Henry | Mühle mit Meerblick | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Henry Mühle mit Meerblick

Liebesroman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95576-866-9
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Liebesroman

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-95576-866-9
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein altes Foto ist das Einzige, was Line von ihrer Mutter hat. Im Hintergrund zu sehen ist eine Mühle am Strand. Durch Zufall findet Line heraus, dass es sich um eine Aufnahme von der Ostseeinsel Strynø handelt. Kurz entschlossen reist sie dorthin, um ihre Wurzeln zu finden. Tatsächlich trifft sie auf eine Verwandte und wird mit offenen Armen empfangen. Zum ersten Mal erfährt Line so etwas wie Geborgenheit. Wie eine wärmende Decke umhüllt sie der Zauber des Eilands. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Adam, der zurückgezogen in der Mühle am Strand lebt ...



Kim Henry ist das Pseudonym des deutsch-dänischen Autorinnen-Duos Nicole Wellemin und Corinna Vexborg. Corinna und Nicole lernten sich 2011 in einem Hobby-Schriftstellerforum kennen und stellten bald fest, dass sie die Leidenschaft für romantische Geschichten mit Happy End teilen. Seither lassen sie das Internet zwischen der dänischen Insel Fünen und dem bayerischen München glühen. Über eine Entfernung von über tausend Kilometern hinweg entstanden auf diese Weise zahlreiche Romane, von denen einige es bereits auf die BILD-Bestsellerliste geschafft haben.

Henry Mühle mit Meerblick jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Kapitel

Endlich da! Line warf den schweren Rucksack von sich, der mit einem dumpfen Plopp auf den Asphalt fiel. Nur wenige Schritte entfernt plätscherten leise Wellen an den schmalen sandigen Strand und raschelten im trockenen Seegras.

Line ließ den Blick schweifen. Eine gefühlte Ewigkeit hatte sie gebraucht, um von Kopenhagen hierherzukommen. Erst mit dem Zug, dann mit dem Überlandbus und zum Schluss noch mal einige Kilometer zu Fuß. Ihre Schultern schmerzten von den Riemen des Rucksacks, ihr Rücken war vom langen Sitzen ganz steif. Doch dieser Ausblick entschädigte für vieles.

Es war genau wie auf den Bildern im Fernsehen, wie in der Reportage, die Line zufällig gesehen und die sie hierhergetrieben hatte. Wie hatte der Moderator der Sendung die Gegend genannt? Die Dänische Südsee. Line erinnerte sich, dass sie darüber gegrinst hatte. Bei dem Wort Südsee dachte man unwillkürlich an knappe Bikinis, Waschbrettbäuche, Cocktailschirmchen und Palmen. Alles nicht gerade das Erste, was einem in den Sinn kam, wenn man die Wörter dänische Küste hörte.

Und jetzt?

Da waren die kleinen Pfützen aus Silber, die auf den Wellen tanzten. Die unversperrte Aussicht auf diese ganz eigene Welt aus flachen, teilweise winzig kleinen Inseln, die auf dem Silberpfützenmeer schwammen. Das Blau des Himmels war ein paar Nuancen heller als das Blau des Wassers, und die paar zerteilten Wattebäuschchen, die reglos am Himmel ruhten, gingen kaum als Wolken durch. Segelboote ließen sich vom Wind auf dem Meer zwischen der Inselwelt treiben, und hier und da schaukelte ein kleines Fischerboot auf dem Wasser.

Eine dieser Inseln war Strynø. Strynø, ein Ort, von dem sie bis vor einigen Tagen noch nie etwas gehört hatte, der jetzt aber für so viel stand. Ihr Herz machte einen Satz. Plötzlich schien nicht einmal mehr die Sonne unerträglich stechend, sondern angenehm warm. Langsam wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Sie hätte Sonnencreme einpacken müssen, aber wer dachte daran, wenn er Mitte Mai in Skandinavien unterwegs war?

»Ganz schön heiß heute, nicht wahr?« Line war so vertieft in ihre Gedanken gewesen, dass sie nicht gemerkt hatte, wie sich eine Spaziergängerin zu ihr gesellt hatte. In der Hand der Frau baumelte eine kurze braune Lederleine. Etwas abseits, in der Nähe der sichtlich in die Jahre gekommenen Hafengebäude, schnüffelte ein kniehoher Fellball im Seetang.

»Ja.« Line lächelte. »Ich war noch nie hier in der Gegend, doch ich hätte nicht geglaubt, dass es so anders ist als Kopenhagen. Dort haben wir immerhin auch reichlich Meer. Aber das hier? Die Farben. Das Licht, alles wirkt viel geheimnisvoller.«

Der Blick der Frau fiel auf den Rucksack zu Lines Füßen. »Dann machst du Urlaub hier? Hast du Verwandte in der Gegend?«

Bei dem Wort Verwandte zog sich alles in Line zusammen. »Ich …« Sie schüttelte den Kopf und zögerte. Es auszusprechen, würde bedeuten, Hoffnung zuzulassen. Sich einzugestehen, dass sie wieder einmal wagte zu träumen. »Ich habe im Fernsehen eine Reportage über Strynø gesehen, da gab es auch Bilder von der Mühle, und da musste ich einfach hierher.« Das war zumindest nicht gelogen, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Dass sie ein paar Details ausließ, konnte ihr schließlich niemand vorwerfen. Sie kannte die Frau nicht mal, wieso hätte sie ihr ihr ganzes Herz ausschütten sollen? Obwohl die Fremde durchaus nett wirkte mit ihrem Hund und den verwaschenen Espadrilles. Doch Line fürchtete, dass die Frau sie für durchgeknallt halten würde, sobald sie erfuhr, dass Line innerhalb weniger Tage ihr komplettes Leben umgekrempelt hatte, nur um einer vagen Hoffnung nachzuspüren. So etwas taten schließlich nur Verrückte. Oder Träumer, die nicht mehr viel zu verlieren hatten. Line wischte ihre Bedenken beiseite. Sie hatte es so weit geschafft, jetzt würde sie es auch durchziehen.

Irgendwo, zwischen hier und der Insel, näherte sich ein silberner Punkt auf dem Wasser und wurde immer größer. Das musste die Fähre sein. Bei ihrem Eintreffen im Hafen hatte Line laut dem Fahrplan, den sie aus dem Internet heruntergeladen hatte, noch gut zwanzig Minuten bis zur nächsten Abfahrt gehabt.

»Ja, die Mühle.« Die Frau lachte. »Kein Strynø-Besuch ist komplett ohne mindestens ein Foto von dem alten Ding. Dabei drehen sich die Flügelblätter nicht einmal mehr. Es ist schon Ewigkeiten her, dass da Mehl drinnen gemahlen wurde. Mittlerweile ist der alte Klotz seit Jahren in Privatbesitz.«

»In Privatbesitz?« Erneut machte Lines Herz einen Satz. Diesmal noch heftiger als vorhin beim Anblick der Insel. Konnte es womöglich so einfach sein? »Weißt du, wer da jetzt drinnen wohnt? Ich suche nämlich jemanden auf der Insel. Eine Frau. Sie müsste jetzt ungefähr …«

Hinter ihr wurde es lauter. Eltern riefen ihre Kinder zu sich, Wagentüren wurden geschlossen, Motoren sprangen an. Die Fähre näherte sich viel schneller, als Line es einem so behäbig wirkenden Schiff zugetraut hätte, und plötzlich musste sie sich sputen.

Die Gassigängerin schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid. Ich hab keine Ahnung. Ich wohne hier in Rudkøbing, und obwohl das nur ein Katzensprung von Strynø liegt, ist es dort wie in einer anderen Welt. Warte nur ab, bis du da bist, dann wirst du das verstehen. Auf Strynø ticken die Uhren einfach anders.«

Um darüber nachzudenken, was die Fremde mit dieser kryptischen Bemerkung meinte, fehlte Line die Zeit. »Ich muss dann los«, meinte sie zu der Frau und wuchtete sich ihren Rucksack auf den Rücken. Als hätte sie zu ihm gesprochen, hob der Hund den Kopf. Seine Ohren standen frech in zwei verschiedene Richtungen ab. Viel Glück, schien er ihr zu sagen, und Himmel, Glück war wirklich das, was Line brauchte. Kluges Tier.

Auch die Besitzerin des Mischlings verabschiedete sich von Line. Sie wünschte ihr einen schönen Aufenthalt auf der Insel und viel Erfolg bei der Suche, dann gab sie ihrem Hund ein Kommando, dass es weiterging. Seite an Seite stapften die beiden den schmalen Sandstreifen entlang, um ein paar wahllos verstreute Steine herum und auf einen uralt anmutenden Holzsteg zu, ehe sie zwischen zwei der halb verfallenen Hafenkontore verschwanden. Seufzend rückte Line die Riemen ihres Rucksacks zurecht. Um ein Haar wäre sie unter dem Ding zusammengebrochen. Aber jetzt war es ja nicht mehr weit. Endspurt!

Mit leisem Poltern und Rumpeln legte die Fähre am Kai an. Quietschend senkte sich die Laderampe. Ein paar Autos rollten von der Fähre herunter und schienen es sehr eilig zu haben, den Hafenbereich zu verlassen. Während sie auf die Fähre zusteuerte, beobachtete Line die anderen Passagiere, die genauso zügig nun auf dem Kahn verschwanden. Manch einer wechselte noch das eine oder andere Wort mit dem Mann in der dunkelblauen Sicherheitshose mit den Reflexstreifen, der am Geländer stand und alle zwei Sekunden auf seine Uhr starrte. Keiner schien was zu bezahlen.

Vorsichtig näherte sie sich dem Mann. »Hej.«

Aus seinen dunklen Augen schaute er sie an, als würde ihr eine zweite Nase aus der Stirn wachsen. Vielleicht war es aber auch der kurz geschnittene weiße Vollbart, der seiner Miene etwas Brummiges verlieh. Er trug ein dunkelblaues Sweatshirt mit dem Logo der Kommunalverwaltung von Langeland über seiner Hose, die an der Hüfte deutlich zu eng saß. Die Kapitänsmütze, unter der seine Ohren zur Seite wegknickten, war ganz sicher kein Teil seiner Uniform. »Auf die Insel?«, erkundigte er sich nuschelnd.

»Kommt drauf an, wo dieses Schiff hinfährt«, antwortete sie. Was für eine seltsame Frage.

»Nicht nach nirgendwo«, erwiderte er. Auf einmal war da ein Blitzen in seinen Augen. So als amüsiere er sich tatsächlich über ihre Nachfrage.

»Ich hab kein Ticket«, meinte sie. Da sie nicht gewusst hatte, wann genau sie am Hafen sein würde, hatte sie keins im Internet gebucht. Ihre Annahme, dass es leichter sein würde, dann direkt am Hafen eins zu kaufen, erwies sich als Trugschluss.

»Was du nicht sagst.«

Sie wartete, dass er weitersprach, doch er nickte einem aufs Schiff auffahrenden schwarzen Kombi zu und schaute wieder einmal auf seine Uhr.

»Soll das heißen, es macht nichts, wenn ich keinen Fahrschein habe?« Sie verstand gar nichts mehr. Warum spielte es eine Rolle, wohin sie wollte mit einer Fähre, die nur ein Ziel hatte, aber keine, dass sie keine Möglichkeit gefunden hatte, die Überfahrt zu bezahlen?

»Egal.« Er winkte ab. »Also willst du nun auf die Insel oder nicht?«

»Ja, natürlich, was sollte ich sonst hier? Ich hab nur keinen Automaten oder Schalter gefunden, wo ich ein Ticket lösen kann.«

»Kasper kommt nachher rum, wenn wir unterwegs sind.«

»Mit einem Klingelbeutel?«

»Bar, Dankort oder MobilePay. Uns ist das ziemlich egal, doch ich warne dich. Der Bengel weiß, wer auf der Insel wohnt und wer nicht.«

»Und das macht einen Unterschied, weil …«, entgegnete sie.

Er allerdings winkte erneut und rief in ein heruntergelassenes Autofenster: »Nächstes Mal sagst du vorher Bescheid, wenn du den Anhänger dran hast, Jakob. Hast Glück, dass wir nicht ausgebucht sind.«

Der Mann namens Jakob tat diese Bemerkung grinsend ab und parkte seinen Kleinwagen mit vollgepacktem Anhänger in einer der beiden Autoreihen. Der Brummbär unter der Kapitänsmütze wandte sich wieder Line zu. »Weil die Einheimischen als Fußpassagiere nicht zu zahlen brauchen. Staatliche Förderung.«

»Die Glücklichen«, murmelte sie und folgte den anderen Passagieren nach hinten zu einer schmalen weiß gestrichenen...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.