshandlungen (z.B. Festhalten).
-
Auffälligkeiten der Augen: Bestehen z.B. Anisokorie (ungleich große Pupillen) oder entrundete Pupillen (beides potenzielle Alarmzeichen!), ein Nystagmus (Zittern der Augäpfel), eine Lichtstarre (Probleme der Pupille, sich an die Lichtverhältnisse anzupassen), eine Fehlstellungen der Bulbi, eine Ptosis (Herabhängen des Augenlids)?
-
Gesichtsmotorik: Hat der Patient Tics oder Lähmungen? Gibt es deutliche Asymmetrien der Gesichtshälften oder eine mimische Starre?
-
Allgemeines Erscheinungsbild: z.B.: Unruhe, Pflegezustand, Geruch, Sprachstörungen.
Merke
Psychiatrische Erkrankungen
Denken Sie daran, dass neurologische Befunde ggf. auch im Zusammenhang mit psychiatrischen Erkrankungen gesehen werden müssen.
2.3 Anamnese
Aufgrund der Vielfalt der neurologischen Erkrankungen und Untersuchungsmöglichkeiten ist bei nicht akuten Geschehen ein ausführliches Anamnesegespräch unabdingbar für das weitere Vorgehen.
Das Gespräch beginnt in der Regel mit der Erfassung der Patientendaten und dem freien Bericht des Patienten über seine Beschwerden sowie den Grund seiner Vorstellung in der Praxis. Zur Präzisierung wird nachgefragt. Mehr zur Diagnostik finden Sie im Lernmodul 3 „Der Weg zur Diagnose“.
2.3.1 Verdacht auf zentrale Störung (ZNS)
Bei Verdacht auf eine Störung des zentralen Nervensystems, insbesondere des Gehirns, sind v.a. folgende Aspekte von Bedeutung:
-
Trauma mit Kopfverletzung, Kopfschmerzen
-
Schwindel (v.a. horizontaler Ruheschwindel / Schwank- und Drehschwindel)
-
Sehstörungen (z.B. Gesichtsfeldausfälle, temporärer Ausfall des Sehens, Doppelbilder)
-
weitere anamnestisch ermittelbare Aspekte der ? Hirndruckzeichen: Übelkeit, Erbrechen, Temperaturerhöhung, Wesensveränderungen (z.B. Angst, Affektstörungen), Schluckauf, Sprach-, Schluck- und andere motorische Störungen
-
relevante Vorerkrankungen: z.B. Tumoren, Arteriosklerose und Hypertonie, Herzklappenfehler und Herzrhythmusstörungen, hormonelle Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenfehlfunktion, Cushing-Syndrom), Niereninsuffizienz (u.a. mit Elektrolytstörungen), Leberinsuffizienz (u.a. mit hohem Serum-Spiegel für Ammoniak oder erniedrigtem Spiegel für Vitamin B12 und Vitamin B1), Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus), psychiatrische Erkrankungen
-
Risikofaktoren (neben Vorerkrankungen): Drogenabusus und -entzug, Medikamentenwirkungen, Noxen-Exposition
-
familiäre Disposition: psychiatrische Erkrankungen, Krampf- und Anfallsleiden, Demenzstörungen, Stoffwechselstörungen, Tumorerkrankungen
2.3.2 Verdacht auf periphere Störung (PNS)
Bei Verdacht auf eine Störung des peripheren Nervensystems sind v.a. folgende Aspekte von Bedeutung:
-
Trauma, Über- oder Fehlbelastungen (z.B. von Extremitäten), Entzündungen und Infektionen
-
relevante Vorerkrankungen: z.B. Tumoren, Arteriosklerose, Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz, Vitamin-B12-Mangel-Anämie, Elektrolyt- und Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus), psychiatrische Erkrankungen
2.4 Untersuchungsmaterialien
Die meisten Tests zur körperlichen Untersuchung bei V. a. neurologische Erkrankungen lassen sich mit einfachen Hilfsmitteln durchführen, ggf. auch ohne. In einigen Fällen sind Hilfsmittel oder Geräte notwendig ( ? Abb. 2.1).
Neurologisches Testset.
Abb. 2.1
(Foto: J. Sengebusch)
2.4.1 Reflexhammer
Ein Reflexhammer gehört zu den unentbehrlichen Instrumenten zur Ermittlung des neurologischen Status ( ? Abb. 2.2). Man nutzt ihn für ? Muskeleigenreflexe, aber auch für die ? Sensibilitätsprüfung. Die meisten Reflexhämmer verfügen über 2 unterschiedlich große und geformte Gummipole zur Perkussion. Einige Modelle verfügen zur Sensibilitätsprüfung zusätzlich über einen kleinen integrierten Metalldorn und einen Pinsel.
Reflexhammer.
Abb. 2.2
(Foto: K. Oborny, Thieme...