E-Book, Deutsch, 41 Seiten
E-Book, Deutsch, 41 Seiten
ISBN: 978-3-95684-832-2
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Mag. Alexander Herbst ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Finanzmanagement der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Gastlektor an der Aydin Universität Istanbul (Türkei) sowie der National Technical University Charkiw (Ukraine), Lehrbeauftra
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Textprobe: Kapitel 3.1.2.5, Begriff der Kernkompetenz: 3.1.2.5.1, Von (Standard-)Fähigkeiten zur Kernkompetenz: In der Praxis fällt es Unternehmen schwer, den Begriff der KK zu definieren. Viele Definitionen sind zu weit angelegt, andere wiederum decken nicht das gesamte Spektrum ab. Im Folgenden soll daher dieser Begriff, ausgehend vom weitest gefassten Begriff der Fähigkeiten, über den Ausdruck der Schlüsselfähigkeiten bis hin zur umfassenden Definition einer KK schrittweise eingegrenzt werden. Nach dem Grad des Kundennutzens kann man Standardfähigkeiten, Schlüsselfähigkeiten, und KK unterscheiden. Standardfähigkeiten, als weitest gefasster Begriff, bilden dabei die Basis eines Unternehmens. Sie sind notwendig, um überhaupt ein Geschäft betreiben zu können und tragen damit nicht zur Erhöhung des Kundennutzens bei, sondern stellen ein Mindesterfordernis dar. Fehlen Standardfähigkeiten, kann das Unternehmen lang- und mittelfristig nicht mehr weiter existieren. Schlüsselfähigkeiten weisen hingegen ein bereits wesentlich höheres Nutzenniveau auf, sind aber gegenüber der Konkurrenz nicht verteidigbar und bringen somit wegen der Nachahmbarkeit keinen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Erst Kernkompetenzen als die sog. Juwelen des Unternehmens erhöhen den Nutzen beim Kunden massiv, sind verteidigbar und fördern die Wettbewerbsfähigkeit damit entscheidend. Durch diese Ausführungen zeichnet sich der Entwicklungsweg von KK, ausgehend von den allgemeinen Fähigkeiten über Schüsselfähigkeiten hin zu echten KK ab. Dem Management kommen auf diesem Weg vor allem unterstützende und koordinierende Aufgaben zu. 3.1.2.5.2, Begriffsdefinition und Voraussetzungen: Da dem Begriff der KK große Bedeutung zukommt und obige, kurze Definition des Begriffs noch einiger Klarstellungen bedarf, wird im Folgenden darauf nochmals gesondert näher eingegangen. KK werden als 'the collective learning in the organization, especially how to coordinate diverse production skills and integrate multiple streams of technology', also als ein wertschöpfender Prozess bezeichnet, der nach und nach dazu beiträgt, einen verteidigbaren, wahrgenommenen Kundennutzen zu erzeugen, der damit zu nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen führt. KK sind daher ein Maß für die Handlungs- und Problemlösungsfähigkeit einer Organisation, die durch einen höher erzielten Kundennutzen bzw. positiven Kostenbeiträgen dazu beiträgt, dem Konkurrenzkampf entfliehen zu können. Gemäß dieser Definition kommt dem KK-Ansatz auch eine gewisse Bündelungsfunktion zugute, da er sämtliche materielle und immaterielle Ressourcen im Unternehmen in Richtung der Erzielung eines Kundennutzens fokussiert. Nicht unter dem Begriff der KK sind dabei Aktivposten im buchhalterischen Sinne zu subsumieren. In der Bilanz aufscheinende Rechte, Lizenzen, Markenwerte und Patente stellen nie KK dar. Das Wertvolle an der Marke ist nämlich nicht die Marke an sich, sondern vielmehr das geistige Eigentum, das dahinter steckt! Dieses bildet zwar sehr wohl eine KK, scheint aber nicht als solche explizit in der Bilanz auf. Zu beachten gilt es ferner, dass nicht jede KK automatisch ein entscheidender Erfolgsfaktor - weil noch nicht schlagend geworden - sein muss, wie auch nicht jeder entscheidende Erfolgsfaktor eine KK darstellt. Aufgrund der mangelnden Befassung mit dem Begriff und dessen Bedeutung ruhen sich zahlreiche Unternehmen oft auf imaginären KK aus, die in Wirklichkeit gar keine sind, sondern lediglich auf einem 'Vermächtnis der Vergangenheit' beruhen, somit zwar eine stabile Ausgangsbasis bieten, aber keinen Garant für den zukünftigen Erfolg darstellen. Am besten lässt sich dieser Sachverhalt am Beispiel von Intel verdeutlichen. Noch 1993 war Intel eines der profitabelsten Halbleiterhersteller der Welt. Demnach zu vermuten, dass diese Tatsache zwingend auf besonderen Kompetenzen beruhen muss, wäre jedoch ein Trugschluss. In Wirklichkeit fußt der Erfolg Intels nämlich hauptsächlich auf dem 'Vermächtnis' der geistigen Eigentumsrechte, die Intel eine monopolartige Stellung einräumen. Würden diese Rechte nicht bestehen, müsste Intel den Markt mit zahlreichen Konkurrenten teilen. Ob Intel in einem solchen Fall dann auch genauso erfolgreich wäre, wäre dann eine Frage der KK. Werden von KK noch eine Reihe weiterer Voraussetzungen erfüllt, stellen diese sog. dynamische KK, 'strategic asses' oder 'dynamic capabilities' dar. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie als Grundlage für das Hervorbringen weiterer KK dienen können. Zu den dazu notwendigen Voraussetzungen zählen dabei insbesondere, dass sie wissensbasiert, beschränkt handelbar, unternehmensspezifisch, schwer imitierbar und schwer substituierbar sind, ihr Nutzen vom Kunden wahrgenommen wird und sie dadurch die Erschließung immer neuer Märkte und Produkte ermöglichen.