Heldt | Siebenmeter für die Liebe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Heldt Siebenmeter für die Liebe

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-423-41073-1
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Nur Augen für den tollen SportlehrerPaula kann es nicht fassen: Da steht ihr neuer Sportlehrer vor ihr und sie kriegt keinen Ton mehr raus. Ausgerechnet sie, die Vereinshandballerin. Aber genau das ist das Problem: Der Lehrer ist nämlich niemand anderes als Florian Hoffmann – Ex-Bundesligaspieler und Paulas Lieblingshandballer – mit Augen so grün wie das Meer. Höchste Zeit, dass Paula ihre Sprache wiederfindet, schließlich sind auch die anderen Mädchen nicht blind.
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Ich hasse Aufstehen
Plötzlich bin ich allein vor dem Tor. Ich springe höher, als ich je zuvor gesprungen bin, lege alle Kraft in den Wurf, sehe den Ball aufs Tor fliegen: rechter Innenpfosten, linker Innenpfosten, Netz. Das Siegtor. Gewonnen. Ja, ja, ja! Wir sind Weltmeister. Die Zuschauer in der Halle toben, trampeln mit den Füßen, der Schiedsrichter pfeift ab und pfeift und pfeift.   »Paula! Bist du taub?« Mit wenigen Schritten ist meine Mutter an meinem Bett und schlägt mit Schwung auf den Wecker. »Es klingelt seit zehn Minuten. Los jetzt, komm hoch, es ist gleich sieben Uhr.« Ich bin immer noch im Siegestaumel und antworte nicht. Ihre Stimme ist jetzt ein Zimmer weiter. Ich lasse meine Augen zu. »Anton. Aaanntooon.« Mein kleiner Bruder hat anscheinend auch keinen Bock, sich aus seinen Träumen zu verabschieden. Leider ist meine Mutter zäh. »Anton, hallo, aufwachen. Die Sonne scheint.« Widerwillig mache ich die Augen auf und sehe mich um. Statt Tribünengesängen höre ich Antons Brummen, statt Trikot trage ich ein geringeltes T-Shirt und statt Weltmeister bin ich ein Handballtalent ohne Verein.   Seit zwei Wochen wohnen wir in Hamburg. Mein Vater ist jetzt irgendeine Art Chef in der Zentrale seiner Bank geworden, ich habe extra nicht genau hingehört, was er da nun soll, es ist mir auch total egal. Weil mein Vater nun Karriere macht, muss die ganze Familie umziehen, 100 Kilometer zwischen Arbeitsplatz und Familie sind angeblich zu viel. Das sagt meine Mutter, die so tut, als wäre der Umzug das Beste, was uns allen passieren könnte. So ein Quatsch. Ausgerechnet Hamburg! Ich habe tagelang im Internet gegoogelt, Hamburg ist in der Verbrechensstatistik ganz weit oben. Egal was, Morde, Diebstähle, Entführungen, Erpressungen; Hamburg ist immer dabei. Ich habe meinen Eltern mitgeteilt, in was für eine kriminelle Gegend sie uns verschieben wollen, mir wäre es ja egal, aber Anton, der freundliche und arglose Anton ist schließlich erst acht Jahre alt und somit doch eine ganz leichte Beute für jeden Verbrecher. Meine Eltern haben behauptet, das neue Haus liegt in einer sehr sicheren Gegend, ich sollte mir mal keine Sorgen machen. Gut, habe ich gesagt, dann will ich auch keine Heulerei, wenn Anton verschleppt wird. Ich sparte mir die Information, dass Dieter Bohlen ebenfalls in Hamburg wohnt, für später auf. Meine Mutter hasst ihn.   Meine Mutter steht wieder in meiner Tür. »So, Anton ist wach. Du liegst ja immer noch im Bett. Komm jetzt frühstücken!« Sie verschwindet, ich setze mich auf und sehe Anton im Flur. Seine Haare sind völlig verstrubbelt, seine Brille sitzt schief. Er lächelt mich an. Wenn er dann mal aufgewacht ist, hat er sofort gute Laune. Er wird nur nie schnell wach. »Guten Morgen, Paula.« Anton geht nach unten. Ich glaube, er hat gar nicht mitbekommen, dass wir umgezogen sind. Ich muss ihm das noch mal deutlich machen. Er kann ruhig auch mal ein bisschen maulen.   Als ich in die Küche komme, kotzt Mr Bean gerade auf den kleinen neuen Küchenteppich. Meine Mutter stürzt sofort hin und versucht, mit der einen Hand den Kater wegzuschieben und mit der anderen den Teppich zu retten. Vergeblich. Mr Bean reihert in Ruhe zu Ende und springt danach auf die Fensterbank. Der Teppich ist wohl hin. »Wer hat denn den Kater reingelassen?« Meine Mutter ist sauer und fixiert mich. Ich streiche Mr Bean über den Kopf, er schnurrt und lässt sich auf die Seite fallen. »Man sollte Katzen nicht verpflanzen, sie ertragen keinen Ortswechsel und rächen sich auf ihre Weise. Sie vergeben das nie.« Anton sieht mich mit großen Augen an. »Und du meinst, Mr Bean kotzt jetzt immer?« »Anton. Bitte nicht solche Wörter.« Meine Mutter schrubbt schlecht gelaunt auf dem Teppich rum. »Und du erzähl ihm nicht immer solchen Blödsinn. Solange Mr Bean sein Futter kriegt, ist es ihm egal, wo er wohnt.« »Zu Hause hat er nie gekotzt.« »Paula! Hier ist jetzt zu Hause. Und es heißt, er hat sich übergeben.« »Wie auch immer. Katzen hassen Umzüge. Du wirst es noch erleben.« Ich setze mich an den Tisch und warte. Ein Wunder, meine Mutter lässt mir das letzte Wort. Dann ist sie wirklich sauer. Aber es ist auch nicht einzusehen, dass Mr Bean seit zwei Wochen im Keller schlafen muss, bloß weil meine Mutter Angst um ihren neuen Parkettboden hat. »Außerdem hat er gar nicht auf das Parkett gekotzt und …« »Paula. Bitte.« Der Fleck auf dem kleinen Teppich wird immer größer, die Stimme meiner Mutter klingt nicht so, als hätte sie Lust zu diskutieren. Ich gucke Anton an, der sich die Rückseite der Cornflakes-Packung durchliest, während er sich einen Löffel nach dem anderen in den Mund schiebt. »Na, Anton? Wie findest du eigentlich die neue Schule?« Meine Mutter stöhnt, dabei ist meine Stimme zuckersüß. Anton sieht hoch. »Gut.« »Besser als in Mackelstedt?« »Noch nicht.« Ich schaue meine Mutter an. »Anton hat auch Heimweh. Ellen hat mir gestern eine SMS geschickt, dass unser Haus immer noch leer steht. Wir könnten wieder zurück.« Sie wirft die Papiertücher in den Abfalleimer und lässt sich auf einen Stuhl sinken. »Paula, ich kann es nicht mehr hören. Ich bin als Kind dauernd umgezogen, da wirst du es wohl auch mal schaffen. Papa ist jetzt ein halbes Jahr entweder im Hotel oder auf der Autobahn gewesen, das ist doch kein Leben. Jetzt sind wir doch wenigstens wieder alle zusammen.« »Na toll«, ich ziehe die Cornflakes vor Antons Nase weg, »und wo ist Papa jetzt?« »Er musste heute früher anfangen. Ausnahmsweise. Wir haben uns gestern Abend übrigens mal die Hamburger Handballvereine aus dem Internet ausgedruckt. Es gibt jede Menge, es ist leicht, was zu finden.« »Vergiss es.« Ich gieße die Milch mit so einem Schwung in die Schüssel, dass eine kleine Fontäne auf den Boden spritzt. Mr Bean springt sofort von der Fensterbank und erledigt das, unter dem genervten Blick meiner Mutter. »Ich spiele nicht mit so Großstadtzicken.« »Paula, du kannst dir doch wenigstens mal was ansehen.« »Nein.« Ich schiebe die halb volle Schüssel zurück und stehe auf. »Entweder TuS Mackelstedt oder gar nichts. Ihr wolltet umziehen. Ich nicht. Und jetzt gehe ich in diese beknackte Schule, in der ich kein Schwein kenne.«   Meine Mutter sieht mir vom Küchenfenster aus hinterher, da bin ich sicher. Also lasse ich die Schultern hängen und gehe mit schleppendem Gang los. Sie kann ruhig ein schlechtes Gewissen kriegen. Am Ende der Straße steigt ein großer Mann mit einer riesigen Sporttasche aus einem Auto. Er sieht von Weitem aus wie Heiner Brand, der Handballbundestrainer. Ich kneife die Augen zusammen und gehe ein bisschen schneller. Das wäre ja ein Hammer. Sicherheitshalber drehe ich mich noch mal zum Küchenfenster um. Nichts. Schultern hoch und los. Der Trainer geht auf einen Mann zu und gibt ihm die Hand. Ein Reporter? Der Tasche nach könnte es sein. Platz für Aufnahmegeräte und Fotoapparate. Ich bin noch nicht nah genug dran. Sie reden miteinander. Noch zwanzig Meter. Je näher ich komme, desto weniger sieht der Typ aus wie Heiner Brand. Er ist viel jünger, blonder und hat nicht mal einen Bart. Es war wohl doch nur die Sporttasche. Und die Größe. Na ja, aber ich habe fast den Bundestrainer gesehen. Er fährt weg, der andere bleibt stehen. Ich muss an ihm vorbei, grüße freundlich, sein Blick ist verwundert. An einer Ampel muss ich warten, Zeit genug, ihm einen Blick über die Schulter zuzuwerfen. Ich bilde mir ein, seine Stimme zu hören: »Warte mal, bist du nicht …? Natürlich, ich erkenne dich, das ist doch Paula Hansen vom TuS Mackelstedt? Ich werde verrückt. Halt!« Natürlich warte ich, schließlich ist die Ampel immer noch rot. Schon steht er neben mir. »Die berühmte Paula Hansen. Ich bin Sportjournalist und ein riesiger Fan von dir. Ich habe alle Spiele von dir gesehen, ah, das 8:0 damals gegen Kiel, oder das 12:11 in der letzten Minute gegen Oldenburg, das waren Sternstunden des Frauenhandballs, aber was um alles in der Welt tust du hier?« Ich lege beruhigend meine Hand auf seinen Arm und sehe ihn bezwingend an. »Das kann ich Ihnen nicht in zwei Minuten erklären, aber ich habe ein Problem. Sogar ein großes. Ich kann im Moment nicht spielen, so wie es aussieht, noch lange nicht. Man hält mich hier gefangen, fernab von Sporthallen und Handbällen.« »Nein!« Der Reporter schreit es fast. »Das geht nicht. Du musst spielen! Ich werde dir helfen, ich habe Kontakte, warte ab, überlass alles uns. Wir holen dich zurück nach Mackelstedt.« »Ich muss gehen.« »Warte. Morgen früh, dieselbe Zeit, derselbe Ort.« »Ja.« Ich brülle ihm die Antwort begeistert entgegen und knalle mit voller Wucht in einen Rücken. Mein Gesicht ist umgeben von rotem Haar. Wir springen im selben Moment auseinander und sehen uns erschrocken an. Die gute Nachricht ist, dass ich sie kenne: Sie sitzt in der neuen Klasse neben mir. Die schlechte Nachricht: Ich habe keine Ahnung, wie sie heißt. Janina, Jasmin, Julia? Sie reibt sich das Kreuz, während sie mich verwirrt ansieht. »Hallo Paula. Hast du mich nicht gesehen?« Sie ordnet ihren langen roten Pferdeschwanz, den ich bei der Kollision etwas durcheinandergewirbelt habe. »Hallo, ähm, ich war mit den Gedanken woanders. Entschuldigung.« Janinajasminjulia runzelt die Stirn. »Wohnst du hier in der Gegend?« »Ja, da hinten, Sielstraße. Und du?« Sie zeigt die Straße runter. »Über der...


Heldt, Dora
Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a. ›Urlaub mit Papa‹, ›Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt‹ oder ›Drei Frauen am See‹) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis (u.a. ›Wir sind die Guten‹), Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.

Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a. ›Urlaub mit Papa‹, ›Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt‹ oder ›Drei Frauen am See‹, ›Drei Frauen, vier Leben‹) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.


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